Feminismus
Eine weitere Lesart für das Werk Medea. Stimmen ist, es feministisch zu interpretieren.
Dies ist zunächst einmal an Christa Wolfs Herangehensweise an den Medea-Mythos zu erkennen. Anstatt Medea wie Euripides oder andere Autoren als Mörderin darzustellen, nahm sie sich der Geschehnisse aus weiblicher Sicht an. Wolf konnte nicht glauben, dass Medea ihre eigenen Kinder ermordet haben soll. Bei ihren Forschungen erkannte sie, dass Ritualmorde für mehr Fruchtbarkeit von den männlichen Autoren vor ihr falsch gedeutet wurden.
Desweiteren stellt Christa Wolf ihre Medea als emanzipierte Frau dar:
- Medea kommt als starke Frau nach Korinth und kämpft gegen das patriarchalische System an bzw. will sich nicht unterordnen
- Es wird beschrieben, dass in der Tradition der Kolcher Frauen auf dem Thron saßen und dass in Kolchis generell Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau herrscht
- In Korinth regt Medea bei den Frauen ein kritisches Nachdenken über Gleichberechtigung und das Verhalten der Männer an (vgl. S. 112)
- Die Männer in Korinth verunsichert Medea mit ihrer emanzipierten Art; in deren Augen ist sie keine richtige Frau
- Kreon fürchtet Medea; verändert sein Verhalten, wenn sie im Raum ist und wird hilflos
- Akamas sieht sich durch Medea bedroht; er kann sich nur mit einer Intrige helfen
- Jason kommt nicht mit Medeas Wunsch nach Gleichberechtigung klar und sieht Frauen als minderwertig (S. 55-56); um sich als Mann mächtig zu fühlen, vergewaltigt er Medea
- Leukon ist fasziniert von Medea, erkennt durch sie allerdings seine Feigheit und gibt ihr die Schuld (S. 213)