Lerninhalte in Deutsch
Prüfungsaufgaben (Hauptschulabschluss)
Inhaltsverzeichnis

Aufgabe 1

Bearbeite eine der drei folgenden Aufgaben im Wahlteil B.

Erörterung

Thema:
  • Ulrike Bäuerlein: Führerschein für Hunde
Aufgabenstellung:
Schreibe eine Erörterung zu der Frage „Sollte ein Hundeführerschein in ganz Deutschland zur Pflicht werden?“
Beachte dabei vor allem folgende Punkte:
  • Schreibe eine Einleitung, in der du Titel, Autor/-in und Thema des Textes nennst.
  • Entscheide dich, ob du für oder gegen einen verpflichtenden „Hundeführerschein“ argumentieren möchtest.
  • Arbeite mindestens drei Argumente für deine gewählte Position heraus.
  • Äußere deine eigene Meinung zum Thema. Du kannst dabei auch auf eigene Erfahrungen eingehen.
Der Text sollte ungefähr 150 Wörter umfassen, er kann jedoch auch länger sein. Schreibe deinen Text in vollständigen Sätzen auf den gesonderten Papierbogen. Gliedere deinen Text in Einleitung, Hauptteil und Schluss. Achte auf korrekte Sprache und Rechtschreibung, beides wird bewertet.
(35 P)
Material
Führerschein für Hunde
Ulrike Bäuerlein
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Kaum jemand würde auf die Idee kommen, sich ohne Führerschein hinter das Steuer
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eines Autos zu setzen und einfach loszufahren. Schließlich muss man ja erst einmal
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lernen, wie man ein Auto überhaupt lenkt und welche Verkehrsregeln gelten. Ohne
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dieses Wissen wäre jede Autofahrt für einen selbst, aber auch alle anderen
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Verkehrsteilnehmer, höchst gefährlich. Im Straßenverkehr ist die Lage deshalb klar: kein
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Führerschein, keine Spritztour. Solche strengen Regeln gelten bei Tieren nicht. Einen
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Hund darf praktisch jeder besitzen, obwohl dessen Haltung ziemlich schwierig,
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manchmal sogar gefährlich, sein kann.
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„Ich wollte meine Kinder in den Kindergarten bringen, sie waren circa zwei Schritte vor
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mir, als eine Haustür aufging und – so schnell konnten wir gar nicht schauen – der Hund
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rausgeschossen kam“, erinnert sich Tina Fien aus Baden-Württemberg. Die zweifache
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Mutter wurde mehrfach ins Bein gebissen, bis der Hund schließlich von ihr weggezogen
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wurde. Die Besitzerin des Hundes, eine ältere Dame, gab später an, nur kurz
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unaufmerksam gewesen zu sein. Es sind Vorfälle wie dieser, die die Frage aufwerfen,
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warum Menschen nicht nachweisen müssen, dass sie mit einem Hund umgehen
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können? Tatsächlich gibt es in manchen Bundesländern bereits einen
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„Hundeführerschein“. In Niedersachsen müssen Hundehalterinnen und Hundehalter seit
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2013 eine theoretische und praktische Prüfung mit ihrem Vierbeiner bestehen. Dazu
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gehört beispielsweise, dass der Hund auch in einer Menschenmenge ruhig bleibt oder
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auf Kommandos wie „Sitz“ und „Platz“ hört.
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Solche Hundeführerscheine existieren nicht nur in Niedersachsen. Fast alle
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Hundeschulen in Deutschland bieten Kurse an, bei denen die Halterinnen und Halter
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lernen, auf die Signale ihres Hundes zu reagieren und ihn unter Kontrolle zu halten – nur
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eben auf freiwilliger Basis.
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Dass ein Hundeführerschein in ganz Deutschland zur Pflicht wird, ist das Ziel von
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Vereinen wie der Tierschutzorganisation PETA. Ihrer Meinung nach liegt das Problem
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bei Beißattacken meist nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine. Das
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Wissen, das beim Hundeführerschein vermittelt wird, könnte vielen Halterinnen und
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Haltern helfen, gefährliche Situationen frühzeitig zu verhindern. Aber auch für den
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eigenen Hund ist es von Vorteil, wenn Frauchen oder Herrchen mehr über ihre
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Bedürfnisse lernen. Viele wissen zum Beispiel gar nicht, wie viel Auslauf ihr Hund
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wirklich braucht und welches Futter geeignet ist. Julia Stubenbord, zuständig für den
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Tierschutz in Baden-Württemberg, begrüßt deshalb den verpflichtenden
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Hundeführerschein. Sie weiß aber auch, dass die Emotionen bei diesem Thema
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hochkochen: „Es gibt Familien, die verunsichert sind, dass sie durch die Prüfung fallen,
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ihnen ihr Lumpi weggenommen werden könnte oder sie das nicht bezahlen können.“
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Nicht nur für Familien könnten die Kurse in der Hundeschule und die Gebühr für die
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Prüfung beim Hundeführerschein zu finanziellen Problemen führen. Auch ältere
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Menschen müssen oftmals mit wenig Geld auskommen. Gerade für alleinstehende und
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einsame alte Menschen ist ein Hund jedoch oft noch das einzige Lebewesen, das Nähe,
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Körperkontakt und Geborgenheit vermittelt.
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Im Gegensatz dazu blicken die Tierheime in Deutschland eher hoffnungsvoll auf einen
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möglichen Hundeführerschein, denn hier werden viele Hunde schon nach kurzer Zeit
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wieder abgegeben, weil ihre Besitzerinnen und Besitzer nicht mit ihnen zurechtkommen.
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Das trifft besonders oft bei illegal eingeführten Hunden aus dem Ausland zu, die von
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ihren Züchterinnen und Züchtern schlecht gehalten wurden und — meistens als Welpen
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— im Internet wie eine Ware verkauft werden. Dazu kommen die Hunde, deren
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Besitzerinnen und Besitzer sich vor der Anschaffung zu wenige Gedanken darüber
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gemacht haben, wie das Leben sich mit einem Hund verändert. Gerade deshalb finden
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auch Tierärzte wie Thomas Steidl die Idee eines Hundeführerscheins sinnvoll: „Wer sich
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einen Hund für die nächsten zehn, 15 Jahre in die Familie holt, kann sich schon mal an
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einem Samstag ein paar Stunden hinsetzen und sich einen Vortrag über Hundehaltung
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anhören.“

Bäuerlein, Ulrike: Geplanter Hundeführerschein bereitet Familien Sorgen; Zugriff am: 06.03.2023 (zu Prüfungszwecken bearbeitet).

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