Aufgabe 2
Textbeschreibung Lyrik
Thema:- Eugen Roth: Das Sprungbrett
- Verfasse eine Textbeschreibung für das Gedicht.
- Gehe dabei vor allem auf folgende Punkte ein:
- Der Text muss mindestens 150 Wörter umfassen, er kann jedoch auch länger sein. Schreibe in vollständigen Sätzen. Gliedere deinen Text in Einleitung, Hauptteil und Schluss. Achte auf korrekte Sprache und Rechtschreibung, beides wird bewertet.
(50 P)
Material
Das Sprungbrett
Eugen Roth
1
Ein Mensch, den es nach Ruhm gelüstet,
2
Besteigt, mit großem Mut gerüstet,
3
Ein Sprungbrett – und man denkt, er liefe
4
Nun vor und spränge in die Tiefe,
5
Mit Doppelsalto und dergleichen
6
Der Menge Beifall zu erreichen.
7
Doch lässt er, angestaunt von vielen,
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Zuerst einmal die Muskeln spielen,
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Um dann erhaben vorzutreten,
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Als gält's, die Sonne anzubeten.
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Ergriffen schweigt das Publikum –
12
Doch er dreht sich gelassen um
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Und steigt, fast möcht man sagen, heiter
14
Und vollbefriedigt von der Leiter.
15
Denn, wenn auch scheinbar nur entschlossen,
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Hat er doch sehr viel Ruhm genossen,
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Genau genommen schon den meisten –
18
Was sollt er da erst noch was leisten?
Aus: Roth, Eugen: Das Sprungbrett; letzter Zugriff am 15.07.2022.
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- Das vorliegende Gedicht mit dem Titel Das Sprungbrett stammt von dem Autor Eugen Roth, thematisiert den Wunsch nach Lob und Ruhm und zeichnet sich durch seine unerwartete Wendung aus.
- Der Autor macht deutlich, dass Menschen oft bereit sind, Außergewöhnliches zu vollbringen, um die Bewunderung und Anerkennung anderer zu erhalten. Er stellt in seinem Werk die Diskrepanz zwischen den Erwartungen anderer und dem tatsächlichen Verhalten des Protagonisten dar.
Hauptteil
Formale Analyse
- Das Gedicht besteht aus einer Strophe mit 18 Versen.
- Seinen rhythmischen Klang erhält das Werk durch seine aufeinanderfolgenden Paarreime.
- Insgesamt zeichnet sich das Gedicht durch einen gleichmäßigen Rhythmus und eine leicht verständliche, humorvolle Sprache aus.
- Die verwendeten Adjektive (z. B. „heiter“, V. 13; „vollbefriedigt“, V. 14; „entschlossen“, V. 15) tragen zu einer lebendigen Beschreibung des Verhaltens des Protagonisten bei und sorgen dafür, dass sich die Leserschaft die Situation insgesamt besser vorstellen kann.
- Auch mit Hilfe von Metaphern (z. B. „mit großem Mut gerüstet“, V. 2) verleiht der Autor dem Protagonisten Lebendigkeit und betont seine Selbstverliebtheit.
- Die Anapher „Und steigt, fast möcht man sagen, heiter / Und vollbefriedigt von der Leiter.“ (V. 13 f.) spiegelt die Gelassenheit und Zufriedenheit des Protagonisten bei seinem Abgang vom Sprungbrett wider und betont die Ironie des Gedichts.
- Das wiederholt auftauchende Partikelwort „doch“ (V. 7, 12) hat eine verstärkende Wirkung und drückt die Überraschung in Bezug auf das widersprüchliche Verhalten der Hauptfigur aus.
- Mit der rhetorischen Frage „Was sollt er da erst noch was leisten?“ (V. 18) verstärkt der Autor den stark ironischen und überraschenden Charakter seines Gedichts und kritisiert damit auch indirekt die Selbstinszenierung des Protagonisten sowie die ausschließlich oberflächliche Bewunderung des Publikums.
- Die immer wieder auftauchenden Gedankenstriche schaffen die Dramatik im Gedicht, ziehen die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich und kennzeichnen den überraschenden Wendepunkt des Gedichts. Sie sorgen damit auch für eine sinnvolle Gliederung der gesamten Handlung und weisen auf inhaltliche Widersprüche hin.
Inhaltliche Analyse
- Darstellung der Handlung: Das Gedicht beschreibt eine Situation, in dem der Protagonist der Handlung ein Sprungbrett besteigt (Vgl. V. 2) und die zuschauenden Menschen am Beckenrand darauf warten, dass er einen spektakulären Sprung „[mit] Doppelsalto und dergleichen“ (V. 5) ausführt und dafür mit dem Applaus des Publikums belohnt wird. Die ersten Verse erzeugen Spannung und Vorfreude auf den Sprung, den das Publikum erwartet (Vgl. V. 3-6). Der eigentliche Sprung bleibt jedoch aus und das Publikum reagiert darauf zunächst mit Schweigen (Vgl. V. 11), da es nicht versteht, was gerade vor sich geht. Der Protagonist bleibt nämlich auf dem Sprungbrett stehen, spielt nur mit seinen Muskeln und tut so, als ob er die Sonne anbeten würde (Vgl. V. 8-10). „[A]ngestaunt von vielen“ (V. 7) genießt er die Aufmerksamkeit des Publikums, bevor er auf der Leiter wieder herabsteigt (Vgl. V. 12-14).
- Ort der Handlung: Die Handlung findet vermutlich in einem Schwimm- oder Freibad statt. Dafür spricht, dass viele Menschen anwesend sind, die eine auf dem Sprungbrett stehende Person beobachten. Die Tatsache, dass der Protagonist mit seinen Muskeln spielt (Vgl. V. 8) lässt womöglich darauf schließen, dass er kein Oberteil trägt und es sich demnach um eine männliche Hauptfigur handelt.
- Beschreibung des Verhaltens: Der Protagonist wirkt mutig, wenn er das Sprungbrett besteigt sowie selbstgefällig und eitel, wenn er oben steht, erhaben hervortritt und vor den zuschauenden Menschen in der Sonne posiert und seinen Körper in Szene setzt. Nach seiner Inszenierung dreht er sich „gelassen“ (V. 12) um, als hätte er bereits ausreichend Ruhm genossen und steigt fröhlich und zufrieden die Leiter wieder hinunter (Vgl. V. 13 ff.). Der Autor weist jedoch indirekt darauf hin, dass das Selbstbewusstsein und die Entschlossenheit des Protagonisten womöglich auch nur gespielt sind (Vgl. V. 15), ganz nach dem Motto: „Mehr Schein als Sein.“ Die absurde und humorvolle Situation wird durch den insgesamt satirischen Charakter und Schreibstil des Gedichts verstärkt. Das Verhalten des Protagonisten steht prototypisch für die menschliche Sehnsucht nach Anerkennung und Ruhm.
- Erklärung der Zufriedenheit: Die Hauptfigur wollte Bewunderung und Anerkennung von ihrem Publikum erhalten. Doch trotz ihres ausbleibenden Sprungs, womit auch die Erwartungen ihres Publikums unerfüllt bleiben, wird ihr Bedürfnis nach Anerkennung gestillt. Die erwartungsvollen Blicke und die Spannung seitens der Zuschauer stellen den Protagonisten bereits zufrieden. Aufgrund seines äußeren Erscheinungsbildes hat er wohl schon ausreichend Ruhm genossen („Hat er doch sehr viel Ruhm genossen“, V. 16). Somit ist für das Gefühl von Zufriedenheit und Stolz für ihn keine weitere Leistung, wie in diesem Fall ein Sprung, notwendig (Vgl. V. 18). Der Protagonist erntet Bewunderung, ohne tatsächlich etwas zu leisten.
Schluss
- Auf satirische Weise kritisiert der Autor die Oberflächlichkeit des Ruhms und die Tatsache, wie leicht Menschen beeindruckt, aber auch geblendet und getäuscht werden können. Der Protagonist hat vermutlich von vornherein nicht die Intention, einen spektakulären Sprung vom Sprungbrett auszuführen. Stattdessen genießt er die Aufmerksamkeit der anderen Menschen, die seinen Körper betrachten.
- Das Gedicht verfolgt meiner Meinung nach die wichtige Botschaft, dass statt der ausschließlichen Bewunderung oberflächlicher Dinge die tatsächlichen Leistungen geschätzt und gelobt werden sollten. Außerdem sollte man keine Erwartungen aufbauen oder falsche Hoffnungen machen, wenn man gar nicht vor hat, diese zu erfüllen. Ebenso wenig ist man jedoch auch verpflichtet, den Erwartungen anderer Personen zu entsprechen. Die Erwartungen des Publikums könnten exemplarisch für das Interesse der Gesellschaft an Erfolg und Berühmtheit stehen.
- Insgesamt regt das Gedicht die Leser*innen dazu an, über den Kontrast zwischen äußerlichem Schein und tatsächlicher Leistung nachzudenken sowie die Oberflächlichkeit unseres Verhaltens zu reflektieren.