HT 3 – Neurobiologie, Genetik

Thema: Das angeborene Usher-Syndrom (USH1)

1.
Ermittle den Erbgang des angeborenen Usher-Syndroms (USH1), indem Du andere Erbgänge begründet ausschließt (Material A). Gib für die Personen 8, 9, 12 und 17 die Genotypen an (Material A). Ermittle, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Kind der Person 12 mit einer heterozygoten Partnerin vom USH1 betroffen sein wird (Material A).
(12 Punkte)
2.
Erläutere die Signaltransduktion an der Haarzelle (Material B). Stelle eine Methode zur Untersuchung von Ionenströmen durch Ionenkanäle dar. Fasse die in Abbildung 3 dargestellten Ergebnisse zusammen und skizziere je ein Rezeptorpotential der Haarzelle bei geringer und starker Auslenkung der Stereozilien (Materialien B und C).
(21 Punkte)
3.
Erkläre die Erregungsweiterleitung an die nachgeschaltete Nervenzelle (Material B). Stelle den zeitlichen Verlauf eines Aktionspotentials in einem Fließschema dar. Begründe die Abhängigkeit der Aktionspotentialfrequenz von der Reizstärke (Materialien B und C).
(18 Punkte)
4.
Ermittle für die in Tabelle 1 gezeigten Sequenzausschnitte die Aminosäuresequenz sowie den Mutationstyp und erläutere die Auswirkungen auf das Protein (Materialien D und E). Entwickle eine Hypothese zur Erklärung der Ursache der Gehörlosigkeit bei Patienten mit USH1 (Materialien A bis D).
(15 Punkte)

Material A: Symptome und Vererbung des angeborenen Usher-Syndroms Typ 1 (USH1)

Das Usher-Syndrom ist gekennzeichnet durch früh einsetzende Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit. Je nach Zeitpunkt des Gehörverlustes unterscheidet man unterschiedliche Formen des Usher-Syndroms. Patienten mit einem angeborenen Usher-Syndrom Typ 1 (USH1) leiden unter dem schwersten Verlauf der Krankheit und sind von Geburt an taub. Abbildung 1 zeigt den Stammbaum einer vom USH1 betroffenen Familie.
ush1
Abb. 1: Stammbaum einer Familie mit angeborenem Usher-Syndrom Typ 1 (USH1)

Material B: Aufbau und Funktion der Haarzellen im Innenohr

Der Hörprozess beginnt damit, dass die Schallwellen eines akustischen Reizes aus der Luft aufgefangen werden. Im weiteren Verlauf wird über verschiedene Zwischenschritte die Lymphflüssigkeit im Innenohr zum Schwingen gebracht. Im Innenohr befinden sich Hörsinneszellen, die aufgrund ihrer haarähnlichen Stereozilien als Haarzellen bezeichnet werden (Abbildung 2). Es handelt sich um Mechanorezeptorzellen, deren Stereozilien durch die Bewegungen der Flüssigkeit ausgelenkt werden können. Die Endolymphe in der Hörschnecke hat eine höhere Kaliumionen-Konzentration als das Innere der Haarzelle. Die Stereozilien sind der Größe nach aufsteigend angeordnet und durch elastische Proteinfäden – die Tip-Links – miteinander verbunden. An der Spitze der Stereozilien befinden sich mechanisch gesteuerte Kaliumionen-Kanäle, an denen die Tip-Links verankert sind. Die Signaltransduktion an Haarzellen ist in Abbildung 2 vereinfacht dargestellt. Der Hörnerv leitet die ausgebildeten Aktionspotentiale ans Gehirn.
innenohr
Abb. 2: Schematische Darstellung der Signaltransduktion an Haarzellen im Innenohr.
A Haarzelle im Ruhezustand und B bei Auslenkung der Stereozilien

Material C: Neurophysiologische Experimente

In verschiedenen Experimenten wurde der Ionenfluss durch die mechanisch gesteuerten Kaliumionen-Kanäle der Stereozilien bei unterschiedlich starker, künstlicher Auslenkung gemessen (Abbildung 3).
neurophysiologische experimente
Abb. 3: Ionenfluss durch mechanisch gesteuerte Kaliumionen-Kanäle bei manueller Reizung.
A geringe Auslenkung; B starke Auslenkung. Die Angabe negativer Werte für den Ionenfluss ist messtechnisch bedingt.

Material D: Genetische Ursachen des USH1

Bei der genetischen Analyse verschiedener, an USH1 erkrankter Personen konnte das in Tabelle 1 gezeigte mutierte Allel des Sans-Gens ermittelt werden. Das Sans-Gen codiert das aus 461 Aminosäuren bestehende Sans-Protein. Dieses Protein ist unter anderem an der Verankerung der Tip-Links an den mechanisch gesteuerten Kaliumionen-Kanälen der Stereozilien beteiligt.
Tab. 1: Ausschnitt aus dem codogenen DNA-Strang des Sans-Gens
triplett nummer

Material E: Codesonne und Tabelle zum genetischen Code

Codesonne nrw lk 2023
codesonne tabelle

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