Thema 2
Erörterung eines literarischen Textes
Thema: Katharina Döderlein: Die Diskrepanz zwischen Recht und Rechtsgefühl in der Literatur (2017) Aufgabenstellung:- Erörtere die Aussage von Katharina Döderlein an zwei Werken aus der Pflichtlektüre der gymnasialen Oberstufe.
Aus: Döderlein, Katharina: Die Diskrepanz zwischen Recht und Rechtsgefühl in der Literatur. Würzburg: Verlag Königshausen & Neumann GmbH 2017, S. 15. Figurenverzeichnisse Euripides: Medea
Figuren | Funktion |
Medea | Königstochter aus Kolchis und Enkelin des Sonnengottes Helios |
Amme Medeas und ihrer Kinder | |
Erzieher der Kinder | |
Chor der Frauen (Korintherinnen) | |
Kreon | König von Korinth |
Iason | Ehemann Medeas |
Aigeus | König von Athen |
Bote | |
Kinder von Medea und Iason |
Figuren | Funktion |
Dr. Richard Zurek | pensionierter Lehrer und Gymnasialdirektor |
Friederike Zurek | Ehefrau von Richard Zurek |
Oliver Zurek | ältester Sohn, beim Einsatz der GSG 9 erschossen |
Heiner Zurek | jüngerer Sohn, Programmierer in eigener Firma |
Christin, geb. Zurek | Tochter, Lehrerin (Beamtin) |
Katharina Blumenschläger | Olivers Lebensgefährtin |
Kobelius | Gymnasialdirektor, Nachfolger Richard Zureks |
Immenfeld | alter Freund Richard Zureks |
Feuchtenberger | Anwalt von Richard Zurek |
Figuren | Funktion |
Mia Holl | Biologin |
Moritz Holl | Mias verstorbener Bruder |
Die ideale Geliebte | virtuelle Mitbewohnerin Mias |
Dr. Lutz Rosentreter | Rechtsanwalt, Pflichtverteidiger Mias |
Heinrich Kramer | Publizist und Ideologe, Erfinder der METHODE |
Würmer | Moderator der Talkshow „Was alle denken“ |
Sophie Stock | Richterin |
Hutschneider | Sophies Nachfolger |
Bell | Staatsanwalt |
Lizzi, Driss, Pollsche | Bewohnerinnen des Wächterhauses |
Figuren | Funktion |
Claire Zachanassian | Multimillionärin, ehemals Klara Wäscher |
Boby | ihr Butler, ehemals Oberrichter in Güllen |
Roby, Toby | ihre Diener (z. B. Sänftenträger) |
Koby, Loby | ihre Diener, blind, kastriert |
Moby, Hoby, Zoby | ihre Ehemänner VII bis IX |
Alfred Ill | Kramladenbesitzer |
Der Bürgermeister | |
Der Pfarrer | |
Der Lehrer | |
Der Arzt | |
Der Polizist |
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- Autorin: Katharina Döderlein
- Titel: Die Diskrepanz zwischen Recht und Rechtsgefühl in der Literatur
- Erscheinungsjahr: 2017
- Textsorte: Zitat
- Epoche: Gegenwartsliteratur
- Quelle: Döderlein, Katharina: Die Diskrepanz zwischen Recht und Rechtsgefühl in der Literatur. Würzburg: Verlag Königshausen & Neumann GmbH 2017, S. 15.
- Thema und Inhalt: Döderlein beschreibt in ihrem Zitat die Diskrepanz zwischen „dem geltenden Recht“ sowie der Berücksichtigung der jeweilig individuellen Situation Betroffener in der Literatur.
Hauptteil
Kernaussagen
- In dem Zitat von Katharina Döderlein geht es um die Darstellung der Diskrepanz zwischen dem formal geltenden Recht und dem subjektiven Rechtsgefühl in der Literatur.
- Döderlein weist darauf hin, dass literarische Werke oft die Konflikte und Spannungen aufzeigen, die entstehen, wenn das offizielle Rechtssystem und das persönliche Empfinden von Gerechtigkeit auseinanderklaffen.
- Eben genannte Bruchstellen werden in Geschichten verarbeitet, die tragisch enden können und nicht selten ohne eine versöhnliche Lösung für die dilemmatischen Situationen bleiben.
- Das bedeutet, dass Charaktere in literarischen Werken häufig mit Situationen konfrontiert werden, in denen sie sich zwischen der Einhaltung des Gesetzes und ihrem eigenen Gerechtigkeitsempfinden entscheiden müssen.
- Die Literatur zeigt dabei auf, wie komplex und manchmal unzureichend das formale Recht sein kann, wenn es darum geht, individuelle moralische Überzeugungen oder das kollektive Empfinden von Gerechtigkeit widerzuspiegeln.
- Diese Thematik ist ein zentrales Element vieler literarischer Werke und regt Leserinnen und Leser dazu an, über die Natur von Recht und Gerechtigkeit sowie über die Grenzen des Rechtssystems nachzudenken. Um die Aussage von Katharina Döderlein zu erörtern, wähle ich die zwei Pflichtlektüren der gymnasialen Oberstufe Medea von Euripides und Der Besuch der alten Dame von Friedrich Dürrenmatt. Beide Stücke thematisieren auf unterschiedliche Weise die Widersprüchlichkeit von Recht und Rechtsgefühl.
Erörterung Döderleins Zitat anhand zweier Werke aus der Oberstufe
Medea von Euripides- In Medea wird die Titelfigur von ihrem Ehemann Iason verlassen, der eine andere Frau heiraten möchte, um seine soziale Position zu verbessern.
- Medeas Rechtsgefühl ist tief verletzt, da sie sich verraten fühlt und ihr die gesellschaftliche Anerkennung sowie rechtlicher Schutz als Fremde in Korinth fehlen.
- Das geltende Recht seiner Zeit bietet ihr keine Handhabe gegen Iasons Verrat, da Frauen kaum Rechte hatten und ihre Stimme wenig zählte.
- Medeas Antwort auf diese Ungerechtigkeit ist ein Akt extremer Gewalt: Sie tötet die neue Braut Iasons sowie deren Vater Kreon und schließlich ihre eigenen Kinder, um Iason zu bestrafen.
- Die Literatur zeigt hier eine extreme Bruchstelle zwischen dem geltenden Recht und dem individuellen Rechtsgefühl auf. Medea sieht keinen anderen Ausweg, als Selbstjustiz zu üben, was wiederum das kollektive Rechtsgefühl erschüttert.
- Die Tragödie endet ohne versöhnlichen Ausweg; es bleibt bei einer verhängnisvollen Schicksalsgeschichte, die die Konsequenzen einer solchen Diskrepanz dramatisch vor Augen führt.
- In Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame kehrt die reiche Claire Zachanassian in ihre verarmte Heimatstadt Güllen zurück und bietet den Bürgern eine Milliarde für den Tod ihres ehemaligen Geliebten Alfred Ill.
- Hier wird das kollektive Rechtsgefühl auf die Probe gestellt: Während das geltende Recht klar Mord verbietet, beginnen die Bürger Güllens durch die Verlockung des Geldes ihre moralischen Werte zu hinterfragen.
- Die Bürger richten sich zunehmend gegen Ill, obwohl sie wissen, dass es unrecht ist, einen Menschen für Geld zu töten. Das Nichtübereinstimmen zwischen dem Recht und dem durch materielle Bedürfnisse verzerrten kollektiven Rechtsgefühl wird immer größer.
- Am Ende des Stückes wird Ill von den Bürgern getötet – ein Akt, der zwar dem Wunsch der Mehrheit entspricht, aber im klaren Widerspruch zum geltenden Recht steht.
- Dürrenmatt lässt ebenfalls keinen versöhnlichen Ausweg zu; stattdessen stellt er dar, wie das kollektive Rechtsgefühl korrumpiert werden kann und wie dies tragische Folgen nach sich zieht.
Schluss
- Beide Werke illustrieren eindrucksvoll Döderleins These über den Widerspruch zwischen geltendem Recht und dem individuellen oder kollektiven Rechtsgefühl in der Literatur.
- Sie zeigen auf unterschiedliche Weise, wie Charaktere mit diesen Bruchstellen umgehen – sei es durch persönliche Racheakte oder durch gesellschaftliche Dynamiken – und welche tragischen Konsequenzen daraus entstehen können.
- In beiden Fällen bietet die Literatur keine Lösung für das Dilemma an; vielmehr regt sie zum Nachdenken über Gerechtigkeit und Moral angesichts komplexer menschlicher Emotionen und sozialer Strukturen an.