Personen	Handlungs-ort	Inter- pretation
Marthe Margarete Mephisto- pheles	Haus der Nachbarin Marthe Schwerdtlein	Marthe: Rolle der Kupplerin Kleider demonstrierten damals die Zugehörigkeit zur jeweiligen Schicht; eine unverheiratete Bürgerin wie Gretchen durfte nur dezenten, einfachen Schmuck tragen Gretchen träumt den Traum vom sozialen Aufstieg (symbolisiert durch das Anlegen des Schmucks in Marthens Haus) bewusst ist kein rein naives Opfer Fausts Mephisto trägt bewusst zu Gretchens Traum vom sozialen Aufstieg bei, indem er sie als „vornehmen Besuch“ (V. 2902) bezeichnet Mephistos Geschichte vom angeblichen Tod des Ehemannes zielt nur auf ein Treffen von Faust und Gretchen ab

Nachdem Gretchen zum zweiten Mal ein Schmuckkästchen in ihrem Kleiderschrank gefunden hat, geht sie damit direkt zu ihrer Nachbarin, Marthe Schwerdtlein. Diese ist von ihrem Mann verlassen worden und fühlt sich sehr einsam. Da sie erst wieder heiraten kann, wenn ihr Mann offiziell für tot erklärt worden ist, wünscht sie, sie hätte einen Totenschein (vgl. Sz. 10, Z. 277 f.). Marthe rät ihrer jungen Nachbarin sofort, das zweite Kästchen der Mutter zu verschweigen (vgl. Sz. 10, Z. 48 f.). Gretchen weiß aber auch, dass sie weder auf der Straße noch in der Kirche den extravaganten Schmuck tragen kann. Die kleinbürgerliche junge Frau legt daraufhin den Schmuck in Marthens Haus an und bewundert sich damit im Spiegel. Mephisto erscheint vor Marthes Haus und bezeichnet Gretchen als „vornehmen Besuch“ (Sz. 10, Z. 82). Anschließend erzählt er Gretchens Nachbarin, dass ihr Mann gestorben sei. Er erfindet die Umstände des angeblichen Todes und stürzt Marthe Schwerdtlein so in ein Wechselbad der Gefühle: Zum einen erzählt er der Witwe, ihr Ehemann habe auf dem Sterbebett seine Liebe zu seiner Frau bekundet; andererseits habe sich ein „schönes Fräulein“ (Sz. 10, Z. 225) seiner angenommen. Um die Todesumstände von Marthes Mann zu klären, schlägt Mephisto vor, sie und Gretchen zusammen mit Faust zu besuchen.