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Inhaltsverzeichnis

Task B

4.
As an exchange student at an American high school, you participate in a project on Initiatives in Education and your teacher has asked you to give an example from Germany. Write the script for your talk in which you outline the initiative presented in Ricarda Breyton’s article, the reasons for it as well as its aims.
(Mediation) (18 Punkte)

Ricarda Breyton
Die auffallende Stille bei der Begabtenförderung

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Als die Bildungsminister von Bund und Ländern im Januar des vergangenen Jahres in Berlin
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zusammenkamen, verkündeten sie ein groß angelegtes Programm: Über zehn Jahre wollen
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Bund und Länder gemeinsam testen, wie besonders leistungsfähige Schüler besser gefördert
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werden können. […]
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[D]as 125 Millionen Euro teure Programm „Leistung macht Schule“ [ist] inzwischen angelaufen,
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wie auf der Projektwebsite zu lesen ist. An 300 Projektschulen werden demnach seit
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Herbst Modelle zur besseren Förderung von Begabten erprobt. […]
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Fünf Jahre dürfen die Schulen die Projekte erproben, für deren Umsetzung sie zusätzliche
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Lehrerstunden erhalten haben und je ein Forscherteam, das sie wissenschaftlich begleitet.
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Danach sind weitere fünf Jahre vorgesehen, um zu prüfen, welche Projekte sich auf andere
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Schulen übertragen lassen. Werden hier tatsächlich die Grundlagen gelegt, um Spitzenschüler
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in Deutschland endlich zu erkennen und zu fördern? Oder droht das Programm ein schön
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klingendes Modellprojekt zu bleiben, das kaum Wirkung entfalten wird in der Breite?
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Es sind Fragen, die sich nicht nur die beteiligten Forscher stellen, sondern zunehmend auch
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Eltern und Lehrer. Während die Forscher davon schwärmen, mit ihrem Projekt nicht weniger
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als ein Umdenken im Bildungssystem einzuleiten, wachsen bei den anderen die Zweifel.
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Warum, so fragen Lehrer, wolle die Politik umfassend erforschen, wie Begabtenförderung
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funktioniere? Könne man nicht sofort mit der Förderung beginnen, indem man die Schulen
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mit mehr Personal ausstatte? Zehn Jahre sind schließlich eine lange Zeit. Zehntausende talen-
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tierte Schüler werden ihren Abschluss machen, ohne in den Genuss einer besonderen Förderung
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gekommen zu sein.
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Dabei besteht dringender Handlungsbedarf. Die Pisa-Studien haben gezeigt, dass es in
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Deutschland nicht nur eine vergleichsweise große Gruppe von leistungsschwachen Schülern
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gibt – sondern auch eine sehr kleine Gruppe von ziemlich guten. Doch während die leistungs
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schwachen Schüler über die Jahre dank kräftiger staatlicher Förderung etwas aufholten, blieb
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der Anteil der guten und sehr guten auf einem niedrigen Niveau – zu niedrig nach Ansicht
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von Politikern, Lehrern und auch Forschern. Die Frage ist: Was tun?
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Es gehe auch darum, die Haltung mancher Lehrkräfte zu überdenken, sagt Gabriele Weigand
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von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Sie koordiniert den Forschungsverbund
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Leistung macht Schule, der die Begabtenförderung an den 300 Projektschulen vorantreiben
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will. „Bislang werden Schülerinnen und Schüler oftmals in drei Kategorien eingeteilt: die
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Begabten, die Normalbegabten und die vermeintlich weniger Begabten.“ Oft fehle die Zeit
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für die Begabten, denn diese kämen im Unterricht ja bereits gut mit. „Dabei braucht jeder
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Schüler und jede Schülerin eine spezielle Förderung“, sagt Weigand. „Jeder hat Potenzial,
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das er noch viel stärker entfalten kann.“
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Weigand schwebt eine Form des individualisierten Unterrichts vor, bei dem jeder auf seinem
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Niveau lernt. Im besten Fall erhielten alle Schüler Aufgaben, die unterschiedliche Wege der
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Bearbeitung erlaubten. Denkbar sei auch, zwei Stunden jedes Schultags für Projektarbeit
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vorzusehen, in der die Kinder ihre Interessen weiter vertieften. „Wir müssen weg von dem
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Regelunterricht, in dem alle im selben Tempo lernen sollen“, sagt Weigand.
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Wie das genau funktionieren kann, wollen Weigand und die beteiligten Wissenschaftler in
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den kommenden Jahren erforschen. Dabei gehe es nicht darum, ein Konzept zu entwickeln,
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das für alle Projektschulen gelte. Vielmehr müssten die Schulen vor Ort selbst entscheiden,
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wie sie sich aufstellen wollten. […]
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Das Konzept stößt auf Zustimmung – etwa bei der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte
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Kind. „Gerade auch begabte und hochbegabte Kinder entwickeln ihr Potenzial am
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besten, wenn sie passend zu ihrem Lernniveau lernen können“, sagt deren Präsidentin
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Martina Rosenboom. „Es muss sehr stark individualisiert gearbeitet werden.“ Allerdings
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seien entsprechende Konzepte bereits seit Jahren bekannt: „Es gibt genug Beispiele aus der
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Praxis, bei denen zum Beispiel das selbstgesteuerte Lernen gut funktioniert.“ So lernten
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Kinder bereits an vielen Schulen zumindest in einigen Schulstunden eigenverantwortlich.
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„Wir brauchen jetzt den politischen Willen, das umfassend umzusetzen.“
Aus: Ricarda Breyton „Die auffallende Stille bei der Begabtenförderung“, in: Welt, 25. April 2019 https://www.welt.de/politik/deutschland/article192434229/Hochbegabte-Die-auffallende- Stille-bei-der-Begabtenfoerderung.html (Zugriff: 10.06.2021)

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