Lerninhalte in Deutsch
Prüfungsaufgaben (Realschulabschluss)

Aufgabe 1

Erörterung

Thema:
Martin Franke: Debatte über Feuerwerk: Brauchen wir ein Böllerverbot?
Aufgabenstellung:
  • Erörtere, welche Argumente für und gegen ein Verbot von Feuerwerkskörpern sprechen (jeweils mindestens drei Argumente).
  • Verwende den Text für deine Argumentation.
  • Begründe deine eigene Meinung.
  • Formuliere einen zusammenhängenden, gegliederten Text.
Material
Debatte über Feuerwerk: Brauchen wir ein Böllerverbot?
Martin Franke
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Es ist fast zwölf Monate her, dass die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ankün-
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digte, ein Böllerverbot in deutschen Großstädten mit hoher Feinstaubbelas-
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tung durchzusetzen. Notfalls auch vor Gericht. Kurz vor Weihnachten hieß
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es dann von der Organisation etwas zurückhaltender: „39 Prozent der belas-
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teten Feinstaub-Städte sind für Feuerwerk-Verbotszonen.“ Städte wie Ham-
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burg, München, Stuttgart und Köln haben Verbotszonen für private Silves-
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ter-Knaller in der Innenstadt angekündigt. Auch in Berlin sind Raketen und
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Böller in der Silvesternacht von 18 Uhr bis 6 Uhr zum ersten Mal nicht nur
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auf der Partymeile am Brandenburger Tor verboten, sondern auch auf dem
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nördlichen Alwxanderplatz. Die Polizei hat angekündigt, Feuerwerkskörper
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in den betroffenen Zonen notfalls „mit Zwang“ zu beschlagnahmen. In den
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vergangenen Jahren waren auf dem Alexanderplatz und in Schöneberg im-
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mer wieder Rettungskräfte und Polizisten mit Böllern beworfen worden.
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Die meisten Deutschen sind aus Umwelt- und Sicherheitsgründen für ein
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Verbot von Böllern zu Silvester. Laut einer repräsentativen Befragung
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des Meinungsforschungsinstituts YouGov mit 2000 Teilnehmern für das
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„RedaktionsNetzwerk Deutschland“ befürworten 57 Prozent ein Verbot.
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36 Prozent sprechen sich gegen ein Verbot aus, sieben Prozent sind un-
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schlüssig.
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Silvesterraketen, Böller und bunte Batterien haben eine lange Tradition. .
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Das Schwarzpulver wurde vor mehr als 1000 Jahren in China erfunden. Im
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Mittelalter war es den Reichen am feudalen Hofe vorbehalten, um Gäste bei
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Feierlichkeiten zu unterhalten. Erst im 19. Jahrhundert wurde es der breiten
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Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In den vergangenen Jahren ist der Wirt-
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schaftszweig gewachsen: Gaben die Menschen in Deutschland 2007 noch
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100 Millionen Euro für Feuerwerk aus, waren es 2017 bereits 137 Millionen
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Euro. Dabei ist der Verkauf auf nur drei Tage bis zum 31. Dezember be-
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grenzt. Spannend dürfte sein, ob die Debatte um Klimaschutz die Verkaufs-
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zahlen in diesem Jahr nach unten drücken wird, und Hersteller wie Weco
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und Comet einen Rückgang ihrer Einnahmen zu spüren bekommen - oder
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ob Verbraucher das Thema für ein paar Minuten ausblenden.
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Eine Gefahr für das eigene Leben kann nicht nur von der eigenen Rakete
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ausgehen. Jedes Jahr gibt es Berichte über teils schwere Verbrennungen,
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verstümmelte Hände und verlorenes Augenlicht. All diese Verletzungen
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wären vermeidbar, warnen Ärzte immer wieder aufs Neue, zahlreiche Not-
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einsätze ebenso. Silvesterböller können das Gehör dauerhaft schädigen. Die
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Knallkörper erzeugen eine Lautstärke bis zu 120 Dezibel.
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Ein weiterer Aspekt ist die Umweltverschmutzung. In einer Pressemittei-
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lung der DUH heißt es, dass die Feinstaubmenge, die durch das Feuerwerk
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zum Jahreswechsel freigesetzt wird, 16 Prozent der jährlich im Straßenver-
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kehr entstehenden Menge entspreche. Die Menschen verschmutzen zum
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Spaß nicht nur die Luft, die sie atmen, sondern auch die Natur in ihrer
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Nachbarschaft. Raketen und Böller landen ohne Umwege in der Umwelt
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und bleiben dort teilweise monatelang liegen.
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Manche Händler verzichten deswegen bereits auf den Verkauf von Feuer-
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werkskörpern. Andere verdienen am Silvesterkrach weiter viel Geld. Bei
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einem Discounter gibt es in diesem Jahr ein sogenanntes Systemfeuerwerk
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mit 152 Schuss für 50 Euro. Brenndauer: etwas mehr als zwei Minuten. [...]
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Leidtragende der Jahreswende sind auch Tiere: Hunde, Vögel, Waldbewoh-
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ner. Sie sind diejenigen, die vor dem Fest keine Warnung erhalten und oft.
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auch keinen Rückzugsort haben. In anderen Ländern haben die Tiere es
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besser, dort wird der Rutsch ins neue Jahr ohne viel Lärm gefeiert: In Spa-
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nien kommen die Menschen um Mitternacht zum Beispiel mit einer Tüte
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Trauben zusammen, in den letzten zwölf Sekunden des Jahres essen die
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Feiernden jeweils genau zwölf Trauben.
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Einzig ein Verbot spricht ein wichtiges Argument: das Verbot selbst.
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Es wäre die letzte Option des Gesetzgebers, die aber auch in die individuelle
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Freiheit von Menschen eingreift. Ein generelles Böllerverbot für die ganze
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Republik ist zudem unrealistisch, auch wenn es dazu Initiativen und Petiti-
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onen gibt. Städte und größere Orte könnten auch viel eher darüber sprechen und
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Verbotszonen einrichten.

Aus: Martin Franke: Debatte über Feuerwerk: Brauchen wir ein Böllerverbot? Aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.12.2019. Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv. Debatte über Feuerwerk: Brauchen wir ein Böllerverbot?, letzter Zugriff am 16.09.2021.
(50 P)

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