Dritter Auftritt
2
Marinelli. Odoardo Galotti.
3
4
Marinelli: Wo blieben Sie, mein Herr? wo blieben Sie?
5
6
Odoardo: War meine Tochter hier?
7
8
Marinelli: Nicht sie, aber der Prinz.
9
10
Odoardo: Er verzeihe. – Ich habe die Gräfin begleitet.
11
12
Marinelli: Nun?
13
14
Odoardo: Die gute Dame!
15
16
Marinelli: Und Ihre Gemahlin?
17
18
Odoardo: Ist mit der Gräfin – um uns den Wagen sogleich herauszusenden.
19
Der Prinz vergönne nur, daß ich mich so lange mit meiner Tochter noch
20
hier verweile.
21
22
Marinelli: Wozu diese Umstände? Würde sich der Prinz nicht ein
23
Vergnügen daraus gemacht haben, sie beide, Mutter und Tochter,
24
selbst nach der Stadt zu bringen?
25
26
Odoardo: Die Tochter wenigstens würde diese Ehre haben verbitten
27
müssen.
28
29
Marinelli: Wieso?
30
31
Odoardo: Sie soll nicht mehr nach Guastalla.
32
33
Marinelli: Nicht? und warum nicht?
34
35
Odoardo: Der Graf ist tot.
36
37
Marinelli: Um so viel mehr –
38
39
Odoardo: Sie soll mit mir.
40
41
Marinelli: Mit Ihnen?
42
43
Odoardo: Mit mir. Ich sage Ihnen ja, der Graf ist tot. – Wenn Sie es noch
44
nicht wissen – Was hat sie nun weiter in Guastalla zu tun? – Sie soll mit
45
mir.
46
47
Marinelli: Allerdings wird der künftige Aufenthalt der Tochter einzig von dem
48
Willen des Vaters abhangen. Nur vors erste –
49
50
Odoardo: Was vors erste?
51
52
Marinelli: Werden Sie wohl erlauben müssen, Herr Oberster, daß sie nach
53
Guastalla gebracht wird.
54
55
Odoardo: Meine Tochter? nach Guastalla gebracht wird? und warum?
56
57
Marinelli: Warum? Erwägen Sie doch nur –
58
59
Odoardo (hitzig) Erwägen! erwägen! Ich erwäge, daß hier nichts zu
60
erwägen ist. – Sie soll, sie muß mit mir.
61
62
Marinelli: O mein Herr – was brauchen wir uns hierüber zu ereifern? Es
63
kann sein, daß ich mich irre, daß es nicht nötig ist, was ich für nötig
64
halte. – Der Prinz wird es am besten zu beurteilen wissen. Der Prinz
65
entscheide. – Ich geh und hole ihn.