Aufgabe 1
Erörterung
Thema: Oliver Pieper: Soziales Pflichtjahr: Kitt für die deutsche Gesellschaft? Aufgabenstellung:- Erörtere, welche Argumente für und gegen einen verpflichtenden sozialen Dienst junger Menschen sprechen (jeweils mindestens drei Argumente).
- Verwende das beiliegende Material für deine Erörterung und ergänze eigene Argumente.
- Begründe deine Meinung.
- Formuliere einen zusammenhängenden, gegliederten Text. Achte auf korrekte Sprache und Rechtschreibung. Beides wird bewertet.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sorgt sich um den Zusammenhalt in der Gesellschaft in Deutschland. Kann ein verpflichtender sozialer Dienst helfen? Oliver Pieper
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„Jeder sollte einmal im Leben etwas tun für andere Menschen, die ihm fremd sind. Wir
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brauchen neue Modelle, in denen wir Jung und Alt miteinander ins Gespräch bringen und
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die Überzeugung einüben, dass wir auch für andere da sein müssen.“ Als Bundespräsident
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Frank-Walter Steinmeier vor einigen Tagen erneut mehr soziales Engagement hierzulande
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einforderte, dürfte er – als Positivbeispiel – an Menschen wie Victoria Culoso gedacht haben.
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Die 21-Jährige aus Bonn könnte mit ihrer Geschichte in jeder Werbekampagne für ein
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Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) auftauchen. Eine junge Frau, die eigentlich nach der Schule
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in die Wirtschaft gehen will, deren große Schwester ihr aber zuredet, ein FSJ zu machen
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und die schließlich durch ihre Arbeit in einer Einrichtung für Alkoholsüchtige ihre
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Bestimmung findet. Culoso sagt: „Diese Erfahrung hat mich komplett verändert. Es hat mich
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enorm weitergebracht, ich bin viel selbstbewusster geworden. Das war ein richtig gutes Jahr
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für mich.“ [...]
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Mechthild Greten hat einen ziemlich guten Überblick über den Zusammenhalt in der
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Gesellschaft, der dem Bundespräsidenten so Sorgen macht. Sie ist Leiterin der Stabsstelle
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Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Caritas Bonn, die Projekte wie die „Villa Noah“ für
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alkoholabhängige Menschen verantwortet. Greten sagt: „Dieser Solidaritätsgedanke tritt in
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der Gesellschaft durch die Globalisierung, durch soziale Medien [...] und durch den
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Kapitalismusgedanken immer mehr in den Hintergrund. Und dann hat Corona noch dazu
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beigetragen, dass sich immer mehr Menschen zurückgezogen haben und in digitalen Welten
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unterwegs sind. Durch die vielen Krisen sind viele Menschen außerdem sehr erschöpft. Und
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wir als Caritasverband merken natürlich auch an den Menschen, die zu uns
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kommen, dass die Schere zwischen Arm und Reich sehr weit geöffnet ist.“ [...]
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„Was Herr Steinmeier meint”, so Mechthild Greten, „ist letztendlich auch, einen sozialen
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Kitt zu installieren, aus seiner eigenen Blase herauszutreten und zu überlegen, wie geht
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es eigentlich denjenigen, auf die viele Menschen herunterschauen, wie Hartz-IV-Empfänger
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oder Migranten? Und wenn junge Menschen am Anfang ihres Berufslebens sehen, es gibt
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Menschen, die leben anders und haben mit anderen Problemen zu kämpfen, dann macht
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sie das reifer und eine Gesellschaft lebens- und liebenswerter.“
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Bundespräsident Steinmeier musste trotzdem für seinen Vorschlag, nach der Schule ein
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soziales Pflichtjahr einzuführen, viel Kritik einstecken [...].
Aus: Pieper, Oliver: Soziales Pflichtjahr: Kitt für die deutsche Gesellschaft?, erschienen am: 13.11.2022, letzter Zugriff am 20.07.2023.
(50 P)
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Einleitung
- Titel: Soziales Pflichtjahr: Kitt für die deutsche Gesellschaft?
- Autor: Oliver Pieper
- Textsorte: Artikel; pragmatischer Text
- Erscheinungsdatum: am 13.11. im Jahr 2022
- Thema: Im Artikel wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiers Ansatz, der Spaltung der Gesellschaft mit der Einführung eines Sozialen Pflichtdienstes entgegenzuwirken, thematisiert.
- Im Folgenden wird nun in Form einer Gegenüberstellung vom Pro- und Kontra-Argumenten die Argumentation Steinmeiers erörtert.
Hauptteil
Pro
- Es gibt zahlreiche Vorteile, die sich ergeben, wenn man sich mit dem Thema Soziales Pflichtjahr auseinandersetzt. Neben der Stärkung des Selbstbewusstseins und der persönlichen Weiterentwicklung bieten sich auch Möglichkeiten zur Erweiterung des persönlichen Horizonts.
- Indem man aus der eigenen Blase heraustritt und die Komfortzone verlässt, können wertvolle Erfahrungen gesammelt werden.
- Durch den Austausch zwischen Alt und Jung können nicht nur generationsübergreifende Verbindungen geschaffen, sondern auch ein „sozialer Kitt“ für die Gesellschaft gebildet werden.
- Des Weiteren kann die Beschäftigung mit diesen Themen dazu beitragen, den Fachkräftemangel in verschiedenen Bereichen zu lindern. Insbesondere jungen Menschen in der Orientierungsphase nach der Schule kann dies helfen, ihre beruflichen Perspektiven zu erweitern.
- Darüber hinaus fördert die Sensibilisierung für gesellschaftliche Fragen und gesellschaftliche Verantwortung ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen unserer Zeit.
- Nicht zuletzt könnten durch diese Maßnahmen auch Synergien entstehen, die zur Gewinnung neuer Arbeitskräfte beitragen. Durch eine ganzheitliche Betrachtung und Förderung dieser Aspekte können positive Veränderungen sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene erreicht werden.
Contra
- Es gibt Bedenken hinsichtlich des Zwangs, der erforderlichen Offenheit und der notwendigen sozialen Kompetenzen bei der Umsetzung dieser Maßnahmen.
- Ein Gegenargument könnte sein, dass ein solcher Zwang die individuelle Freiheit einschränken und in die persönliche Lebensgestaltung eingreifen könnte.
- Zudem könnte es zu einem Gerechtigkeitsproblem führen, da fraglich ist, wer welche Unterstützung erhält und wie dies gerecht verteilt werden kann.
- Ein weiteres Gegenargument wäre die mögliche fehlende Motivation der Betroffenen, wenn sie sich gezwungen fühlen, an solchen Maßnahmen teilzunehmen.
- Auch die Kontrolle und möglichen Sanktionen bei Verweigerung könnten negative Auswirkungen haben.
- Der Zeitverlust durch zusätzliche Verpflichtungen sowie die fehlende persönliche Reife vieler Teilnehmer könnten weitere Herausforderungen darstellen.
- Zusätzlich könnte ein großer Bürokratieaufwand entstehen, um diese Maßnahmen umzusetzen, was zu einer ineffizienten Verwaltung führen könnte.
- Die Frage nach der Finanzierung solcher Programme ist ebenfalls von großer Bedeutung und könnte zu Schwierigkeiten führen.
- Schließlich könnten auch allgemeine Voraussetzungen wie Bildungsstand oder Sprachkenntnisse eine Hürde darstellen, um von solchen Maßnahmen zu profitieren.
Fazit
- Insgesamt zeigt sich, dass die Diskussion über die Implementierung von Maßnahmen zur Stärkung des Selbstbewusstseins und der persönlichen Entwicklung vielschichtig ist.
- Während auf der einen Seite die positiven Effekte wie die Förderung sozialer Kompetenzen und die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen hervorgehoben werden, sind auf der anderen Seite Bedenken hinsichtlich Zwangsmaßnahmen, Eingriff in die persönliche Lebensgestaltung und möglicher Gerechtigkeitsprobleme zu berücksichtigen.
- Es gilt daher, sorgfältig abzuwägen und geeignete Lösungen zu finden, um die Potenziale dieser Maßnahmen bestmöglich zu nutzen und gleichzeitig mögliche negative Auswirkungen zu minimieren.