Achter Auftritt
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Der Prinz. Marinelli. Die Vorigen.
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Der Prinz (im Hereintreten): Was ist das? – Ist Emilien nicht wohl?
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Odoardo: Sehr wohl, sehr wohl!
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Der Prinz (indem er näher kömmt): Was seh ich? – Entsetzen!
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Marinelli: Weh mir!
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Der Prinz: Grausamer Vater, was haben Sie getan!
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Odoardo: Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert. – War es
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nicht so, meine Tochter?
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Emilia: Nicht Sie, mein Vater – Ich selbst – ich selbst –
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Odoardo: Nicht du, meine Tochter – nicht du! – Gehe mit keiner Unwahrheit
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aus der Welt. Nicht du, meine Tochter! Dein Vater, dein unglücklicher
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Vater!
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Emilia: Ah – mein Vater – (Sie stirbt, und er legt sie sanft auf den Boden.)
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Odoardo: Zieh hin! – Nun da, Prinz! Gefällt sie Ihnen noch? Reizt sie noch
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Ihre Lüste? Noch, in diesem Blute, das wider Sie um Rache schreiet?
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(Nach einer Pause.) Aber Sie erwarten, wo das alles hinaus soll? Sie
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erwarten vielleicht, daß ich den Stahl wider mich selbst kehren werde,
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um meine Tat wie eine schale Tragödie zu beschließen? Sie irren sich.
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Hier! (Indem er ihm den Dolch vor die Füße wirft.) Hier liegt er, der
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blutige Zeuge meines Verbrechens! Ich gehe und liefere mich selbst in
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das Gefängnis. Ich gehe und erwarte Sie als Richter – Und dann dort –
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erwarte ich Sie vor dem Richter unser aller!
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Der Prinz (nach einigem Stillschweigen, unter welchem er den Körper mit
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Entsetzen und Verzweiflung betrachtet, zu Marinelli): Hier! heb ihn auf.
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– Nun? Du bedenkst dich? – Elender! – (Indem er ihm den Dolch aus
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der Hand reißt.) Nein, dein Blut soll mit diesem Blute sich nicht
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mischen. – Geh, dich auf ewig zu verbergen! – Geh! sag ich. – Gott!
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Gott! – Ist es, zum Unglücke so mancher, nicht genug, daß Fürsten
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Menschen sind: müssen sich auch noch Teufel in ihren Freund
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verstellen?