HT 2 – Ökologie, Evolution

Thema: Abwehrstoffe von Kreuzblütlern

1.
Skizziere auf der Grundlage von Material A ein Nahrungsnetz und leite begründend die Trophieebenen ab (Material A). Gib je eine Definition für dichteabhängige und dichteunabhängige Faktoren an. Erläutere die Beeinflussung der Kohlschaben-Populationsdichte durch diese Faktoren (Material A).
(19 Punkte)
2.
Werte die in Material B gezeigten Sachverhalte aus. Fasse die in den Abbildungen 3 und 4 gezeigten Ergebnisse zusammen und deute die Ergebnisse im Hinblick auf die Bedeutung der Glucosinolatsulfatase (Materialien B und C).
(17 Punkte)
3.
Entwickle auf der Grundlage der Synthetischen Evolutionstheorie eine Hypothese zur Evolution der spezifischen Angepasstheit der Kohlschabe an Senfölglykosid-bildende Kreuzblütler (Materialien A bis C). Gib eine Definition des Begriffs Coevolution an. Prüfe, ob es sich bei der interspezifischen Beziehung zwischen Kohlschabe und Kreuzblütlern um Coevolution handelt (Materialien A bis C).
(17 Punkte)
4.
Fasse die in Material D dargestellten Ergebnisse des Laborexperiments zusammen und erläutere den Einfluss der Nahrung auf die Fitness der Gemeinen Florfliege (Materialien A, C und D). Beurteile die Eignung der Gemeinen Florfliege zur biologischen Schädlingsbekämpfung der Kohlschabe (Materialien A bis D).
(13 Punkte)

Material A: Nahrungsbeziehungen

Die Kohlschabe (Plutella xylostella) ist ein Kleinschmetterling. Die adulten Tiere saugen den Nektar aus Blüten von Kreuzblütlern, wie zum Beispiel der Senfpflanze, dem Raps, dem Weißkohl oder der Ackerschmalwand. Die Weibchen legen nach der Paarung bis zu 150 Eier, aus denen nach wenigen Tagen die Raupen schlüpfen. Diese ernähren sich von Blättern verschiedener Kreuzblütler. Pro Jahr entwickeln sich mehrere Generationen. In Mitteleuropa findet man die Kohlschabenraupen von Juni bis September. Diese verpuppen sich nach einigen Tagen. Aus den Puppen schlüpfen die adulten Tiere.
Kohlschaben werden von Schlupfwespen der Art Diadegma semiclausum parasitiert. Die Weibchen der Schlupfwespen legen Eier in die Kohlschabenraupen. Die aus den Eiern schlüpfenden Schlupfwespenlarven ernähren sich von den Kohlschabenraupen und fressen diese von innen auf.
Die Gemeine Florfliege (Chrysoperla carnea) ist fast weltweit verbreitet. Pro Jahr entwickeln sich mehrere Generationen. Weibchen können abhängig von Temperatur und Nahrung mehr als 20 Eier pro Tag ablegen, insgesamt bis zu 700 Eier. Die Florfliegenlarven leben räuberisch von kleineren Insekten wie Kohlschabenraupen oder Pflanzensaft-saugenden Blattläusen. Nach mehreren Larvenstadien stellen die Florfliegenlarven ihre Fraßtätigkeit ein und verpuppen sich. Aus den Puppen schlüpfen die adulten Florfliegen. Adulte Florfliegen ernähren sich vorwiegend von Nektar und Pollen.

Material B: Senfölglykoside und Senföle

Raupe
Abbildung 1 Durch Raupenfraß ausgelöste Verletzungen. A Blatt; B Zellen im Blattgewebe

Material C: Bedeutung des Enzyms Glucosinolatsulfatase

Kohlschabenraupen besitzen das Enzym Glucosinolatsulfatase (GSS), welches die Schwefelbausteine der Senfölglykoside entfernt, sodass Desulfoglucosinolate entstehen (Abbildung 2).

Senfölglycoside
Abbildung 2 Umsetzung der Senfölglykoside
In einem Laborexperiment wurden die Konzentrationen von Senfölglykosiden, Desulfoglucosinolaten und Senfölen im Darm von Kohlschabenraupen ermittelt, nachdem diese Ackerschmalwand-Pflanzen gefressen hatten. Die ermittelten Konzentrationen wurden mit den Werten von solchen Kohlschabenraupen verglichen, bei denen das gss-Gen, welches für die GSS codiert, inaktiviert war und die somit über eine stark reduzierte Menge an GSS verfügten (Abbildung 3). Zudem wurden das jeweilige Raupengewicht, die jeweilige Puppensterblichkeit und die Anzahl der von Kohlschabenweibchen jeweils abgelegten Eier untersucht (Abbildung 4).
Grafik
Abbildung 3 Konzentration von Senfölglykosiden und deren Umwandlungsprodukten in Kohlschabenraupen.
A
Senfölglykoside; B Desulfoglucosinolate; C Senföle. Alle Werte wurden im Darm von Kohlschabenraupen mit aktivem oder inaktiviertem gss-Gen nach Fraß von Ackerschmalwand-Pflanzen ermittelt.
Diagramm
Abbildung 4 Bedeutung der GSS für Kohlschaben. A Raupengewicht acht Tage nach dem Schlüpfen; B Puppensterblichkeit;
C Anzahl der abgelegten Eier pro Kohlschabenweibchen. Es sind jeweils die Mittelwerte angegeben.

Material D: Die Gemeine Florfliege

In einem weiteren Laborexperiment wurde untersucht, wie sich der Gehalt von Senfölglykosiden, Desulfoglucosinolaten und Senfölen bei Kohlschabenraupen auf deren Fressfeinde wie die Gemeine Florfliege auswirkt. Dazu wurden Florfliegenlarven mit Kohlschabenraupen zusammengebracht. Die Kohlschabenraupen hatten – wie im vorherigen Experiment – Ackerschmalwand-Pflanzen gefressen ( Material C). Es handelte sich wieder um Kohlschabenraupen mit aktivem oder inaktiviertem gss-Gen. Im Anschluss wurden Daten zum Gewicht der Florfliegenlarven sowie zur Anzahl abgelegter Eier der adulten Florfliegenweibchen erhoben (Abbildung 5). Die Puppensterblichkeit der beiden Florfliegen-Gruppen unterschied sich nicht.

Diagramm
Abbildung 5 Einfluss der Nahrung auf die Gemeine Florfliege. A Larvengewicht; B Anzahl abgelegter Eier pro Weibchen der Gemeinen Florfliege

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