A1 Spinnenseide

Spinnenseide ist stabiler als Stahl und dehnbarer als Gummi. Hauptverantwortlich für diese Eigenschaften sind Proteine, die in den Spinndrüsen der Spinnen produziert werden. Künstliche Spinnfäden finden u. a. im medizinischen Bereich Anwendung.
1
Während der Herstellung von Spinnenseide kommt es zu einem Absinken des pH-Werts. Verantwortlich dafür ist das Enzym Carboanhydrase, das die Reaktion von Kohlenstoffdioxid mit Wasser zu Kohlensäure \((H_2CO_{3\,\text{(aq)}})\) katalysiert.
1.1
Formuliere die Reaktionsgleichung für die beschriebene Reaktion und begründe das daraus resultierende Absinken des pH-Werts.
(4 BE)
1.2
Skizziere ein Diagramm, das die Abhängigkeit der Carboanhydrase-Aktivität von der Kohlenstoffdioxid-Konzentration zeigt und erläutere den Kurvenverlauf.
(7 BE)
1.3
Die Aktivität der Carboanhydrase ist abhängig vom pH-Wert (Abb. 1):
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Abb. 1: Aktivität der Carboanhydrase in Abhängigkeit vom pH-Wert
verändert nach: https://www.scielo.br/j/gmb/a/wgKCTFCBsWQKR6T9Wzpz49H/?lang=en\#ModalFigf3, zuletzt aufgerufen am 26.10.2021
Um die maximale Aktivität der Carboanhydrase zu erreichen, benötigt man ein Puffersystem.
Puffersystem \(\color{#ffffff}{pK_S}\)-Wert der Säure
Dihydrogenphosphat/Hydrogenphosphat-Puffer
\(\left(H_2PO_4^- / HPO_4^{2-}\right)\)
\(7,21\)
Ameisensäure/Formiat-Puffer
(Methansäure/Methanoat-Puffer)
\(3,77\)
Essigsäure/Acetat-Puffer
(Ethansäure/Ethanoat-Puffer)
\(4,75\)
Tab.: Ausgewählte Puffersysteme und \(pK_S\)-Werte der zugehörigen Säuren
In einer Versuchsreihe soll die Carboanhydrase im Bereich ihrer maximalen Aktivität untersucht werden.
Leite aus Abbildung 1 und der Tabelle ein geeignetes Puffersystem ab. Berechne das Konzentrationsverhältnis von Base und korrespondierender Säure, das für die Aufrechterhaltung des optimalen pH-Werts erforderlich ist.
(7 BE)
2
Seidenproteine liegen besonders häufig in Form von \(\alpha\)-Helices vor, die hohe Anteile des Aminosäure-Bausteins Alanin (2-Aminopropansäure) enthalten. Die Bedeutung dieses Bausteins für die Ausbildung der \(\alpha\)-Helices soll untersucht werden. Dazu wird ein Oligopeptid aus zehn Alanin-Bausteinen (Oligoalanin = OA) hergestellt.
2.1
Zeichne einen zwei Aminosäure-Bausteine umfassenden Strukturformelausschnitt aus einem OA-Molekül.
(3 BE)
2.2
In einem Experiment wird festgestellt, dass OA-Moleküle keine \(\alpha\)-Helices in Wasser ausbilden. Zur Erklärung des unterschiedlichen Verhaltens von OA-Molekülen und Seidenproteinen gibt es verschiedene Hypothesen:
  • Hypothese 1
    OA-Moleküle sind nicht in der Lage, stabile \(\alpha\)-Helices zu bilden. Dazu wären intramolekulare Wechselwirkungen mit den Resten weiterer Aminosäure-Bausteine nötig.
  • Hypothese 2
    OA-Moleküle können \(\alpha\)-Helices bilden, die jedoch in Wasser nicht stabil sind. In Proteinen können zusätzliche Aminosäure-Bausteine die \(\alpha\)-Helices stabilisieren, indem sie Wechselwirkungen mit Wasser-Molekülen verhindern.
Anhand zweier Beobachtungen sollen diese Hypothesen überprüft werden:
  • Beobachtung 1
    In einer Computer-Simulation bilden OA-Moleküle in lipophiler Lösung in deutlichem Maße helicale Strukturen aus.
  • Beobachtung 2
    Ersetzt man in OA-Molekülen einen Alanin- durch einen Lysin-Baustein, liegt dieses Peptid in wässriger Lösung zu einem hohen Anteil als Helix vor.
Überprüfe die beiden Hypothesen jeweils anhand der angegebenen Beobachtungen.
(5 BE)
3
Bei der Herstellung von künstlichen Spinnfäden wird Methansäure benötigt. Abbildung 2 zeigt eine Titrationskurve von Methansäure mit Natronlauge. Dabei wurde eine Probe von \(25\,\text{mL}\) Methansäure-Lösung unbekannter Konzentration vorgelegt und mit Natronlauge der Konzentration \(0,15\,\text{mol} \cdot \text{L}^{-1}\) titriert (Abb. 2):
chemie bayern 2022 a1 abb 2
Abb. 2: Titrationskurve von Methansäure-Lösung mit Natronlauge
3.1
Erkläre anhand der Reaktionsgleichung von Methansäure mit Natronlauge den Begriff „Äquivalenzpunkt" und markiere diesen in Abbildung 2. Berechne die Konzentration der Methansäure-Lösung zu Beginn der Titration.
(8 BE)
3.2
In Abbildung 3 ist ein sogenanntes Hägg-Diagramm dargestellt. Es zeigt die Konzentrationen verschiedener Teilchen, die bei der Titration von Methansäure mit Natronlauge auftreten:
chemie bayern 2022 a1 abb 3
Abb. 3: Hägg-Diagramm einer Titration von Methansäure mit Natronlauge
Erkläre die Vorgehensweise zur Bestimmung des \(pK_S\)-Werts von Methansäure sowohl aus Abbildung 2 als auch aus Abbildung 3 und ermittle diesen.
(6 BE)

(40 BE)

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