Aufgabe 1
Bearbeite eine der drei folgenden Aufgaben im Wahlteil B.
Bäuerlein, Ulrike: Geplanter Hundeführerschein bereitet Familien Sorgen; Zugriff am: 06.03.2023 (zu Prüfungszwecken bearbeitet).
Erörterung
Thema:- Ulrike Bäuerlein: Führerschein für Hunde
- Schreibe eine Einleitung, in der du Titel, Autor/-in und Thema des Textes nennst.
- Entscheide dich, ob du für oder gegen einen verpflichtenden „Hundeführerschein“ argumentieren möchtest.
- Arbeite mindestens drei Argumente für deine gewählte Position heraus.
- Äußere deine eigene Meinung zum Thema. Du kannst dabei auch auf eigene Erfahrungen eingehen.
(35 P)
Material
Führerschein für Hunde
Ulrike Bäuerlein
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Kaum jemand würde auf die Idee kommen, sich ohne Führerschein hinter das Steuer
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eines Autos zu setzen und einfach loszufahren. Schließlich muss man ja erst einmal
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lernen, wie man ein Auto überhaupt lenkt und welche Verkehrsregeln gelten. Ohne
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dieses Wissen wäre jede Autofahrt für einen selbst, aber auch alle anderen
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Verkehrsteilnehmer, höchst gefährlich. Im Straßenverkehr ist die Lage deshalb klar: kein
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Führerschein, keine Spritztour. Solche strengen Regeln gelten bei Tieren nicht. Einen
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Hund darf praktisch jeder besitzen, obwohl dessen Haltung ziemlich schwierig,
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manchmal sogar gefährlich, sein kann.
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„Ich wollte meine Kinder in den Kindergarten bringen, sie waren circa zwei Schritte vor
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mir, als eine Haustür aufging und – so schnell konnten wir gar nicht schauen – der Hund
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rausgeschossen kam“, erinnert sich Tina Fien aus Baden-Württemberg. Die zweifache
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Mutter wurde mehrfach ins Bein gebissen, bis der Hund schließlich von ihr weggezogen
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wurde. Die Besitzerin des Hundes, eine ältere Dame, gab später an, nur kurz
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unaufmerksam gewesen zu sein. Es sind Vorfälle wie dieser, die die Frage aufwerfen,
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warum Menschen nicht nachweisen müssen, dass sie mit einem Hund umgehen
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können? Tatsächlich gibt es in manchen Bundesländern bereits einen
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„Hundeführerschein“. In Niedersachsen müssen Hundehalterinnen und Hundehalter seit
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2013 eine theoretische und praktische Prüfung mit ihrem Vierbeiner bestehen. Dazu
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gehört beispielsweise, dass der Hund auch in einer Menschenmenge ruhig bleibt oder
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auf Kommandos wie „Sitz“ und „Platz“ hört.
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Solche Hundeführerscheine existieren nicht nur in Niedersachsen. Fast alle
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Hundeschulen in Deutschland bieten Kurse an, bei denen die Halterinnen und Halter
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lernen, auf die Signale ihres Hundes zu reagieren und ihn unter Kontrolle zu halten – nur
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eben auf freiwilliger Basis.
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Dass ein Hundeführerschein in ganz Deutschland zur Pflicht wird, ist das Ziel von
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Vereinen wie der Tierschutzorganisation PETA. Ihrer Meinung nach liegt das Problem
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bei Beißattacken meist nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine. Das
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Wissen, das beim Hundeführerschein vermittelt wird, könnte vielen Halterinnen und
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Haltern helfen, gefährliche Situationen frühzeitig zu verhindern. Aber auch für den
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eigenen Hund ist es von Vorteil, wenn Frauchen oder Herrchen mehr über ihre
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Bedürfnisse lernen. Viele wissen zum Beispiel gar nicht, wie viel Auslauf ihr Hund
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wirklich braucht und welches Futter geeignet ist. Julia Stubenbord, zuständig für den
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Tierschutz in Baden-Württemberg, begrüßt deshalb den verpflichtenden
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Hundeführerschein. Sie weiß aber auch, dass die Emotionen bei diesem Thema
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hochkochen: „Es gibt Familien, die verunsichert sind, dass sie durch die Prüfung fallen,
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ihnen ihr Lumpi weggenommen werden könnte oder sie das nicht bezahlen können.“
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Nicht nur für Familien könnten die Kurse in der Hundeschule und die Gebühr für die
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Prüfung beim Hundeführerschein zu finanziellen Problemen führen. Auch ältere
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Menschen müssen oftmals mit wenig Geld auskommen. Gerade für alleinstehende und
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einsame alte Menschen ist ein Hund jedoch oft noch das einzige Lebewesen, das Nähe,
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Körperkontakt und Geborgenheit vermittelt.
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Im Gegensatz dazu blicken die Tierheime in Deutschland eher hoffnungsvoll auf einen
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möglichen Hundeführerschein, denn hier werden viele Hunde schon nach kurzer Zeit
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wieder abgegeben, weil ihre Besitzerinnen und Besitzer nicht mit ihnen zurechtkommen.
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Das trifft besonders oft bei illegal eingeführten Hunden aus dem Ausland zu, die von
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ihren Züchterinnen und Züchtern schlecht gehalten wurden und — meistens als Welpen
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— im Internet wie eine Ware verkauft werden. Dazu kommen die Hunde, deren
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Besitzerinnen und Besitzer sich vor der Anschaffung zu wenige Gedanken darüber
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gemacht haben, wie das Leben sich mit einem Hund verändert. Gerade deshalb finden
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auch Tierärzte wie Thomas Steidl die Idee eines Hundeführerscheins sinnvoll: „Wer sich
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einen Hund für die nächsten zehn, 15 Jahre in die Familie holt, kann sich schon mal an
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einem Samstag ein paar Stunden hinsetzen und sich einen Vortrag über Hundehaltung
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anhören.“
Bäuerlein, Ulrike: Geplanter Hundeführerschein bereitet Familien Sorgen; Zugriff am: 06.03.2023 (zu Prüfungszwecken bearbeitet).
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- Im Artikel Führerschein für Hunde von Ulrike Bäuerlein wird die Idee diskutiert, einen verpflichtenden Hundeführerschein in Deutschland einzuführen.
- Dabei wird untersucht, ob ein solcher Nachweis dazu beitragen könnte, sowohl die Sicherheit im Umgang mit Hunden zu erhöhen als auch das Wohl der Tiere zu verbessern.
- Der Text beleuchtet die potenziellen Vorteile dieser Maßnahme, aber auch die möglichen Probleme und Bedenken, die damit verbunden sind.
Hauptteil
Pro-Argumente
- Ein starkes Argument für die Einführung eines Hundeführerscheins ist die Sicherheit. Viele Beißvorfälle und gefährliche Situationen entstehen, weil Hundehalter nicht ausreichend geschult sind, die Signale ihrer Tiere zu verstehen und angemessen zu reagieren. Ein verpflichtender Hundeführerschein könnte sicherstellen, dass Hundebesitzer besser auf solche Situationen vorbereitet sind. Zudem würden Hunde lernen, auch in stressigen Umgebungen ruhig zu bleiben, was nicht nur die Halter, sondern auch die Allgemeinheit schützt. Dies würde vor allem in dicht besiedelten Gebieten die Zahl von Zwischenfällen mit Hunden deutlich reduzieren.
- Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Tierwohl. Viele Hundehalter sind sich nicht immer über die Bedürfnisse ihres Tieres im Klaren. Ein Hundeführerschein könnte dazu beitragen, dass Besitzer besser über Themen wie richtige Ernährung, ausreichend Bewegung und artgerechte Haltung informiert sind. Dadurch würde die Lebensqualität der Hunde verbessert, und die Wahrscheinlichkeit von Fehlverhalten, das auf unzureichende Haltung zurückzuführen ist, würde sinken.
- Darüber hinaus fördert ein Hundeführerschein das Verantwortungsbewusstsein der Halter. Häufig werden Hunde in Tierheimen abgegeben, weil sich ihre Besitzer vor der Anschaffung nicht ausreichend Gedanken darüber gemacht haben, welche Verantwortung mit der Haltung eines Hundes einhergeht. Ein verpflichtender Hundeführerschein könnte dazu beitragen, dass nur Personen, die wirklich bereit sind, sich langfristig und verantwortungsbewusst um einen Hund zu kümmern, diesen auch erwerben. Dies würde die Zahl der abgegebenen Hunde und die damit verbundenen Probleme in Tierheimen reduzieren.
Kontra-Argumente
- Auf der anderen Seite gibt es auch gewichtige Argumente gegen die Einführung eines verpflichtenden Hundeführerscheins. Ein zentraler Punkt sind die Emotionen, die mit der Hundehaltung verbunden sind. Für viele Menschen, insbesondere für ältere und alleinstehende Personen, stellt ein Hund oft das einzige Lebewesen dar, das ihnen Nähe und Geborgenheit bietet. Die Vorstellung, durch den Hundeführerschein den Hund zu verlieren, etwa weil man die Prüfung nicht besteht, kann zu großer Unsicherheit und Angst führen.
- Ein weiteres Kontra-Argument sind die Kosten, die mit einem Hundeführerschein verbunden wären. Die Gebühren für Hundeschule und Prüfung könnten für viele Familien und ältere Menschen eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen. Gerade Menschen mit niedrigem Einkommen, die jedoch oft besonders von der emotionalen Unterstützung durch einen Hund profitieren, könnten sich durch die zusätzlichen Kosten von der Hundehaltung abgeschreckt fühlen.
- Auch der Zwang und Aufwand sind kritische Punkte gegen den Hundeführerschein. Derzeit besteht in vielen Regionen die Möglichkeit, den Hundeführerschein freiwillig zu erwerben, was für viele Hundehalter eine ausreichende Option darstellt. Ein verpflichtender Hundeführerschein würde jedoch zusätzlichen zeitlichen und organisatorischen Aufwand bedeuten, der insbesondere für berufstätige Menschen eine Belastung darstellen könnte.
Schluss
- Abwägend zwischen den genannten Pro- und Kontra-Argumenten bin ich der Meinung, dass ein verpflichtender Hundeführerschein in Deutschland eingeführt werden sollte.
- Die Vorteile in Bezug auf Sicherheit, Tierwohl und Verantwortungsbewusstsein überwiegen die möglichen Nachteile. Ein solcher Führerschein könnte zu einer besseren Beziehung zwischen Mensch und Hund führen und das Zusammenleben in der Gesellschaft sicherer und harmonischer gestalten.
- Dennoch sollten bei der Einführung die Bedenken hinsichtlich der Kosten und des emotionalen Aufwands berücksichtigt und entsprechende Ausnahmeregelungen geschaffen werden, um soziale Härten zu vermeiden.