3. Szene
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Buden. Lichter. Volk.
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Alter Mann (singt und Kind tanzt zum Leierkasten):
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Auf der Welt ist kein Bestand,
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Wir müssen alle sterben,
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das ist uns wohlbekannt.
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Woyzeck: Hei, Hopsa's! Armer Mann, alter Mann! Armes Kind, junges
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Kind! Sorgen und Feste!
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Marie: Mensch, sind noch die Narrn von Verstande, dann ist man selbst ein
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Narr. Komische Welt! Schöne Welt!
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(Beide gehn weiter zum Marktschreier.)
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Marktschreier (vor seiner Bude mit seiner Frau in Hosen und einem
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kostümierten Affen): Meine Herren, meine Herren! Sehn Sie die Kreatur,
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wie sie Gott gemacht, nix, gar nix. Sehn Sie jetzt die Kunst, geht
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aufrecht, hat Rock und Hosen, hat ein' Säbel! Der Aff ist Soldat, s' ist
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noch nicht viel, unterste Stuf von menschliche Geschlecht. Ho! Mach
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Kompliment! So bist baron. Gib Kuß! (Er trompetet.) Wicht ist
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musikalisch. Meine Herren, hier ist zu sehen das astronomische Pferd
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und die kleine Kanaillevögele. Sind Favorit von alle gekrönte Häupter
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Europas, verkündigen den Leuten alles, wie alt, wieviel Kinder, was für
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Krankheit. Die Repräsentationen anfangen! Es wird sogleich sein
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commencement von commencement.
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Woyzeck: Willst Du?
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Marie: Meinetwegen. Das muß schön Ding sein. Was der Mensch Quasten
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hat! Und die Frau Hosen!
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(Beide gehn in die Bude.)
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Tambourmajor: Halt, jetzt! Siehst du sie! Was ein Weibsbild!
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Unteroffizier: Teufel! Zum Fortpflanzen von Kürassierregimentern!
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Tambourmajor: Und zur Zucht von Tambourmajors!
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Unteroffizier: Wie sie den Kopf trägt! Man meint, das schwarze Haar müßt'
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sie abwärts ziehn wie ein Gewicht. Und Augen –
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Tambourmajor: Als ob man in ein' Ziehbrunnen oder zu einem Schornstein
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hinunter guckt. Fort, hintendrein!
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(Das Innere der hellerleuchteten Bude.)
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Marie: Was Licht!
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Woyzeck: Ja, Marie, schwarze Katzen mit feurigen Augen. Hei, was ein
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Abend!
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Der Budenbesitzer (ein Pferd vorführend): Zeig dein Talent! Zeig deine
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viehische Vernünftigkeit! Beschäme die menschliche Sozietät! Meine
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Herren, dies Tier, was Sie da sehn, Schwanz am Leib, auf seine vier
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Hufe, ist Mitglied von alle gelehrt Sozietät, ist Professor an unsre
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Universität, wo die Studente bei ihm reiten und schlagen lernen. Das
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war einfacher Verstand. Denk jetzt mit der doppelten Raison! Was
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machst du, wann du mit der doppelten Raison denkst? Ist unter der
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gelehrten Société da ein Esel? (Der Gaul schüttelt den Kopf.) Sehn
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Sie jetzt die doppelte Raison? Das ist Viehsionomik. Ja, das ist kein
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viehdummes Individuum, das ist ein Person, ein Mensch, ein tierischer
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Mensch und doch ein Vieh, ein Bête. (Das Pferd führt sich
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ungebührlich auf.) So, beschäme die Société. Sehn Sie, das Vieh ist
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noch Natur, unideale Natur! Lernen Sie bei ihm! Fragen Sie den Arzt, es
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ist sonst höchst schädlich! Das hat geheißen Mensch, sei natürlich! Du
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bist geschaffen aus Staub, Sand, Dreck. Willst du mehr sein als Staub,
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Sand, Dreck? Sehn Sie, was Vernunft: es kann rechnen und kann
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doch nit an den Fingern herzählen. Warum? Kann sich nur nit
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ausdrücken, nur nit explizieren, ist ein verwandelter Mensch. Sag den
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Herren, wieviel Uhr ist es! Wer von den Herren und Damen hat ein Uhr?
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ein Uhr?
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Unteroffizier: Eine Uhr? (Zieht großartig und gemessen eine Uhr aus der
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Tasche.) Da, mein Herr!
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Marie: Das muß ich sehn. (Sie klettert auf den ersten Platz; Unteroffizier
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hilft ihr.)
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Tambourmajor: Das ist ein Weibsbild.