HT 3 – Kunststoffe auf dem Bau

  1. Stelle den Weg von der Granulattrocknung bis zum verkaufsfertigen Kunststoffdübel in Form eines Fließschemas dar (M 3). Erläutere die Synthese von Ultramid® S3W Balance unter Angabe einer Reaktionsgleichung sowie der systematischen Namen der Edukte (M 2). Ordne UUltramid® S3W Balance unter Benennung der namensgebenden funktionellen Gruppe und Markierung dieser Gruppe in Abbildung 1 einer Kunststoffsorte zu (M 2).
    (24 Punkte)
  2. Erläutere auch anhand der Molekülstruktur, dass Ultramid® S3W Balance die für das Spritzgussverfahren geeigneten Eigenschaften hat (M 2). Erläutere die Entstehung der produktionsbedingten Formteilfehler, auch unter Angabe einer Reaktionsgleichung (M 3). Erkläre mithilfe zwischenmolekularer Wechselwirkungen die Abnahme der Sprödigkeit der Dübel durch Wässern (M 3).
    (22 Punkte)
  3. Erkläre die geringe Wasserlöslichkeit von 10-Undecensäure anhand der Molekülstruktur (M 2). Erläutere die unterschiedlichen Schmelztemperaturen von Ultramid® S3W Balance und Rilsan® (M 2, M 4).
    (14 Punkte)

Fachspezifische Vorgaben:

M 1: Funktionsweise von Kunststoffdübeln
Während man Schrauben in weiche Werkstoffe wie z. B. Holz einfach hineindrehen kann, müssen in harten Werkstoffen wie z. B. Beton oder Stein dafür Löcher gebohrt werden. Damit eine Schraube hält, setzen Hand- und Heimwerker Kunststoffdübel in das Loch. Beim Eindrehen der Schraube spreizt sich der Dübel und sichert so die Schraube im Bohrloch.
M 2: Dübel aus Ultramid® S3W Balance
Ein Dübelhersteller bietet Kunststoffdübel aus mindestens \(50\%\) nachwachsenden Rohstoffen mit dem Namen Ultramid® S3W Balance an:
Chemische Strukturformel eines Polypeptids mit Amino- und Carboxylgruppen.
Abbildung 1: Strukturformel für ein Ultramid® S3W Balance-Molekül \((\)Schmelztemperatur: ca. \(220^\circ C)\)
M 3: Spritzgießen
Beim Spritzgussverfahren, auch Spritzgießen genannt, werden aus Kunststoffgranulat mithilfe einer Spritzgießmaschine Formteile, z. B. Dübel, hergestellt. Zuerst wird das Granulat getrocknet, anschließend bei \(250 – 270\,^\circ C\) aufgeschmolzen und dann in die Dübelform gespritzt. Die Schmelze verfestigt sich beim Abkühlen in der Form. Anschließend werden die Dübel ausgeworfen.
Sollte das Kunststoffgranulat allerdings noch Restfeuchte enthalten, führt dies unter den herrschenden Produktionsbedingungen zu Abbaureaktionen des Polykondensats und damit zu Fehlern beim Produkt.
Nach dem Abkühlen und Auswerfen der Dübel sind diese noch spröde. Um die Sprödigkeit zu reduzieren bzw. eine ausreichende Zähigkeit zu erhalten, werden die Dübel vor dem Verkauf ca. drei Wochen bei Raumtemperatur in Wasser gelegt.
M 4: 11-Aminoundecansäure – ein weiterer Kunststoff auf dem Bau
Weitere Anwendungsgebiete für Kunststoffe auf dem Bau sind z. B. Industriebesen, Druckluftschläuche oder hochwertige Kabelbinder, für die ein weiterer Kunststoff mit dem Namen Rilsan® zum Einsatz kommt. Als Ausgangsstoff dient, wie auch beim Ultramid® S3W Balance, Ricinusöl. Hieraus wird über Zwischenschritte zunächst 10-Undecensäure hergestellt, die schlecht wasserlöslich ist:
Strukturformel einer chemischen Verbindung mit einer Hydroxyl- und Carbonylgruppe.
Abbildung 2: Strukturformel für ein 10-Undecensäure-Molekül
Über weitere Zwischenschritte kann daraus 11-Aminoundecansäure gewonnen werden. Ihre Polyreaktion liefert das Produkt Rilsan®.
Strukturformel einer Aminosäure mit Amino- und Hydroxylgruppen.
Abbildung 3: Strukturformel eines 11-Aminoundecansäure-Molekül

Zusatzinformationen:

Schmelztemperatur von Rilsan®: ca. \(189^\circ C\)
Schmelztemperatur von Ultramid® S3W: ca. \(220^\circ C\)

Weiter lernen mit SchulLV-PLUS!

monatlich kündbarSchulLV-PLUS-Vorteile im ÜberblickDu hast bereits einen Account?