Sprachgebrauch und Sprachreflexion

Sprachwandel und Spracheinflüsse

1. Was versteht man unter dem Begriff „Sprachwandel“?

  • Sprachwandel bezeichnet die ständige und natürliche Veränderung von Sprache über längere Zeiträume hinweg.
  • Sprache wird hierbei als ein lebendiger Organismus verstanden, der sich ständig an neue gesellschaftliche, kulturelle und kommunikative Bedürfnisse anpasst.
  • Veränderungen betreffen Wortschatz, Grammatik, Bedeutungen von Wörtern sowie die Aussprache.
  • Sprachwandel ist keine Bedrohung, sondern Ausdruck dafür, dass Sprache dynamisch, lebendig und flexibel ist.

2. Welche Rolle spielen Anglizismen bei der Veränderung der deutschen Sprache?

  • Anglizismen sind Begriffe oder Ausdrucksweisen, die aus der englischen Sprache ins Deutsche übernommen wurden.
  • Besonders präsent sind Anglizismen in Bereichen, die stark von Globalisierung und Digitalisierung geprägt sind.
  • Gründe für die Verbreitung: Moderne Lebensstile (z. B. chillen, Workout), Technische Neuerungen und digitale Welt (z. B. Podcast, Livestream), Internationale Verständigung, v. a. in Wissenschaft und Wirtschaft (z. B. Homeoffice, Meeting)
  • Anglizismen erweitern den deutschen Wortschatz, sorgen aber auch für Diskussionen über Sprachreinheit.

Aktuelle Tendenzen im Sprachgebrauch

3. Wie verändert sich die Sprache durch digitale Kommunikation und soziale Medien?

  • Digitale Kommunikation beeinflusst Sprache stark durch Vereinfachung und Effizienzorientierung.
  • Häufiger Gebrauch von Abkürzungen und Kurzformen
  • Nutzung von Emojis zur emotionalen Ergänzung oder Vereinfachung
  • Informelle Schreibweisen: bewusste Kleinschreibung, Reduzierung von Interpunktion, vereinfachte Syntax
  • Sprache wird spontaner, direkter und emotionaler geprägt
  • Langfristig kann sich dadurch auch die Alltagssprache verändern

4. Welche Rolle spielt politische Korrektheit im aktuellen Sprachgebrauch?

  • Politische Korrektheit ist ein Sprachgebrauch, der auf Respekt, Toleranz und Gleichberechtigung abzielt.
  • Vermeidung diskriminierender Begriffe zugunsten neutraler oder respektvollerer Alternativen, z. B. geschlechtergerechte Sprache
  • Ziel: Bewusstsein schaffen, Ausgrenzung verhindern, Gleichberechtigung fördern
  • Führt gelegentlich auch zu kontroversen Diskussionen, da Sprache stark mit Gewohnheiten und Emotionen verbunden ist

Modelle der Kommunikation

5. Was beschreibt Karl Bühlers Organon-Modell der Sprache?

  • Bühler beschreibt Sprache als Werkzeug (Organon), das drei grundlegende Funktionen besitzt:
  • Ausdruck: Sprecher teilt Gefühle und innere Zustände mit.
  • Darstellung: Sachverhalte und Informationen werden dargestellt.
  • Appell: Einflussnahme auf das Verhalten des Hörers.
  • Für gelungene Kommunikation sollten alle drei Funktionen berücksichtigt und klar genutzt werden.
  • Beispiel: Aussage: „Das Fenster ist offen!“, Ausdruck: „Mir ist kalt.“, Darstellung: „Das Fenster steht offen.“ (Sachverhalt), Appell: „Schließe bitte das Fenster.“

6. Welche Kernaussagen trifft Paul Watzlawick zur Kommunikation?

  • Bekanntestes Axiom: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ (Auch Schweigen, Mimik oder Gestik senden Botschaften.)
  • Kommunikation besteht stets aus zwei Aspekten: Inhaltsaspekt (Information, was gesagt wird) und Beziehungsaspekt (wie etwas gesagt wird, Beziehung zum Gegenüber)
  • Kommunikation kann entweder: symmetrisch (auf Gleichheit beruhend) oder komplementär (auf Unterschiedlichkeit oder Hierarchie beruhend) erfolgen.
  • Missverständnisse entstehen oft, wenn Inhalts- und Beziehungsaspekt unterschiedlich interpretiert werden.

Kommunikation und Missverständnisse

7. Was versteht man unter dem Kommunikationsquadrat („Vier-Seiten-Modell“) von Schulz von Thun?

  • Jede Nachricht enthält vier verschiedene Ebenen: Sachebene (Information, worüber wird informiert?), Selbstoffenbarung (Was gibt der Sender über sich selbst preis?), Beziehungsebene (Wie steht der Sender zum Empfänger?), Appellebene (Was möchte der Sender beim Empfänger erreichen?)
  • Sender spricht mit „vier Schnäbeln“, Empfänger hört mit „vier Ohren“
  • Beispiel: Aussage: „Die Küche ist unordentlich!“, Sachebene: „Die Küche ist unaufgeräumt.“, Selbstoffenbarung: „Ich mag es ordentlich.“, Beziehungsebene: „Du hast nicht aufgeräumt.“, Appellebene: „Räum bitte auf.“

8. Warum kommt es trotz klarer Botschaften oft zu Missverständnissen in der Kommunikation?

  • Missverständnisse entstehen, da Sender und Empfänger Nachrichten unterschiedlich interpretieren. („Vier-Ohren-Modell“)
  • Der Sender sendet vielleicht bewusst nur auf einer bestimmten Ebene, der Empfänger hört aber möglicherweise verstärkt eine andere Ebene.
  • Ursachen von Missverständnissen: Unterschiedliche Erwartungen oder Erfahrungen der Gesprächspartner, unterschiedliche Stimmungen oder Beziehungen zueinander; Unklarheiten darüber, welche Botschaftsebene primär gemeint ist
  • Gelungene Kommunikation erfordert daher: Klarheit und Eindeutigkeit beim Sender; Aktives Zuhören und Rückfragen beim Empfänger, um die gewünschte Botschaftsebene zu erkennen

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