B2 Wasser für Injektionszwecke

Wasser für Injektionszwecke (WFI) ist Wasser, das in der pharmazeutischen Industrie verwendet wird und höchsten Qualitätsansprüchen genügen muss. Die Herstellung von WFI erfordert eine aufwendige Aufbereitung von Leitungswasser in vielen Einzelschritten.
1
Im Wasser enthaltene, unerwünschte lonen lassen sich mit verschiedenen lonenaustauschverfahren entfernen. Dazu werden vor allem lonentauscher auf Basis von Chitosan verwendet. Chitosan lässt sich aus Chitin (Abb. 1) herstellen:
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Abb. 1: Ausschnitt aus einem Chitin-Molekül
1.1
Benenne die Art der glykosidischen Bindung im Chitin-Molekül und vergleiche die Molekülstruktur mit der eines Cellulose-Moleküls.
(5 BE)
1.2
Chitin lässt sich sowohl in saurer als auch alkalischer Lösung hydrolysieren. Abhängig vom pH-Wert erfolgt die Hydrolyse an unterschiedlichen Stellen des Moleküls und es entstehen dabei verschiedene Produkte. Bei der alkalischen Hydrolyse erhält man durch Spaltung der Amidbindungen Chitosan-Moleküle.
1.2.1
Formuliere die Strukturformelgleichung zur Bildung von Chitosan aus Chitin. Die an der Reaktion nicht beteiligten Molekülabschnitte können abgekürzt werden.
(3 BE)
1.2.2
In einem Experiment wird Chitin einmal in saurer und einmal in alkalischer Lösung hydrolysiert. Mit den entstehenden Gemischen wird jeweils die Fehling-Probe durchgeführt. Nur in einem Fall entsteht ein rotbrauner Niederschlag. Erkläre die Versuchsbeobachtungen und formuliere die Redoxteilgleichungen für die positive Fehling-Probe.
(9 BE)
1.3
In einer Versuchsreihe wird eine Chitosan-Lösung jeweils für eine bestimmte Zeit mit Mikrowellen bestrahlt. Die Chitosan-Moleküle werden dadurch teilweise gespalten. Nach dem Abkühlen der Lösung wird jeweils die Viskosität gemessen (Abb. 2):
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Abb. 2: Viskosität einer Chitosan-Lösung in Abhängigkeit von der Bestrahlungsdauer
Rokhati, N., Pramudono, B., Istirokhatun, T., Susanto, H. (2018). Microwave Irradiation Assisted Chitosan Hydrolysis Using Cellulase Enzyme. Bulletin of Chemical Reaction Engineering & Catalysis, 13 (3): 469 (doi:10.9767/bcrec.13.3.2378.466-474), https://core.ac.uk/download/pdf/234032347.pdf, zuletzt aufgerufen am 26.10.2021
Begründe den in Abbildung 2 dargestellten Kurvenverlauf auf Teilchenebene.
(5 BE)
2
Um Bakterienwachstum in WFI zu verhindern, wird das Wasser während der Lagerung mit Ozon versetzt.
2.1
Die Löslichkeit von Ozon in Wasser ist ca. zehnmal höher als die von Sauerstoff.
Stoff Summen-formel Struktur-formel Länge der Bindung
zwischen den Sauerstoff-
Atomen in \(\color{#ffffff}{\text{pm}}\)
Sauer-
stoff
\(O_2\)
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\(121\)
Wasser-
stoff-
peroxid
\(H_2O_2\)
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\(147\)
Ozon \(O_3\) \(128\)
Tab.: Summen- und Strukturformeln sowie Bindungslängen von Sauerstoff, Wasserstoffperoxid und Ozon
Erkläre mithilfe von Strukturformeln die in der Tabelle angegebene Bindungslänge im Ozon-Molekül. Begründe die Unterschiede der Löslichkeit von Ozon und Sauerstoff in Wasser.
(7 BE)
2.2
Ozon ist sehr instabil und kann daher schlecht transportiert und gelagert werden. Es wird deshalb direkt bei der WFI-Herstellung in einer Redoxreaktion aus dem bereits hochreinen Wasser gebildet. Als weiteres Produkt entsteht Wasserstoff.
Formuliere für die beschriebene Reaktion die Teilgleichungen sowie die Gesamtgleichung.
(5 BE)
2.3
Vor der Verwendung des WFI muss sichergestellt werden, dass keine Ozonrückstände mehr vorhanden sind. Dazu setzt man einer Probe des WFI Indigocarmin zu. In Gegenwart von Ozon wird Indigocarmin zu Isatin-5-sulfonsäure oxidiert (Abb. 3):
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Abb. 3: Reaktionsschema zur Bildung von Isatin-5-sulfonsäure aus Indigocarmin und Ozon
In Abbildung 4 sind die Absorptionsspektren von Indigocarmin und Isatin-5-sulfonsäure dargestellt. Abbildung 5 zeigt das Spektrum des sichtbaren Lichts mit den zugehörigen Wellenlängen \(\lambda:\)
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Abb. 4: Absorptionsspektren von Indigocarmin und Isatin-5-sulfonsäure
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Abb. 5: Spektrum des sichtbaren Lichts
Erläutere anhand der Abbildungen 3,4 und 5 das Prinzip des Nachweises von Ozon mithilfe von Indigocarmin.
(6 BE)

(40 BE)

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