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Prüfungsaufgaben (ZP10)
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Erfolgreiche Teamarbeit. Diesen Typ braucht jede Gruppe

Julia Merlot
Die US-Weltraumbehörde NASA untersucht für ihre bemannte Marsmission das Zusammenwirken in Gruppen. Die Erkenntnis: Soll ein Team erfolgreich sein, muss ein bestimmter Charakter auf jeden Fall vertreten sein.
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(1) Oft lässt sich der Nutzen der Raumfahrt für den Menschen auf der Erde nicht sofort erkennen.
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Doch als Forscher am Sonntag auf einer Wissenschaftskonferenz in Washington neue Erkenntnisse
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zur Marsmission der NASA vorstellten, wurde schnell klar, dass diese den Alltag von uns allen ver-
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bessern könnten.
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Die NASA will 2033 erstmals Raumfahrer auf die ungefähr 400 Millionen Kilometer lange Reise zum
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Mars schicken. Eine der größten Herausforderungen dabei ist der Faktor Mensch. Denn für die Mission
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müssen die Astronauten mindestens drei Jahre lang Tag und Nacht auf engstem Raum zusammen-
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leben und -arbeiten. Damit das klappt, erforscht die NASA nicht nur das Weltall, sondern auch die
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Psyche des Menschen.
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(2) Über zehn Jahre hat der Anthropologe Jeffrey Johnson von der University of Florida in Gainesville
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die Dynamik in kleinen Gruppen von 10 bis 28 Personen auf Forschungsstationen in der Antarktis
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untersucht und alte Dokumente von Südpolexpeditionen ausgewertet. „Was in den Teams passiert,
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kennt jeder: Die Gruppe schreibt einigen Mitgliedern inoffiziell Rollen zu, einer ist der Anführer, einer
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Partykönig und einer der Clown“, erklärt Johnson. Seine Forschung zeigt: Wie diese inoffiziellen
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Ämter besetzt werden, entscheidet über den Erfolg der gesamten Gruppe.
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(3) Eine besonders große Rolle spielen dabei die Clowns, die Geschichtenerzähler und Komiker,
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berichtet Johnson. Das sei schon vor hundert Jahren entscheidend gewesen – Roald Amundsen, der
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erste Mann, der es je zum Südpol geschafft hat, wäre wohl nie angekommen, wenn er nicht seinen
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humorvollen Koch dabei gehabt hätte. „Adolf Lindstrøm war ein robuster Typ, kindisch und unvor-
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eingenommen, er hat viel gelacht und gut gekocht“, erklärt Johnson. „Jeder mochte ihn.“ Wann immer
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es auf der Expedition ins ewige Eis ein Problem gab, Crewmitglieder stritten oder Amundsen die
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Geduld verlor, habe Lindstrøm die Spannungen auflösen und die Gruppe zum Weiterziehen bewegen
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können. „Er hat mehr zur norwegischen Polarexpedition beigetragen als jeder andere“, schrieb
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Amundsen 1911 in sein Tagebuch.
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(4) Wie wichtig eine Person mit Humor für eine positive Gruppendynamik ist, zeigt sich auch bei
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heutigen Südpolexpeditionen. Über Jahre hat Johnson auf Forschungsstationen in der Antarktis Daten
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von 15 verschiedenen Teams unterschiedlicher Nationalitäten gesammelt. Die Gruppe, die die Isola-
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tion am besten wegsteckte, hatte gleich vier Leute in für den Zusammenhalt wichtigen inoffiziellen
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Ämtern. „Drei Frauen kümmerten sich um Veranstaltungen – organisierten gemeinsame Abendessen
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oder Sportkurse“, sagt Johnson. Im Zentrum der Gruppe stand aber auch hier ein „lustiger, sehr kluger
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Typ, der gern Geschichten erzählt.“ Diesmal war es ein Handwerker, der die Mannschaft zusammen-
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hielt. „Er wirkte als Bindeglied zwischen den Forschern und dem Rest der Gruppe.“
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(5) Den Expeditionsteams mit geringem Zusammenhalt fehlte dagegen genau diese Funktion, berichtet
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Johnson. Das Problem dabei ist, dass Gruppen dazu neigen, sich in möglichst homogene Unter-
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gruppen aufzuspalten. Nach dem Motto „gleich und gleich gesellt sich gern“ hängen Forscher mit
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anderen Forschern herum, Russen mit Russen, Amerikaner mit Amerikanern. „Deshalb braucht es
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die Clowns und Geschichtenerzähler – sie schaffen es mit Humor, die Untergruppen zu einem großen
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Team zu vereinen.“
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(6) Unklar war bislang allerdings, ob Clowns auch auf Marsflügen mit vier bis sechs Besatzungs-
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40 mitgliedern die Stimmung retten können. Im Johnson Space Center in Houston beobachtet die NASA
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derzeit Gruppen in einem Simulator, der die Bedingungen auf dem Mars nachstellt. Bis zu 45 Tage
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müssen die Testkandidaten mit Schlafmangel, Gewackel und verzögerter Kommunikation zur Außen-
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welt klarkommen – und miteinander. Nun bestätigen die ersten Datensätze aus Houston die Beobach-
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tungen vom Südpol, erzählt Johnson.
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(7) Ein weiteres Erfolgskriterium, das für alle Gruppengrößen gilt: „Die inoffizielle Rollenverteilung
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muss zur offiziellen Funktion der Leute passen“, so Johnson. „Der offizielle Chef sollte auch inoffiziell
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von der Gruppe als Anführer anerkannt werden. Gelingt es ihm nicht, die Rolle auszufüllen, führt
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das zwangsläufig zu Auseinandersetzungen.“
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Im NASA-Versuch wich die inoffizielle Rollenverteilung bei zwei Gruppen von der offiziellen ab.
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Am Ende des Versuchs gaben die Mitglieder dann auch an, nicht freiwillig für drei Jahre gemeinsam
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zum Mars fliegen zu wollen.

Aus: Erfolgreiche Teamarbeit. Diesen Typ braucht jede Gruppe am 18.02.2019, letzter Zugriff am 25.02.2021,
(Text geringfügig gekürzt und verändert).

Aufgaben zu: Erfolgreiche Teamarbeit. Diesen Typ braucht jede Gruppe

Kreuze die richtige Antwort an.
1.
Auf der Wissenschaftskonferenz wurde deutlich, dass Erkenntnisse aus der Raumfahrt mögliicherweise (Abschnitt 1) ...
a) den Alltag auf der Erde beeinflussen.
b) einige Nachteile für den Alltag auf der Erde haben.
c) nicht auf den Alltag auf der Erde übertragbar sind.
d) geringe Bedeutung für den Alltag auf der Erde haben.
2.
Die Aussage „Eine der größten Herausforderungen dabei ist der Faktor Mensch“ (Z. 6) bedeutet im Textzusammenhang, dass das Gelingen der Marsmission auch davon abhängt, ob ...
a) die Forscher ihre Arbeit rechtzeitig beenden.
b) es genügend Spezialisten für die Mission gibt.
c) der menschliche Körper die lange Reise verträgt.
d) die Astronauten langfristig die Nähe zueinander ertragen.
3.
Die erfolgreiche Zusammenarbeit in einer Gruppe hängt ab von der (Abschnitt 2) ...
a) Ausstattung der Forschungsstationen.
b) Rollenverteilung innerhalb der Gruppe.
c) Ausbildung der teilnehmenden Personen.
d) Bereitschaft der Teilnehmer zur Mitarbeit.
4.
Rollen wie „Anführer“, „Partykönig“ oder „Clown“ (Abschnitt 2) ...
a) ergeben sich gruppenintern.
b) werden demokratisch gewählt.
c) werden regelmäßig ausgewechselt.
d) ergeben sich durch offizielle Auswahl.
5.
Jemand, der in einer Gruppe die Rolle des Clowns, Geschichtenerzählers oder Komikers innehat (Abschnitt 3) ...
a) ist beliebt.
b) wird belächelt.
c) ist bescheiden.
d) wird benachteiligt.
6.
Erläutere Amundsens in seinem Tagebuch geäußerte Ansicht „Er [der Koch Adolf Lindstrøm] hat mehr zur norwegischen Polarexpedition beigetragen als jeder andere“ (Z. 23) im Textzusammenhang.
7.
Beobachtungen des Wissenschaftlers Jeffrey Johnson auf heutigen Forschungsstationen in der Antarktis sind (Abschnitt 4) ...
a) der Anfang eines neuen Forschungsvorhabens.
b) von 15 verschiedenen Teams ausgwertet worden.
c) ein weiterer Beleg für seine Ansichten zur Gruppendynamik.
d) von unterschiedlichen Nationalitäten positiv aufgenommen worden.
8.
Im Vergleich zur Rolle der Frauen innerhalb de Gruppe wird die Rolle des Handwerkers von der Autorin (Abschnitt 4) ...
a) gering geschätzt.
b) vernachlässigt.
c) hervorgehoben.
d) genauso gewürdigt.
9.
Erläutere den Zusammenhang zwischen der Grafik und dem Text (Abschnitt 5).
zp10 2021 erster pruefungsteil
10.
Eine Expidition zum Mars wird erschwert durch fehlenden Schlaf, Erschütterungen beim Flug sowie (Abschnitt 6) ...
a) Verständigungsschwierigkeiten untereinander und dauerhafte Beanspruchung.
b) fehlende Verständigungsmöglichkeiten mit der Erde und ständige Beobachtung.
c) Verständigungsschwierigkeiten mit der Erde und mögliche Beziehungskonflikte.
d) fehlende Verständigungsmöglichkeiten untereinander und begrenzte Bezugspersonen.
11.
Die Erkenntnisse über Gruppenprozesse (Abschnitte 6 und 7) ...
a) gelten für unterschiedlich große Gruppen.
b) beschränken sich auf die Raumfahrtforschung.
c) verlieren ihre Gültigkeit außerhalb des Simulators.
d) beziehen sich auf Gruppen mit mindestens drei Frauen.
12.
In einer gut funktionierenden Gruppe (Abschnitt 7) ...
a) ist eine Führungsposition überflüssig.
b) gibt es eine anerkannte Führungsposition.
c) wechseln offizielle und ioffizielle Rollen.
d) kann es mehrere Führungspersonen geben.
13.
Ein Schüler sagt nach dem Lesen des Textes:
Wenn Gruppenbildung gelingen soll, muss jemand die Rolle des Clowns einnehmen.
Schreibe eine kurze Stellungnahme zu dieser Aussage.
Du kannst der Auffassung zustimmen oder nicht. Wichtig ist, dass du deine Meinung begründest.
Beziehe dich dabei auf den Text.

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