A1 Textverständnis

Thema:
Birgit Amrehn: Das kurze Leben der Elektrogeräte
Aufgabenstellung:
1.
Prüfe, welche der folgenden Aussagen mit dem unten stehenden Sachtext übereinstimmen.
Notiere entsprechend: trifft zu/trifft nicht zu.
a
Ein geheimer Zusammenschluss internationaler Glühlampenhersteller legte in den 1940er Jahren fest, die Lebensdauer einer Glühbirne auf 1000 Stunden zu begrenzen.
b
Die Stiftung Warentest fand in einer Studie viele Indizien, die beweisen, dass Hersteller absichtlich Fehlerquellen einbauen.
c
Der Anteil an Haushaltsgeräten, die in den ersten fünf Jahren nicht kaputt gehen, stieg deutlich an.
d
Viele Konsumenten kaufen sich erst dann ein neues Gerät, wenn das alte nicht mehr funktionsfähig ist.
e
Unter ökologischen Gesichtspunkten ist die kurze Lebensdauer von Elektrogeräten nicht vertretbar.
f
Handrührgeräte müssen seit September 2017 eine Laufzeit von mindestens 500 Stunden aufweisen.
(3 P)
2.
Erkläre den Begriff „geplante Obsoleszenz“.
(1 P)
3.
Das Umweltbundesamt kritisiert die kurze Lebensdauer aus ökologischen Gesichtspunkten. Formuliere zwei Gründe dafür. Antworte in vollständigen Sätzen.
(2 P)
4.
Erläutere das aktuelle gesetzliche Gewährleistungsrecht.
(1 P)
5.
Beschreibe zwei Gründe, warum Elektrogräte immer kürzer genutzt werden.
(2 P)
6.
Begründe, warum laut Stefan Schridde eine Änderung des gesetzlichen Gewährleistungsrechtes automatisch zu einer Qualitätssteigerung führen würde.
(1 P)

(10 P)
Material
Das kurze Leben der Elektrogeräte
Birgit Amrehn
1
Kurz nachdem die Garantie abgelaufen ist, gehen viele elektrische Gerä-
2
te kaputt. Der Verdacht liegt nahe: Hersteller bauen gezielt für den Müll.
3
Doch beweisen lässt sich dies nicht. Fakt ist: Bei der Entwicklung eines
4
Elektrogeräts planen die Hersteller, wie lange es voraussichtlich funktio-
5
nieren wird. „Haltbarkeit spielt dabei keine Rollen mehr“, regt sich Stefan
6
Schridde auf. Seit Jahren kämpft er mit seiner Kampagne „Murks?
7
Nein, danke!“ für nachhaltige Produktqualität. Er ist sich sicher: Allzu oft bauen
8
Hersteller absichtlich einen Defekt in das Gerät. Denn wenn der Kunde neu
9
kaufen muss, wird der Umsatz angekurbelt. Fachleute nennen das „geplan-
10
te Obsoleszenz“. Ob fest verbaute Akkus, Kunststoffzahnräder, die sich ge-
11
genseitig zerfräsen oder falsch bemessene Kondensatoren - Schridde wird
12
nicht müde, Beispiele von „Murks“ zu sammeln. Sein Lieblingsobjekt ist
13
ein Milchaufschäumer eines Markenherstellers. Um das Gehäuse zu öffnen,
14
sind zwar Schrauben vorhanden, doch letztendlich hilft nur zerstörerische
15
Gewalt: Das Gehäuse ist zusätzlich verklebt. Eine Reparatur ist vom Her-
16
steller nicht eingeplant. Bauen die Hersteller solche Schwachstellen also
17
extra ein? Wasserdicht beweisen kann selbst Stefan Schridde es nicht.
18
Doch es gibt einige Indizien. Die meisten wurden bislang bei der Glühbirne
19
gefunden: In den 1940er Jahren flog ein geheimer Zusammenschluss inter-
20
nationaler Glühlampenhersteller auf. In den Akten den sogenannten Phoe-
21
buskartells steht es schwarz auf weiß: Die Lebensdauer einer Glühbirne ist
22
auf 1000 Jahre zu begrenzen. Brennt eine Birne länger, wird der Herstel-
23
ler mit empfindlichen Geldbußen bestraft. Doch weitere Beweise blieben
24
bislang aus. Die Stiftung Warentest stellte vor einigen Jahren zwar fest, dass
25
diverse Produkte unerfreulich kurzlebig sind. Doch ihre Testergebnisse er-
26
gaben keinen Rückschluss darauf, dass Hersteller absichtlich Fehlerquellen
27
einbauten. Und auch eine 2016 vom Umweltbundesamt veröffentlichte Stu-
28
die fand keine Indizien dafür. Zwar plane der Hersteller die Lebensdauer,
29
doch sei er dabei verschiedenen Faktoren unterworfen. Zum Beispiel müsse
30
er möglichst günstig produzieren, um auf dem Markt bestehen zu können -
31
Technik und Material hätten Leistungsgrenzen.
32
„Ob es geplante Obsoleszenz gibt oder nicht - diese Frage muss gar nicht
33
unbedingt beantwortet werden, um zu wissen, dass wir handeln müssen“,
34
sagt Ines Oehme vom Umweltbundesamt. „Unser Ziel ist es, dass die Men-
35
schen sich auf eine Mindestlebensdauer verlassen können und ihre Geräte
36
so lange wie möglich nutzen. Und dafür müssen wir auf vielen Ebenen die
37
Bedingungen verbessern.“ Denn eines förderte die von ihr begleitete Studie
38
sehr wohl zu Tage: Elektrogeräte werden immer kürzer genutzt. Besonders
39
der Anteil von Haushaltsgroßgeräten, die bereits in den ersten fünf Jahren
40
kaputt gehen, stieg deutlich an.
41
Doch nicht nur die Hersteller werden in der Studie zur Verantwortung
42
gezogen, sondern auch die Verbraucher. Viele kaufen sich frühzeitig ein
43
neues Gerät, obwohl das alte noch voll funktionsfähig ist. Besonders bei
44
Smartphones und Fernsehern wollen viele die neueste Technologie oder
45
das neueste Modell besitzen. Egal aus welchen Gründen Elektrogeräte kurz
46
genutzt werden, für das Umweltbundesamt ist das unter ökologischen Ge-
47
sichtspunkten ein Dorn im Auge. Die Herstellung der Produkte verbraucht
48
wertvolle Ressourcen; Schadstoffe und Treibhausgase belasten Umwelt und
49
Klima. Doch was tun? „Wir müssen uns als Gesellschaft darauf einigen, wie
50
lange ein Gerät mindestens halten soll“, meint Ines Oehme. „Oder wie lange
51
Ersatzteile vorhanden sein müssen und Software weiter unterstützt wer-
52
den muss.“ Bei Staubsaugern regelt das bereits die Ökodesign-Richtlinie. Sie
53
legt fest, dass spätestens ab dem 1. September 2017 der Motor mindestens
54
500 Stunden durchhalten muss. Das entspricht einer durchschnittlichen Le-
55
bensdauer von zehn Jahren. Mit der Ökodesign-Richtlinie ließen sich auch
56
für andere Produktgruppen Mindestanforderungen festlegen, etwa wie
57
lange sie halten müssen oder dass sie zu reparieren sein müssen. Für Ste-
58
fan Schridde, den „Murks“-Initiator, geht das zu langsam. Er fordert eine
59
Änderung des gesetzlichen Gewährleistungsrechts. Kunden können bisher
60
zwei Jahre lang den Handel für defekte Elektrogeräte haftbar machen. Nach
61
einem halben Jahr müssen sie jedoch nachweisen, dass sie nicht selbst den
62
Defekt verursacht haben. Könnte der Kunde den Handel längere Zeit ohne
63
Nachweis einer Ursache in Haftung nehmen, würde laut Schridde die Qua-
64
lität automatisch steigen. Und er müsse nicht weiter so viel Murks sammeln.

Aus: Birgit Amrehn: Das kurze Leben der Elektrogeräte. Nach: Planet Wissen, Sendung vom 1. August 2017, Westdeutscher Rundfunk Köln.