Teil B – Ökologie, Gentechnik, Immunbiologie

Wähle eine der nachstehenden Aufgaben aus und bearbeite diese.

Aufgabe B1

Die Tomate (Solanum lycopersicum) stammt ursprünglich aus Lateinamerika. Unreife Tomatenfrüchte sind grün gefärbt, da sie noch Chloroplasten enthalten. In diesem Stadium können Früchte Fotosynthese betreiben. Die orange-rötliche Färbung der Carotinoide wird vom Grün des Chlorophylls überdeckt. Während der Reife der Früchte wird das Chlorophyll abgebaut. Jetzt färben sich die Tomaten rot. Dafür ist vor allem Lycopin, ein Farbstoff aus der Gruppe der Carotinoide, verantwortlich.
Als Antioxidans und sogenannter Radikalfänger kann Lycopin reaktionsfreudige Stoffe unschädlich machen. Neben der eigentlichen Lichtabsorption schützt es so die Fotosysteme in den Chloroplasten vor Oxidationsschäden durch Licht und Sauerstoff.
Die Vermehrung der Tomaten erfolgt, wie bei anderen Nachtschattengewächse auch, durch Vibrationsbestäubung. Die bestäubenden Insekten, insbesondere Hummeln, erzeugen durch die Frequenz ihres Flügelschlags Vibrationen an den Blüten, wodurch die Pollen aus den Staubbeuteln geschüttelt werden. In Gewächshäusern mussten Tomatenblüten früher manuell bestäubt werden.
Heute werden Staaten der Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris) kommerziell für den Gewächshausanbau von Tomaten gezüchtet und weltweit vertrieben. Aus den Treibhäusern entwichene Hummeln bereiten in Japan und Südamerika bereits Probleme. Die Populationen heimischer Hummelarten mit ähnlichen ökologischen Ansprüchen gehen dort zurück.
Material 1: Bestäubung von Tomatenpflanzen
Der Gewächshausanbau von Tomaten im kühlen, regnerischen Mitteleuropa ist heute hoch technisiert und kann Erträge von bis zu 70 kg Tomaten pro Quadratmeter Anbaufläche hervorbringen.
Strenge Hygienemaßnahmen erschweren das Eindringen von Krankheitserregern und Schädlingen. Die Tomatenpflanzen wachsen in Hydrokultur und werden so optimal mit Nährstoffen versorgt. Die Hydrokultur der Pflanzen und Schutz vor Regen verhindern die Entwicklung der Braunfäule. Dies ist eine Pilzinfektion durch Phytophthora infestans, die zum Verwelken der Blätter und so zum Absterben der Pflanzen führt.
Temperaturen von ca. 22 °C, eine doppelte Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Luft, 80 % Luftfeuchtigkeit und ergänzende Tageslicht-Beleuchtung optimieren die abiotischen Umweltbedingungen weiter. Während Hummeln die Blüten bestäuben, bekämpfen beispielsweise Schlupfwespen eingedrungene Schadinsekten.
Material 2: Gewächshausanbau von Tomaten
Die Lichtabsorption in den Chloroplasten findet mit Hilfe von Lichtsammelkomplexen statt. Hierbei handelt es sich um Transmembranproteine der Thylakoide im Chloroplasten, die z. B. Chlorophylle und Carotinoide wie Lycopin und \(\beta\)-Carotin gebunden haben. Diese Farbstoffe absorbieren als Antennenpigmente Licht in unterschiedlichen Spektralbereichen. Je mehr Licht im gesamten Spektralbereich absorbiert werden kann, umso mehr Energie steht für die Fotosynthese zur Verfügung.
bio abi sachsen abb1
Material 3: Lichtsammelkomplexe und stark vereinfachte Absorptionsspektren verschiedener Antennenpigmente von Tomatenpflanzen
1
Fertige auf unliniertem Papier eine beschriftete schematische Zeichnung eines Chloroplasten an.
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2
Stelle den lichtabhängigen Prozess der Fotosynthese in einem Fließschema dar.
05 BE
3
Erläutere mit Hilfe der Materialien zwei interspezifische Beziehungen im Gewächshaus.
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4
Begründe die Bedeutung des Farbwandels der Tomaten-Frucht.
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5
Erstelle mit Hilfe von Material 2 eine schematische mindestens fünfgliedrige Kausalkette zur Wirkung eines Faktors, der im Gewächshaus zu einer Ertragssteigerung führt.
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6
Erläutere je einen Vor- und Nachteil des weltweiten, kommerziellen Einsatzes von Hummelvölkern beim Tomatenanbau in Gewächshäusern.
04 BE
7
Erkläre die Bedeutung von Lycopin als Antennenpigment und Antioxidans für Tomatenpflanzen im Vergleich zu lycopinfreien Pflanzen.
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Aufgabe B2

Die Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum) ist die größte Fledermausart aus der Familie der Hufeisennasen. Sie bewohnt im Sommer zugluftfreie Dachböden, Kirchtürme oder Ruinen und zieht sich im Winter in frostsichere und feuchte Berghöhlen zurück, um dort in Winterschlaf zu fallen. Wie alle Fledermäuse ist auch R. ferrumequinum nachtaktiv und bewegt sich fliegend fort. Ursache ihres hohen Energiebedarfs sind ihre hohe Körpertemperatur und ihre Fortbewegungsart. Im Flug erbeuten sie unter anderem Maikäfer, Dungkäfer, Mistkäfer und Mücken. Die große Hufeisennase steht auf der Roten Liste als eine vom Aussterben bedrohte Art. Es gibt nur noch wenige Verbreitungsgebiete in Deutschland.
Eine eng verwandte Art, die Kleine Hufeisennase (R. hipposideros), gilt in Deutschland ebenfalls als vom Aussterben bedroht. Ihre Verbreitung erstreckt sich über Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt sowie Bayern.
Die Individuen der Großen Hufeisennase im bayrischen Hohenburg jagen vorwiegend auf dem US-amerikanischen Truppenübungsplatz in der Nähe ihres Sommerquartiers. Da das Gelände über 70 Jahre nie mit Kunstdünger, Gülle oder Pflanzenschutzmitteln in Kontakt kam, konnten sich zahlreiche Pflanzen- und Tierarten ansiedeln. Seit 2012 gibt es eine Beweidung mit Rindern. Diese bildete die Grundlage für die Ansiedlung von Dung- und Mistkäfern, die sich von Pflanzenresten im Rinderdung ernähren und ihre Eier darin ablegen. Außerdem konnte sich in einem bewaldeten Stück des Areals 2017 ein Sperberpaar niederlassen und erfolgreich fortpflanzen. Diese Greifvogelart ernährt sich fast ausschließlich von kleinen Vögeln. Gelegentlich werden aber auch Mäuse, Fledermäuse, kleine Reptilien und Wirbellose erbeutet. Durch sich ständig in Bewegung befindliche aufblasbare Stoffsäulen wurde versucht die wachsende Sperberpopulation zu vertreiben.
Material 4: Jagdgründe der Großen Hufeisennase in Hohenburg
bio abi sachsen hufeisennnase
Material 5: Entwicklung der Großen Hufeisennase in Hohenburg, stark vereinfacht nach URL: https://www.lbv.de/naturschutz/life-natur-projekte/life-projekt-grosse-hufeisennase/tagebuch/, abgerufen am 04.02.21
Fledermäuse leben in der Regel als Einzelgänger oder in kleinen Gruppen. Das ändert sich zur Paarungszeit. Die Weibchen suchen ein Wochenstubenquartier auf und schließen sich zu Wochenstubenkolonien mit 10 bis 650 Tieren zusammen.
Dieses enge Zusammenleben in den Wochenstuben bietet neben vielen Vorteilen, zum Beispiel der gemeinsamen Brutpflege, auch Nachteile. Für Krankheitserreger, beispielsweise Viren, ist es somit besonders gut möglich viele Tiere zu infizieren. Die Fledermäuse besitzen jedoch ein besonders effektives Immunsystem. Es wurde herausgefunden, dass manche Fledertiere den Botenstoff Interferon A fortlaufend ausschütten und somit die Virenabwehr beschleunigt und verstärkt wird. Im Gegenzug entstehen durch Mutationen immer ansteckendere Viren, um gegen diese Abwehr anzukämpfen. Kommt es zufällig zur Übertragung dieser Viren auf andere Säugetiere mit einem schwächeren Immunsystem, kann diese Infektion tödlich enden.
Material 6: Das Immunsystem der Fledermäuse
1
Fertige eine beschriftete schematische Zeichnung vom Bau des Zellorganells an, in dem die Energiefreisetzung in einer Zelle der Großen Hufeisennase stattfindet.
05 BE
2
Stelle die Glykolyse in Form eines Fließschemas dar.
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3
Erstelle unter Einbeziehung von Material 4 ein Nahrungsnetz.
05 BE
4
Beschreibe ein Prinzip der DNA-Sequenzierung zur Untersuchung des Verwandtschaftsgrades von Großer Hufeisennase und Kleiner Hufeisennase.
05 BE
5
Werte das Diagramm zur Entwicklung der Population der Großen Hufeisennase aus.
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6
Beschreibe die humorale Immunantwort nach Erstkontakt mit einem Virus.
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