Aufgabe 3
Textbeschreibung Prosa
Thema:- Jean de La Fontaine: Die Beratung der Mäuse
- Nenne Titel, Autor/-in und Thema der Fabel
- Fasse den Inhalt der Fabel kurz in eigenen Worten zusammen.
- Erkläre, warum die gute Idee des jungen Mäuserichs scheitert.
- Vergleiche den jungen Mäuserich mit dem Mäuseältesten.
- Erkläre in eigenen Worten, welche Lehre du aus dieser Fabel ziehen könntest.
- Formuliere deine eigene Meinung zum Text. Begründe dabei auch, in welchen Situationen im Alltag die Fabel hilfreich sein könnte.
(35P)
Material
Die Beratung der Mäuse
nach Jean de La Fontaine
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Die Mäuse in der Stadt liebten die Scheune des Bäckermeisters Semmelreich sehr, denn
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dort fanden sie Körner, Mehl und Zucker in Hülle und Fülle. Auch war die Backstube
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nicht weit von der Scheune entfernt und die fleißigen Mäuschen hatten sich so manchen
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Zugang zu diesem verlockenden Raum genagt.
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Der Bäckermeister Semmelreich hingegen liebte seine kleinen, gefräßigen Gäste gar
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nicht so sehr, denn er konnte die vielen angenagten Brote und Kuchen nicht mehr
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verkaufen. Um sie loszuwerden, schaffte er sich zwei Katzen an, welche den Mäusen
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ein schweres Leben bereiteten. Mit wahrer Leidenschaft jagten sie die kleinen Diebe.
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Einmal jedoch hatten freche Jungen aus dem Dorf die beiden Katzen eingefangen und
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die Mäuse konnten sich wieder frei bewegen. Sie erkannten die günstige Gelegenheit
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und nutzten die Zeit. Eine Versammlung wurde veranstaltet, auf der über die beiden
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Jäger beraten werden sollte. Das älteste Mäuschen stellte sich auf seine Hinterbeine und
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sprach in ernstem Ton: „Die beiden Katzen verbauen uns unser sonst so süßes Leben.
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Lasst uns gründlich überlegen, wie wir uns von ihnen befreien oder wenigstens die
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Gefahr abschwächen können.“ Alle Mäuse dachten angestrengt nach, lange hockten sie
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so beisammen.
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Da sprang ein junger Mäuserich auf und schrie mit seinem Piepsstimmchen: „Ich hab's,
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ich weiß, wie wir mit diesen gemeinen Leisetretern fertig werden!“ Gespannt schauten
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alle ihn an. „Es ist ganz einfach! Wir binden den beiden Katzen eine Glocke um den Hals,
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dann können sie uns nicht mehr überraschen und wir hören immer, wenn sie kommen
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und können uns rechtzeitig in Sicherheit bringen.“ Lauter Beifall brach los und mit
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stürmischer Begeisterung wurde der Vorschlag angenommen. Sofort wurden zwei
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mutige Mäuschen in den Keller geschickt, denn man hatte dort einmal eine Schachtel
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entdeckt, in der der Bäckermeister Semmelreich ein altes Halsband mit Glocken von
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seinem Hund aufbewahrte. Von diesem sollten die beiden tapferen Mäuse zwei
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Glöckchen abnagen und herbeibringen. Ein dritter Mäuserich bot freiwillig an, aus der
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Backstube zwei Bänder zu besorgen.
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Während die drei Helden unterwegs waren, feierten die anderen Mäuse den klugen
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jungen Mäuserich. Sie konnten ihn nicht genug loben und bald waren sich alle darin
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einig, dass es nie zuvor einen so weisen Mäuserich gegeben hatte und dass man ihn
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mit hohen Ehren auszeichnen müsse. Gerade hatte man beschlossen, ihm den großen
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Brezel-Orden zu verleihen, da hörte man ein Gebimmel und die beiden Mäuse zerrten
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die Glocken herbei. Gleich darauf kam auch die dritte Maus zurück und zog einen langen
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Strick hinter sich her. „Der genügt für beide“, meint sie und zerbiss ihn in der Mitte.
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Der Mäuseälteste hatte die ganze Zeit über geschwiegen und düster vor sich hingestarrt.
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Er hatte in seinem Leben schon so viele böse Erfahrungen gemacht, dass er
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misstrauisch und verschlossen geworden war. „Klug ist unser kleiner Held“, knurrte er,
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„das ist nicht zu bezweifeln. Er ist der weiseste von uns allen und wird uns bestimmt jetzt
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noch verraten, wie er diese Warnsignale den beiden großen Jägern um den Hals bindet.“
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„Wieso ich?“, empörte sich der Mäuserich. „Ich hatte bereits eine Idee. Jetzt seid ihr an
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der Reihe. Strengt euch auch einmal an.“ Da schrien alle Mäuse durcheinander:
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„Ich habe ein Glöckchen besorgt!“
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„Ich habe den Strick gemopst.“
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„Ich bin doch nicht lebensmüde!“
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„Das ist zu gefährlich!“
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Der junge Mäuserich zog sich aber leise und verlegen in sein Versteck zurück.
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„Passt auf, die Katzen!“, rief auf einmal einer und die Versammlung rannte auseinander.
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„Leeres Gerede“, brummte der Mäuseälteste, während er sich versteckte, „was nützen die klügsten Worte,
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wenn man sie nicht in die Tat umsetzen kann?“
De La Fontaine, Jean: Der Rat der Ratten; Zugriff am: 06.03.2023 (zu Prüfungszwecken bearbeitet).
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- Die Fabel Die Beratung der Mäuse von Jean de La Fontaine thematisiert den Unterschied zwischen Worten und Taten sowie die Schwierigkeit, gute Ideen in die Praxis umzusetzen.
Hauptteil
Inhalt
- Inhaltlich erzählt die Fabel von einer Mäusekolonie, die sich regelmäßig an den Vorräten des Bäckermeisters Semmelreich bedient.
- Um die Mäuseplage einzudämmen, schafft sich der Bäcker zwei Katzen an, die fortan Jagd auf die Mäuse machen. Als die Katzen eines Tages von Dorfjungen gefangen werden, nutzen die Mäuse die Gelegenheit, um zu beraten, wie sie sich dauerhaft vor den Katzen schützen können.
- Ein junger Mäuserich schlägt begeistert vor, den Katzen eine Glocke um den Hals zu binden, damit die Mäuse sie frühzeitig hören können. Die Mäuse sind von dieser Idee begeistert und sammeln alle notwendigen Materialien.
- Doch als der Mäuseälteste fragt, wer den Katzen die Glocken anlegen soll, will keine der Mäuse die Verantwortung übernehmen. Die Versammlung löst sich schließlich auf, als die Katzen zurückkehren.
Gegenüberstellung des jungen Mäuserichs und dem Mäuseältesten
- Der junge Mäuserich wird als laut und selbstbewusst dargestellt.
- Er liebt die Aufmerksamkeit und den Applaus der anderen Mäuse, übernimmt jedoch keine Verantwortung, als es darauf ankommt, die Idee umzusetzen.
- Im Gegensatz dazu ist der Mäuseälteste ruhig, misstrauisch und skeptisch. A
- Aufgrund seiner Lebenserfahrung sieht er die Schwierigkeiten und Gefahren, die die Umsetzung der Idee mit sich bringt, und stellt diese kritisch infrage.
Warum die Idee scheitert
- Die gute Idee des jungen Mäuserichs scheitert, weil keine der Mäuse bereit ist, die Gefahr auf sich zu nehmen und die Glocke tatsächlich den Katzen anzulegen.
- Jeder hofft, dass jemand anderes die Verantwortung übernimmt, aber letztlich handelt niemand. Zudem wurde der konkrete Plan, wie das Ziel erreicht werden sollte, nicht klar dargelegt.
Die Lehre der Fabel
- Die Lehre der Fabel ist, dass selbst die beste Idee wertlos ist, wenn niemand bereit ist, sie in die Tat umzusetzen.
- Es zeigt, dass Reden allein nicht ausreicht, sondern dass Handeln erforderlich ist.
Schluss
- Meiner Meinung nach verdeutlicht die Fabel auf eindrucksvolle Weise, wie wichtig es ist, nicht nur gute Ideen zu haben, sondern auch den Mut und die Bereitschaft, sie umzusetzen.
- Diese Lehre lässt sich auf viele Alltagssituationen übertragen, beispielsweise in der Teamarbeit, wo oft viele Ideen entstehen, aber nur wenige bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und die nötigen Schritte zu gehen.
- Auch im persönlichen Leben zeigt die Fabel, dass es Mut braucht, um Herausforderungen aktiv anzugehen, anstatt sich auf bloße Worte zu verlassen.