Motive

Fontane arbeitet in seinem Werk Irrungen, Wirrungen mit einigen wiederkehrenden Motiven, die im Folgenden näher erläutert werden.

Garten

  • Der erste Teil der Handlung spielt sich großteils im Garten der Dörr‘schen Gärtnerei ab
  • Der Garten erinnert als Motiv an das biblische Paradies: Zunächst können Lene und Botho dort ihre Liebe genießen, bis sie ähnlich wie Adam und Eva scheitern und das Paradies verlassen
  • Außerdem spiegelt der Garten wider, in welch verschiedenen Welten Lene und Botho leben:
    Für Lene ist der Garten gleichzusetzen mit ihrem ärmlichen, einsamen Zuhause; dass sie nur dort mit Botho zusammen sein kann, gibt ihr ein eingeengtes Gefühl
    Für Botho ist der Garten eine friedliche Oase, die ihm eine Alltagsflucht ermöglicht; er kann sich Lene nicht fernab des Gartens vorstellen und stört sich auch nicht daran

Blumen

  • Passend zum wichtigen Garten-Motiv spielen auch Blumen eine bedeutende Rolle
  • Die jeweilige Definition von Blumen zeigt die unterschiedlichen Lebenswelten von Lene und Botho; sind für Lene auch Wiesenkräuter Blumen, zählen diese für Botho nicht
  • Die Auswahl der Blumen für ihren jeweiligen Strauß soll daher näher betrachtet werden:
    Lene: Vergissmeinnicht (stehen für Treue und Abschied), Teufelsabbiss (eine Heilpflanze), Ehrenpreis (ebenfalls eine Heilpflanze) und Immortellen (stehen für ewige Tugend)
    Botho: Ranunkel (steht für Anziehung), Mäuseohr (ein falsches Vergissmeinnicht), Löwenzahn (steht für Vergänglichkeit)
    Es wird deutlich, dass Lene wahre Liebe hegt, aber das Ende kommen sieht; Botho dagegen bewundert Lene, kann sie aber nicht genug wertschätzen, um sich entgegen der Gesellschaftszwänge für sie zu entscheiden

Herdfeuer

  • Immer wieder baut Fontane das Motiv des Feuers ein, welches symbolisch für die menschliche Wärme stehen soll
  • Im Hause Nimptsch etwa sitzt die alte Dame immer vor einem Herdfeuer; dies spiegelt die familiäre Wärme wider, die bei Lene und ihrer Pflegemutter herrscht
  • Botho genießt bei seinen Besuchen diese Wärme sehr, die er offenbar in seinem Alltag so nicht erfährt
  • Anders als Lenes und Bothos warme Liebe ist die Ehe von Käthe und Botho eher kühl dargestellt; so sind bei ihnen die Kamine nur zu Dekozwecken gut, während die Fenster offenstehen

Märchen

  • Zu Beginn der Handlung arbeitet Fontane außerdem mit dem Märchen-Motiv
  • Die Atmosphäre bei Nimptschs wird auf Seite 6 als „halb märchenhafte Stille“ beschrieben
  • Frau Dörr überlegt an anderer Stelle, ob Lene vielleicht in Wahrheit eine Prinzessin ist (S. 8)
  • All das soll von vornherein klarmachen, dass die Liebe von Lene und Botho gerade schön sein mag wie ein Märchen, dass sie aber wie jedes Märchen ein Ende haben wird, da sie nicht fürs reale Leben gemacht sind

Erinnerung

  • Der Umgang mit Erinnerungen wird ebenfalls mehrfach thematisiert und zeigt die Unterschiede zwischen Lene und Botho
  • Lene freut sich über Erinnerungen; sie ist froh, dass ihr keine die Erinnerungen nehmen kann (S. 105)
  • Botho dagegen will genau diese Erinnerungen später unbedingt loswerden; er verbrennt Lenes Liebesbriefe und den Blumenstrauß in der Hoffnung, sie so endlich vergessen zu können (S. 156)