Abschnitt 4
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Diese Reise war aber von allen erfolglosen Schritten, die er in seiner
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Sache getan hatte, der allerunglücklichste. Denn schon nach wenigen
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Tagen zog Sternbald in den Hof wieder ein, Schritt vor Schritt den Wagen
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führend, in welchem die Frau, mit einer gefährlichen Quetschung an der
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Brust, ausgestreckt darnieder lag. Kohlhaas, der bleich an das Fuhrwerk
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trat, konnte nichts Zusammenhängendes über das, was dieses Unglück
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verursacht hatte, erfahren. Der Kastellan war, wie der Knecht sagte, nicht
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zu Hause gewesen; man war also genötigt worden, in einem Wirtshause,
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das in der Nähe des Schlosses lag, abzusteigen; dies Wirtshaus hatte
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Lisbeth am andern Morgen verlassen, und dem Knecht befohlen, bei den
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Pferden zurückzubleiben; und eher nicht, als am Abend, sei sie, in diesem
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Zustand, zurückgekommen. Es schien, sie hatte sich zu dreist an die
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Person des Landesherrn vorgedrängt, und, ohne Verschulden desselben,
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von dem bloßen rohen Eifer einer Wache, die ihn umringte, einen Stoß, mit
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dem Schaft einer Lanze, vor die Brust erhalten. Wenigstens berichteten die
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Leute so, die sie, in bewußtlosem Zustand, gegen Abend in den Gasthof
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brachten; denn sie selbst konnte, von aus dem Mund vorquellendem Blute
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gehindert, wenig sprechen. Die Bittschrift war ihr nachher durch einen
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Ritter abgenommen worden. Sternbald sagte, daß es sein Wille gewesen
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sei, sich gleich auf ein Pferd zu setzen, und ihm von diesem unglücklichen
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Vorfall Nachricht zu geben; doch sie habe, trotz der Vorstellungen des
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herbeigerufenen Wundarztes, darauf bestanden, ohne alle vorgängige
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Benachrichtigungen, zu ihrem Manne nach Kohlhaasenbrück abgeführt zu
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werden. Kohlhaas brachte sie, die von der Reise völlig zu Grunde gerichtet
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worden war, in ein Bett, wo sie, unter schmerzhaften Bemühungen, Atem zu
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holen, noch einige Tage lebte. Man versuchte vergebens, ihr das
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Bewußtsein wieder zu geben, um über das, was vorgefallen war, einige
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Aufschlüsse zu erhalten; sie lag, mit starrem, schon gebrochenen Auge, da,
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und antwortete nicht. Nur kurz vor ihrem Tode kehrte ihr noch einmal die
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Besinnung wieder. Denn da ein Geistlicher lutherischer Religion (zu
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welchem eben damals aufkeimenden Glauben sie sich, nach dem Beispiel
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ihres Mannes, bekannt hatte) neben ihrem Bette stand, und ihr mit lauter
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und empfindlich-feierlicher Stimme, ein Kapitel aus der Bibel vorlas: so sah
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sie ihn plötzlich, mit einem finstern Ausdruck, an, nahm ihm, als ob ihr
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daraus nichts vorzulesen wäre, die Bibel aus der Hand, blätterte und
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blätterte, und schien etwas darin zu suchen; und zeigte dem Kohlhaas, der
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an ihrem Bette saß, mit dem Zeigefinger, den Vers: »Vergib deinen Feinden;
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tue wohl auch denen, die dich hassen.« – Sie drückte ihm dabei mit einem
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überaus seelenvollen Blick die Hand, und starb. – Kohlhaas dachte: »so
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möge mir Gott nie vergeben, wie ich dem Junker vergebe!« küßte sie,
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indem ihm häufig die Tränen flossen, drückte ihr die Augen zu, und verließ
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das Gemach. Er nahm die hundert Goldgülden, die ihm der Amtmann
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schon, für die Ställe in Dresden, zugefertigt hatte, und bestellte ein
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Leichenbegräbnis, das weniger für sie, als für eine Fürstin, angeordnet
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schien: ein eichener Sarg, stark mit Metall beschlagen, Kissen von Seide,
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mit goldnen und silbernen Troddeln, und ein Grab von acht Ellen Tiefe, mit
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Feldsteinen gefüttert und Kalk. Er stand selbst, sein jüngstes auf dem Arm,
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bei der Gruft, und sah der Arbeit zu. Als der Begräbnistag kam, ward die
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Leiche, weiß wie Schnee, in einen Saal aufgestellt, den er mit schwarzem
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Tuch hatte beschlagen lassen. Der Geistliche hatte eben eine rührende
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Rede an ihrer Bahre vollendet, als ihm die landesherrliche Resolution auf
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die Bittschrift zugestellt ward, welche die Abgeschiedene übergeben hatte,
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des Inhalts: er solle die Pferde von der Tronkenburg abholen, und bei
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Strafe, in das Gefängnis geworfen zu werden, nicht weiter in dieser Sache
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einkommen. Kohlhaas steckte den Brief ein, und ließ den Sarg auf den
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Wagen bringen. Sobald der Hügel geworfen, das Kreuz darauf gepflanzt,
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und die Gäste, die die Leiche bestattet hatten, entlassen waren, warf er sich
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noch einmal vor ihrem, nun verödeten Bette nieder, und übernahm sodann
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das Geschäft der Rache. Er setzte sich nieder und verfaßte einen
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Rechtsschluß, in welchem er den Junker Wenzel von Tronka, kraft der ihm
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angebotenen Macht, verdammte, die Rappen, die er ihm abgenommen, und
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auf den Feldern zu Grunde gerichtet, binnen drei Tagen nach Sicht, nach
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Kohlhaasenbrück zu führen, und in Person in seinen Ställen dick zu füttern.
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Diesen Schluß sandte er durch einen reitenden Boten an ihn ab, und
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instruierte denselben, flugs nach Übergabe des Papiers, wieder bei ihm in
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Kohlhaasenbrück zu sein. Da die drei Tage, ohne Überlieferung der Pferde,
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verflossen, so rief er Hersen; eröffnete ihm, was er dem Jungherrn, die
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Dickfütterung derselben anbetreffend, aufgegeben; fragte ihn zweierlei, ob
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er mit ihm nach der Tronkenburg reiten und den Jungherrn holen; auch, ob
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er über den Hergeholten, wenn er bei Erfüllung des Rechtsschlusses in den
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Ställen von Kohlhaasenbrück, faul sei, die Peitsche führen wolle? und da
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Herse, so wie er ihn nur verstanden hatte: »Herr, heute noch!« aufjauchzte,
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und, indem er die Mütze in die Höhe warf, versicherte: einen Riemen, mit
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zehn Knoten, um ihm das Striegeln zu lehren, lasse er sich flechten! so
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verkaufte Kohlhaas das Haus, schickte die Kinder, in einen Wagen gepackt,
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über die Grenze; rief, bei Anbruch der Nacht, auch die übrigen Knechte
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zusammen, sieben an der Zahl, treu ihm jedweder, wie Gold; bewaffnete
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und beritt sie, und brach nach der Tronkenburg auf.
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Er fiel auch, mit diesem kleinen Haufen, schon, beim Einbruch der dritten
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Nacht, den Zollwärter und Torwächter, die im Gespräch unter dem Tor
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standen, niederreitend, in die Burg, und während, unter plötzlicher
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Aufprasselung aller Baracken im Schloßraum, die sie mit Feuer bewarfen,
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Herse, über die Windeltreppe, in den Turm der Vogtei eilte, und den
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Schloßvogt und Verwalter, die, halb entkleidet, beim Spiel saßen, mit
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Hieben und Stichen überfiel, stürzte Kohlhaas zum Junker Wenzel ins
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Schloß. Der Engel des Gerichts fährt also vom Himmel herab; und der
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Junker, der eben, unter vielem Gelächter, dem Troß junger Freunde, der bei
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ihm war, den Rechtsschluß, den ihm der Roßkamm übermacht hatte, vorlas,
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hatte nicht sobald dessen Stimme im Schloßhof vernommen: als er den
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Herren schon, plötzlich leichenbleich: Brüder, rettet euch! zurief, und
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verschwand. Kohlhaas, der, beim Eintritt in den Saal, einen Junker Hans
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von Tronka, der ihm entgegen kam, bei der Brust faßte, und in den Winkel
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des Saals schleuderte, daß er sein Hirn an den Steinen versprützte, fragte,
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während die Knechte die anderen Ritter, die zu den Waffen gegriffen hatten,
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überwältigten, und zerstreuten: wo der Junker Wenzel von Tronka sei? Und
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da er, bei der Unwissenheit der betäubten Männer, die Türen zweier
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Gemächer, die in die Seitenflügel des Schlosses führten, mit einem Fußtritt
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sprengte, und in allen Richtungen, in denen er das weitläufige Gebäude
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durchkreuzte, niemanden fand, so stieg er fluchend in den Schloßhof
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hinab, um die Ausgänge besetzen zu lassen. Inzwischen war, vom Feuer
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der Baracken ergriffen, nun schon das Schloß, mit allen Seitengebäuden,
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starken Rauch gen Himmel qualmend, angegangen, und während
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Sternbald, mit drei geschäftigen Knechten, alles, was nicht niet- und
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nagelfest war, zusammenschleppten, und zwischen den Pferden, als gute
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Beute, umstürzten, flogen, unter dem Jubel Hersens, aus den offenen
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Fenstern der Vogtei, die Leichen des Schloßvogts und Verwalters, mit Weib
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und Kindern, herab. Kohlhaas, dem sich, als er die Treppe vom Schloß
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niederstieg, die alte, von der Gicht geplagte Haushälterin, die dem Junker
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die Wirtschaft führte, zu Füßen warf, fragte sie, indem er auf der Stufe
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stehen blieb: wo der Junker Wenzel von Tronka sei? und da sie ihm, mit
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schwacher, zitternder Stimme, zur Antwort gab: sie glaube, er habe sich in
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die Kapelle geflüchtet; so rief er zwei Knechte mit Fackeln, ließ in
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Ermangelung der Schlüssel, den Eingang mit Brechstangen und Beilen
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eröffnen, kehrte Altäre und Bänke um, und fand gleichwohl, zu seinem
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grimmigen Schmerz, den Junker nicht. Es traf sich, daß ein junger, zum
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Gesinde der Tronkenburg gehöriger Knecht, in dem Augenblick, da
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Kohlhaas aus der Kapelle zurückkam, herbeieilte, um aus einem
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weitläufigen, steinernen Stall, den die Flamme bedrohte, die Streithengste
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des Junkers herauszuziehen. Kohlhaas, der, in eben diesem Augenblick, in
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einem kleinen, mit Stroh bedeckten Schuppen, seine beiden Rappen
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erblickte, fragte den Knecht: warum er die Rappen nicht rette? und da
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dieser, indem er den Schlüssel in die Stalltür steckte, antwortete: der
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Schuppen stehe ja schon in Flammen; so warf Kohlhaas den Schlüssel,
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nachdem er ihm mit Heftigkeit aus der Stalltüre gerissen, über die Mauer,
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trieb den Knecht, mit hageldichten, flachen Hieben der Klinge, in den
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brennenden Schuppen hinein, und zwang ihn, unter entsetzlichem
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Gelächter der Umstehenden, die Rappen zu retten. Gleichwohl, als der
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Knecht schreckenblaß, wenige Momente nachdem der Schuppen hinter ihm
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zusammenstürzte, mit den Pferden, die er an der Hand hielt, daraus
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hervortrat, fand er den Kohlhaas nicht mehr; und da er sich zu den
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Knechten auf den Schloßplatz begab, und den Roßhändler, der ihm
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mehreremal den Rücken zukehrte, fragte: was er mit den Tieren nun
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anfangen solle? – hob dieser plötzlich, mit einer fürchterlichen Gebärde,
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den Fuß, daß der Tritt, wenn er ihn getan hätte, sein Tod gewesen wäre:
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bestieg, ohne ihm zu antworten, seinen Braunen, setzte sich unter das Tor
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der Burg, und erharrte, inzwischen die Knechte ihr Wesen forttrieben,
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schweigend den Tag.
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Als der Morgen anbrach, war das ganze Schloß, bis auf die Mauern,
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niedergebrannt, und niemand befand sich mehr darin, als Kohlhaas und
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seine sieben Knechte. Er stieg vom Pferde, und untersuchte noch einmal,
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beim hellen Schein der Sonne, den ganzen, in allen seinen Winkeln jetzt
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von ihr erleuchteten Platz, und da er sich, so schwer es ihm auch ward,
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überzeugen mußte, daß die Unternehmung auf die Burg fehlgeschlagen
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war, so schickte er, die Brust voll Schmerz und Jammer, Hersen mit einigen
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Knechten aus, um über die Richtung, die der Junker auf seiner Flucht
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genommen, Nachricht einzuziehen. Besonders beunruhigte ihn ein reiches
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Fräuleinstift, namens Erlabrunn, das an den Ufern der Mulde lag, und
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dessen Äbtissin, Antonia von Tronka, als eine fromme, wohltätige und
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heilige Frau, in der Gegend bekannt war; denn es schien dem
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unglücklichen Kohlhaas nur zu wahrscheinlich, daß der Junker sich,
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entblößt von aller Notdurft, wie er war, in dieses Stift geflüchtet hatte,
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indem die Äbtissin seine leibliche Tante und die Erzieherin seiner ersten
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Kindheit war. Kohlhaas, nachdem er sich von diesem Umstand unterrichtet
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hatte, bestieg den Turm der Vogtei, in dessen Innerem sich noch ein
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Zimmer, zur Bewohnung brauchbar, darbot, und verfaßte ein sogenanntes
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»Kohlhaasisches Mandat«, worin er das Land aufforderte, dem Junker
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Wenzel von Tronka, mit dem er in einem gerechten Krieg liege, keinen
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Vorschub zu tun, vielmehr jeden Bewohner, seine Verwandten und Freunde
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nicht ausgenommen, verpflichtete, denselben bei Strafe Leibes und des
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Lebens, und unvermeidlicher Einäscherung alles dessen, was ein
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Besitztum heißen mag, an ihn auszuliefern. Diese Erklärung streute er,
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durch Reisende und Fremde, in der Gegend aus; ja, er gab Waldmann, dem
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Knecht, eine Abschrift davon, mit dem bestimmten Auftrage, sie in die
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Hände der Dame Antonia nach Erlabrunn zu bringen. Hierauf besprach er
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einige Tronkenburgische Knechte, die mit dem Junker unzufrieden waren,
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und von der Aussicht auf Beute gereizt, in seine Dienste zu treten
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wünschten; bewaffnete sie, nach Art des Fußvolks, mit Armbrüsten und
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Dolchen, und lehrte sie, hinter den berittenen Knechten aufsitzen; und
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nachdem er alles, was der Troß zusammengeschleppt hatte, zu Geld
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gemacht und das Geld unter denselben verteilt hatte, ruhete er einige
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Stunden, unter dem Burgtor, von seinen jämmerlichen Geschäften aus.
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Gegen Mittag kam Herse und bestätigte ihm, was ihm sein Herz, immer
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auf die trübsten Ahnungen gestellt, schon gesagt hatte: nämlich, daß der
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Junker in dem Stift zu Erlabrunn, bei der alten Dame Antonia von Tronka,
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seiner Tante, befindlich sei. Es schien, er hatte sich, durch eine Tür, die, an
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der hinteren Wand des Schlosses, in die Luft hinausging, über eine
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schmale, steinerne Treppe gerettet, die, unter einem kleinen Dach, zu
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einigen Kähnen in die Elbe hinablief. Wenigstens berichtete Herse, daß er,
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in einem Elbdorf, zum Befremden der Leute, die wegen des Brandes in der
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Tronkenburg versammelt gewesen, um Mitternacht, in einem Nachen, ohne
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Steuer und Ruder, angekommen, und mit einem Dorffuhrwerk nach
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Erlabrunn weiter gereiset sei. – – – Kohlhaas seufzte bei dieser Nachricht
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tief auf; er fragte, ob die Pferde gefressen hätten? und da man ihm
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antwortete: ja: so ließ er den Haufen aufsitzen, und stand schon in drei
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Stunden vor Erlabrunn. Eben, unter dem Gemurmel eines entfernten
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Gewitters am Horizont, mit Fackeln, die er sich vor dem Ort angesteckt, zog
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er mit seiner Schar in den Klosterhof ein, und Waldmann, der Knecht, der
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ihm entgegen trat, meldete ihm, daß das Mandat richtig abgegeben sei, als
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er die Äbtissin und den Stiftsvogt, in einem verstörten Wortwechsel, unter
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das Portal des Klosters treten sah; und während jener, der Stiftsvogt, ein
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kleiner, alter, schneeweißer Mann, grimmige Blicke auf Kohlhaas
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schießend, sich den Harnisch anlegen ließ, und den Knechten, die ihn
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umringten, mit dreister Stimme zurief, die Sturmglocke zu ziehn: trat jene,
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die Stiftsfrau, das silberne Bildnis des Gekreuzigten in der Hand, bleich,
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wie Linnenzeug, von der Rampe herab, und warf sich mit allen ihren
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Jungfrauen, vor Kohlhaasens Pferd nieder. Kohlhaas, während Herse und
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Sternbald den Stiftsvogt, der kein Schwert in der Hand hatte, überwältigten,
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und als Gefangenen zwischen die Pferde führten, fragte sie: wo der Junker
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Wenzel von Tronka sei? und da sie, einen großen Ring mit Schlüsseln von
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ihrem Gurt loslösend: in Wittenberg, Kohlhaas, würdiger Mann! antwortete,
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und, mit bebender Stimme, hinzusetzte: fürchte Gott und tue kein Unrecht!
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– so wandte Kohlhaas, in die Hölle unbefriedigter Rache
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zurückgeschleudert, das Pferd, und war im Begriff: steckt an! zu rufen, als
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ein ungeheurer Wetterschlag, dicht neben ihm, zur Erde niederfiel.
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Kohlhaas, indem er sein Pferd zu ihr zurückwandte, fragte sie: ob sie sein
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Mandat erhalten? und da die Dame mit schwacher, kaum hörbarer Stimme,
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antwortete: eben jetzt! – »Wann?« – Zwei Stunden, so wahr mir Gott helfe,
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nach des Junkers, meines Vetters, bereits vollzogener Abreise! – – – und
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Waldmann, der Knecht, zu dem Kohlhaas sich, unter finsteren Blicken,
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umkehrte, stotternd diesen Umstand bestätigte, indem er sagte, daß die
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Gewässer der Mulde, vom Regen geschwellt, ihn verhindert hätten, früher,
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als eben jetzt, einzutreffen: so sammelte sich Kohlhaas; ein plötzlich
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furchtbarer Regenguß, der die Fackeln verlöschend, auf das Pflaster des
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Platzes niederrauschte, löste den Schmerz in seiner unglücklichen Brust;
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er wandte, indem er kurz den Hut vor der Dame rückte, sein Pferd, drückte
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ihm, mit den Worten: folgt mir meine Brüder; der Junker ist in Wittenberg!
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die Sporen ein, und verließ das Stift.