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Emilia Galotti stammt aus der Feder Gotthold Ephraim Lessings, der als Bibliothekar am Hofe des Herzogs Karl I. von Braunschweig arbeitet. Das Trauerspiel besitzt fünf Akte und wird der Literaturepoche der Aufklärung zugeordnet.Im Jahr 1753 beginnt der Autor Emilia Galotti zu Papier zu bringen. Fünf Jahre später steht die erste Fassung, die damals allerdings lediglich drei Akte beinhaltet. 1771 nimmt Lessing dann das Schreiben an dem Werk abermals auf und ein Jahr darauf stellt er die finale Fassung mit fünf Akten fertig. Am 13. März 1772 findet dann die Uraufführung des Theaterstücks im Hoftheater in Braunschweig statt.
Die Virginia-Erzählung von Titus Livius in seinem Werk Ab urbe condita, Buch III S. 44-58 dient Lessing als Inspiration für sein bürgerliches Trauerspiel. Die Handlung der Geschichte um Virginia spielt sich um 450 v. Chr. in Rom ab. Die schöne Tochter eines Plebejers, Virginia, kann sich vor Verehrern kaum retten, und obwohl sie bereits mit dem Beamten Lucius Icilius verlobt ist, macht ihr dennoch der Decemvirn (Mitglied einer Gruppierung von zehn Männern mit Sondervollmachten im Römischen Reich) Appius Claudius den Hof. Als Virginia seine Annäherungen ablehnt, veranlasst Appius seinen Vertrauten Marcus dazu, in der Öffentlichkeit das Gerücht zu verbreiten, Virginia sei in Wahrheit keine Plebejertochter, sondern die Sklavin von Marcus. Virginias Vater sieht keinen anderen Ausweg, die Ehre seiner Tochter zu retten, als diese zu töten. Dieses tragische Geschehnis führt zu einem Massenvolksaufstand und als Konsequenz verliert Appius seine Position als Decemvirn und Marcus wird zum Tode verurteilt. Auch wenn thematische Parallelen der Erzählung zu Emilia Galotti zu ziehen sind, so ändert Lessing Lokalität und Tempus der Handlung sowie partiell den Stoff von Titus' Werk ab.
Das vorliegende Werk beinhaltet die tragische Handlung einer jungen Bürgerin namens Emilia, die durch die Aneinanderreihung mehrerer Zufälle mit der Welt des Adels in Berührung kommt. Der Autor vermag es, die damals herrschende soziale Ungerechtigkeit zwischen den Bildungsschichten sowie die herkunftsunabhängige Menschlichkeit eines jeden Individuums herauszukristallisieren. Auf diese Weise schafft es Lessing, den Leser an seine eigene Fehlbarkeit als Mensch zu erinnern und sich in Selbstreflexion des eigenen Handelns zu üben.
Emilia Galotti stellt als bürgerliches Trauerspiel eines der bedeutendesten Werke der Aufklärung und gleichzeitig eine herausragende Leistung des Autors Gotthold Ephraim Lessing dar. Bis zum heutigen Tag gehört das Stück zu den wichtigsten Büchern der deutschen Literaturgeschichte und ist nicht mehr wegzudenken aus dem Repertoire der Abiturlektüren im Fach Deutsch.