Lerninhalte in Deutsch
Abi-Aufgaben LF
Lektürehilfen
Lektüren
Basiswissen
Inhaltsverzeichnis

Abschnitt 10

2
Inzwischen war der Nagelschmidt in den Wäldern des Erzgebirgs, durch
3
Häscher und Landsknechte von allen Seiten so gedrängt worden, daß er bei
4
dem gänzlichen Mangel an Hülfsmitteln, eine Rolle der Art, wie er sie
5
übernommen, durchzuführen, auf den Gedanken verfiel, den Kohlhaas in
6
der Tat ins Interesse zu ziehen; und da er von der Lage seines
7
Rechtsstreits in Dresden durch einen Reisenden, der die Straße zog, mit
8
ziemlicher Genauigkeit unterrichtet war: so glaubte er, der offenbaren
9
Feindschaft, die unter ihnen bestand, zum Trotz, den Roßhändler bewegen
10
zu können, eine neue Verbindung mit ihm einzugehen. Demnach schickte er
11
einen Knecht, mit einem, in kaum leserlichem Deutsch abgefaßten
12
Schreiben an ihn ab, des Inhalts: »Wenn er nach dem Altenburgischen
13
kommen, und die Anführung des Haufens, der sich daselbst, aus Resten
14
des aufgelösten zusammengefunden, wieder übernehmen wolle, so sei er
15
erbötig, ihm zur Flucht aus seiner Haft in Dresden mit Pferden, Leuten und
16
Geld an die Hand zu gehen; wobei er ihm versprach, künftig gehorsamer
17
und überhaupt ordentlicher und besser zu sein, als vorher, und sich zum
18
Beweis seiner Treue und Anhänglichkeit anheischig machte, selbst in die
19
Gegend von Dresden zu kommen, um seine Befreiung aus seinem Kerker
20
zu bewirken.« Nun hatte der, mit diesem Brief beauftragte Kerl das Unglück,
21
in einem Dorf dicht vor Dresden, in Krämpfen häßlicher Art, denen er von
22
Jugend auf unterworfen war, niederzusinken; bei welcher Gelegenheit der
23
Brief, den er im Brustlatz trug, von Leuten, die ihm zu Hülfe kamen,
24
gefunden, er selbst aber, sobald er sich erholt, arretiert, und durch eine
25
Wache unter Begleitung vielen Volks, auf das Gubernium transportiert
26
ward. Sobald der Schloßhauptmann von Wenk diesen Brief gelesen hatte,
27
verfügte er sich unverzüglich zum Kurfürsten aufs Schloß, wo er die Herren
28
Kunz und Hinz, welcher ersterer von seinen Wunden wieder hergestellt war,
29
und den Präsidenten der Staatskanzelei, Grafen Kallheim, gegenwärtig
30
fand. Die Herren waren der Meinung, daß der Kohlhaas ohne weiteres
31
arretiert, und ihm, auf den Grund geheimer Einverständnisse mit dem
32
Nagelschmidt, der Prozeß gemacht werden müsse; indem sie bewiesen,
33
daß ein solcher Brief nicht, ohne daß frühere auch von Seiten des
34
Roßhändlers vorangegangen, und ohne daß überhaupt eine frevelhafte und
35
verbrecherische Verbindung, zu Schmiedung neuer Greuel, unter ihnen
36
statt finden sollte, geschrieben sein könne. Der Kurfürst weigerte sich
37
standhaft, auf den Grund bloß dieses Briefes, dem Kohlhaas das freie
38
Geleit, das er ihm angelobt, zu brechen; er war vielmehr der Meinung, daß
39
eine Art von Wahrscheinlichkeit aus dem Briefe des Nagelschmidt
40
hervorgehe, daß keine frühere Verbindung zwischen ihnen statt gefunden
41
habe; und alles, wozu er sich, um hierüber aufs Reine zu kommen, auf den
42
Vorschlag des Präsidenten, obschon nach großer Zögerung entschloß, war,
43
den Brief durch den von dem Nagelschmidt abgeschickten Knecht,
44
gleichsam als ob derselbe nach wie vor frei sei, an ihn abgeben zu lassen,
45
und zu prüfen, ob er ihn beantworten würde. Dem gemäß ward der Knecht,
46
den man in ein Gefängnis gesteckt hatte, am andern Morgen auf das
47
Gubernium geführt, wo der Schloßhauptmann ihm den Brief wieder
48
zustellte, und ihn unter dem Versprechen, daß er frei sein, und die Strafe
49
die er verwirkt, ihm erlassen sein solle, aufforderte, das Schreiben, als sei
50
nichts vorgefallen, dem Roßhändler zu übergeben; zu welcher List
51
schlechter Art sich dieser Kerl auch ohne weiteres gebrauchen ließ, und
52
auf scheinbar geheimnisvolle Weise, unter dem Vorwand, daß er Krebse zu
53
verkaufen habe, womit ihn der Gubernial-Offiziant, auf dem Markte,
54
versorgt hatte, zu Kohlhaas ins Zimmer trat. Kohlhaas, der den Brief,
55
während die Kinder mit den Krebsen spielten, las, würde den Gauner gewiß
56
unter andern Umständen beim Kragen genommen, und den
57
Landsknechten, die vor seiner Tür standen, überliefert haben; doch da bei
58
der Stimmung der Gemüter auch selbst dieser Schritt noch einer
59
gleichgültigen Auslegung fähig war, und er sich vollkommen überzeugt
60
hatte, daß nichts auf der Welt ihn aus dem Handel, in dem er verwickelt war,
61
retten konnte: so sah er dem Kerl, mit einem traurigen Blick, in sein ihm
62
wohlbekanntes Gesicht, fragte ihn, wo er wohnte, und beschied ihn, in
63
einigen Stunden, wieder zu sich, wo er ihm, in Bezug auf seinen Herrn,
64
seinen Beschluß eröffnen wolle. Er hieß dem Sternbald, der zufällig in die
65
Tür trat, dem Mann, der im Zimmer war, etliche Krebse abkaufen; und
66
nachdem dies Geschäft abgemacht war, und beide sich ohne einander zu
67
kennen, entfernt hatten, setzte er sich nieder und schrieb einen Brief
68
folgenden Inhalts an den Nagelschmidt: »Zuvörderst daß er seinen
69
Vorschlag, die Oberanführung seines Haufens im Altenburgischen
70
betreffend, annähme; daß er dem gemäß, zur Befreiung aus der vorläufigen
71
Haft, in welcher er mit seinen fünf Kindern gehalten werde, ihm einen
72
Wagen mit zwei Pferden nach der Neustadt bei Dresden schicken solle; daß
73
er auch, rascheren Fortkommens wegen, noch eines Gespannes von zwei
74
Pferden auf der Straße nach Wittenberg bedürfe, auf welchem Umweg er
75
allein, aus Gründen, die anzugeben zu weitläufig wären, zu ihm kommen
76
könne; daß er die Landsknechte, die ihn bewachten, zwar durch
77
Bestechung gewinnen zu können glaube, für den Fall aber daß Gewalt nötig
78
sei, ein paar beherzte, gescheute und wohlbewaffnete Knechte, in der
79
Neustadt bei Dresden gegenwärtig wissen wolle; daß er ihm zur
80
Bestreitung der mit allen diesen Anstalten verbundenen Kosten, eine Rolle
81
von zwanzig Goldkronen durch den Knecht zuschicke, über deren
82
Verwendung er sich, nach abgemachter Sache, mit ihm berechnen wolle;
83
daß er sich übrigens, weil sie unnötig sei, seine eigne Anwesenheit bei
84
seiner Befreiung in Dresden verbitte, ja ihm vielmehr den bestimmten
85
Befehl erteile, zur einstweiligen Anführung der Bande, die nicht ohne
86
Oberhaupt sein könne, im Altenburgischen zurückzubleiben.« – Diesen
87
Brief, als der Knecht gegen Abend kam, überlieferte er ihm; beschenkte ihn
88
selbst reichlich, und schärfte ihm ein, denselben wohl in acht zu nehmen. –
89
Seine Absicht war mit seinen fünf Kindern nach Hamburg zu gehen, und
90
sich von dort nach der Levante oder nach Ostindien, oder so weit der
91
Himmel über andere Menschen, als die er kannte, blau war, einzuschiffen:
92
denn die Dickfütterung der Rappen hatte seine, von Gram sehr gebeugte
93
Seele auch unabhängig von dem Widerwillen, mit dem Nagelschmidt
94
deshalb gemeinschaftliche Sache zu machen, aufgegeben. – Kaum hatte
95
der Kerl diese Antwort dem Schloßhauptmann überbracht, als der
96
Großkanzler abgesetzt, der Präsident, Graf Kallheim, an dessen Stelle, zum
97
Chef des Tribunals ernannt, und Kohlhaas, durch einen Kabinettsbefehl
98
des Kurfürsten arretiert, und schwer mit Ketten beladen in die Stadttürme
99
gebracht ward. Man machte ihm auf den Grund dieses Briefes, der an alle
100
Ecken der Stadt angeschlagen ward, den Prozeß; und da er vor den
101
Schranken des Tribunals auf die Frage, ob er die Handschrift anerkenne,
102
dem Rat, der sie ihm vorhielt, antwortete: »ja!« zur Antwort aber auf die
103
Frage, ob er zu seiner Verteidigung etwas vorzubringen wisse, indem er
104
den Blick zur Erde schlug, erwiderte, »nein!« so ward er verurteilt, mit
105
glühenden Zangen von Schinderknechten gekniffen, gevierteilt, und sein
106
Körper, zwischen Rad und Galgen, verbrannt zu werden.
107
So standen die Sachen für den armen Kohlhaas in Dresden, als der
108
Kurfürst von Brandenburg zu seiner Rettung aus den Händen der
109
Übermacht und Willkür auftrat, und ihn, in einer bei der kurfürstlichen
110
Staatskanzlei daselbst eingereichten Note, als brandenburgischen Untertan
111
reklamierte. Denn der wackere Stadthauptmann, Herr Heinrich von Geusau,
112
hatte ihn, auf einem Spaziergange an den Ufern der Spree, von der
113
Geschichte dieses sonderbaren und nicht verwerflichen Mannes
114
unterrichtet, bei welcher Gelegenheit er von den Fragen des erstaunten
115
Herrn gedrängt, nicht umhin konnte, der Schuld zu erwähnen, die durch die
116
Unziemlichkeiten seines Erzkanzlers, des Grafen Siegfried von Kallheim,
117
seine eigene Person drückte: worüber der Kurfürst schwer entrüstet, den
118
Erzkanzler, nachdem er ihn zur Rede gestellt und befunden, daß die
119
Verwandtschaft desselben mit dem Hause derer von Tronka an allem
120
schuld sei, ohne weiteres, mit mehreren Zeichen seiner Ungnade entsetzte,
121
und den Herrn Heinrich von Geusau zum Erzkanzler ernannte.
122
Es traf sich aber, daß die Krone Polen grade damals, indem sie mit dem
123
Hause Sachsen, um welchen Gegenstandes willen wissen wir nicht, im
124
Streit lag, den Kurfürsten von Brandenburg, in wiederholten und
125
dringenden Vorstellungen anging, sich mit ihr in gemeinschaftlicher Sache
126
gegen das Haus Sachsen zu verbinden; dergestalt, daß der Erzkanzler, Herr
127
Geusau, der in solchen Dingen nicht ungeschickt war, wohl hoffen durfte,
128
den Wunsch seines Herrn, dem Kohlhaas, es koste was es wolle,
129
Gerechtigkeit zu verschaffen, zu erfüllen, ohne die Ruhe des Ganzen auf
130
eine mißlichere Art, als die Rücksicht auf einen einzelnen erlaubt, aufs
131
Spiel zu setzen. Demnach forderte der Erzkanzler nicht nur wegen gänzlich
132
willkürlichen, Gott und Menschen mißgefälligen Verfahrens, die unbedingte
133
und ungesäumte Auslieferung des Kohlhaas, um denselben, falls ihn eine
134
Schuld drücke, nach brandenburgischen Gesetzen, auf Klageartikel, die der
135
Dresdner Hof deshalb durch einen Anwalt in Berlin anhängig machen
136
könne, zu richten; sondern er begehrte sogar selbst Pässe für einen
137
Anwalt, den der Kurfürst nach Dresden zu schicken willens sei, um dem
138
Kohlhaas, wegen der ihm auf sächsischem Grund und Boden
139
abgenommenen Rappen und anderer himmelschreienden Mißhandlungen
140
und Gewalttaten halber, gegen den Junker Wenzel von Tronka, Recht zu
141
verschaffen. Der Kämmerer, Herr Kunz, der bei der Veränderung der
142
Staatsämter in Sachsen zum Präsidenten der Staatskanzlei ernannt worden
143
war, und der aus mancherlei Gründen den Berliner Hof, in der Bedrängnis
144
in der er sich befand, nicht verletzen wollte, antwortete im Namen seines
145
über die eingegangene Note sehr niedergeschlagenen Herrn: »daß man
146
sich über die Unfreundschaftlichkeit und Unbilligkeit wundere, mit welcher
147
man dem Hofe zu Dresden das Recht abspreche, den Kohlhaas wegen
148
Verbrechen, die er im Lande begangen, den Gesetzen gemäß zu richten, da
149
doch weltbekannt sei, daß derselbe ein beträchtliches Grundstück in der
150
Hauptstadt besitze, und sich selbst in der Qualität als sächsischen Bürger
151
gar nicht verleugne.« Doch da die Krone Polen bereits zur Ausfechtung
152
ihrer Ansprüche einen Heerhaufen von fünftausend Mann an der Grenze
153
von Sachsen zusammenzog, und der Erzkanzler, Herr Heinrich von Geusau,
154
erklärte: »daß Kohlhaasenbrück, der Ort, nach welchem der Roßhändler
155
heiße, im Brandenburgischen liege, und daß man die Vollstreckung des
156
über ihn ausgesprochenen Todesurteils für eine Verletzung des
157
Völkerrechts halten würde«: so rief der Kurfürst, auf den Rat des
158
Kämmerers, Herrn Kunz selbst, der sich aus diesem Handel zurückzuziehen
159
wünschte, den Prinzen Christiern von Meißen von seinen Gütern herbei,
160
und entschloß sich, auf wenige Worte dieses verständigen Herrn, den
161
Kohlhaas, der Forderung gemäß, an den Berliner Hof auszuliefern. Der
162
Prinz, der obschon mit den Unziemlichkeiten die vorgefallen waren, wenig
163
zufrieden, die Leitung der Kohlhaasischen Sache auf den Wunsch seines
164
bedrängten Herrn, übernehmen mußte, fragte ihn, auf welchen Grund er
165
nunmehr den Roßhändler bei dem Kammergericht zu Berlin verklagt wissen
166
wolle; und da man sich auf den leidigen Brief desselben an den
167
Nagelschmidt, wegen der zweideutigen und unklaren Umstände, unter
168
welchen er geschrieben war, nicht berufen konnte, der früheren
169
Plünderungen und Einäscherungen aber, wegen des Plakats, worin sie ihm
170
vergeben worden waren, nicht erwähnen durfte: so beschloß der Kurfürst,
171
der Majestät des Kaisers zu Wien einen Bericht über den bewaffneten
172
Einfall des Kohlhaas in Sachsen vorzulegen, sich über den Bruch des von
173
ihm eingesetzten öffentlichen Landfriedens zu beschweren, und sie, die
174
allerdings durch keine Amnestie gebunden war, anzuliegen, den Kohlhaas
175
bei dem Hofgericht zu Berlin deshalb durch einen Reichsankläger zur
176
Rechenschaft zu ziehen. Acht Tage darauf ward der Roßkamm durch den
177
Ritter Friedrich von Malzahn, den der Kurfürst von Brandenburg mit sechs
178
Reutern nach Dresden geschickt hatte, geschlossen wie er war, auf einen
179
Wagen geladen, und mit seinen fünf Kindern, die man auf seine Bitte aus
180
Findel- und Waisenhäusern wieder zusammengesucht hatte, nach Berlin
181
transportiert. Es traf sich daß der Kurfürst von Sachsen auf die Einladung
182
des Landdrosts, Grafen Aloysius von Kallheim, der damals an der Grenze
183
von Sachsen beträchtliche Besitzungen hatte, in Gesellschaft des
184
Kämmerers, Herrn Kunz, und seiner Gemahlin, der Dame Heloise, Tochter
185
des Landdrosts und Schwester des Präsidenten, andrer glänzenden Herren
186
und Damen, Jagdjunker und Hofherren, die dabei waren, nicht zu
187
erwähnen, zu einem großen Hirschjagen, das man, um ihn zu erheitern,
188
angestellt hatte, nach Dahme gereist war; dergestalt, daß unter dem Dach
189
bewimpelter Zelte, die quer über die Straße auf einem Hügel erbaut waren,
190
die ganze Gesellschaft vom Staub der Jagd noch bedeckt unter dem Schall
191
einer heitern vom Stamm einer Eiche herschallenden Musik, von Pagen
192
bedient und Edelknaben, an der Tafel saß, als der Roßhändler langsam mit
193
seiner Reuterbedeckung die Straße von Dresden daher gezogen kam. Denn
194
die Erkrankung eines der kleinen, zarten Kinder des Kohlhaas, hatte den
195
Ritter von Malzahn, der ihn begleitete, genötigt, drei Tage lang in Herzberg
196
zurückzubleiben; von welcher Maßregel er, dem Fürsten dem er diente
197
deshalb allein verantwortlich, nicht nötig befunden hatte, der Regierung zu
198
Dresden weitere Kenntnis zu geben. Der Kurfürst, der mit halboffener
199
Brust, den Federhut, nach Art der Jäger, mit Tannenzweigen geschmückt,
200
neben der Dame Heloise saß, die, in Zeiten früherer Jugend, seine erste
201
Liebe gewesen war, sagte von der Anmut des Festes, das ihn umgaukelte,
202
heiter gestimmt: »Lasset uns hingehen, und dem Unglücklichen, wer es
203
auch sei, diesen Becher mit Wein reichen!« Die Dame Heloise, mit einem
204
herzlichen Blick auf ihn, stand sogleich auf, und füllte, die ganze Tafel
205
plündernd, ein silbernes Geschirr, das ihr ein Page reichte, mit Früchten,
206
Kuchen und Brot an; und schon hatte, mit Erquickungen jeglicher Art, die
207
ganze Gesellschaft wimmelnd das Zelt verlassen, als der Landdrost ihnen
208
mit einem verlegenen Gesicht entgegen kam, und sie bat zurückzubleiben.
209
Auf die betretene Frage des Kurfürsten was vorgefallen wäre, daß er so
210
bestürzt sei? antwortete der Landdrost stotternd gegen den Kämmerer
211
gewandt, daß der Kohlhaas im Wagen sei; auf welche jedermann
212
unbegreifliche Nachricht, indem weltbekannt war, daß derselbe bereits vor
213
sechs Tagen abgereist war, der Kämmerer, Herr Kunz, seinen Becher mit
214
Wein nahm, und ihn, mit einer Rückwendung gegen das Zelt, in den Sand
215
schüttete. Der Kurfürst setzte, über und über rot, den seinigen auf einen
216
Teller, den ihm ein Edelknabe auf den Wink des Kämmerers zu diesem
217
Zweck vorhielt; und während der Ritter Friedrich von Malzahn, unter
218
ehrfurchtsvoller Begrüßung der Gesellschaft, die er nicht kannte, langsam
219
durch die Zeltleinen, die über die Straße liefen, nach Dahme weiter zog,
220
begaben sich die Herrschaften, auf die Einladung des Landdrosts, ohne
221
weiter davon Notiz zu nehmen, ins Zelt zurück. Der Landdrost, sobald sich
222
der Kurfürst niedergelassen hatte, schickte unter der Hand nach Dahme,
223
um bei dem Magistrat daselbst die unmittelbare Weiterschaffung des
224
Roßhändlers bewirken zu lassen; doch da der Ritter, wegen bereits zu weit
225
vorgerückter Tageszeit, bestimmt in dem Ort übernachten zu wollen
226
erklärte, so mußte man sich begnügen, ihn in einer dem Magistrat
227
zugehörigen Meierei, die, in Gebüschen versteckt, auf der Seite lag,
228
geräuschlos unterzubringen.

Weiter lernen mit SchulLV-PLUS!

monatlich kündbarSchulLV-PLUS-Vorteile im ÜberblickDu hast bereits einen Account?