C2 Molekularküche

Seit den 1980er Jahren versucht die Molekularküche, sich mithilfe der Lebensmitteltechnologie durch die Zubereitung von Speisen mit ungewohnter Konsistenz und Farbe von der herkömmlichen Küche abzugrenzen.
1
In der Molekularküche werden Cremes hergestellt. Dabei handelt es sich um Gemische aus fein ineinander verteilten wässrigen und ölhaltigen Komponenten. Die Größe der Öltröpfchen beeinflusst dabei sowohl die Konsistenz als auch den Geschmack einer Creme. Als besonders angenehm werden kleine, fein verteilte Tröpfchen empfunden. Emulgatoren wie Saccharosestearat (Abb. 1) werden zugesetzt, um eine Entmischung zu verhindern.
Strukturformel eines Zuckermoleküls mit verschiedenen Hydroxylgruppen und einer langen Kohlenwasserstoffkette.
Abb. 1: Strukturformel von Saccharosestearat
1.1
Begründe anhand der Strukturformel und unter Verwendung beschrifteter Skizzen die emulgierende Wirkung von Saccharosestearat.
(6 BE)
1.2
In einer Versuchsreihe wurden drei verschiedene Gemische aus Wasser, Orangenöl und Saccharosestearat unter kräftigem Rühren hergestellt (Tab. 1):
Tab. 1: Zusammensetzung der Gemische der Versuchsreihe
nach: Ariyaprakai, Suwimon; Hu, Xuanyi; Tran, Minh Thú (2018). Spontaneous Formation of Flavor, Oil Emulsions by Using Sucrose Esters and Emulsion Stability Study. Food Biophysics. 3 - 7.
Ansatz Massen-anteil Wasser in % Massen-anteil Orangenöl in % Massen-anteil Saccharose-stearat in %
A \(87,5\) \(10\) \(2,5\)
B \(85,0\) \(10\) \(5,0\)
C \(82,5\) \(10\) \(7,5\)
Anschließend wurde jeweils der Anteil verschiedener großer Öltröpfchen am Gesamtvolumen des Orangenöls bestimmt:
Diagramm zeigt den Anteil des Gesamtvolumens von Öltropfen in verschiedenen Größen in relativen Einheiten.
Abb. 2: Anteil verschieden großer Öltröpfchen am Gesamtvolumen des Orangenöls
nach: Ariyaprakai, Suwimon; Hu, Xuanyi; Tran, Minh Thú (2018). Spontaneous Formation of Flavor Oil Emulsions by Using Sucrose Esters and Emulsion Stability Study. Food Biophysics. 3 - 7.
Beschreibe die Versuchsergebnisse und formuliere eine Hypothese zur Abhängigkeit der Öltröpfchengröße vom Saccharosestearat-Anteil.
(7 BE)
1.3
Man erhofft sich in der Molekularküche von Maltosestearat (Abb. 3) zusätzliche Einsatzmöglichkeiten im Vergleich zu denen von Saccharosestearat.
Chemische Strukturformel eines Moleküls mit mehreren Hydroxylgruppen und einer langen Kohlenwasserstoffkette.
Abb. 3: Strukturformel von Maltosestearat
1.3.1
Plane und beschreibe einen Versuch zur Unterscheidung der beiden Emulgatoren.
(8 BE)
1.3.2
Ausgewählte Eigenschaften der beiden Emulgatoren sind in Abbildung 4 angegeben.
Radar-Diagramm zur Vergleichsanalyse von Maltosesetarat und Saccharosesetarat in verschiedenen Eigenschaften.
Abb. 4: Vergleich ausgewählter Eigenschaften von Maltosestearat und Saccharosestearat
nach: Ma YR, Banwell MG, Yan R, Lan P. (2013). Comparative Study of the Emulsifying Properties of a Homologous Series of Long-Chain 6'- O-Acylmaltose Esters. J Agric Food Chem. 66(33), 8832 - 8840.
Beurteile mithilfe von Abbildung 4 den Einsatz der beiden Emulgatoren zur Herstellung von warmen Cremes sowie von Schäumen in der Molekularküche.
(5 BE)
2
Riboflavin wird zum Färben von Gerichten eingesetzt. Das Absorptionsspektrum dieses Farbstoffs ist in Abbildung 5 dargestellt.
Diagramm zur Absorption in Abhängigkeit von der Wellenlänge in nm.
Abb. 5: Absorptionsspektrum von Riboflavin
nach: Zhang, Yuntao & Sukthankar, Pinakin & Tomich, John & Conrad, Gary. (2012). Effect of the Synthetic NC-1059 Peptide on Diffusion of Riboflavin across an Intact Corneal Epithelium. Investigative ophthalmology \& visual science. 53.
Mit Riboflavin gefärbte Gerichte können auch zum Leuchten gebracht werden. Bei Anregung mit UV-Licht der Wellenlänge 349 nm emittiert Riboflavin Licht einer bestimmten Farbe (Abb. 6).
Diagramm zur Emission in Abhängigkeit von der Wellenlänge in Nanometern.
Abb. 6: Emissionsspektrum von Riboflavin bei Anregung mit UV-Licht der Wellenlänge \(349\,\text{nm}\)
nach: Zhang, Yuntao & Sukthankar, Pinakin & Tomich, John & Conrad, Gary. (2012). Effect of the Synthetic NC-1059 Peptide on Diffusion of Riboflavin across an Intact Corneal Epithelium. Investigative ophthalmology \& visual science. 53.
Tab. 2: Zusammenhang zwischen Wellenlänge, Farbe und Komplementärfarbe des Lichts
Wellenlänge des absorbierten Lichts
in nm
Farbe des Lichts Komplementärfarbe
\(400-440\) Violett Gelb
\(440-480\) Blau Orange
\(480-500\) Blaugrün Rot
\(500-570\) Gelbgrün Purpur
\(570-590\) Gelb Violett
\(590-610\) Orange Blau
\(610-700\) Rot Blaugrün
2.1
Leite mithilfe von Abbildung 5 und Tabelle 2 die Farbe von Riboflavin ab. Ermittle sie mithilfe von Abbildung 6 und Tabelle 2 die Farbe, in der Riboflavin unter UV-Licht leuchtet.
(5 BE)
2.2
Gib man zu einer Riboflavin-Lösung Natriumdithionit \((Na_2S_2O_4),\) wird die Lösung farblos. Dithionit-Ionen reagieren dabei zu Schwefeldioxid-Ionen, Riboflavin-Moleküle von der Chinon-Form in die Hydrochinon-Form (Abb. 7). Bei längerem Stehenlassen an der Luft färbt sich die Lösung wieder.
Strukturformeln von Riboflavin in zwei Formen: Chinon (farbig) und Hydrochinon (farblos).
Abb. 7: Strukturformeln der Chinon- und Hydrochinon-Form von Riboflavin
2.2.1
Formuliere die Teilgleichungen für die Reaktion von Riboflavin-Molekülen mit Dithionit-Ionen in saurer Lösung. Nicht benötigte Molekülteile können mit R abgekürzt werden.
(6 BE)
2.2.2
Stelle eine Hypothese zum Wiederauftreten der Farbigkeit bei längerem Stehenlassen an der Luft auf.
(3 BE)

(40 BE)

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