Aufgabe 2
Textbeschreibung Lyrik
Thema: Erich Fried (* 1921 - † 1988): Du liebe Zeit (erschienen 1988) Aufgabenstellung:- Untersuche das Gedicht auf sprachliche Mittel und deren Wirkung.
- Beschreibe verschiedene Blickrichtungen auf die Zeit.
- Gehe auf die Erkenntnis des lyrischen Ichs ein.
- Formuliere einen zusammenhängenden, gegliederten Text. Achte auf korrekte Sprache und Rechtschreibung. Beides wird bewertet.
1
Da habe ich einen gehört
2
wie er seufzte: „Du liebe Zeit!“
3
Was heißt da „Du liebe Zeit“?
4
„Du unliebe Zeit“, muss es heißen
5
„Du ungeliebte Zeit!“
6
von dieser Unzeit, in der wir
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leben müssen. Und doch
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Sie ist unsere einzige Zeit
9
Unsere Lebenszeit
10
Und wenn wir das Leben lieben
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können wir nicht ganz lieblos
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gegen diese unsere Zeit sein
13
Wir müssen sie ja nicht genau so
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lassen, wie sie uns traf
Aus: Wagenbach, Klaus (Hg): Erich Fried. Gedichte, 21. Auflage. München: dtv, 2021, S.130.
(50 P)
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- Autor: Erich Fried (* 1921 - † 1988)
- Titel: Du liebe Zeit
- Erscheinungsjahr: 1988
- Textsorte: Gedicht
- Epoche: Neuzeit
- Quelle: Wagenbach, Klaus (Hg): Erich Fried. Gedichte, 21. Auflage. München: dtv, 2021, S.130.
- Thema: Der Autor schreibt über die Lebenszeit eines Menschen und sinniert im selben Atemzug über ihre Sinnhaftigkeit nach.
- Inhalt:
Hauptteil
1. Sprachliche Mittel und deren Wirkung- Verse: 14 Verse aufgeteilt in 7 Strophen á 2 Verse
- Reimschema: Es handelt sich um einen freien Vers, bei dem die Reime nicht regelmäßig wiederkehren. In diesem Gedicht liegt der Fokus mehr auf dem Inhalt und der Aussage des Textes als auf einem bestimmten Reimschema.
- Titel: Mit dem Titel Du liebe Zeit reflektiert der Autor kritisch die Redensart „Du liebe Zeit!“ (V. 2) und ruft dazu auf, die eigene Einstellung zur Lebenszeit zu überdenken und aktiv zu gestalten, anstatt sich darüber zu beklagen.
- Rhetorische Frage: Die rhetorische Frage „Was heißt da Du liebe Zeit?“ (V. 3) regt zur Selbstreflexion an und involviert die Leserschaft.
- Klimax: Mit Steigerungen wie „Du unliebe Zeit“ (V. 4), „Du ungeliebte Zeit“ (V. 5) und „Unzeit“ (V. 6) erreicht der Sprecher eine erhöhte Aussageintensität.
- Alliteration: Beispielhaft wird durch „das Leben lieben“ (V. 10) eine bestimmte Textstelle hervorgehoben. In dem Fall geht es darum, der eigenen Lebenszeit gegenüber Wertschätzung zu zollen.
- Enjamembent: Etwa in den Versen 6 und 7 beschleunigt Erich Fried durch das Einsetzen eines Enjambements den Lesefluss und betont die getätigte Aussage: „von dieser Unzeit, in der wir / leben müssen“ (V. 6 f.).
- Ellipse: Der Einsatz der Ellipse „Du ungeliebte Zeit“ (V. 5) verleiht dem Ausruf eine besondere Schlagkraft und hebt die Vehemenz des Gesagten hervor.
- Anapher: Indem der Autor Anaphern wie etwa „Du unliebe Zeit […]“ (V. 4) und „du ungeliebte Zeit“ (V. 5) in den Text einbettet, verleiht er dem Gedicht einen rhytmischen Charakter und betont die Textstelle.
- Das Gedicht verwendet eine Vielzahl von Begriffen, um die Zeit auf unterschiedliche Weise zu beschreiben und zu veranschaulichen. Beispielsweise wird die Zeit als „liebe Zeit“ (V. 2) bezeichnet, was eine positive Konnotation mitsichbringt.
- Auf der anderen Seite wird sie auch als „unliebe Zeit“ (V. 4), „ungeliebte Zeit“ (V. 5) und schließlich als „Unzeit“ (V. 6) dargestellt, was den Charakter der Zeit in ein negatives Licht rückt.
- Die verschiedenen Begriffe für das Wort Zeit dienen dazu, eine kritische Auseinandersetzung mit der Redewendung „Du liebe Zeit“ zu gewährleisten, welche ironisch interpretiert wird, um auf die Schwierigkeiten und Herausforderungen hinzuweisen, die mit der Zeit verbunden sind.
- Durch diese sprachliche Auseinandersetzung wird verdeutlicht, dass die Zeit nicht einfach nur abstrakt ist, sondern unsere individuelle Lebenszeit repräsentiert.
- Es wird betont, dass es wichtig ist, bewusst über die Gestaltung unserer eigenen Zeit nachzudenken und Verantwortung für sie zu übernehmen.
- In Vers 12 im Gedicht wird die Bedeutung davon unterstrichen, wie wir unsere Lebenszeit nutzen und welche Auswirkungen dies auf unser Leben haben kann.
- 1. Strophe: Negative Assoziation mit dem Sprichwort „Du liebe Zeit!“ (V. 2), da der Sprecher währenddessen ein Seufzen ausstößt (Vgl. V. 2).
- 2. Strophe: Erich Fried stellt die Bezeichnung „lieb[e]“ (V. 2) im Bezug auf die Zeit infrage und ersetzt sie durch „unlieb“ (V. 4).
- 3. Strophe: Es folgt eine Steigerung der „unlieben Zeit“ (V. 2), indem er sie als „ungeliebte Zeit“ (V. 5) bezeichnet und anschließend sogar den Ausdruck „Unzeit“ (V. 6) verwendet.
- 4. Strophe: Obwohl die Zeit an sich unangenehm scheint, können wir nicht entfliehen. Und bleibt nichts anderes, als die Zeit, die wir haben.
- 5. Strophe: Erich Fried beginnt anzuführen, weshalb es wichtig ist, Wertschätzung gegenüber der eigenen „Lebenszeit“ (V. 9) zu empfinden.
- 6. Strophe: Der Autor kritisiert einen „lieblos[en]“ (V. 11) Umgang mit der eigenen Zeit.
- 7. Strophe: In den finalen beiden Versen im Gedicht weist der Fried darauf hin, wie wichtig es ist in Punkto Zeit Eigenverantwortung für sich und sein Leben zu übernehmen.
- Das lyrische Ich beginnt mit einer Art Bestandsaufnahme seiner Gedanken und Gefühle in Bezug auf die Zeit.
- Es reflektiert über die verschiedenen Facetten und Aspekte der Zeit, die sowohl positiv als auch negativ sein können.
- In einem entscheidenden Moment der Erkenntnis oder Wendepunkt (V. 7) realisiert das lyrische Ich, dass es sich um unsere individuelle Lebenszeit handelt, die wir aktiv gestalten können.
- Es folgt ein Appell des lyrischen Ichs an sich selbst und an den Leser, der Zeit nicht gleichgültig oder passiv gegenüberzustehen, sondern sie bewusst zu nutzen und zu formen.
- Dabei wird betont, dass wir die Verantwortung haben, unsere Zeit nicht einfach ungenutzt verstreichen zu lassen, sondern aktiv Einfluss darauf zu nehmen.
- Der Appell lautet, die Zeit nicht einfach so zu lassen, wie sie uns trifft, sondern aktiv zu verändern und zu gestalten.
Schluss
- Thema: Das Gedicht reflektiert darüber, warum wir uns oft überlasten und nicht öfter nein sagen. Es regt dazu an, sich mit der eigenen inneren Welt auseinanderzusetzen und bewusst jeden Tag zu nutzen, da er ein Geschenk ist, das nie zurückkehrt und von jedem individuell gestaltet werden kann. Es erinnert uns daran, dass es unsere Lebenszeit ist und wir sie aktiv leben sollten.
- Interpretation: Das Gedicht ist eine Reflexion über die Vergänglichkeit und Knappheit der Zeit, die sowohl negative als auch positive Emotionen hervorrufen kann. Durch diese Gedanken und Gefühle wird die Komplexität und Vielschichtigkeit des Umgangs mit der Zeit verdeutlicht.
- Fazit: Das Fazit des Gedichts könnte sein, dass es letztendlich an uns liegt, wie wir mit unserer Lebenszeit umgehen. Wir haben die Möglichkeit, aktiv Einfluss darauf zu nehmen und die Zeit nicht einfach passiv geschehen zu lassen. Es wird dazu aufgerufen, die Zeit bewusst zu gestalten und nicht nur resigniert hinzunehmen. Durch diese Aufforderung zur aktiven Gestaltung der Zeit regt das Gedicht dazu an, das Leben bewusst zu leben und die kostbare Zeit, die uns gegeben ist, sinnvoll zu nutzen.