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Prüfungsaufgaben (ZP10)
Inhaltsverzeichnis

Leseverstehen

QR-Code: Ein Bild, das arbeitet

Tilman Baumgärtel
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(1) Sie befinden sich auf Eintrittskarten, Bahnfahrkarten, Pfandbons und Quittungen – man kann sogar
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mit ihrer Hilfe kontaktlos bezahlen: Ohne QR-Codes funktioniert im Augenblick wenig. Vielerorts ist
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die Nutzung der kleinen Schachbrettmuster zur Voraussetzung für die Teilnahme am öffentlichen
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Leben geworden – oder aber es geht dank des schnellen Scannens einfach schneller und bequemer.
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Sie öffnen in Zeiten der Pandemie die Tür in die Innengastronomie, ins Theater.
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(2) Der QR-Code verbindet die Welt der Gegenstände mit den digitalen Daten, die auf Servern im
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Internet gespeichert werden. QR-Codes vereinfachen das Nachschlagen, das Abrufen von Informa-
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tionen und das Einreichen von Informationen. Man muss nicht mehr umständlich Webadressen in
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den Browser eintippen oder Formulare auf Papier ausfüllen. Ein Schwenk mit einem Smartphone
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über das Schachbrettmuster genügt und unser Gegenüber weiß, ob der Schnelltest negativ war oder
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ob wir für unsere Eintrittskarte bezahlt haben. Bei der Erfassung und Speicherung unseres Verhaltens
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ist der QR-Code ein hilfsbereiter Komplize geworden.
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(3) Dass er gerade in der Pandemie wieder besonders oft zum Einsatz kommt, ist kein Zufall: Der
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QR-Code steht auch für eine neue Form des kontaktlosen Verkehrs, der plötzlich angeraten schien,
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nachdem die Technik lange wenig genutzt wurde. Ein Quadrat aus Quadraten trägt nun zum reibungs-
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losen Funktionieren bei. Aber der QR-Code ist auch ein Beispiel für das, was manche „Digitalzwang“
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nennen und was man zu Recht kritisieren kann: Wenn im Restaurant statt Zettelwirtschaft nur noch
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eine App für die Kontaktnachverfolgung eingesetzt wird, müssen die draußen bleiben, die immer noch
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ohne Smartphone oder ohne die notwendigen Apps leben wollen.
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(4) Das ist eine erstaunliche Karriere für eine Technologie, die noch vor Kurzem fast schon ein wenig
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aus der Mode zu kommen schien. Vor 2019 nutzten nur fünf Prozent der Europäer QR-Codes beim
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Einkaufen und nur neun Prozent der Deutschen hatten überhaupt schon einmal einen QR-Code ab-
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gescannt. Und das, obwohl fast jeder das dafür notwendige Gerät in der Hosentasche trägt. Bei einer
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Umfrage im September 2020 gaben dann plötzlich 72 Prozent der Befragten an, im vergangenen
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Monat einen QR-Code genutzt zu haben. Dabei war die Technologie ursprünglich gar nicht für die
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Allgemeinheit gedacht. Die Abkürzung „QR“ steht für „Quick Response“ und die Codes wurden
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von Firmen genutzt, um zum Beispiel Logistik- und Handelsprozesse zu beschleunigen.
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(5) Entwickelt wurde der QR-Code 1994 in Japan. Chefentwickler Masahiro Hara sollte im Auftrag
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eines Automobilherstellers einen maschinenlesbaren Code erfinden, mit dem sich Autos und Auto-
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teile während der Fertigung leicht verfolgen lassen. Das Verfahren, dank dessen wir in Corona-Zeiten
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wieder Zutritt zum Restaurant erhalten, sollte also ursprünglich nur festhalten, wo in der Lieferkette
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sich gerade Lenkräder und Einspritzdüsen befinden. Zuvor hatte man das mit einem herkömmlichen
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Barcode geregelt, wie man ihn aus dem Supermarkt kennt. Doch für umfangreichere Logistikprozesse
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wie das Zurückverfolgen von Kfz-Bauteilen war die Summe der Informationen nicht mehr ausreichend.
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Denn Barcodes konnten nur 20 alphanumerische Zeichen speichern, also Abfolgen der Ziffern 0 bis
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9 oder der Buchstaben A bis Z. Für komplizierte logistische Abläufe sollte Masahiro Hara nun einen
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optisch lesbaren Code entwickeln, der mehr Daten enthalten konnte.
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(6) Der neue Code durfte keine Ähnlichkeit mit anderen auf Verpackungen üblichen Symbolen haben,
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um Verwechslungen beim Scannen zu verhindern. Hara begann darum, systematisch Bücher, Flug-
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blätter, Zeitschriften, Kartons und andere Drucksachen zu untersuchen, um ein Schwarz-Weiß-Muster
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zu finden, das so selten wie möglich auf Verpackungen erschien. Nach Monaten der computerunter-
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stützten Bildanalyse war er sich sicher: Vierecke mit Quadraten in drei Ecken waren so selten, dass
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Verwechslungen ausgeschlossen waren.
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Anderthalb Jahre nach Beginn des Entwicklungsprojekts entstand so die erste Version des QR-Codes.
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Und dieses Codebild konnte nicht nur eine sehr große Menge an Informationen speichern, sondern
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auch zehnmal schneller gelesen werden als andere Codes. Die abstrakten Muster bleiben auch dann
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maschinenlesbar, wenn sie beschädigt oder verschmutzt sind.
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(7) Der Autohersteller ließ den QR-Code zwar patentieren, verzichtet aber darauf, dieses Patent zu
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nutzen. Darum kann heute jeder im Internet eigene QR-Codes nutzen und diese sogar in verschiedenen
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Formaten, Farben und Designs mit individuellen Logos und Symbolen gestalten.
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In einem Interview erklärte Erfinder Masahiro Hara, dass er die heutige Nutzung von QR-Codes nicht
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kommen gesehen habe: „Damals hatte ich das Gefühl, etwas Großartiges entwickelt zu haben, und
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erwartete, dass es bald in der Industrie weit verbreitet sein würde. Aber heute wird es von jedermann
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verwendet, sogar als Zahlungsmethode. Das kam völlig unerwartet.“
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Mit dem QR-Code ist die Digitalisierung auf der Oberfläche von Gegenständen angekommen. Man
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mag die kleinen Quadrate schön finden oder nicht – sie sorgen dafür, dass alles mit dem Internet und
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seinen Datenspeichern und Dienstleistungen verbunden werden kann. Ohne Kabel und ohne Tastatur,
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sondern nur mithilfe eines außerordentlich produktiven Bildes. Bedingt durch Corona ist diese Techno-
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logie nun für berührungslose und schnelle digitale Anwendungen verbreitet. Dass sie wieder von der
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Bildfläche verschwindet, ist unwahrscheinlich.

Aus: letzter Zugriff am 14.09.2023, (Text gekürzt und geringfügig verändert).

Aufgaben zu: QR-Code: Ein Bild, das arbeitet

Kreuze die richtige Antwort an.
1.
Zu Beginn des Textes (Abschnitt 1) wird deutlich, dass ...
a) man ohne QR-Codes nicht in der Gastronomie bezahlen kann.
b) QR-Codes Eintrittskarten und Bahnfahrkarten überflüssig machen.
c) die Nutzung der QR-Codes vieles im öffentlichen Leben erleichtert.
d) das eigene Leben nur noch mit Nutzung von QR-Codes funktioniert.
2.
Der Autor stellt fest, dass die Menschen ...
a) QR-Codes an Türeingängen oft erst laden müssen.
b) jetzt QR-Codes auch zu kriminellen Zwecken nutzen.
c) QR-Codes nun in vielen Bereichen des Alltags einsetzen.
d) mit QR-Codes verbilligte Eintrittskarten erwerben können.
3.
Die Vorteile der Nutzung von QR-Codes liegen darin (Abschnitt 2), dass sie ...
a) das Nachschlagen von Informationen überflüssig machen.
b) schnell und einfach auf gewünschte Websites leiten.
c) Zahlungen sogar selbstständig ausführen können.
d) automatisch interessante Websites aufrufen.
4.
Erläutere den Begriff „Digitalzwang“ (Z. 16) im Textzusammenhang (Abschnitt 3).
5.
Die Verbreitung des QR-Codes ist nach Ansicht des Autors erstaunlich (Abschnitt 4), weil ...
a) es die Technik erst seit 2019 gibt.
b) QR-Codes heute nicht mehr aktuell sind.
c) ihr Einsatz zunächst auf Europa beschränkt war.
d) sie nicht zur allgemeinen Nutzung gedacht waren.
6.
Der Chefentwickler Masahiro Hara bekam ursprünglich den Auftrag, einen maschinenlesbaren Code zu entwickeln (Abschnitt 5), um mit dessen Hilfe ...
a) die langen Produktionsprozesse japanischer Autos zu verkürzen.
b) Bauteile schneller an die richtigen Orte zu transportieren.
c) Unterbrechungen bei der Fertigung auszuschließen.
d) den Weg von Bauteilen nachverfolgen zu können.
7.
In der Industrie wurde eine Alternative zu Barcodes gebraucht (Abschnitt 5), weil ...
a) diese nur neun Ziffern und bis zu zwei Buchstaben speichern konnten.
b) die Qualität der neu produzierten Autos damit geprüft werden sollte.
c) Barcodes für den gewünschten Zweck zu wenig Daten speichern konnten.
d) Barcodes dem Einsatz in Supermärkten vorbehalten gewesen waren.
8.
Ordne die Inhalte den passenden Abschnitten (2–5) zu.
Inhalt Abschnitt (2, 3, 4, 5)
a) Hintergrund der Erfindung des QR-Codes
b) Vor- und Nachteile des QR-Code-Einsatzes in der Pandemie
c) Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten des QR-Codes
d) Überraschungserfolg des QR-Codes
9.
Der Erfinder des QR-Codes entschied sich für „Vierecke mit Quadraten in drei Ecken“ (Z. 42), weil diese Muster-Anordnung (Abschnitt 6) ...
a) bislang kaum auf Verpackungen zu finden war.
b) leicht auf Verpackungen gedruckt werden konnte.
c) durch Feuchtigkeit nicht beschädigt werden konnte.
d) auch die computergestützte Bildanalyse sicherer macht.
10.
Heute können alle Menschen QR-Codes verwenden (Abschnitt 7), weil ...
a) sie diese nun als Zahlungsmethode brauchen.
b) Hara seine Erfindungen später stark vereinfacht hat.
c) der Autohersteller das Interesse an der Erfindung verlor.
d) der Autohersteller die Nutzung der Erfindung für alle zulässt.
11.
Der Autor ist der Meinung, dass QR-Codes nicht wieder verschwinden (Abschnitt 7), da sie ...
a) ohne Kabel und weitere Hilfsmittel eine Internetverbindung herstellen.
b) zu einer staatlichen Kontrolle von Dienstleistungen beitragen.
c) auch die sichere Speicherung geheimer Daten ermöglichen.
d) die Verwechslung von Gegenständen ausschließen.
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13.
Ein Schüler sagt nach dem Lesen des Textes:
„Die allgemeine Verbreitung von QR-Codes kann auch kritisch gesehen werden.“
Schreibe eine kurze Stellungnahme zu dieser Aussage.
Du kannst der Auffassung zustimmen oder nicht. Wichtig ist, dass du deine Meinung begründest. Beziehe dich dabei auf den Text.

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