HT 3 – Ökologie, Evolution

Thema: Parasitische Blütenpflanzen

1.
Beschreibe drei Formen biotischer Beziehungen. Vergleiche tabellarisch den Aufbau der beiden Pflanzenarten Sapria himalayana und Striga asiatica (Material A). Erläutere den jeweiligen Ernährungstyp beider Pflanzenarten (Material A).
(14 Punkte)
2.
Beschreibe Unterschiede zwischen konvergenten und divergenten Entwicklungen. Werte die in Abbildung 1 dargestellten Untersuchungsergebnisse in Bezug auf die Genomvollständigkeit aus (Materialien A und B). Analysiere den phylogenetischen Stammbaum im Hinblick auf die Entwicklung des Merkmals Genomvollständigkeit (Materialien A und B).
(18 Punkte)
3.
Fasse die in Abbildung 2 dargestellten Befunde zusammen (Material C). Deute diese Befunde auch unter Berücksichtigung von Selektionsvorteilen und Selektionsnachteilen für Sapria himalayana und Striga asiatica (Materialien A bis C).
(15 Punkte)
4.
Entwickle eine Hypothese zur evolutiven Entstehung der verschiedenen Rafflesia-Arten auf den Philippinen (Materialien A und D). Werte Tabelle 1 in Bezug auf die Koexistenz der verschiedenen Rafflesia-Arten auf Mindanao aus (Material E). Gib eine Definition für den Begriff Coevolution an. Deute vor diesem Hintergrund das Vorkommen der verschiedenen Rafflesia-Arten auf der Insel Mindanao (Materialien A, D und E).
(19 Punkte)

Material A: Parasitismus bei Blütenpflanzen

Die Pflanzenfamilie Rafflesiaceae kommt ausschließlich in den Tropen Asiens vor. Alle Vertreter der Rafflesiaceae, wie zum Beispiel die Art Sapria himalayana, leben als Endoparasiten. Diese bilden keine Pflanzenkörper mit Stängeln, Blättern oder Wurzeln. Stattdessen durchziehen sie als dünne, manchmal mehr als zehn Meter lange, fadenförmige Zellstränge das Gewebe ihrer Wirtspflanzen. In diesem Zustand ist der Parasit von außen nicht zu erkennen. Erst zur Fortpflanzungszeit bildet Sapria himalayana, wie auch andere Vertreter der Rafflesiaceae, eine riesige rote Blüte, die direkt aus dem Stamm oder der Wurzel der Wirtspflanze herauswächst.

Auch Striga asiatica aus der Familie Orobanchaceae lebt parasitisch. Sie besitzt einen Pflanzenkörper mit Sprossachse, grünen Blättern, Blüten und einem Wurzelsystem, das stark reduziert ist. Zudem bildet die Pflanze unterirdische Saugwurzeln aus, mit denen sie in die Wurzeln ihrer Wirtspflanzen eindringt. So erhält sie das von der Wirtspflanze bereits aus dem Boden aufgenommene Wasser mit den darin gelösten Mineralsalzen.

Material B: Untersuchungen zur Genomvollständigkeit bei Pflanzen

Bei der Erforschung pflanzlicher Genome wurde festgestellt, dass sich im Genom vieler Pflanzen Übereinstimmungen in Bezug auf die vorkommenden Gene finden lassen. Die Gene, die bei den meisten Pflanzen vorkommen, stellen gewissermaßen die genetische Grundausstattung einer jeden Pflanze dar. Sie werden in ihrer Gesamtheit als Pflanzen-Genset bezeichnet. Hierzu gehören auch Gene, die für Lebensvorgänge wie etwa Fotosynthese oder Wachstum und Entwicklung der Pflanze essenziell sind.

In Untersuchungen wurde bei verschiedenen Pflanzengattungen bestimmt, welcher Anteil der Gene aus dem gesamten Pflanzen-Genset vorhanden ist. Der Prozentwert gibt den Anteil der Gene des Pflanzen-Gensets an, der im Genom der jeweiligen Gattung vorliegt. Dieses Merkmal wird als Genomvollständigkeit bezeichnet. Eine Genomvollständigkeit von 70 Prozent bedeutet demnach, dass die untersuchte Pflanzengattung 70 Prozent der Gene des gesamten Pflanzen-Gensets besitzt.

Es wurden neben parasitisch lebenden Pflanzengattungen wie Striga, Phtheirospermum, Cuscuta und Sapria auch Gattungen untersucht, die eine nicht-parasitische Lebensweise haben. Abbildung 1 zeigt die Ergebnisse dieser Analysen zusammen mit einem phylogenetischen Stammbaum der untersuchten Pflanzengattungen.

Phylogenetischer Stammbaum
Abbildung 1 Phylogenetischer Stammbaum verschiedener parasitisch und nicht-parasitisch lebender Pflanzengattungen sowie Angaben zur Genomvollständigkeit

Material C: Untersuchungen zur Anzahl von Genen

In weiteren Untersuchungen wurden die in den unterschiedlichen pflanzlichen Genomen vorhandenen Gene drei funktionellen Kategorien zugeordnet, die verschiedene Lebensvorgänge repräsentieren. Hierzu zählen Gene, die das Wachstum und die Entwicklung der Pflanze steuern, Gene für die Fotosynthese und Gene für die Reaktion auf abiotische und biotische Stressfaktoren, wie zum Beispiel die Abwehr von Fressfeinden.
Anschließend wurde die Anzahl der Gene in den verschiedenen funktionellen Kategorien bei Striga asiatica und Sapria himalayana bestimmt und mit der von Arabidopsis thaliana verglichen (Abbildung 2). Arabidopsis thaliana lebt nicht-parasitisch und besitzt ein für viele Pflanzen typisches Genom.
Genanzahl in Arabidopsis
Abbildung 2 Anzahl der Gene in verschiedenen funktionellen Kategorien bei Arabidopsis thaliana, Striga asiatica und Sapria himalayana

Material D: Evolution der Gattung Rafflesia auf den Philippinen

Die Vertreter der Gattung Rafflesia gehören wie Sapria zur Familie Rafflesiaceae und sind Endoparasiten. Viele Arten dieser Gattung leben auf den Philippinen, einer Inselgruppe mit zahlreichen größeren und kleineren Inseln. Fast alle dieser Rafflesia-Arten kommen dort nur auf jeweils einer der Inseln vor.

Die großen, roten Blüten von Rafflesia verströmen einen Aasgeruch und locken dadurch Fliegen zur Bestäubung an. Die Verbreitung der Samen ist noch nicht endgültig geklärt. Es wurde beobachtet, dass Rafflesia-Samen von Ameisen aufgenommen und transportiert werden. Phylogenetische Untersuchungen haben ergeben, dass sich alle philippinischen Rafflesia-Arten auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückführen lassen, der ursprünglich auf Borneo vorkam.

Material E: Rafflesia-Arten auf Mindanao

Auf der philippinischen Insel Mindanao kommen vier verschiedene Rafflesia-Arten vor. Auf den anderen Inseln werden diese Arten nicht gefunden. Alle Rafflesia-Arten parasitieren ausschließlich einige häufige und weitverbreitete Arten der Gattung Tetrastigma. Ausgewählte Merkmale der vier auf Mindanao vorkommenden Rafflesia-Arten sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

Tabelle 1 Merkmale von Rafflesia-Arten auf Mindanao
Tabelle

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