C2 Pflanzenöle

Pflanzliche Öle und Fette sind wichtig für eine gesunde Ernährung. Daneben gewinnen sie in der chemischen Industrie als Rohstoffe für nachhaltigere Kunststoffe zunehmend an Bedeutung.
1
Einer Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist es gelungen, einen Kunststoff ausschließlich aus dem nachwachsenden Rohstoff Rapsöl herzustellen. Abbildung 1 zeigt ein Reaktionsschema ausgehend von einem in Rapsöl enthaltenen Fett-Molekül:
Chemie abi 2022 bayern
Abb. 1: Reaktionsschema zur Herstellung von Nonadecandisäure und Nonadecan-1,19-diol aus Rapsöl
eigene Darstellung nach: https://www.researchgate.net/publication/255752845_Polymer_ precursors_from_catalytic_reactions_of_natural_oils/download, zuletzt aufgerufen am 28.10.2021; https://www.biooekonomie-bw.de/fachbeitrag/pm/verlustfreiekunststofferzeugung-aus-pflanzenoel, zuletzt aufgerufen am 28.10.2021
1.1
Formuliere eine Strukturformelgleichung für die Synthese eines Kunststoffs aus Nonadecan-1,19-diol und Nonadecandisäure (Abb. 1). Benenne den Typ der zugrundeliegenden Polyreaktion.
(4 BE)
1.2
Der aus Rapsöl gewonnene Kunststoff ähnelt in seinen Eigenschaften dem Kunststoff Polyethen (PE).
Ordne PE aufgrund seines thermischen Verhaltens einer Kunststoffklasse zu und erläutere deine Zuordnung.
(5 BE)
1.3
Rapsöl kann zur Gewinnung von Seifen genutzt werden. Häufig werden jedoch anstelle von Seifen synthetische Tenside verwendet.
Gib die Strukturformel eines aus Rapsöl (Abb. 1) gewonnenen Seifen-Moleküls an. Beurteile die Nutzung von Seifen auf Rapsölbasis gegenüber der von synthetischen, nichtionischen Tensiden auf Erdölbasis hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit und ihrer Waschwirkung bei hoher Wasserhärte.
(5 BE)
1.4
Um Rapsöl als Rohstoff für die chemische Industrie nutzen zu können, muss es für manche Prozesse vorher hydriert werden.
1.4.1
Erkläre die unterschiedlichen Schmelzbereiche der vor und nach der Hydrierung von Rapsöl vorliegenden Fette.
(5 BE)
1.4.2
Der für die Hydrierung benötigte Wasserstoff kann durch die sog. Dampfreformierung gewonnen werden. Dabei reagieren Methan und Wasser endotherm in einer Gleichgewichtsreaktion zu Wasserstoff und Kohlenstoffmonoxid. Bei den Bedingungen im Reaktor liegen alle Stoffe gasförmig vor.
In zwei Versuchsreihen wird der prozentuale Anteil an umgesetztem Methan in Abhängigkeit von der Temperatur bzw. dem Druck bestimmt. Die Ergebnisse der Versuchsreihen sind in den Abbildungen 2 und 3 dargestellt:
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Abb. 2: Prozentualer Anteil an umgesetztem Methan in Abhängigkeit von der Temperatur
Hae-Gu Park et al.: Bench-Scale Steam Reforming of Methane for Hydrogen Production, Catalysts 2019, 9(7), 615; MDPI, Basel, Switzerland, https://doi.org/10.3390/catal9070615, CC BY 4.0, zuletzt aufgerufen am 28.10.2021
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Abb. 3: Prozentualer Anteil an umgesetztem Methan in Abhängigkeit vom Druck
Hae-Gu Park et al.: Bench-Scale Steam Reforming of Methane for Hydrogen Production, Catalysts 2019, 977), 615; MDPI, Basel, Switzerland, https://doi.org/10.3390/catal9070615, CC BY 4.0, zuletzt aufgerufen am 28. 10.2021
Formuliere die Reaktionsgleichung für die angegebene Reaktion. Erkläre mithilfe des Prinzips von Le Chatelier und den Abbildungen 2 und 3 die Abhängigkeit der Gleichgewichtslage der Dampfreformierungsreaktion von Temperatur und Druck.
(8 BE)
2
Aus Sojaöl werden pflanzenölbasierte Epoxide (ESBO, Abb. 4) erzeugt, die als Alternative zu herkömmlichen Weichmachern wie z. B. Diethylhexylphthalat (DEHP, Abb. 5) in Kunststoffen dienen:
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Abb. 4: Strukturformel von epoxidiertem Sojaöl (ESBO)
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Abb. 5: Strukturformel von Diethylhexylphthalat (DEHP)
2.1
Für die Synthese von DEHP wird Phthalsäureanhydrid benötigt. Im Labor wird Phthalsäureanhydrid aus Benzol hergestellt, das zunächst zu Toluol reagiert (Abb. 6):
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Abb. 6: Schema der Phthalsäureanhydrid-Synthese im Labor
Formuliere den Reaktionsmechanismus für die Herstellung von Toluol ausgehend von Benzol. Als Elektrophil reagiert hier das Chlormethan-Molekül. Die polare Bindung zwischen dem Kohlenstoff-Atom und dem Chlor-Atom wird durch den Katalysator \((AlCl_3)\) zusätzlich polarisiert.
(7 BE)
2.2
Kunststoffe, die Weichmacher wie DEHP oder ESBO enthalten, findet man u. a. als Dichtungsmaterial in den Schraubverschlüssen von Einmachgläsern. Sie sollen hier die abdichtende Eigenschaft des verwendeten Kunststoffs verbessern.
Weichmacher können aus den Kunststoffen austreten, da ihre Moleküle keine chemische Bindung mit den Polymeren eingehen. Viele Weichmacher stehen im Verdacht, schädliche Auswirkungen auf den menschlichen Körper zu haben.
Die Tabelle gibt die Ausgangsstoffe für die Herstellung sowie die als unbedenklich geltenden Grenzwerte für die Aufnahme (TDI-Wert) für DEHP und ESBO an:
DEHP ESBO
Ausgangsstoff fossile Rohstoffe Sojaöl
TDI-Wert in mg pro kg Körpergewicht \(0,05\) \(60\)
Tab.: Ausgangsstoffe für die Herstellung und TDI-Werte für DEHP und ESBO
eigene Darstellung nach: https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/uebergang_von_weichmachern_aus_schraubdeckel_dichtmassen_in _lebensmittel.pdf, zuletzt aufgerufen am 28.10.2021 https://www.laves.niedersachsen.de/startseite/lebensmittel/ruckstande_verunreingungen/phthalate-inlebensmitteln-99796.html, zuletzt aufgerufen am 28.10.2021
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät, DEHP nicht als Weichmacher in Dichtmassen einzusetzen, falls die Gläser für ölhaltige Lebensmittel, wie z. B. Pesto oder Pastasoßen, verwendet werden.
Begründe die Empfehlung des BfR und bewerte den Einsatz von ESBO als Alternative zu DEHP beim Einmachen ölhaltiger Lebensmittel in Einmachgläsern unter Abwägung der Werte Umwelt und Gesundheit.
(6 BE)

(40 BE)

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