Textverständnis A1
Thema:
Britta Schwanenberg: Der deutsche Wald
Aufgabenstellung:
Aus: Schwanenberg, Britta: „Der deutsche Wald“, letzter Zugriff am 04.06.2023.
1.
Prüfe, welche der folgenden Aussagen mit dem unten stehenden Sachtext übereinstimmen.
Notiere entsprechend: trifft zu/trifft nicht zu.
Notiere entsprechend: trifft zu/trifft nicht zu.
a
Der größte Teil der in Deutschland vorkommenden Bäume ist in der ursprünglichen Form vorzufinden.
b
Der Nachhaltigkeitsgedanke in Bezug auf den deutschen Wald ist älter als dreihundert Jahre.
c
Der Wald dient dem Menschen als Lieferant von Baumaterial, Heizmaterial und den Tieren als Zuhause vielfältiger Arten.
d
Über die Hälfte des deutschen Waldes ist nicht in Privatbesitz.
e
Durch Jahrhunderte der Forstwirtschaft ist die Annäherung an die Artenvielfalt der Urwälder nahezu wie vor 2500 Jahren.
f
Vor 2500 Jahren fand sich auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands eine große, ursprüngliche Waldfläche, die vor allem aus Eichen, Fichten, Eschen und Buchen bestand.
(3 P)
2.
Erkläre anhand des Textes den Begriff Nachhaltigkeit.
(1 P)
3.
Nenne wichtige ökologische Funktionen des Waldes. (vier Aspekte)
(2 P)
4.
Stelle wesentliche Aspekte der Geschichte des Waldes in Deutschland dar. (sechs Aspekte)
(3 P)
5.
Beschreibe, welchen ökonomischen Nutzen der Mensch aus dem Vorhandensein des Waldes zieht. (zwei Aspekte)
Material
Der deutsche Wald
Britta Schwanenberg
(2 P)
(11 P)
1
Überall Bäume: Wenn man sich in eine Zeitmaschine setzen und ins Jahr 2500 vor
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Christus reisen würde – man stünde im Wald. Wo sich heute das dicht besiedelte
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Deutschland erstreckt, befanden sich damals Mischwälder aus Eichen, Linden und
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Eschen. Nach 2500 vor Christus wurde das Klima kühler und feuchter. Dadurch
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bestimmten zunehmend die Buchen die Mischwälder. Doch der Niedergang dieses
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naturbelassenen Waldes begann schon im 17. Jahrhundert. Schiffbauer, Bergleute
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und Köhler – also die Hersteller von Holzkohle – holzten ab, was der Wald hergab.
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Zudem wichen riesige Waldgebiete dem Ackerbau. Und als den europäischen Städten
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erstmals das Bauholz ausging, wuchs in Deutschland die Idee, die Wälder bewusst zu
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bewirtschaften. 1713 erschien das Buch „Sylvicultura Oeconomica“.
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Der Deutsche Hans Carl von Carlowitz formulierte darin zum ersten Mal überhaupt den
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Gedanken der Nachhaltigkeit. Er forderte eine kontinuierliche und beständige Nutzung
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des Waldes und dass für jeden Baum, der gefällt wird, ein neuer gepflanzt wird. Anders
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als man vermuten könnte, handelte von Carlowitz allerdings nicht aus Naturliebe,
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sondern verfolgte ökonomische Interessen. Viel Erfolg hatte sein Gedanke nicht: Solange
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Holz der zentrale Brennstoff für alle Wirtschaftszweige war, wurde weiter gnadenlos
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abgeholzt. Anfang des 19. Jahrhunderts erreichte der Kahlschlag seinen Höhepunkt.
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1984 rüttelte der Waldschadensbericht die deutsche Öffentlichkeit auf. Vor allem
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Tannenwälder in Süddeutschland litten unter der Umweltverschmutzung. Schwefel-
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dioxid aus Kohlekraftwerken setzte den Bäumen zu und die Schäden drohten sich auf
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andere Baumarten auszuweiten. Doch nirgendwo in Europa bestimmte das Waldsterben
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so stark die Schlagzeilen wie in Deutschland. "Le Waldsterben" hieß es in Frankreich
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mit einem etwas belustigten Blick auf die typisch deutsche Angst um die Natur. Der
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Alarmismus der 1980er rief schnell auch hierzulande Kritiker auf den Plan, die das Wald-
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sterben als reines Medienphänomen ausmachten. Ob die nach dem Waldschadens-
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bericht eingeführten Umweltschutzmaßnahmen die schlimmsten Szenarien verhinderten
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oder ob der saure Regen dem deutschen Wald tatsächlich weniger zusetzte als einst
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befürchtet, bleibt bis heute schwer zu beurteilen.
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Heute stehen in Deutschland so viele Bäume, wie seit Jahrzehnten nicht. Die meisten
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allerdings in Reih und Glied in einem der vielen bewirtschafteten Waldstücke. Mehr als
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elf Millionen Hektar – ein Drittel der Fläche Deutschlands – ist mit Wäldern bedeckt.
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Knapp die Hälfte des Waldes ist in privater Hand, der Rest gehört Bund
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und Kommunen. [...]. Auf einem Viertel unserer Waldfläche stehen Fichten, am
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zweithäufigsten finden sich Kiefern und Buchen. 77 Jahre alt ist der deutsche Baum
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im Durchschnitt. [...]
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Neben den Meeren haben die Wälder weltweit den größten Einfluss auf unser
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Ökosystem. Die vielen Schichten eines Waldes erfüllen wichtige Aufgaben. Über die
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Wurzeln und Waldböden wird Regen gespeichert, der Wasserhaushalt wird reguliert;
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die Blätter und Nadeln der Bäume filtern Staub aus der Luft und die Bäume
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verwandeln Kohlendioxid in Sauerstoff. Als „grüne Lunge“ der Ballungsgebiete sind sie
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deshalb unersetzlich. Das Ökosystem Wald bietet zudem eine Heimat für mehr
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als 1200 verschiedene Pflanzenarten und Tausende Tierarten. Vor allem die
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ursprünglichen Buchenwälder sind wichtig für die Artenvielfalt. Die letzten verbliebenen
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urwaldähnlichen Waldbestände sind deshalb heute meist als Nationalpark
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geschützt. Eine Menge Totholz modert dort zwischen alten Baumriesen, bis zur Hälfte
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aller Bäume ist vergreist oder tot. Sie sind ideale Eintrittspforten für Hunderte
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Käferarten. In den Löchern wuchern Pilze, das wiederum lockt pilzfressende Insekten
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an. Für die Artenvielfalt ist ein toter Baum weit wichtiger als ein lebendiger. Doch Jahr-
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hunderte der Forstwirtschaft haben die echten Urwälder Deutschlands längst
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verdrängt. Nach den Phasen des Kahlschlags bis in die erste Hälfte des 20. Jahr-
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hunderts wurden vor allem Fichten gepflanzt. Unsere heutige Waldlandschaft mit
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einem Laubbaumanteil von nur noch 43 Prozent ist das Ergebnis moderner Forst-
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wirtschaft. Und die Artenvielfalt der Urwälder, die sich über Jahrtausende entwickelt
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hatte, ist nicht wieder herzustellen.
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Bis zu fünf Prozent des Deutschen Waldes sollten bis 2020 wieder ganz ohne
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menschlichen Eingriff in die Natur wachsen – diese Forderung hatte das Bundes-
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kabinett 2007 verabschiedet. Doch dieses Ziel wurde verfehlt. Noch 2016 waren noch
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nicht einmal zwei Prozent des Waldes ursprünglich. Und zum ersten Mal seit hundert
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Jahren wird inzwischen mehr Holz verbrannt als verbaut – Tendenz steigend. Die
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Nachfrage privater Haushalte nach Holz hat sich zwischen 1990 und 2010
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verdoppelt. Es ist ein riesiger Industriezweig, der Jahresumsatz betrug 2019 allein in
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Deutschland rund 36 Milliarden Euro. Zudem ist der „Holzhunger“ der Deutschen nicht
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ohne Importe zu stillen. Pro Prozentpunkt stillgelegter deutscher Waldfläche verliere
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die hiesige Holzwirtschaft rund zwei Milliarden Euro, rechnet der Deutsche Bauernver-
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band vor.
Aus: Schwanenberg, Britta: „Der deutsche Wald“, letzter Zugriff am 04.06.2023.
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1.
a | Der größte Teil der in Deutschland vorkommenden Bäume ist in der ursprünglichen Form vorzufinden. | trifft nicht zu |
b | Der Nachhaltigkeitsgedanke in Bezug auf den deutschen Wald ist älter als dreihundert Jahre. | trifft zu |
c | Der Wald dient dem Menschen als Lieferant von Baumaterial, Heizmaterial und den Tieren als Zuhause vielfältiger Arten. | trifft zu |
d | Über die Hälfte des deutschen Waldes ist nicht in Privatbesitz. | trifft zu |
e | Durch Jahrhunderte der Forstwirtschaft ist die Annäherung an die Artenvielfalt der Urwälder nahezu wie vor 2500 Jahren. | trifft nicht zu |
f | Vor 2500 Jahren fand sich auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands eine große, ursprüngliche Waldfläche, die vor allem aus Eichen, Fichten, Eschen und Buchen bestand. | trifft nicht zu |
2.
Der Begriff Nachhaltigkeit bedeutet im vorliegenden Text, dass ein Wald fortwährend und mit langfristigen Zielen im Hinblick auf die Beständigkeit der Natur gepflegt und beforstet wird. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass für Bäume, die aufgrund von Krankheit und Alter gefällt wurden, neue Jungpflanzen eingesetzt werden.
3.
- Ein Wald sorgt für eine Regulierung der Aufnahme und Abgabe von Wasser.
- Bäume sind dazu imstande, Kohlendioxid in Sauerstoff umzuwandeln.
- Ein Wald stellt Nährboden und Habitat für unzählige Tier- sowie Pflanzenarten dar.
- Durch Wälder kommt es zu einer Verbesserung der Luftqualität, da ein Wald wie ein Filter wirkt, wenn es um schädliche Stoffe geht.
- Bei Regenfällen funktionieren die Wurzeln der Bäume sowie der Boden im Wald als Wasserspeicher, wodurch zum einen der Boden weniger anfällig für Überflutungen ist und zum anderen wertvolles Grundwasser produziert wird.
4.
- Um die Zeit 2500 v. Chr. wuchsen in den damaligen Wäldern Eichen, Linden und Eschen.
- Anschließend wechselten die klimatischen Bedingungen hin zu kühleren Temperaturen und es kam zu häufigeren Niederschlägen, die Mischwälder wurden durch Buchen ergänzt.
- Im 17. Jhd. dann griffen die Menschen in die bis dato natürlich wachsenden Wälder ein und es kam durch Schiffbauern, Bergleuten und Köhlern zur Abholzung.
- Wo vorher einst naturbelassene Waldfläche stand, wurde nun gerodet und der Boden für Agrarwirtschaft verwendet. Anfang des 19. jhd. kam es zum Höhepunkt des Kahlschlags.
- Durch das stetige Wachstum der Städte in Europa kam es bald zu einem erheblichen Holzmangel. Dies führte dazu, dass die Menschen realisierten, dass es sich bei Holz um einen endlichen Rohstoff handelte und ein Umdenken hinsichtlich einer bewussteren Pflege und Nutzung von Waldflächen stattfand.
- Trotz des anfänglichen Bewusstseins für einen nachhaltigeren Umgang mit Wäldern stoppte die Abholzung in Waldgebieten nicht – zu viele Menschen waren auf Holz als Ressource für bspw. Brennstoff angewiesen.
- 1984 dann erschien der Waldschadensbericht, welcher vor allem die Luftverschmutzung durch die Industrie als größten Feind für die dadurch zugrunde gehenden Wälder ansah. Die Rede war hierbei vorrangig von der schädlichen Wirkung von Schwefeldioxid.
- Aufgrund der alarmierenden Lage kam es zu einer gehäuften Anpflanzung von Fichten, sodass heutzutage zahlreiche Wälder aus Monokulturen bestehen (bspw. Schwarzwald). Doch auch Kiefern und Buchen gehören zu den am meisten vorkommenden Baumarten.
- Über elf Millionen Hektar sind zum heutigen Stand bewaldet, jedoch konnte die ehemalige Artenvielfalt nicht wieder hergestellt werden.
5.
- Ein Wald bietet mit seinem Holz eine wertvolle Rohstoffquelle zum Heizen von Haushalten.
- Neben dem Nutzen als Brennstoff ist Baumholz auch ein wichtiger Rohstoff für die Baubranche.
- Die Abholzung des Waldes selbst stellt „ein[en] riesige[n] Industriezweig“ (Z. 61) dar, der bspw. 2019 „allein in Deutschland rund 36 Milliarden Euro“ (Z. 61 f.) einbrachte.
- Auch als Rohstoffgrundlage für die Herstellung von Papier ist der Wald und dessen Holz unabkömmlich.