Task B
You are taking part in the international school project Colonial Heritage - Reconciling with History. Each participant is expected to contribute an online article to the project's website presenting examples of dealing with the colonial past from their own countries. In your research you came across the initiative Tear This Down. Based on the interview with Simone Dede Ayivi, write the article.
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2020/07/berlin-kolonialismus-umbenennung-strassen-karte-tearthisdown.html (Zugriff: 23.09.2020)
(Mediation) (18 Punkte)
Text: "Die kolonialen Denkmäler und Straßennamen müssen weg"
Der deutsche Kolonialismus steckt immer noch in vielen Straßennamen. Die Berliner Künstlerin Simone Dede Ayivi hat das Projekt "tearthisdown.com" mit initiiert und fordert, Geschichte endlich sichtbar zu machen. Der Sender "radioeins" hat ein Interview mit Ayivi geführt.
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Die BVG plant, den U-Bahnhof Mohrenstraße umzubenennen. Den Schritt be-
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gründen die Berliner Verkehrsbetriebe auch mit der aktuellen Diskussion um die
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Black Lives Matter Proteste. Ist das eine PR-Aktion, die den Schwung von Black
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Lives Matter mitnimmt, oder finden Sie das sinnvoll?
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Sinnvoll finde ich es allemal. Und es ist ja auch nicht was, was aus dem Nichts kommt,
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sondern viele Schwarze Initiativen oder Expertinnen zum Thema Postkolinalismus
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und Erinnerungskultur haben schon sehr, sehr lange darauf hingewiesen, dass der
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U-Bahnhof umbenannt werden muss und natürlich auch die dazugehörige Straße. Und
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die BVG ist eigentlich mit der Diskussion vertraut. Dass das jetzt passiert, hat natürlich
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damit zu tun, dass das Thema gerade so groß in den Medien ist und dass da auch viel
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Druck auf der Straße ist.
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Die digitale Karte tearthisdown.com markiert diese Orte zunächst. Was ist das
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Ziel?
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Das ist eine Initiative vom Peng Kollektiv und der Initiative Schwarze Menschen in
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Deutschland. Und beide arbeiten schon lange zu dem Thema. Interessant daran fanden
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wir, die Möglichkeit zu schaffen, erst all diese Orte zu sammeln und einen Überblick
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zu bekommen. Und vor allem die Menschen dazu anzuregen, denn das ist ja ein parti-
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zipatives Projekt. Jeder kann Straßennamen oder Denkmäler eintragen, aus der eigenen
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Nachbarschaft zum Beispiel. Wir wollten die Menschen dazu anhalten, mit offenen
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Augen durch die Stadt zu gehen und sich zu überlegen: Wie viel Kolonialismus steckt
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eigentlich in meiner Nachbarschaft?
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Wie groß ist denn das Ausmaß des Problems? Jetzt hat man es ja zahlenmäßig in
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der Karte mal sichtbar. Hat Sie das überrascht?
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Nein, ich beschäftige mich jetzt schon eine Weile mit dem Thema. Positiv überrascht
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und erfreut hat mich, dass es tatsächlich so viele Rückmeldungen gibt, dass es so viel
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positives Feedback auf die Karte [gibt] und so viele Menschen die [Karte] nutzen. Wir
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hatten 275 neue Eintragungen innerhalb der ersten 24 Stunden. [...]
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Jetzt ist die Sichtbarmachung wahrscheinlich ja nur der erste Schritt. Was sollte
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darüber hinaus passieren?
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Die Denkmäler und die Straßennamen müssen weg. Und es muss um ein "Um-Erin-
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nern" gehen, um einen Perspektivwechsel. Sie sollen nicht ersatzlos verschwinden,
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sondern im Gegenteil: Geschichte soll endlich sichtbar gemacht werden, indem wir
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zum Beispiel an Stelle eines Kolonialverbrechers jemanden ehren, der in dieser Region
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antikolonialen Widerstand geleistet hat, oder Menschen, die sich um antrirassistische
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Belange verdient gemacht haben. Das ist die Forderung, und die hat ja zum Beispiel
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sehr gut geklappt in Berlin-Kreuzberg, am May-Ayim-Ufer. Das hieß ja irgendwann
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mal Groeben Ufer, da erinnert sich kaum noch wer dran. Un da ist es ja nicht nur so,
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dass die Straße nach einer afrodeutschen antirassistischen Aktivistin und Lyrikerin
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umbenannt wurde. Es gibt ja auch eine große Stele, auf der erklärt wird, warum umbe-
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nannt wurde, was die Geschichte dieses Ufers ist und wie die Zusammenhänge sind.
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Das heißt vorher, mit dem einfachen Namen von der Groeben, war die Geschichte
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eigentlich nicht wirklich sichtbar. Was blieb, war die Ehrung eines Kolonialverbre-
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chers. [...]
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Lüderitzstraße, Walderseestraße: Ohne die Karte wüssten die meisten von uns ja
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gar nicht, dass das Namen mit Bezug auf die deutsche Kolonialgeschichte sind.
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Ist das nicht das eigentliche Problem, dass man das nicht in der Schule lernt?
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Das ist ein Riesenproblem, und das ist auch etwas, was sich dringend verändern muss.
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Es gab einfach sehr lange keinen Fokus auf der deutschen Kolonialgeschichte. Es gibt
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diese Erzählung, Deutschland hätte ja nicht so viele Kolonien gehabt, die außerdem
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nach dem Ersten Weltkrieg ja direkt verloren, es sei also nur eine kurze Zeit gewe-
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sen ... Dass Deutschland aber tatsächlich ein wichtiger und auch brutaler kolonialer
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Akteur war, ist irgendwie etwas, was jetzt erst so ins Bewusstsein kommt.
(591 Wörter)
o.V.: "Die kolonialen Denkmäler und Straßennamen müssen weg", in: rbb24, 6.7.2020https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2020/07/berlin-kolonialismus-umbenennung-strassen-karte-tearthisdown.html (Zugriff: 23.09.2020)
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Note:
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Tear This Down
Germany's colonialism and how to change a way of thinking about it
Germany's colonialism and how to change a way of thinking about it
Titel and subtitle
Germany and colonialism? Two terms that many people would not have put together, as a large part of Germany's own population is not aware of Germany's active role in times of colonialism.
Introduction
- the digital project Tearthisdown.com aims to do just that: create more understanding of Germany's colonial past
- encourages people to walk through their neighbourhoods and districts with open eyes
- to make history visible, anyone who encounters a place reminiscent of the colonial past can mark it on the digital map
- within 24 hours of the site going live, there were already 275 new entries
Main part:
the project
the project
- the project aims to rename squares and streets that remind us of this past
- these are to be replaced by monuments in the form of names or faces of people who resisted colonialism or who are fighting against racism today
- i.e. there was a street named after a slave trader was renamed after an Afro-German anti-racist activist and poet
- a plaque with the story of the place is supposed to create an understanding of its past
- the goal is not to change the colonial past but to change the way of remembering it
- i.e. to achieve a change of perspective from the point of view of the victims or opponents
the goal of the project