HT 2 – Blausäure – Eigenschaften und ihr Einsatz in der organischen Chemie

1.
Gib eine Reaktionsgleichung für die industrielle Herstellung der Blausäure bei rund \(1200^{\circ}C\) aus Ammoniak und Methan an der Luft an. Erkläre anhand dieser Reaktionsgleichung und unter Angabe von Oxidationszahlen, dass es sich bei dieser Herstellung der Blausäure um eine Redoxreaktion handelt. Begründe mithilfe einer Reaktionsgleichung, dass es sich bei der in-situ-Herstellung von Blausäure um eine Säure-Base-Reaktion handelt.
(18 Punkte)
2.
Erläutere einen möglichen Ablauf der Reaktion von Ammoniak- und Isobutanal-Molekülen zu einem Zwischenprodukt bei Schritt 1 der Strecker-Synthese in Einzelschritten. Erkläre die abschließende Hydrolyse des 2. Reaktionsschritts unter Angabe einer Reaktionsgleichung.
(20 Punkte)
3.
Berechne unter Angabe der der Titration zugrunde liegenden Reaktion die Massenkonzentration von Blausäure in der untersuchten Probe. Bewerte auf Basis Ihres Ergebnisses das Gefährdungspotential bei der Einleitung des Abwassers in ein Gewässer.
(12 Punkte)
4.
Plane einen Versuchsaufbau zur pH-metrischen Titration von Blausäure mit Natronlauge. Berechne die pH-Werte dieser Titration zu Beginn, am Halbäquivalenzpunkt, am Äquivalenzpunkt und am Endpunkt der Titration unter Vernachlässigung eventueller Verdünnungseffekte. Skizziere anhand der berechneten pH-Werte den ungefähren Verlauf der Titrationskurve.
(16 Punkte)
Fachspezifische Vorgaben:
Trotz ihres Gefährdungspotentials ist Blausäure (Cyanwasserstoff, \(HCN\)) ein wichtiger Ausgangsstoff in der organischen Chemie, z.B. bei der Herstellung der Aminosäure Valin, die u.a. in Energydrinks eingesetzt wird.
Herstellung
Um eine Gefährdung beim Transport von Blausäure zu verhindern, wird sie meist am Ort der Weiterverwendung hergestellt:
Hierbei kommt neben anderen Verfahren das Andrussow-Verfahren zum Einsatz, bei dem ein Gemisch aus Ammoniak, Methan und Sauerstoff aus der Luft bei rund \(1200^{\circ}C\) unter Verwendung eines Platinnetzes als Katalysator umgesetzt wird. Bei diesem Verfahren entstehen die gewünschte Blausäure und Wasser.
Eine weitere Möglichkeit ist, die Blausäure in situ (also direkt im Reaktor) herzustellen. Hierzu lässt man Ammoniumchlorid \(\left( NH _4 Cl \right)\) und Natriumcyanid \(( NaCN )\) miteinander reagieren, es entstehen Blausäure, Ammoniak und Natriumchlorid.
Verwendung
Die Herstellung von Valin kann durch die Strecker-Synthese erfolgen. Edukte sind Isobutanal (2-Methylpropanal), Ammoniak, Blausäure und Wasser:
nrw chemie abi lk 2021 ht 2 abbildung 1 herstellung von valin durch strecker synthese
Im ersten Reaktionsschritt, der unter Säurekatalyse abläuft, greift zunächst ein Ammoniak-Molekül die Aldehydgruppe des Isobutanal-Moleküls an und führt zur Bildung eines Zwischenproduktes. Dieses reagiert dann mit einem Cyanid-Ion zu \(\alpha\)-Aminonitril (2-Amino-3-Methylbutanitril) weiter. Der 2. Schritt ist eine Hydrolyse, die im sauren Milieu stattfindet.
Bestimmung der Massenkonzentration
Die hohe Toxizität von Blausäure macht deutlich, dass überall dort, wo diese auftreten kann, auch eine Bestimmung ihres Gehaltes notwendig wird. Schon Cyanid-Ionen-Konzentrationen ab \(1 \,\text{mg} / \text L\) gelten für Fische als kritisch.
Zur Untersuchung eines Abwassers auf seinen Blausäuregehalt wurde eine \(50 \,\text{mL}\) Probe entnommen und mit Natronlauge, \(c( NaOH )=0,01 \,\text{mol} / \text L\) titriert. Der Äquivalenzpunkt der Titration lag im alkalischen Bereich und man erhielt einen Verbrauch von \(V( NaOH )=9,8 \,\text{mL}\).
Zur Kontrolle der Titration wurde eine pH-metrische Titration von Blausäure \(c( HCN )=0,001 \,\text{mol} / \text L\) mit Natronlauge \(c( NaOH )=0,01 \,\text{mol} / \text L\) durchgeführt. Die pH-Werte wurden während der Titration kontinuierlich verfolgt.
Zusatzinformationen:
Elektronegativitäten (Pauling):
\(EN ( C )=2,55\)
\(EN ( N )=3,04\)
\(EN ( H )=2,2\)

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