Dritter Auftritt
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Der Prinz. Marinelli.
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Der Prinz: Dort kömmt sie die Allee herauf. Sie eilet vor dem Bedienten her.
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Die Furcht, wie es scheinet, beflügelt ihre Füße. Sie muß noch nichts
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argwöhnen. Sie glaubt sich nur vor Räubern zu retten. – Aber wie lange
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kann das dauren?
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Marinelli: So haben wir sie doch fürs erste.
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Der Prinz: Und wird die Mutter sie nicht aufsuchen? Wird der Graf ihr nicht
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nachkommen? Was sind wir alsdenn weiter? Wie kann ich sie ihnen
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vorenthalten?
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Marinelli: Auf das alles weiß ich freilich noch nichts zu antworten. Aber wir
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müssen sehen. Gedulden Sie sich, gnädiger Herr. Der erste Schritt
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mußte doch getan sein. –
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Der Prinz: Wozu? wenn wir ihn zurücktun müssen.
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Marinelli: Vielleicht müssen wir nicht. – Da sind tausend Dinge, auf die sich
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weiter fußen läßt. – Und vergessen Sie denn das Vornehmste?
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Der Prinz: Wie kann ich vergessen, woran ich sicher noch nicht gedacht
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habe? – Das Vornehmste? was ist das?
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Marinelli: Die Kunst zu gefallen, zu überreden – die einem Prinzen, welcher
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liebt, nie fehlet.
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Der Prinz: Nie fehlet? Außer, wo er sie gerade am nötigsten brauchte. – Ich
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habe von dieser Kunst schon heut einen zu schlechten Versuch
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gemacht. Mit allen Schmeicheleien und Beteuerungen konnt' ich ihr
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auch nicht ein Wort auspressen. Stumm und niedergeschlagen und
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zitternd stand sie da; wie eine Verbrecherin, die ihr Todesurteil höret.
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Ihre Angst steckte mich an, ich zitterte mit und schloß mit einer Bitte um
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Vergebung. Kaum getrau ich mir, sie wieder anzureden. – Bei ihrem
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Eintritte wenigstens wag ich es nicht zu sein. Sie, Marinelli, müssen sie
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empfangen. Ich will hier in der Nähe hören, wie es abläuft; und
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kommen, wenn ich mich mehr gesammelt habe.