Historischer Zeitgeist und zeitgenössische Themen der Romantik
Der Ursprung der Romantik liegt in der
Französischen Revolution. Sie ist als Reaktion auf die Renaissance zu sehen, begann im Jahr 1789 und dauerte bis zur Revolution von 1848/49. Die einst gottgegebene Ständeklausel wird abgeschafften und das Volk kommt an die Macht. Es kommt erstmals zur Realisation sozialer, ethischer und politischer Veränderungen, die somit auch als Vorreiterfunktion und Referenzpunkt für das Zeitalter der Romantik diente.
Diese stellt im Gegensatz zur Aufklärung, die sich nach dem Verstand und der Vernunft richtet, den Menschen als Ganzes mit seinen subjektiven Gefühlen und Gedanken in den Vordergrund. Die Romantik steht nicht nur in Verbindung mit literaturwissenschaftlichen Veränderungen und Sichtweisen, sondern auch mit sozialen und gesellschaftlichen Umbrüchen. Es entsteht ein neues Heimatgefühl, verbunden mit einem Aufleben des Vaterlandskultes und einem Aufschwung des Mittelalters, der Volksdichtung und Sagen. Man besinnt sich auf das Ursprüngliche und Traditionelle zurück. Weiterhin besteht ein Konflikt zwischen der voranschreitenden
Industrialisierung und den Romantikern, die vor den modernen Fortschritten fliehen. Sie üben
Kritik an der Technik und Zivilisation und betrachten die gesamte Modernisierung als negativ.
Epoche
- An vielen Stellen wurde bisher schon gezeigt, dass das Werk Peter Schlemhils wundersame Geschichte der Epoche der Romantik zugeordnet werden könnte.
- Innerhalb des Zeitrahmens dieser Literaturepoche ist noch eine genauere Einteilung in die Früh-, Hoch- und Spätromantik zu beobachten. Dieser Aufbau der Epoche lässt sich auf geografische Veränderungen zurückführen.
- Zu den wichtigsten Vertreter der Romantik zählen neben Adalbert von Chamisso unter anderem auch Novalis, Schlegel, die Brüder Grimm und E.T.A Hoffmann.
- Die Romantiker thematisierten in der Dramatik, Lyrik und Epik Themen wie die Naturverbundenheit (Z.B. Erklärung des Klimas; Schlemhil als Naturforscher), Träume, das Unbewusstsein (Erforschung tieferer menschlicher Gefühle), Sagengestalte, Fabelwesen, die Liebe, Wirklichkeitsflucht, das Reise- bzw. Wandermotiv und menschliche Sehnsüchte.
- Sie wollten ihre Vernunft und ihren Verstand erhöhen und inspirierten sich dazu aus der Poesie, Dichtung oder Religion.
- Die Dichter sind Teil einer Gegenbewegung zur Technikbegeisterung dieser Zeit. Es ist eine Rückkehr zur Natur und Religion bzw. die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, dem Urzustand (bestehend aus Mensch, Gott und Natur) zu beobachten.
- Im Vordergrund des Schreibprozesses standen subjektive Empfindungen und die sogenannte „Sprache des Herzens“.
- Die Romantik führt zu einem Aufleben der Volkspoesie dh. zu einem Aufschwung von sagenhaften Erzählungen und Märchen.
- Der tollpatschige Peter Schlemhil stellt einen typischen romantischen Protagonisten dar. Der Leser zeigt möglicherweise Sympathie mit ihm und bemitleidet ihn, da er unbeholfen wirkt und seine Missgeschicke nicht wissentlich herbeiführt, sondern zu Anfang der Geschichte noch unerfahren und jung ist. Schlemhil neigt zur Selbstwahrnehmung und Reflexion.
- Die Romantik lebt von der Verschränkung von Fiktion und Realität, die in Chamissos Werk ebenfalls zentral ist.
- Weitergehend lässt sich in diesem Kontext auch von einer Romantisierung bzw. Poetisierung der Welt sprechen. Dieser Begriff stammt von Novalis und zielt auf das Erhöhen bzw. Potenzieren des Alltäglichen und Normalen ab. Alles Alltägliche kann laut dem Dichters, durch den Vorgang der Romantisierung zu etwas Wundersamen und Bedeutsamen (potenziert) werden. Schlemhil besitzt diese Fähigkeit zu romantisieren bzw. steht dem Zauberhaften und Mystischen offen gegenüber, indem er sich auf den Teufel einlässt und als einziger zusammen mit dem Teufel fähig ist, die Funktion der Tarnkappe und des Vogelnestes zu erkennen. Ebenfalls kommt er in den Besitz der magischen Siebenmeilenstiefel. Im Verlauf der Geschichte erhält selbst der Leser einen Zugang zur romantischen Welt.