Lerninhalte in Deutsch
Prüfungsaufgaben (ZP10)
Inhaltsverzeichnis

Schreiben

Wahlteil 1

Thema:
Tamara Ireland Stone: Mit anderen Worten: ich
Aufgabenstellung:
  • Analysiere den Textauszug aus dem Roman Mit anderen Worten: ich von Tamara Ireland Stone.
Gehe dabei so vor:
  • Schreibe eine Einleitung in der Textsorte, Titel, Autorin und Erscheinungsjahr benennst, das Thema formulierst und den Inhalt zusammenfasst.
  • Stelle dar, wie Sam den Ort und das Miteinander der Anwesenden wahrnimmt, und erläutere, wie sich Caroline an diesem besonderen Abend verhält.
  • Untersuche, durch welche erzählerischen Mittel das Geschehen dem Leser nahegebracht wird und durch welche sprachlichen Mittel zum Ausdruck kommt, dass Sam von dem Geschehen in der „Dichterecke“ fasziniert ist (Z. 37 - 66) (mögliche Aspekte: Wortwahl, Satzbau, stilistische Mittel).
  • Verfasse einen inneren Monolog aus der Sicht Carolines am Ende der Veranstaltung:
    - Welche Gedanken hat Caroline, als sie nach der letzten Vorführung neben Sam sitzt?
    - Wie bewertet sie Sams und ihr eigenes Verhalten?
Material
Mit anderen Worten: ich
Tamara Ireland Stone
Sam, die Ich-Erzählerin, wrd von der Mitschülerin Caroline zu einer kleinen Veranstaltung in einem Kellerraum der Schule eingeladen.
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Dann bemerke ich die Wände. Langsam drehe ich mich einmal um mich selbst und staune. Jede der
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vier Wände ist kreuz und quer mit Papierfetzen in allen Formen und Farben zutapeziert. Ich sehe
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linierte, aus Spiralblöcken gerissene Seiten. Schlichtweiße, gelochte Bögen. An den Ecken ausge-
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franstes Millimeterpapier. Vergilbte Zettel neben Papierservietten und Post-its, braunen Butterbrot-
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tüten und sogar der einen oder anderen Schokoriegelverpackung.
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Caroline beobachtet mich, als ich, um mehr erkennen zu können, ein paar Schritte auf die Wand zu-
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gehe. Ich strecke die Hand nach einem der Zettel aus und lasse den Rand zwischen meinen Fingern
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hindurchgleiten. Erst in dem Moment fällt mir auf, dass all diese Seiten von Hand beschrieben sind,
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jede Schrift so einzigartig wie das Papier selbst. Fließende, geschwungene Zeilen. Eng stehende,
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kerzengerade Buchstaben. Große, präzise Druckschrift.
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Wow.
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„Wo sind wir hier?“, flüstere ich Caroline zu, doch bevor sie antworten kann, taucht völlig unerwartet
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ein Mädchen vor mir auf und nimmt mich beim Arm. Sie hat einen dunklen Pixie-Cut und hüpft regel-
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recht auf der Stelle, als wäre das hier der aufregendste Moment, den sie seit Langem erlebt hat.
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„Komm, setz dich zu mir. Auf dem Sofa ganz vorne ist noch Platz.“ Sie lässt sich auf die Couch fallen
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und klopft einladend auf das Polster neben sich.
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„Setz dich.“ Ich gehorche. „Du hast dir jedenfalls definitiv einen guten Tag ausgesucht“, redet sie
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weiter. „Als Erste ist heute Sydney dran und nach ihr AJ.“
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Caroline setzt sich auf meine andere Seite. Ich versuche, in ihrem Gesicht zu lesen, aber wie schon
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die ganze Zeit lässt sie rein gar nichts durchblicken. Alle werden ruhig, als ein Mädchen, das Sydney
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sein muss, das Podest betritt. Mit der Hüfte schiebt sie den Barhocker ein Stück zur Seite. Moment
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mal. Die kenne ich doch. Sie hat mit mir zusammen Geschichte.
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Sydney hält den Deckel einer Chicken-Nuggets-Schachtel hoch. „Das hier hab ich gestern Abend
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geschrieben, ...“ Sie dreht die Pappe herum, wedelt ein bisschen damit durch die Luft und nickt
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stolz. „Diesmal war der Deckel nicht ganz so fettig, darum hab ich ein komplettes Gedicht draufbe-
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kommen“, erklärt sie, und die anderen lachen.
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NUGGETS
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Meine Zähne durchstoßen euer zartes Fleisch.
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Süßes Fett auf meiner Zunge,
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Warm in meiner Kehle.
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Golden. Schimmert ihr unter dem Neonlicht.
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Gehäuft. Drängt ihr euch aneinander.
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Geduldig. Immer so geduldig.
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Golden, weiß.
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Knusprig, salzig.
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Woraus zum Teufel besteht ihr eigentlich?
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Alle stehen auf und klatschen und johlen, während Sydney ihr Kleid rafft und sich verbeugt. Dann
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reißt sie die Arme hoch, wirft den Kopf zurück und ruft: „Yeaaah! Stift her!“
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Ein Junge auf einer anderen Couch wirft ihr einen Klebestift zu. Wir sehen zu, wie sie das, was von
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der Chicken-Nuggets-Schachtel übrig ist, an eine freie Stelle zwischen die anderen Zettel drückt. Dann
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klopft sie sich die Hände ab, und als sie sich auf das Sofa hinter mir setzt, begegnen sich unsere Blicke.
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Sie grinst mich an. Ich lächle zurück. Ich glaube nicht, dass ich sie bis heute auch nur einmal habe
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sprechen hören.
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Als ich mich zurück nach vorn drehe, betritt gerade ein Typ das Podest. An einem Gurt über seiner
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Schulter hängt eine Akustikgitarre. Er setzt sich auf den Barhocker und greift nach seiner Gitarre. Er
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fängt an zu zupfen und eine Melodie erfüllt den Raum. Es sind nur ein paar Töne, die in ihrer Folge
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aber wunderschön klingen, immer wieder. Dann fängt er an zu singen, und seine Stimme wird lauter,
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eindringlicher, als er den Refrain erreicht. Nach einer weiteren Strophe wird er langsamer, und ich
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weiß, dass der Song seinem Ende zugeht. Der letzte Ton verklingt in der Stille.
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Ein, zwei Sekunden lang regt sich niemand, dann aber springen alle auf, klatschen und johlen. Er
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schüttelt den Kopf, als mache der Applaus ihn verlegen, und zieht einen Zettel aus der hinteren Tasche
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seiner Jeans. Er faltet ihn auseinander, streicht ihn auf der Sitzfläche des Hockers glatt und schmiert
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ihn mit dem Kleber ein, bevor er schließlich von der Bühne steigt. Mit dem Zettel in der Hand geht
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er auf die andere Seite des Raums und verbeugt sich kurz. Dann holt er aus und klatscht seine Worte
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weit oben an die Wand.
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Ich schaue mich um, um herauszufinden, ob die anderen genauso beeindruckt sind wie ich, aber es
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kommt mir nicht so vor. Findet außer mir etwa keiner, dass der Song gerade absolut genial war?
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Zwar jubeln immer noch alle, aber keiner von ihnen sieht so überrascht aus, wie ich es bin, außer-
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dem bin ich mir relativ sicher, dass ich die Einzige hier mit einer Gänsehaut bin. Sie wirken alle völlig
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normal.
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Alle bis auf Caroline.
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Sie grinst von einem Ohr zum anderen, als wir uns wieder hinsetzen, dann hakt sie sich bei mir un-
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ter und legt ihr Kinn auf meine Schulter. „Wusste ich’s doch“, sagt sie. „Dass ich mich nicht in dir
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getäuscht habe.“
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„Wo sind wir hier?“, frage ich wieder und höre selbst die Ehrfurcht in meiner Stimme.
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Das Pixie-Mädchen antwortet mir. „Wir nennen es die Dichterecke.“

Aus: Tamara Ireland Stone: Mit anderen Worten: ich. Bamberg: Magellan Verlag 2018, S. 42–47
(Text gekürzt und geringfügig verändert)

Wahlteil 2

Situation:
Die nächste Ausgabe der Schülerzeitung, die Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern lesen, befasst sich mit der aktuellen Rolle der digitalen Medien.
Du bist gebeten worden, für diese Ausgabe einen informierenden Text zur Problematik von Fake News zu schreiben. Zu diesem Zweck wird dir eine Materialsammlung (M 1 - M 6) zur Verfügung gestellt.
Aufgabenstellung:
  • Verfasse auf der Grundlage der Materialien M 1 - M 6 einen informierenden Text zum Thema „Problematik von Fake News“.
  • Schreibe nicht einfach aus den Materialien ab, sondern achte auf eine eigenständige Darstellung in einem zusammenhängenden Text.
Gehe dabei so vor:
  • Formuliere für deinen Text eine passende, zum Lesen anregende Überschrift.
  • Erkläre einleitend, was Fake News sind.
  • Stelle dar, wie Fake News enstehen und wie sie sich verbreiten und verfestigen.
  • Erläutere die negativen Auswirkungen, die Fake News für den Einzelnen und für die Gesellschaft haben können.
  • Erläutere den Einfluss, der von Fake News auf traditionelle Medien wie zum Beispiel Zeitungen ausgehen kann.
  • Beurteile anhand der Materialien und eigener Überlegungen, welche Maßnahmen zur Bekämpfung von Fake News wirksam sein können.
Material 1a
Was sind Fake News?
Romy Jaster, David Lanius
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Fake News sind Berichterstattungen, die in zweierlei Hinsicht problematisch sind: Erstens sind sie
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entweder falsch oder irreführend. Und zweitens verfolgen ihre Verfasser entweder eine Täuschungsab-
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sicht oder sind der Wahrheit der Behauptungen gegenüber gleichgültig.
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Meldungen, die nach dieser Definition Fake News darstellen, gab es schon immer. Fake News sind
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also überhaupt nicht neu. Andererseits stimmt auch, dass Fake News ein spezielles Problem der
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Gegenwart darstellen. Erst durch die Digitalisierung und die sozialen Medien konnte es zu dem bei-
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spiellosen Exzess von Fake News kommen, dem wir heute gegenüberstehen. In diesem Sinne haben
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wir es also durchaus mit etwas Neuem zu tun. Doch das Neue ist nicht das Phänomen als solches,
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sondern das Ausmaß des Problems, vor das uns Fake News heute stellen.

Aus: Romy Jaster, David Lanius: Die Wahrheit schafft sich ab. Wie Fake News Politik machen. 2., durchgesehene Auflage.
Stuttgart: Reclam 2019, S. 31, S. 46–47 (Text gekürzt und geringfügig verändert).
Material 1b
Fakten statt Fakes: Das Phänomen „Fake News“
Alexander Sängerlaub, Miriam Meier, Wolf-Dieter Rühl

Fake News

Gezielte Verbreitung von falschen oder irreführenden Informationen, um jemandem zu schaden.
Desinformation: Darunter fallen:
ungedeutete Inhalte Formationen werden aus ihrem Zusammenhang gerissen oder Fakten bewusst verfälschend interpretiert.
manipulierte Inhalte: Informationen werden zur zielgerichteten Beeinflussung ihrer Wahrnehmung verändert (z. B. durch digitale Manipulation von Bildern).
gefälschte Inhalte: Inhalte werden völlig frei erfunden.

Aus: Eigene Tabelle in Anlehnung an: Alexander Sängerlaub, Miriam Meier, Wolf-Dieter Rühl: Fakten statt Fakes.
Verursacher, Verbreitungswege und Wirkungen von Fake News im Bundestagswahlkampf 2017. Berlin: Stiftung.
Neue Verantwortung e. V. März 2018, S. 11, Onlinequelle vom 26.03.2018, letzter Zugriff am 25.02.2021.
Material 1c
Beispiele für Fake News
Begeisterung bei Fachleuten und Angst bei den Großbanken:
„Ich nutze die Software Bitcoin Era jetzt seit etwas mehr als zwei Wochen und habe mit meiner
ursprünglichen Einzahlung von 225 Euro schon 5802 Euro erzielt.“

Aus: Nachgestaltet auf der Grundlage von: SWR Marktcheck: Promis werben angeblich für Bitcoin
und Co, Onlinequelle, letzter Zugriff am 25.02.2021.
AIDS-Virus vom amerikanischen Geheimdienst entwickelt

Aus: Onlinequelle, letzter Zugriff am 25.02.2021.
Stadt bezahlt Asylsuchenden Taxifahrten kreuz und quer durch die Gegend

Aus: Onlinequelle, letzter Zugriff am 25.02.2021.
Papst unterstützt Donald Trump

Aus: Onlinequelle, letzter Zugriff am 25.02.2021.
Der Klimawandel ist eine Erfindung der Chinesen.

Aus: Onlinequelle vom 01.04.2019, letzter Zugriff am 25.02.2021.
Material 2
„Fake News“ – die Macht der Falschmeldungen
Sonja Kolonko
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Fake News sind erfolgreich. Gerade weil sie an niedere Instinkte appellieren und emotionale Reiz-
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themen behandeln, über die sich jeder sofort empören kann, verbreiten sie sich rasant: bis zu sechs-
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mal schneller als wahre Nachrichten, wie die US-Universität Massachusetts Institute of Technology
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(MIT) in einer Studie herausfand. Durch häufiges Teilen erreichen die Fake News erstens immer
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mehr Nutzer, was zweitens wiederum ihre Glaubwürdigkeit erhöht. Denn wenn ein Beitrag schon
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hunderttausendfach weitergeleitet wurde, muss er ja stimmen – so die Annahme. Wie viel Wahr-
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heitsgehalt dabei tatsächlich in der Meldung steckt, ist zweitrangig.
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Besonders brisant: Die Verfasser solcher bewusst falschen Nachrichten sind oft gar keine Menschen,
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sondern Computerprogramme namens „Social Bots“, die Stimmung für oder gegen politische An-
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sichten machen und die öffentliche Meinung gezielt beeinflussen. Gezielt gestreute Desinformationen
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können also die politische Meinungsbildung steuern und sogar das Vertrauen der Bevölkerung in
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bestimmte Institutionen oder die Demokratie selbst zerstören.

Aus: „Fake News“ – die Macht der Falschmeldungen vom 08.07.2020, letzter Zugriff am 25.02.2021,
(Text gekürzt und geringfügig verändert).
Material 3
Fake News: Warum lassen wir uns belügen?
unbekannter Verfasser
1
Falschmeldungen haben durch Internet und soziale Medien rasant zugenommen. Meistens stecken
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politische oder wirtschaftliche Absichten dahinter.
3
Sind sie einmal im Umlauf, sind Falschmeldungen nur schwer wieder aus der Welt zu schaffen. Eine
4
australische Studie zeigte, dass Menschen dazu neigen, manche Lügen zu glauben, selbst wenn sie
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durch Fakten widerlegt werden. Eine gefälschte Nachricht erscheint vielleicht vertraut, weil sie gut
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zur Weltanschauung passt. Diese Lüge weiter zu glauben ist daher einfacher, als andere, neue Infor-
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mationen zu verarbeiten. Dazu kommt: Wer beim Versuch, eine Lüge zu widerlegen, die Lüge wieder-
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holt, macht sich durch die Wiederholung vertrauter und sie verfestigt sich weiter.

Aus: Fake News: Warum lassen wir uns belügen? vom 01.04.2019, letzter Zugriff am 25.02.2021,
(Text gekürzt und geringfügig verändert).
Material 4
Ein völlig neuer Blick auf digitale Propaganda
Interview mit Christian Grimme
1
Gerade in Krisenzeiten haben Fake News und Propaganda im Internet Hochkonjunktur. Die Forschung
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konzentrierte sich dabei vor allem auf Social Bots. Christian Grimme, der sich wissenschaftlich mit
3
dem Einfluss von Menschen und Bots auf die Meinungsbildung in der Gesellschaft beschäftigt, erklärt
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im Interview, warum das nur die halbe Wahrheit ist.
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Herr Grimme, Sie beschäftigen sich rund um die Uhr mit Internet-Propaganda. Können Sie
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inzwischen selbst zwischen einem Bot und einem echten Menschen unterscheiden?
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Nein, aber das ist auch nicht das Ziel. Denken Sie an die Menschen, die solche Bots betreiben. Es
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gibt eine menschliche Strategie dahinter.
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Sie meinen, jeder Bot hat eine menschliche Seite?
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Ja, ganz klar. Die Frage ist: Wie werden Bots als Werkzeug eingesetzt, und auch von wem?
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Wie sind sie vorgegangen?
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Wir haben verstärkt nach Kampagnen und Trends Ausschau gehalten.
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Woran erkennen Sie die?
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Es gibt Themen, die im Netz sehr schnell an Zustimmung gewinnen. Das kann ein Hinweis darauf
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sein, dass es entweder wirklich wichtige Themen sind oder dass einige davon eher künstlich und
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koordiniert erzeugt werden. Wenn sie künstlich erzeugt werden, dann wird oft Automatisierung ein-
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gesetzt und die ist auffällig, wenn man Gruppen von Accounts beobachtet.
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Was passiert mit Ihren Ergebnissen? Wer profitiert davon?
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Alle Akteure, die im politischen Umfeld unterwegs sind, und natürlich die Öffentlichkeit. Zum Beispiel
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Journalisten. Wir könnten Reporter gezielt vor einem verfälschten Meinungsbold warnen.
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Warum ist das wichtig?
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Wir wissen von Partnern aus dem Journalismus, dass sich Reporter teilweise bis zu 50 Prozent ihrer
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Informationen und Inspirationen für Geschichten aus den sozialen Medien holen. Sind dort viele
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falsche Geschichten unterwegs, bedeutet das, dass dadurch auch Menschen mit Internet-Kampagnen
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in Kontakt kommen, die eigentlich glauben, damit gar nichts zu tun zu haben; Menschen zum Beispiel,
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die gerne behaupten, was in ihrer Zeitung stehe, könne ja nicht durch Social-Media-Kampagnen
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beeinflusst werden. Auf diesem Weg sind sie aber doch betroffen – oft ohne es zu merken.
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Die Beobachtung von Trends und Meinungen klingt, hart gesagt, ein wenig nach Zensur.
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Das ist ein ganz wichtiger Punkt und bei unserer Arbeit immer zu beachten. Selbst bei einem Bot kann
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man sagen: Er verbreitet die Meinung eines Menschen oder einer Gruppe – nur auf einer technischen
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Plattform. Es ist eine Gratwanderung. Wir dürfen und wollen nicht zensieren, das ist auch nicht
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unsere Aufgabe. Aber wir wollen der Gesellschaft helfen zu verstehen, wie solche Kampagnen
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funktionieren, und diesbezüglich Klarheit schaffen.

Aus: Ein völlig neuer Blick auf digitale Propaganda vom 26.06.2020, letzter Zugriff am 25.02.2021,
(Text gekürzt und geringfügig verändert).
Material 5
Wie Faktenchecks auf Facebook und Twitter funktionieren
Bernd Oswald
1
Krisenzeiten sind immer auch Zeiten, in denen viele Falschmeldungen verbreitet werden. Die großen
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Player sind sich dieses Problems bewusst und gehen gegen die Verbreitung von falschen Nachrichten
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beziehungsweise Behauptungen vor.
4
Facebook überprüft Falschmeldungen, die auf seiner Plattform verbreitet werden, nicht selbst, sondern
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hat diesen Job bereits vor knapp dreieinhalb Jahren an unabhängige Fact-Checker aus aller Welt
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ausgelagert. Inzwischen sind es laut Facebook mehr als 60 Organisationen, die Inhalte in mehr als
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50 Sprachen überprüfen. Kommen Faktenchecker zu dem Schluss, dass der Inhalt ganz oder teilweise
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falsch ist, zeigt Facebook den entsprechenden Hinweis direkt unter dem Link zu dem fraglichen Inhalt
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an. Teilt der Nutzer ihn trotzdem, wird der Inhalt im News Feed nur noch eingeschränkt verbreitet.
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Laut Facebook reduziert sich die Reichweite solcher Posts um 80 Prozent.
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Auch Twitter ist daran interessiert, die Verbreitung von falschen oder irreführenden Inhalten einzu-
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dämmen, und hat dazu seine Nutzungsbedingungen aktualisiert. Ob ein Tweet und die darin ver-
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wendeten Medien gegen diese Bedingungen verstoßen, hängt von drei Kriterien ab:
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1. Technische Manipulation: Hier geht es unter anderem um die Frage, ob Zusammensetzung, Ab-
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lauf, zeitliche Abfolge oder Gestaltung eines Inhalts grundlegend verändert wurden, ob visuelle
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oder akustische Informationen hinzugefügt oder entfernt wurden.
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2. Irreführende Verbreitung: Twitter prüft, ob der Kontext, in dem Medien geteilt werden, zu Ver-
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wirrung oder Missverständnissen führen könnte oder darauf schließen lässt, dass Nutzer absicht-
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lich über die Art oder Herkunft des Inhalts getäuscht werden sollen.
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3. Schädliche Auswirkung: Hier wird bewertet, ob Tweets die körperliche Sicherheit einer Person
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oder Gruppe gefährden, Massengewalt oder Unruhen schüren könnten oder die Meinungsfreiheit
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einer Person oder Gruppe bedrohen.
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Im Gegensatz zu Facebook nimmt Twitter die Bewertung, ob ein Inhalt, der auf der Plattform geteilt
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wird, falsch oder irreführend ist, selbst vor. Je nachdem, wie diese Prüfung ausfällt, wird ein Tweet
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als irreführend oder falsch gekennzeichnet und mit Links zu weiterführenden Erklärungen versehen.

Aus: Wie Faktenchecks auf Facebook und Twitter funktionieren vom 22.04.2020, letzter Zugriff am 25.02.2021,
(Text gekürzt und geringfügig verändert).
Material 6a
Der Kampf gegen Fake News im Klassenzimmer
Teri Schultz
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Ein Screenshot eines Textes auf Instagram umgeht automatisierte „Fact-Checking“-Funktionen, die
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eine hetzerische Sprache erkennen, wenn sie auf Facebook oder Twitter gebraucht wird. Diese Er-
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fahrung war ein Wendepunkt für die Journalistin Juliane von Reppert-Bismarck. Sie gab ihren Job auf
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und entwickelte ein neues Programm mit dem Namen „Lie Detector“, auf Deutsch „Lügendetektor“.
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Es bildet Journalisten aus und schickt sie in Schulen, damit sie Schülerinnen und Schülern ab zehn
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Jahren beibringen, wie sie Informationen überprüfen und vertrauenswürdige Quellen erkennen können.
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Wer nicht an seiner Schule an einem Kurs teilnehmen kann, für den gibt es andere Wege. Die Internet-
8
seite „getbadnews.com“ klingt zwar nach einem schlechten Rat, ist aber ein Spiel. Die Nutzer von
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„getbadnews.com“ schlüpfen in die Rolle von Journalisten, die versuchen, gefälschte Geschichten
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zu verbreiten, so viele Leser wie möglich zu gewinnen und gleichzeitig als glaubwürdig dazustehen.
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„Dabei müssen sie eigene mentale Grenzen überwinden, und das löst einen Denkprozess aus, der
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ihnen hilft, Widerstand aufzubauen“, erklärt Marije Arentze, die überzeugt ist, dass ihr Spiel funk-
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tioniere. „Die ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass Leute besser darin werden, gefälschte Nach-
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richten zu erkennen, nachdem sie unser Spiel gespielt haben, und gleichzeitig vertrauen sie echten
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Nachrichten nicht weniger.“

Aus: Der Kampf gegen Fake News im Klassenzimmer vom 21.06.2019, letzter Zugriff am 25.02.2021,
(Text gekürzt und geringfügig verändert).
Material 6b
Onlinespiel „Get Bad News“
(Spielerische Simulation der Verbreitung von Nachrichten – vereinfachte Darstellung des Spielverlaufs)
nrw zp10 2021 online spiel
Hinweis zur Abbildung: Mit den Figuren innerhalb der Grafik werden Follower dargestellt.

Aus: Eigene Grafik auf der Grundlage von: Website, letzter Zugriff am 25.02.2021.

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