Entstehung und Einordnung

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Aus: Franz Kafka: Der Prozess, SchulLV, 2021, Karlsruhe.
Zitiergrundlage: Kapitel = Kap., Zeilen = Z.

Entstehung und Einordnung

Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.
Wohl kaum ein anderer Romananfang brennt sich so nachhaltig ins Gedächtnis des Lesers wie der zu Kafkas Prozess;. Wäre es nach seinem Verfasser gegangen, hätte das Werk jedoch erst gar nicht veröffentlicht werden dürfen - Kafka starb 1924 an Tuberkulose und hatte für den Todesfall verfügt, seine unveröffentlichten Texte mitsamt den fragmentarischen Romanen zu verbrennen. Einen Teil seines Werkes hatte Kafka bereits selbst vernichtet. Zum Glück für die Nachwelt war das Romanfragment „Der Proceß“ nicht unter diesen Werken.

Abb. 1: Franz Kafka, 1923.
Der Autor selbst bezeichnete seine Schöpfung als „künstlerisch misslungen“ und zweifellos wäre das Buch der Vernichtung anheim gefallen, wäre nicht Max Brod gewesen. Brod stammte ebenfalls aus Prag, war wie Kafka jüdisch und stammte aus einer gehobenen und kultivierten Bürgerschicht. Die beiden Männer freundeten sich an und so wurde Brod Kafkas Mentor und nicht zuletzt dessen Nachlassverwalter.
Anders als sein Freund war Brod der Überzeugung, dass es sich bei Dem Prozess um Kafkas „größtes Werk“ handelte, sodass er den Fragment gebliebenen Roman 1925 veröffentlichte, also bereits ein Jahr nach Kafkas Tod. Diese Publikation gegen den ausdrücklichen Willen blieb nicht unumstritten, doch sollte Brod mit seinem Gefühl Recht behalten. In den 1930er-Jahren wurde das Buch in mehrere Sprachen übersetzt und auch im deutschsprachigen Raum fand Kafka nach dem Ende der Naziherrschaft größte Beachtung. Heute zählt Der Prozess zu den wichtigsten Romanen des 20. Jahrhunderts und zweifellos zur Weltliteratur.
Abb. 2: Erstausgabe von Der Prozess.
Die Schrift ist unveränderlich und die Meinungen sind oft nur ein Ausdruck der Verzweiflung darüber.
Wie wir sehen werden, steht die Türhüterlegende überhaupt in vielerlei Hinsicht sinnbildlich für das Romanganze: Romanwelt und Legende sind rätselhaft und für den Leser undurchdringlich, undurchschaubar. Alles folgt einer eigenwilligen Logik und die Lektüre des Romans lässt den Leser genauso ratlos zurück wie die Türhüterlegende Josef K. nur mehr verunsichert.
Trotz allem können einige Dinge festgehalten werden. Im Proceß tauchen bestimmte Themen und Motive immer wieder auf:
  • Schuld, Gericht und Strafe, dazu undurchsichtige Behörden, labyrinthische Lebensverhältnisse; ausgeliefert sein an unbekannte, anonyme Mächte
  • Sexualität und Triebhaftigkeit
  • Macht und Ohnmacht bzw. Einengung durch das Gericht
  • Menschliche Grunderfahrungen wie Freiheit, Hoffnung, Angst und Tod
Weil der eindeutige Sinnzusammenhang des Romans offen bleibt, gibt es unvorstellbar viele Interpretationsansätze zum Roman. Um bei der Vielfalt nicht den Überblick zu verlieren, empfehlen wir dir folgende Vorgehensweise:
Bildnachweise [nach oben]
[1]
Public Domain.
[2]
Kafka_Der_Prozess_1925.jpg - H.-P. Haack, CC BY-SA.