Erster Auftritt
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Die Szene bleibt.
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Marinelli. Der Prinz.
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Marinelli: Hier, gnädiger Herr, aus diesem Fenster können Sie ihn sehen.
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Er geht die Arkade auf und nieder. – Eben biegt er ein, er kömmt. –
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Nein, er kehrt wieder um. – Ganz einig ist er mit sich noch nicht. Aber
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um ein Großes ruhiger ist er – oder scheinet er. Für uns gleichviel! –
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Natürlich! Was ihm auch beide Weiber in den Kopf gesetzt haben, wird
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er es wagen zu äußern? – Wie Battista gehört, soll ihm seine Frau den
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Wagen sogleich heraussenden. Denn er kam zu Pferde. – Geben Sie
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acht, wenn er nun vor Ihnen erscheinet, wird er ganz untertänigst Eurer
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Durchlaucht für den gnädigen Schutz danken, den seine Familie bei
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diesem so traurigen Zufalle hier gefunden; wird sich, mitsamt seiner
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Tochter, zu fernerer Gnade empfehlen; wird sie ruhig nach der Stadt
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bringen und es in tiefster Unterwerfung erwarten, welchen weitern Anteil
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Euer Durchlaucht an seinem unglücklichen, lieben Mädchen zu nehmen
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geruhen wollen.
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Der Prinz: Wenn er nun aber so zahm nicht ist? Und schwerlich, schwerlich
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wird er es sein. Ich kenne ihn zu gut. – Wenn er höchstens seinen
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Argwohn erstickt, seine Wut verbeißt: aber Emilien, anstatt sie nach der
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Stadt zu führen, mit sich nimmt? bei sich behält? oder wohl gar in ein
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Kloster, außer meinem Gebiete, verschließt? Wie dann?
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Marinelli: Die fürchtende Liebe sieht weit. Wahrlich! – Aber er wird ja nicht –
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Der Prinz: Wenn er nun aber! Wie dann? Was wird es uns dann helfen, daß
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der unglückliche Graf sein Leben darüber verloren?
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Marinelli: Wozu dieser traurige Seitenblick? Vorwärts! denkt der Sieger, es
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falle neben ihm Feind oder Freund. – Und wenn auch! Wenn er es auch
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wollte, der alte Neidhart, was Sie von ihm fürchten, Prinz. –
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(Überlegend.) Das geht! Ich hab es! – Weiter als zum Wollen soll er es
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gewiß nicht bringen. Gewiß nicht! – Aber daß wir ihn nicht aus dem
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Gesichte verlieren. – (Tritt wieder ans Fenster.) Bald hätt' er uns
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überrascht! Er kömmt. – Lassen Sie uns ihm noch ausweichen, und
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hören Sie erst, Prinz, was wir auf den zu befürchtenden Fall tun
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müssen.
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Der Prinz (drohend): Nur, Marinelli! –
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Marinelli: Das Unschuldigste von der Welt!