Lerninhalte in Deutsch
Prüfungsaufgaben (ZP10)
Inhaltsverzeichnis

Schreiben

Wahlthema 1

Thema:
Annika Büsing: Koller
Aufgabenstellung:
  • Analysiere den Textauszug aus dem Roman Koller von Anna Büsing.
Gehe dabei so vor:
  • Schreibe eine Einleitung, in der du Textsorte, Titel, Autor und Erscheinungsjahr benennst sowie das Thema formulierst und den Inhalt zusammenfasst.
  • Stelle dar, wie Chris die Persönlichkeit seiner Mutter und ihr Auftreten gegenüber seiner Tante wahrnimmt, und erläutere, wie er sich rückblickend an das Verhalten seiner Tante zu Anfang (Z. 30 – 43) und im weiteren Verlauf des Besuchs (Z. 44 – 63) erinnert.
  • Untersuche, durch welche erzählerischen Mittel das Geschehen den Lesenden nahegebracht wird und wie durch sprachliche Mittel das angespannte Verhältnis zwischen den Schwestern zum Ausdruck kommt (mögliche Aspekte: Wortwahl, Satzbau, stilistische Mittel).
  • Verfasse einen inneren Monolog aus der Sicht von Chris’ Tante nach der Abreise von Chris und seiner Mutter:
    – Welche Gedanken hat sie, als sie noch einmal über den Besuch der beiden nachdenkt?
    – Was denkt sie über das Geschenk, das ihre Schwester ihr mitgebracht hat?
Beachte die Form des inneren Monologs und berücksichtige die Informationen, die der Textauszug gibt.
Koller (Textauszug)
Annika Büsing
Chris, der viel nachdenkt und wenig redet, erinnert sich Jahre später an die Geschehnisse eines Tages in seiner Kindheit, als er mit seiner Mutter seine Tante Uta in Kassel besucht hat.
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Wir besuchten meine Tante. Ich war neun Jahre alt, und meine Mutter, die sich für göttlich, und wenn
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nicht, dann aber doch für unfehlbar hielt, hatte meiner Tante, ihrer jüngeren Schwester, ein Geschenk
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besorgt: eine Nudelmaschine. Nun mag man über den Sinn und Unsinn von Nudelmaschinen streiten,
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man mag ihnen gegenüber auch eine Haltung der vollkommenen Gleichgültigkeit einnehmen, doch
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meiner Tante eine solche zu schenken, war ein kalkulierter Affront. Meine Tante kann nicht kochen.
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Alles, was sie kocht, ist aufgetaut und aufgewärmt. Beispiel für ein typisches Mittagessen bei meiner
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Tante: mit Frischkäse gefüllte Kartoffelecken aus der Gefriertruhe, im Backofen nach Packungsan-
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weisung gebacken, dazu Brokkoli aus der Gefriertruhe, im Topf mit etwas Wasser erwärmt. Oder:
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Cordon bleu aus der Gefriertruhe, in der Pfanne gebraten, dazu Kaisergemüse aus der Gefriertruhe,
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im Topf mit etwas Wasser erwärmt, und Kroketten, Zubereitung: siehe Kartoffelecken. Woher weiß
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ich das, wenn ich nur ein einziges Mal bei meiner Tante war? Habe ich gelogen und war doch öfter
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bei meiner einzig lebenden Verwandtschaft?
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Nein, ich weiß es, weil es seit dem Desaster mit der Nudelmaschine kein Thema gab, über das sich
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meine Mutter häufiger ausließ.
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Immer und immer wieder hat sie mir Gerichte aufgezählt und deren Zubereitung durch meine Tante
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geschildert.
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Und sie tat dies keineswegs mit Gehässigkeit, sondern stets nüchtern und sachlich. Der Verdacht, sie
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wolle über meine Tante herziehen, kam daher nicht auf. Es war die Sache an sich, die sie so mürbe
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machte. Ich habe gesagt: Es war ein kalkulierter Affront. Und das war es. Bei jedem Menschen. Außer
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bei meiner Mutter. Sie hatte nicht den Gedankengang, der ungefähr so geht: Wenn ich, als ältere
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Schwester, meiner jüngeren Schwester, die seit Jahr und Tag von Gefrierkost lebt und noch nicht
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einmal auf die Idee kommt, Brokkoli oder Kaisergemüse etwas Butter, Salz und Pfeffer zuzusetzen,
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eine Nudelmaschine schenke, dann könnte sie das als Hinweis darauf verstehen, dass ihr Essen ein
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geschmack- und liebloses Nullereignis ist, und gekränkt sein, weil sie sich mit dem, was sie tut, zwar
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nicht anstrengt, aber doch gute Absichten hegt. (Und umgebracht hat sie mit ihrem Essen schließlich
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auch noch niemanden.) Meine Mutter dachte: Uta kocht nur Murks, also schenke ich ihr eine Nudel-
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maschine, damit sie frische Nudeln machen kann. Und nachher dachte sie: Was regt sie sich denn auf?
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Die Nudelmaschine ist doch 1A!
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Wir kamen also in Kassel an.
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„Das ist dein Sohn? Schon so groß! Möchtest du eine Johannisbeersaftschorle?“
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Wir sitzen in der Küche, mit Schorle und Kuchen, meine Tante packt das Geschenk aus, und der
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Dialog geht dann etwa so:
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Meine Tante: „Eine Nudelmaschine.“
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Meine Mutter: „Damit kannst du frische Nudeln machen.“
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Meine Tante: „Ich esse gar nicht so oft Nudeln.“
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Meine Mutter: „Ja, weil es die nicht aus der Tiefkühltruhe gibt.“
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Das geht schon richtig gut rein. Wenn man Gesichter liest, aber das tut meine Mutter in diesem Moment
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nicht, dann würde man hier merken, dass die Stimmung schon gekippt ist. Meine Tante ist sauer.
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„Ich koche nicht nur Sachen aus der Tiefkühltruhe“, sagt sie.
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„Was kochst du denn, was nicht aus der Tiefkühltruhe kommt?“, fragt meine Mutter.
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„Na ja, Milchreis zum Beispiel.“
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„Siehst du, und jetzt kannst du frische Nudeln machen“, sagt meine Mutter.
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Meine Tante bedankt sich.
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Später wurde darüber gesprochen, was es am Abend zu essen geben sollte, und meine Mutter sagte:
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„Lass uns doch Nudeln machen, mit deiner neuen Maschine!“
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Es wurde so beschlossen, und beide kneteten einen Nudelteig zusammen, eine beinahe schwesterliche
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Atmosphäre stellte sich ein. Dann ging es an die Maschine.
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Meine Mutter teilte den Teig in Stücke und wies meine Tante an, ihn durch die Maschine zu drehen.
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„Mach du das lieber“, sagte meine Tante zögerlich.
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Meine Mutter stopfte den Teig in die Maschine und drehte die Kurbel. So erhielt sie lange, flache
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Teigbahnen, die sie geschickt auf dem Tisch ausbreitete. Die Teigbahnen mussten in einem zweiten
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Arbeitsschritt ein weiteres Mal durch die Maschine gedreht werden, wobei sie zerteilt wurden und
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Spaghetti ergaben. Die Spaghetti mussten angenommen und in Mehl gewälzt werden, damit sie nicht
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verklebten, und diese Aufgabe fiel meiner Tante zu, aber alles, was sie produzierte, waren Teig-
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klumpen. Sie schwitzte und fluchte. Meine Mutter kurbelte weiter fleißig Teigbahnen aus der Maschine.
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Sie hätte langsamer machen können, hätte sie nur registriert, dass sie zu schnell kurbelte. Irgendwann
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wurde es meiner Tante zu bunt. Sie knallte ihren Teigklumpen mit Wucht auf die Arbeitsplatte und
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schrie:
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„Was ist denn das für eine kack Maschine?“
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Meine Mutter darauf: „Das ist nicht die Schuld der Maschine, Uta, das bist du mit deinen dicken
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Fingern.“
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Das war’s. Wir saßen nudellos um 20:00 Uhr wieder im Zug nach Hause. Meine Mutter war ratlos,
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denn die Nudelmaschine war doch wirklich 1A.

Aus: Annika Büsing: Koller. Göttingen: Steidl 2023, S. 54 – 58, (Text gekürzt und adaptiert).

Wahlthema 2

Situation:
Deine Schule organisiert eine Projektwoche zum Thema „Selbstständigkeit und Unternehmertum“, um mehr Jugendliche für unternehmerisches Handeln und Denken zu begeistern. Eine Broschüre zu dieser Projektwoche soll Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften einen Überblick geben, welche Möglichkeiten sich für junge Gründende bieten.
Du bist gebeten worden, für diese Broschüre einen informierenden Text über Start-ups zu verfassen. Zu diesem Zweck wird dir eine Materialsammlung (M 1 – M 6) zur Verfügung gestellt.
Aufgabenstellung:
  • Formuliere für deinen Text eine passende, zum Lesen anregende Überschrift.
  • Schreibe nicht einfach aus den Materialien ab, sondern achte auf eine eigenständige Darstellung in einem zusammenhängenden Text.
Gehe dabei so vor:
  • Formuliere für deinen Text eine passende, zum Lesen anregende Überschrift.
  • Erkläre einleitend, was Start-up-Unternehmen sind und durch welche Aspekte sie sich von anderen Unternehmen unterscheiden.
  • Stelle dar, wie der Duden sich weiterentwickelt hat und welche Informationen heute im gedruckten Duden beziehungsweise auf Duden online zu finden sind.
  • Stelle die derzeitige Situation des Start-up-Marktes in Deutschland dar und erkläre, welche Faktoren zum Erfolg eines Start-ups beitragen.
  • Erläutere die rechtlichen Rahmenbedingungen und die grundsätzlichen Herausforderungen, die für minderjährige Jugendliche mit der Gründung eines Start-ups verbunden sind.
  • Erläutere, in welcher Weise die Gründerinnen und Gründer von Start-ups auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.
  • Beurteile anhand der Materialien und eigener Überlegungen, inwieweit es empfehlenswert ist, schon im Jugendalter ein Start-up zu gründen.
Material 1 a
Was bedeutet eigentlich … StartUp? Definition, Bedeutung, Beispiele und mehr
Unbekannter Verfasser
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„Ein Start-up beschreibt ein kürzlich gegründetes Unternehmen“ – dieses Begriffsverständnis ist sehr
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verbreitet. Doch nicht jedes frisch gestartete Unternehmen kann man als Start-up bezeichnen, auch
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wenn das fälschlicherweise oft getan wird. Für die Definition sind zwei weitere Faktoren wichtig: Das
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junge Unternehmen muss ein wirklich innovatives Produkt haben und das Ziel verfolgen, schnell zu
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wachsen. Was Start-ups von anderen Gründungen unterscheidet, ist oft auch die Art der Finanzierung.
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Die jungen Firmen nehmen häufig keine klassischen Kredite auf, sondern werden zum Beispiel durch
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einen Gründungszuschuss, spezielle Gründerkredite, Business Angels oder über Crowdfunding
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finanziert. Wird jedes Start-up erfolgreich? Nein, definitiv nicht. Über 90 % aller jungen Unternehmen
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stellen nach wenigen Jahren ihren Betrieb ein. Die Gründe sind vielfältig. Es kann an der Kommunika-
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tion und Führung der Gründerinnen und Gründer liegen, an der falsch gewählten Zielgruppe sowie einer
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Fehleinschätzung des Marktes. Häufig scheitern Start-ups an einem Mangel an Geld.

Aus: Was bedeutet eigentlich … StartUp? Definition, Bedeutung, Beispiele und mehr, ohne Angabe eines Veröffentlichungsdatums (Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert), (Zugriff: 18.03.2024).
Material 1 b
Gründe dein eigenes Startup und mach dein Ding
Unbekannter Verfasser
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Start-ups sind ein ganz kleiner Teil des Gründungsgeschehens, über sie wird dennoch viel gesprochen.
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Sie gelten als wichtiger Motor für wirtschaftliche Entwicklung und sozialen Fortschritt, denn sie
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schaffen nicht nur Arbeitsplätze, sondern verhelfen auch neuen Ideen und Technologien zum Durch-
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bruch. Vielfach wird der Begriff Start-up für jede Art von Unternehmensgründung verwendet, die
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irgendwie frisch und modern erscheint. Wenn du jedoch in deiner Stadt einen Friseursalon eröffnest,
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kann dieser noch so hip sein – das macht ihn aber nicht zu einem Start-up. Von einem Start-up spricht
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man, wenn ein Unternehmen mit einer neuartigen Geschäftsidee und hohem Wachstumspotenzial
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gegründet wird. Darüber hinaus stehen Start-ups aber auch für ein bestimmtes Selbstverständnis: Sie
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stellen gewohnte Abläufe infrage und probieren Neues aus. Dabei beweisen sie ein feines Gespür für
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Trends und dafür, was die Menschen wollen und brauchen. Start-ups greifen neue Entwicklungen
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schneller auf als die Konkurrenz und setzen diese in innovative Produkte um.
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Um erfolgreich zu sein, gehören Glück und das richtige Timing dazu. Dennoch lassen sich von Top-
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Start-ups auch bestimmte Erfolgsmuster ableiten: Zunächst reagieren sie mit ihrem Angebot fast immer
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auf einen konkreten, nachweisbaren Bedarf. Wenn du in deinem Alltag auf ein Ärgernis stößt und dir
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eine überzeugende Lösung in den Sinn kommt, bist du auf einem guten Weg. Zweitens sollte die
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Lösung innovativ sein. Und schließlich tüfteln Top-Start-ups nicht im Stillen vor sich hin, bis ihr
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Angebot ausgereift ist, sondern suchen früh den permanenten Austausch mit ihrer Zielgruppe.

Aus: Gründe dein eigenes Startup und mach dein Ding , ohne Angabe eines Veröffentlichungsdatums (Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert), (Zugriff: 18.03.2024).
Material 1 c
Verteilung von Start-ups in Deutschland im Jahr 2023
Hauptsitz der Start-ups nach Bundesländern
Karte Deutschlands mit Prozentangaben zu verschiedenen Regionen. Datenvisualisierung in Blau und Hellblau.
In Anlehnung an: Deutscher Startup Monitor 2023, September 2023 (Zugriff: 18.03.2024).
Branchen
Diagramm mit Prozentanteilen verschiedener Branchen, wobei Informations- und Kommunikationstechnologie am höchsten ist.
In Anlehnung an: Deutscher Startup Monitor 2023, September 2023 (Zugriff: 18.03.2024).
Material 2
Gründungen unter 18 – gesetzliche Regelung
Unbekannter Verfasser
1
Jugendliche unter 18 Jahren, die sich selbstständig machen möchten, benötigen hierzu eine Ermächti-
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gung, also die Erlaubnis der gesetzlichen Vertreterinnen und Vertreter. Das sind grundsätzlich die Eltern
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oder – wenn diese nicht zur Vertretung berechtigt sind – ein sogenannter Vormund. Diese Ermächtigung
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muss wiederum vom Familiengericht genehmigt werden. Dies ist eine gesetzliche Vorgabe und im Bür-
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gerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt. Minderjährige Personen dürfen Verträge oder Geschäfte in der
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Regel nur im Rahmen des sogenannten Taschengeldparagraphen vornehmen. Das heißt, dass sie keine
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Arbeits- oder Mietverträge abschließen dürfen, da das Taschengeld hierfür in der Regel nicht bestimmt
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ist. Wer jedoch ein Unternehmen leiten möchte, muss eigenständig solche Verträge abschließen dürfen.
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Dafür benötigt man als minderjährige Person die oben beschriebene Zustimmung des gesetzlichen Ver-
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treters bzw. der Eltern und des Familiengerichts. Durch die Einbindung des Familiengerichts sollen Min-
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derjährige vor unangemessenen haftungsrechtlichen Folgen geschützt werden. Solche Folgen können sie
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schnell überfordern, weil Minderjährige meist nur über geringe Finanzmittel verfügen. Es geht nicht da-
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rum, gründungsinteressierte Jugendliche vom Gründen abzuhalten, sondern sie zu schützen.

Aus: Gründungen unter 18, ohne Angabe eines Veröffentlichungsdatums (Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert), (Zugriff: 18.03.2024).
Hinweis: Es handelt sich um eine Veröffentlichung des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Text wurde ohne namentliche Nennung eines Verfassers veröffentlicht.
Material 3
Grammario: Teenie-Gründer programmiert Grammatik-App
Marco Weimer
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Mit „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ hat der Autor Bastian Sick 2004 einen überraschenden
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Bestseller über die deutsche Grammatik gelandet. Eine Generation später fallen Kommasetzung und
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andere Rechtschreibregeln vielen Menschen immer noch schwer. Diese Erfahrung hat auch Jung-
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unternehmer Dominik Klepek gemacht. „Ich war 15, als ich gemerkt habe, dass in meinem schulischen
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Umfeld viele Menschen Probleme mit der deutschen Grammatik und Rechtschreibung haben“, sagt
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Klepek. Daraufhin hat er eine eigene App entwickelt, die sich vor allem auf Muttersprachler fokus-
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siert, aber auch Fremdsprachlern weiterhelfen soll. Es gehe bei „Grammario“ darum, weniger Fehler
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beim Schreiben zu machen und Sprachprobleme aufzulösen – und zwar mithilfe von Spiel-Elementen.
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Seine App hat Klepek überwiegend mit seinen eigenen Programmierkenntnissen entwickelt. Die
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habe er sich über das Internet und durch Ferienjobs als Software-Entwickler angeeignet. Doch die
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Entwicklungszeit der App habe sich deutlich länger hingezogen, als Klepek erwartet hätte. Mit 16
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Jahren erwirkte er dann gerichtlich seine Geschäftsfähigkeit.
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Zur Schule zu gehen und an der App zu arbeiten lasse sich nicht immer leicht vereinbaren, so Klepek.
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Doch er sagt, dass es die richtige Entscheidung gewesen sei, schon so früh an der App gearbeitet zu
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haben. Nicht nur von seinen Mitschülern gab es viel Unterstützung, sondern zuletzt auch von dem
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Lehrer-Kollegium und der Schulleitung. Klepek hat im Jahr 2021 den ersten Platz bei einem Start-up-
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Wettbewerb gewonnen – auch mithilfe der Stimmen seines Schulumfelds. Mit dem Preisgeld von
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10 000 Euro möchte Klepek nun einen ersten Mitarbeiter, einen Mitschüler, einstellen und mehr
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Freelancer für die Inhalte der App beschäftigen. Außerdem will er sich auf die Suche nach einem
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Business Angel machen: „Um einen Mentor zu haben und von der Expertise lernen zu können.“

Aus: Gründungen unter 18, 12.11.2021, (Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert), (Zugriff: 18.03.2024).
Material 4
2 Experten und 1 Gründer: Jugendliche sollten zum Gründen befähigt werden!
Josefine Kramer
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Laut einer YouGov-Umfrage können sich 46 Prozent der befragten 16- bis 24-Jährigen vorstellen, ein
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eigenes Unternehmen zu gründen. 42 Prozent geben als größtes Hindernis aber fehlendes Wissen an.
3
Hier setzt Startup Teens an. „Wir möchten junge Menschen befähigen, ihre eigenen Ideen umzusetzen
4
und Probleme zu lösen“, so der Geschäftsführer Hauke Schwiezer. Bei Startup Teens gibt es Lern-
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videos von der Finanzplanung bis zu Programmier-Grundlagen, Camps zur Weiterentwicklung von
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Geschäftsideen, Networking-Veranstaltungen und Mentoren sowie einen Businessplan-Wettbewerb.
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Junge Menschen haben, wenn sie haftungsbeschränkt eine Firma gründen, eine niedrige Fallhöhe
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und geringe Risiken. Sie sammeln Erfahrungen, die ihnen im weiteren Leben enorm helfen und die
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nur wenige Menschen aufweisen können. „Wenn sich ein Jugendlicher selbstständig macht, kann er
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davon immer profitieren: Ob im Bewerbungsgespräch oder bei komplexen Aufgaben – das sind Er-
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fahrungswerte, die auf jeden Fall weiterhelfen“, so Guido Langemann von der Industrie- und Handels-
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kammer Hannover. Das Sicherheitsbedürfnis werde im Alter nur größer. Später muss der Lebens-
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unterhalt verdient werden, um die Familie zu ernähren, Kredite zu tilgen oder sonstige regelmäßige
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Ausgaben zahlen zu können.
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Wie sind aber die Erfolgschancen so junger Gründerinnen und Gründer? „Mäßig“, sagt Langemann.
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„Die Frage ist aber: Wie definierst du Erfolg?“ Wenn es um wirtschaftliches Wachstum gehe, sähen
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die Chancen jedoch schlecht aus. „Das Ziel sollte nicht sein, Geld zu verdienen. Das Ziel sollte sein,
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Erfahrung zu sammeln und eine gute Idee mal bis zum Ende durchzusetzen.“ Wenn am Ende nur fünf
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Produkte verkauft wurden, sei das ein Erfolg, keine Niederlage. Sicherlich sei es keine wirtschaftli-
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che Meisterleistung, aber man habe ein Produkt bis zur Marktreife gebracht.
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Im Internet gibt es Äußerungen dazu, dass die Bürokratie junge Menschen daran hindere, ein Unter-
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nehmen zu gründen. Guido Langemann meint, Bürokratie habe ihren Zweck – es müsse beispiels-
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weise sichergestellt werden, dass die Grundlagen für eine Gründung gegeben seien. Er rät dazu, die
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Bürokratie als Test zu verstehen. Denn die Verwaltungsarbeit verschwände nach einer Gründung
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nicht, ein Unternehmen zu führen bedeute eine Menge Papierkram.

Aus: 2 Experten und 1 Gründer: Jugendliche sollten zum Gründen befähigt werden! 10.12.2021, (Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert) (Zugriff: 18.03.2024).
Material 5
DAS AUSFÜHRLICHE INTERVIEW AUS DER STARTUP TEENS-SONDERBEILAGE IN DER WELT AM SONNTAG. „LASST UNS DEN GRÜNDERGEIST WECKEN!“
Unbekannter Verfasser
Christian Hassel ist Bereichsvorstand einer Bank und Unterstützer der Initiative Startup Teens.
1
Christian, du persönlich und die Bank, für die du arbeitest, unterstützen bereits seit einigen
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Jahren das Programm Startup Teens. Warum eigentlich?
3
Wir tun das, weil unsere jüngsten Unternehmensgründerinnen und -gründer im Land jede Hilfe ver-
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dienen und eine Lobby brauchen. Eine tolle Idee zu haben und diese umsetzen zu wollen, das ist
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keine Frage des Alters; es dann tatsächlich zu können, oft allerdings schon. Zum einen braucht es
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Grundlagenwissen aus Betriebswirtschaftslehre, Finanzplanung, Marketing, Organisationsplanung,
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Recht und Steuern und so weiter. Zum anderen geht es darum, ernst genommen zu werden und letztlich
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auch Mentorinnen oder Mentoren sowie Investierende zu finden. Hier können wir helfen.
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Das klingt gut. Inwiefern macht es dir Spaß, dabei zu sein?
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Wenn du erlebst, mit welcher Begeisterung und welchem Ehrgeiz junge Gründende zur Tat schreiten,
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dann packt dich das auch. So viel Neugierde, Wissensdurst und Experimentierfreude haben die
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meisten Menschen wohl nur in ihren jungen Jahren. Junge Menschen denken viel mehr in Möglich-
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keiten als in Grenzen.
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Wie genau sieht euer Engagement aus?
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Das Ziel von Startup Teens ist es, unternehmerisches Denken und Handeln bei jungen Menschen
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zwischen 14 und 19 Jahren zu entwickeln, zu fördern und zu verankern. Neben finanzieller Unter-
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stützung geben wir Ratschläge, knüpfen Kontakte und öffnen Türen. Das setzt sich in einem Wett-
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bewerb fort, in dem wir die spannendsten Ideen prämieren.
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Was wünschst du dir für die Zukunft junger Gründerinnen und Gründer?
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Ich wünsche mir insgesamt weniger Bestimmungen und Bürokratie, dafür einfachere und schnellere
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Verfahren in der Startphase von Unternehmen. Fehler zu machen muss erlaubt sein. Wichtig ist, daraus
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zu lernen. Es darf kein Makel sein, mit Ideen zu scheitern, denn schon der nächste Einfall kann der
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richtige sein. Hier wünsche ich mir Toleranz und mehr Respekt vor unternehmerischem Mut.
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Und der Faktor Bildung?
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Gerade in einer Gesellschaft, die sich weiterentwickelt, spielt Bildung eine zentrale Rolle. Unter-
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nehmenslehre gehört ins Klassenzimmer. Je früher wir eine solide Bildung vermitteln, desto besser.
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Startup Teens führt uns doch allen auch vor Augen, dass Gründergeist keine Frage des Alters, des
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Geschlechts oder der Herkunft ist. Lasst uns weiter daran arbeiten, dass junge Menschen faire
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Chancen bekommen, und den Gründergeist in Deutschland wecken!

Aus: Lasst uns den Gründergeist wecken! 09.11.2021 (Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert) (Zugriff: 18.03.2024).
Hinweis: Das Interview wurde im Rahmen der Startup Teens Sonderbeilage der Welt am Sonntag geführt. Der Text wurde ohne namentliche Nennung eines Verfassers veröffentlicht.
Material 6
Social Startup gründen: So gelingt's! Gutes tun und Gewinne erzielen mit einem Social Startup
Unbekannter Verfasser
1
„Nur noch kurz die Welt retten“ – was Sänger Tim Bendzko 2011 so vollmundig in seinem Song
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angekündigt hat, schreiben sich auch immer mehr junge Gründende auf die Fahne. Ihr Bestreben ist,
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ein eigenes Unternehmen zu gründen und damit die Welt zu einem besseren Ort zu machen oder ein
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gesellschaftliches Problem zu lösen, ohne dabei auf Kosten anderer zu wirtschaften.
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Die Idee eines wohltätigen Unternehmens ist nicht neu. Schon lange gibt es Firmen und Vereine, die
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sich für die Gesellschaft einsetzen. Allerdings haben diese Organisationen eine rein soziale Mission.
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Gewinne werden oft gar nicht erwirtschaftet und das ist auch nicht das Ziel. Demgegenüber stehen
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Unternehmen, die sich auf die reine Gewinnmaximierung konzentrieren.
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Genau zwischen diesen beiden Extremen ordnen sich Social Start-ups ein: Auf Basis einer Idee, die
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der Gesellschaft zugutekommt, wird ein Unternehmen gegründet, das mindestens wirtschaftlich trag-
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fähig ist. Erwirtschaftete Gewinne werden meist zu einem kleinen Teil abgeschöpft – schließlich
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wollen die Gründerinnen und Gründer von ihren Ideen ja auch leben. Der größte Teil wird typischer-
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weise jedoch reinvestiert. Neben der Idee an sich unterliegen auch die Prozesse, Produktionsketten
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und Arbeitsbedingungen hohen sozialen Standards: Es geht nicht nur darum, mit dem fertigen Produkt
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einen nachhaltigen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, sondern auch mit bzw. während der Arbeit.
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Wirklich alle Feinheiten bis ins kleinste Detail zu kennen und nachhaltig zu gestalten, erfordert viel
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Arbeit, Wissen und oft auch finanzielle Mittel.
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Leider führen die Übernahme sozialer Verantwortung und nachhaltiges Handeln oftmals zu höheren
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Kosten als konventionelle unternehmerische Strategien. Gerade für Social Start-ups ist daher die
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Akquise von Investoren und Fördergeldern ein elementarer Bestandteil ihres Geschäfts. Zur Finan-
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zierung einer Idee lassen sich klassische Kredite von Banken in Anspruch nehmen. Da Social Start-
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ups allerdings keine rein auf Gewinn ausgerichteten Unternehmen sind, sind die Konditionen oftmals
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schlecht: Die Bank kann sich einfach nicht sicher sein, ob und wie schnell sie das verliehene Geld
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zurückbekommt. Es gibt jedoch auch zahlreiche Förderprogramme oder die Möglichkeit einer Fi-
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nanzierung über Crowdfunding und Spenden.
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Gutes tun und Geld verdienen – das ist zum Glück kein Widerspruch mehr. Die zunehmende Zahl
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der Social Start-ups beweist, dass beides geht.

Aus: Social Startup gründen: So gelingt's! Gutes tun und Gewinne erzielen mit einem Social Startup ohne Angabe eines Veröffentlichungsdatums (Text gekürzt und adaptiert; Überschrift geändert) (Zugriff: 18.03.2024).
Hinweis: Der Text wurde ohne namentliche Nennung eines Verfassers veröffentlicht.

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