Viertes Kapitel
Im vierten Kapitel wird berichtet, wie der Erzähler eine Frau sieht, die er danach unbedingt kennenlernen will und daher tagelang sucht. Außerdem handelt das Kapitel von der Erkrankung des Binnet-Stiefsohns, um den sich der Erzähler liebevoll kümmert.
Erster Abschnitt
Infos
- Seite: 88 - 92
- Zeit: Herbst 1940
- Ort: Marseille
Inhalt
- George Binnet kam zu dem Ich-Erzähler, weil Claudines Sohn erkrankt war und er einen Arzt brauchte, den sein Freund unter den deutschen Flüchtlingen suchen sollte
- Die Sorge des Erzählers war groß, denn er hing von Anfang an sehr an dem Jungen und tat alles dafür, ihm ein besseres Leben zu ermöglichen
- Als er einen ehemaligen Arzt des Dortmunder Krankenhauses ausfindig gemacht hatte, berichtete dieser von seinen Plänen, nach Mexiko zu fliehen, um endlich wieder als Arzt arbeiten zu können, und der Schwierigkeit, einen Transit über Spanien und Portugal zu bekommen
- Der Arzt kam noch in der Nacht mit ihm zu Georg Binnet, um nach dem Jungen zu schauen
- Durch den gemeinsamen Kummer nahm der Erzähler erstmals wahr, dass auch Claudine kein exotisches Wesen, sondern eine ganz normale arbeitende Frau und Mutter war
- Der Arzt war mit seiner Untersuchung fertig, erklärte, dass es nichts schlimmes sei, und stellte ein Rezept aus
- Der Ich-Erzähler hatte Gefallen an dem Arzt gefunden und bestand darauf, ihn ein Stück des Heimweges zu begleiten. Dabei fühlte er sich wie ein Schuljunge, der den anderen mag, obwohl dieser ihn ignorierte
- Von seinem Komiteegeld kaufte der Erzähler Medizin für den Jungen und war fasziniert, dass dieser ihm nach nur zehn Minuten mit dem Arzt von dessen Geschenkversprechen vorschwärmte
Zweiter Abschnitt
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- Seite: 92 - 97
- Zeit: November 1940
- Ort: Marseille
Inhalt
- Der Erzähler erklärt, dass er jetzt auf das Wichtigste zu sprechen kommt und beginnt mit einem Rückblick auf den 28. November
- Kurz bevor sein zweiter Aufenthaltsschein ablaufen sollte, überlegte er, was er tun solle
- Dem Kind von Claudine ging es besser und im Laufe der Zeit hatten sie alle gute Bekanntschaft mit dem Arzt geschlossen, dessen Transit sich verzögert hatte
- Als der Erzähler, wie in letzter Zeit üblich, wieder im Café Mont Vertoux saß, ahnte er nicht, was passieren würde
- Ein paar Tische neben ihm saß immer eine Frau, die stets erzählte, wie sie ihr Kind bei der Evakuation von Paris verloren hatte; er horchte halb gelangweilt hin
- Der Erzähler blickte über den alten Hafen. War er gerade noch angeekelt von dem Geschwätz der Menschen über ihren Transit, empfand er es plötzlich als großartig. Er sinnierte darüber, dass es seit Jahrtausenden so ging. Er fühlte sich dabei selbst uralt und zugleich durch die Neugier auf die Zukunft blutjung und unsterblich
- Heimweh überkam den Erzähler, der seine 27 Jahre gefühlt in fremden Ländern vergeudet hatte. Er konnte die Geschichten nicht mehr hören
- Um 18 Uhr kam eine Frau herein, blickte sich voller angespannter Erwartung um und ging enttäuscht hinaus
- Der Erzähler war fasziniert von ihr, so sehr, dass er nicht auf ihr Äußeres geachtet hatte. Er hatte sich nur gewünscht, dass sie nach ihm Ausschau hält und hätte sie sonst keinem gegönnt
Dritter Abschnitt
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- Seite: 98 - 100
- Zeit: November 1940
- Ort: Marseille
Inhalt
- Der Erzähler kam zu den Binnets, als der Arzt gerade wieder zur Visite da war. Er bemerkte, wie sich Arzt und Kind gegenseitig beruhigten und dass auch die Beziehung von George und Claudine besser wurde, da der Arzt sie beide als Eltern ansprach
- Ihm war klar, dass der Arzt sie alle vergessen würde, sobald der Junge wieder gesund wäre, weil er sich dann nur noch auf seinen Transit konzentrieren würde
- Der Ich-Erzähler wurde eifersüchtig auf den Arzt, der Macht auf Menschen ausübte, Wissen und Geduld hatte und nicht leiden musste wie er. Denn nach dem flüchtigen Erlebnis mit der Frau im Café fühlte er eine Art Durst in sich
- Er fuhr den Arzt grob an, stellte seine Heilkunst in Frage. Dieser aber antwortete ruhig, dass er tatsächlich nur die Heilung fördern könne. Beim Blick auf die Uhr aber wurde der Arzt unruhig und ging rasch davon zu einem Treffen mit dem Konsul von Siam
- Georg lachte über diesen Abschied; der Junge drehte sich wie immer beim Gespräch über Transit an die Wand
Vierter Abschnitt
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- Seite: 100 - 102
- Zeit: November1940
- Ort: Marseille
Inhalt
- Am nächsten Tag herrschte überall die Sorge, ob Deutschland den Süden Frankreichs besetzen würde. Von Transitproblemen redete keiner
- Der Erzähler wartete im Café auf die Frau vom Vortag, trank dabei zu viel Alkohol und wurde müde vom sinnlosen Warten, konnte aber auch nicht gehen
- Nadine kam an seinen Tisch und war erstaunt, dass er von Konsulatsbesuchen und Transitüberlegungen erzählte. Sie erklärte ihm, er sei wie alle Ausländer seltsam, weil er nicht einfach abwartete bis die Sache vorbei ist
- Seine Ex schwärmte von ihrem neuen Freund, einem wohlhabenden Mann bei der Marine, dessen Frau zum Glück in Marrakesch hängengeblieben sei
- Der Erzähler wimmelte sie mit einer Verabredung acht Tage später ab, glaubte aber, dass diese nie stattfinden würde
- Er sinnierte darüber, dass er sich eigentlich nicht wirklich von den anderen Flüchtlingen, die er Dämonen nennt, unterschied
- Sein Herz klopfte, als die junge Frau wie am Tag zuvor hereinkam, sich umschaute, ihn direkt anblickte und wieder ging
Fünfter Abschnitt
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- Seite: 102 - 103
- Zeit: November 1940
- Ort: Marseille
Inhalt
- Zurück in seinem Hotelzimmer kam ihm alles leer vor, weil er sich nicht einmal ein Bild der Frau hatte merken können
- Sein Zimmernachbar kam und suchte seine Frau, die nach ihm verhaftet worden war. Trotz dieses Schicksals war der Erzähler eifersüchtig auf den Mann, weil dessen Frau nicht verschwinden konnte, wie die Frau aus dem Café
- Er fühlte sich einsam im leeren Hotel und ging zu Bett
Sechster Abschnitt
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- Seite: 103 - 107
- Zeit: November 1940
- Ort: Marseille
Inhalt
- Morgens wurde der Erzähler von Hundegejaule geweckt und entdeckte im Zimmer nebenan ein Frau mit zwei Doggen
- Die Deutsche erzählte ihm, dass sie die Hunde von zwei Amerikanern in Obhut hat und über den Ozean bringen soll, und dafür eine moralische Bürgschaft für ihr Visum bekommen hat
- Er ging in ein billiges Café am Hafen und plante, beim Fremdenamt mit dem Lagerentlassungsschein sein Glück zu versuchen, als die Frau mit ihrer Kapuze kurz hereinblickte
- Der Erzähler ging hinaus und folgte der Kapuze in der Menge, nur um an einer Kirche festzustellen, dass er einem alten Weib gefolgt war
- Wie er selbst verzweifelt auf einer Kirchenbank saß, fiel ihm ein, dass er sein Treffen mit Heinz verpasst hatte
- Er folgte leisem Gesang die Treppe hinunter in eine Krypta, wo eine Messe abgehalten wurde
- Der Priester schimpfte die Menschen feige und verlogen, weil sie nicht so mutig wie Jesus einst wären; der klare Gesang der Chorknaben kam dem Erzähler unerträglich vor
- Beinahe panisch schlich er sich nach draußen in die sternenklare Nacht; er wollte lieber dort oben zugrunde gehen
Siebter Abschnitt
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- Seite: 107 - 112
- Zeit: Winter 1940
- Ort: Marseille
Inhalt
- Der Junge durfte zum ersten Mal aus dem Haus, sodass der Erzähler mit ihm die Cannebière entlangspazierte und glücklich über die zurückgekehrte Eintracht war
- Als sie gemeinsam im Café saßen, entdeckte der Erzähler auf dem Platz ein Gedränge und erfuhr vom Kellner, dass die Menschen vor dem mexikanischen Konsulat Schlage stehen würden
- Er ließ den Jungen sitzen, ging hinaus und stellte sich mit den Spaniern an. Er hörte die altbekannten Sätze von Schiffen, die nach Mexiko abfahren sollen und wollte auch auf einem mitfahren
- Am Tor wurde er bereits erwartet und zum Kanzler geführt. Dieser hatte ihn bereits suchen lassen, weil die Papiere für ihn gekommen waren
- Der Erzähler war erstaunt, dass Pauls Hilfe tatsächlich Wirkung gezeigt hatte und er hinter die Schranke treten durfte
- Der Kanzler, der Spaß an der Gegnerschaft mit ihm hatte, fragte provokant nach seinen Papieren aus Deutschland und machte ihm klar, dass ein Entlassungsschein aus dem Elsass Schwierigkeiten bereiten würde. Gleichzeitig half er dem Erzähler mit einem Ratschlag weiter
- Der Erzähler war überrascht, als er erfuhr, dass seine Reise von Weidels Freunden bereits bezahlt worden war
- Der Kanzler erklärte ihm, dass er vom amerikanischen Konsulat einen Transit bräuchte und es versuchen solle
- Der Erzähler war froh, dass er zumindest eine weitere Aufenthaltsverlängerung bekommen würde und ging zurück zu dem Jungen ins Café
- Der Junge war enttäuscht, weil der Erzähler offenbar auch abhauen wollte. Daraufhin versprach er, dass er bleiben würde
Achter Abschnitt
Infos
- Seite: 112 - 114
- Zeit: Winter 1940
- Ort: Marseille
Inhalt
- Als der Erzähler und der Junge in der Wohnung ankamen, wartete der Arzt ungeduldig auf den Patienten
- Der Erzähler und der Arzt liefen danach gemeinsam weg, obwohl sie sich nichts zu sagen hatte
- Der Arzt klagte plötzlich über eine verpasste Chance, wegzufahren. Er sei einer Frau zuliebe geblieben, da sie keine Papiere hatte
- Der Erzähler konnte nicht nachvollziehen, warum der Arzt für eine Frau seinen Transit aufgegeben hatte und dann aber daran zweifelte, ob er das richtige getan hatte
- Nur wem alles gleichgültig sei, stelle sich die Frage, was ihm das Wichtigste ist, erklärte der Erzähler. Auch er sei wie ein unbeschriebenes Blatt Papier
- Der Arzt warf ein, dass der Erzähler sich nur so gebe, um nicht überrascht oder enttäuscht zu werden
- Nachdem der Arzt weg war, fühlte sich der Erzähler ernüchtert und ärgerte sich, dass er wieder auf Transitgeschwätz hereingefallen war
Neunter Abschnitt
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- Seite: 114 - 116
- Zeit: Winter 1940
- Ort: Marseille
Inhalt
- In einem Café suchte der Erzähler Schutz vor der Kälte und wurde beim Eintreten vom mexikanischen Konsulatskanzler gemustert. Er fühlte sich ausgelacht
- Nachdem der Kanzler und seine Gruppe gegangen waren, setzte sich der Erzähler an den großen Tisch mit Blick zur Tür
- Wie ein Verwundeter, der seine Schmerzen nie ganz vergessen kann, suchte er ständig mit den Augen nach der Frau
- Tatsächlich kam sie abgehetzt herein; während sie sich umschaute, ging der Erzähler zur Tür und folgte ihr nach draußen, nachdem sie mit abgewandtem Gesicht an ihm vorbeigegangen war
- Die Frau lief wirr durch die Gassen, offenbar ohne Ziel; der Erzähler ging ihr wortlos hinterher aus Angst, sie zu verjagen
- Als sie an einem Haus eines Toten vorbeikamen, wurde es dem Erzähler plötzlich schwermütig ums Herz
- Auf einer Treppe drehte die Frau sich um, lief aber wieder an ihm vorbei, ohne ihn zu erkennen
- Beim Blick aufs Meer hatte der Erzähler plötzlich den Wunsch, abzufahren
Zehnter Abschnitt
Infos
- Seite: 116 - 119
- Zeit: Winter 1940
- Ort: Marseille
Inhalt
- Zurück in seinem Hotelzimmer langweilte sich der Erzähler sofort
- Er wollte nicht lesen, weil ihm erfundene Geschichten zuwider waren
- Schließlich begann er einen Brief zu schreiben, um Binnets Vetter nach einer Stelle auf der Farm seines Onkels zu fragen
- Er zerriss den Brief, als der kleine Legionär aus seiner zweiten Marseille-Woche hereinkam
- Weil dieser sich auch langweilte, suchte er das Gespräch und berichtete, dass die anderen Soldaten nach Deutschland zurück verfrachtet worden waren und er als Jude aus der Fremdenlegion freigekommen war
- Der Legionär erkundigte sich nach Nadine, da er auch ein Auge auf sie geworfen hatte; der Erzähler spürt da plötzlich einen Stich Eifersucht