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Basiswissen
Inhaltsverzeichnis

Siebenter Auftritt

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Nathan und der Tempelherr.
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Tempelherr:
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So kennt Ihr ihn noch nicht? – ich meine, von
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Person.
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Nathan:
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Den Saladin? Noch nicht. Ich habe
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Ihn nicht vermieden, nicht gesucht zu kennen.
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Der allgemeine Ruf sprach viel zu gut
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Von ihm, daß ich nicht lieber glauben wollte,
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Als sehn. Doch nun, – wenn anders dem so ist,
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Hat er durch Sparung Eures Lebens ...
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Tempelherr:
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Ja;
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Dem allerdings ist so. Das Leben, das
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ich leb, ist sein Geschenk.
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Nathan:
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Durch das er mir
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Ein doppelt, dreifach Leben schenkte. Dies
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Hat alles zwischen uns verändert; hat
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Mit eins ein Seil mir umgeworfen, das
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Mich seinem Dienst auf ewig fesselt. Kaum,
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Und kaum, kann ich es nun erwarten, was
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Er mir zuerst befehlen wird. Ich bin
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Bereit zu allem; bin bereit ihm zu
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Gestehn, daß ich es Euertwegen bin.
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Tempelherr:
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Noch hab ich selber ihm nicht danken können:
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Sooft ich auch ihm in den Weg getreten.
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Der Eindruck, den ich auf ihn machte, kam
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So schnell, als schnell er wiederum verschwunden.
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Wer weiß, ob er sich meiner gar erinnert.
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Und dennoch muß er, einmal wenigstens,
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Sich meiner noch erinnern, um mein Schicksal
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Ganz zu entscheiden. Nicht genug, daß ich
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Auf sein Geheiß noch bin, mit seinem Willen
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Noch leb: ich muß nun auch von ihm erwarten,
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Nach wessen Willen ich zu leben habe.
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Nathan:
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Nicht anders; um so mehr will ich nicht säumen. –
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Es fällt vielleicht ein Wort, das mir, auf Euch
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Zu kommen, Anlaß gibt. – Erlaubt, verzeiht –
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Ich eile – Wenn, wenn aber sehn wir Euch
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Bei uns?
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Tempelherr:
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Sobald ich darf.
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Nathan:
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Sobald Ihr wollt.
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Tempelherr:
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Noch heut.
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Nathan:
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Und Euer Name? – muß ich bitten.
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Tempelherr:
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Mein Name war – ist Curd von Stauffen. – Curd!
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Nathan:
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Von Stauffen? – Stauffen? – Stauffen?
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Tempelherr:
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Warum fällt
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Euch das so auf?
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Nathan:
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Von Stauffen? – Des Geschlechts
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Sind wohl noch mehrere ...
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Tempelherr:
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O ja! hier waren,
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Hier faulen des Geschlechts schon mehrere.
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Mein Oheim selbst, – mein Vater will ich sagen,
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Doch warum schärft sich Euer Blick auf mich
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Je mehr und mehr?
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Nathan:
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O nichts! o nichts! Wie kann
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Ich Euch zu sehn ermüden?
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Tempelherr:
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Drum verlaß
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Ich Euch zuerst. Der Blick des Forschers fand
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Nicht selten mehr, als er zu finden wünschte.
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Ich fürcht ihn, Nathan. Laßt die Zeit allmählich,
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Und nicht die Neugier, unsre Kundschaft machen.
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Er geht.
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Nathan (der ihm mit Erstaunen nachsieht):
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»Der Forscher fand nicht selten mehr, als er
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Zu finden wünschte.« – Ist es doch, als ob
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In meiner Seel' er lese! – Wahrlich ja;
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Das könnt' auch mir begegnen. – Nicht allein
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Wolfs Wuchs, Wolfs Gang: auch seine Stimme. So,
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Vollkommen so, warf Wolf sogar den Kopf;
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Trug Wolf sogar das Schwert im Arm'; strich Wolf
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Sogar die Augenbraunen mit der Hand,
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Gleichsam das Feuer seines Blicks zu bergen.
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Wie solche tiefgeprägte Bilder doch
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Zu Zeiten in uns schlafen können, bis
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Ein Wort, ein Laut sie weckt. – Von Stauffen! –
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Ganz redet, ganz recht; Filnek und Stauffen. –
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Ich will das bald genauer wissen; bald.
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Nur erst zum Saladin. – Doch wie? lauscht dort
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Nicht Daja? – Nun so komm nur näher, Daja.

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