Aufgabenstellung B
Interpretation literarischer Texte
Thema: Ludwig Christoph Heinrich Hölty (* 1748 - † 1776): Das Landleben (1775)Björn Kuhligk (* 1975): Dorfkrug (2016) Aufgabenstellung:
- Interpretiere das Gedicht Das Landleben von Ludwig Christoph Heinrich Hölty. (ca. 60 %)
- Vergleiche das Gedicht von Ludwig Christoph Heinrich Hölty mit dem Gedicht Dorfkrug von Björn Kuhligk. (ca. 40 %)
1
Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh!
2
Jedes Säuseln des Baums, jedes Geräusch des Bachs,
3
Jeder blinkende Kiesel,
4
Predigt Tugend und Weisheit ihm!
5
Jedes Schattengesträuch ist ihm ein heiliger
6
Tempel, wo ihm sein Gott näher vorüberwallt;
7
Jeder Rasen ein Altar,
8
Wo er vor dem Erhabnen kniet.
9
Seine Nachtigall tönt Schlummer herab auf ihn,
10
Seine Nachtigall weckt flötend ihn wieder auf,
11
Wenn das liebliche Frühroth
12
Durch die Bäum' auf sein Bette scheint.
13
Dann bewundert er dich, Gott, in der Morgenflur,
14
In der steigenden Pracht deiner Verkünderin,
15
Der allherrlichen Sonne,
16
Dich im Wurm, und im Knospenzweig.
17
Ruht im wehenden Gras, wann sich die Kühl' ergießt,
18
Oder strömet den Quell über die Blumen aus;
19
Trinkt den Athem der Blüthe,
20
Trinkt die Milde der Abendluft.
21
Sein bestrohetes Dach, wo sich das Taubenvolk
22
Sonnt, und spielet und hüpft, winket ihm süßre Rast,
23
Als dem Städter der Goldsaal,
24
Als der Polster der Städterin.
25
Und der spielende Trupp schwirret zu ihm herab,
26
Gurrt und säuselt ihn an, flattert ihm auf den Korb;
27
Picket Krumen und Erbsen,
28
Picket Körner ihm aus der Hand.
29
Einsam wandelt er oft, Sterbegedanken voll,
30
Durch die Gräber des Dorfs, sezet sich auf ein Grab,
31
Und beschauet die Kreuze,
32
Und den wehenden Todtenkranz.
33
Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh!
34
Engel segneten ihn, als er geboren ward,
35
Streuten Blumen des Himmels
36
Auf die Wiege des Knaben aus.
Ludwig Christoph Heinrich Hölty (* 1748 - † 1776) war Dichter, Übersetzer und Gründungsmitglied des Göttinger Hainbundes.
Aus: Heukenkamp, Ursula (Hrsg.): Komm! ins Offene. Deutsche Naturgedichte des 18. Jahrhunderts. Stuttgart 1985, S. 80 f. Der Dorfkrug Björn Kuhligk
1
Der Windpark im dunstigen Mittag
2
ein Feld vertrockneter Sonnenblumen
3
die Linkskurve, der Baum, an dem zwei Kreuze
4
genagelt, dahinter die Tankstelle, der Dorfkrug
5
drei Männer bei der Betrachtung von Spirituosen
6
einem fällt was ein, was ihm gestern schon einfiel
7
der Bahnübergang, an dem sich morgens und abends
8
die Schranken senken, der Baumarkt, das Maisfeld
Björn Kuhligk (* 1975) ist Lyriker, Schriftsteller und Fotograf. Als Mitherausgeber von Lyriksammelbänden und Leiter einer Literaturwerkstatt engagiert sich der mehrfach ausgezeichnete Autor besonders für junge deutschsprachige Lyrik. Aus: Braun, Michael und Thill, Hans (Hrsg.): Aus Mangel an Beweisen. Deutsche Lyrik 2008-2018. Heidelberg 2018, S. 45. Die Textwiedergabe folgt der Quelle.
Weiter lernen mit SchulLV-PLUS!
monatlich kündbarSchulLV-PLUS-Vorteile im ÜberblickDu hast bereits einen Account?Teilaufgabe 1
Einleitung
- Das vorliegende Gedicht Das Landleben wurde von Ludwig Christoph Heinrich Hölty verfasst und 1775, ein Jahr vor seinem Tod veröffentlicht.
- Inhaltlich setzt sich das Gedicht mit dem Kontrast zwischen Stadt- und Landleben sowie der tiefen Naturverbundenheit und spirituellen Erfüllung eines stadtflüchtigen Mannes auseinander.
- Das Gedicht zeichnet sich durch seinen hymnusartigen Stil aus und kann als Lobpreis gedeutet werden. Außerdem lässt es sich der Epoche des Sturm und Drang zuordnen.
Hauptteil
Formale Analyse- Das Gedicht besteht aus einer festgelegten Strophenform (neun Strophen mit jeweils vier Versen) und ist insgesamt reimlos und in unregelmäßigen Trochäen verfasst. Aufgrund seines erhabenen Charakters und seiner fehlenden Reimbindung erinnert es an eine Ode. Das Gedicht ist in einem klassischen, romantischen Sprachstil verfasst und.
- Die Natur wird personifiziert, d. h. ihr werden menschliche Eigenschaften (z. B. „predigt“, V. 4; „Trinkt“, V. 19, 20) zugeschrieben, um die Verbindung zwischen Natur und Mensch hervorzuheben und beide auf eine kommunikative Ebene zu stellen. Die Natur wird insgesamt mit religiös gefärbten Worten beschrieben, um die enge Bindung des Lyrischen Ich an Gott zu betonen.
- Die zahlreichen Verben (Vgl. V. 17 f.) unterstützen die harmonische Atmosphäre und tragen zur lebendigen Stimmung des Gedichts bei (Vgl. V. 22, 25, 26).
- Metaphern, sprachliche Bilder bzw. Bedeutungsübertragungen (z. B. „Verkünderin“, V. 14; „Blumen des Himmels“, V. 35) dienen zur genaueren Beschreibung der Natur und des Mannes sowie der tiefen Verbundenheit beider Größen. Im ersten Beispiel wird die Sonne als „Verkünderin“ (V. 14) Gottes bezeichnet. Diese Metapher unterstreicht die Erhabenheit der Natur. Die „Blumen des Himmels“ (V. 35) könnten hingegen metaphorisch für die Sterne am Himmel stehen und somit die Verbindung zwischen der irdischen und göttlichen Ebene verdeutlichen.
- Die zahlreichen Anaphern (z. B. „Seine Nachtigall“, V. 9 und 10) und Wiederholungen (z. B. „Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh!“, V. 1 und 33) sorgen für die einheitliche und rhythmische Gestalt des Gedichts. Die Wiederholung („Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh!“, V. 1 und 33) rahmt das Gedicht zusätzlich ein und steht inhaltlich in Verbindung mit dem Religiösen und der Segnung durch die Engel.
- In dem Vers „Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh!“ (V. 1, 33) steckt außerdem eine Ellipse, die das Glück des Mannes zusätzlich hervorheben soll und die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zieht. An der 3. Person Singular kann man erkennen, dass das Gedicht nicht auf eine einzelne Person bezogen ist, sondern die Erfahrung verallgemeinert werden soll.
- Die Synästhesie, eine Vermischung von verschiedenen sprachlichen Eindrücken („Trinkt die Milde der Abendluft“, V. 20), sorgt für eine lebendige Vorstellung der Natur und regt die Fantasie der Leserschaft an. Der Natur wird eine bewusstseinserweiternde Wirkung zugeschrieben. In diesem Fall wird der Geschmackssinn mit dem Tast- bzw. Geruchssinn verbunden. Auch sonst wird die Natur durch Sinneswahrnehmung auf verschiedenen Ebenen charakterisiert. Dafür spricht auch die Metonymie in der sechsten Strophe des Gedichts.
- Immer wieder aufkehrende Symbole wie z. B. „Nachtigall“ (V. 9 f.) haben leitmotivischen Charakter. Der Vogel „Nachtigall“ (V. 9 f.) steht neben Freiheit auch für Frieden und Harmonie und unterstreicht die beruhigenden Kräfte der Natur.
- Ebenfalls finden sich im Gedicht vermehrt antithetische Strukturen (Vgl. V. 22 ff.), die den Gegensatz zwischen dem Leben in der Stadt und auf dem Land konstatieren und gleichzeitig die Vorzüge der präferierten Lebensform auf dem Land in den Vordergrund des Gedichts stellen.
- Zu Beginn des Gedichts führt der lyrische Sprecher mithilfe des hymnischen, preisenden Ausrufs „Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh!“ (V. 1) eine Er-Figur in das Geschehen ein. Es handelt sich um einen Mann, der aus der Stadt in die Natur geflüchtet ist. Seine Entscheidung wird als glücklich erachtet (Vgl. V. 1) und jegliche Naturerscheinungen fördern die „Tugend und Weisheit“ (V. 4) des Mannes. Nachfolgend wird die Natur sakralisiert, indem sie als heiliger Ort dargestellt wird, an dem man die Nähe zu Gott spürt. Sie wird mit den Wörtern „Tempel“ (V. 6) und „Altar“ (V. 7) beschrieben.
- Der Gesang der „Nachtigall“ (V. 9 f.), von dem der Mann tagtäglich bei „liebliche[m] Frühroth“ (V. 11) geweckt wird, verdeutlicht die harmonische Verbindung zwischen Mensch und Natur sowie die gottgegebene Ordnung in der Natur (Vgl. V. 9-12).
- Die Naturerscheinungen (z. B. „Sonne“, V. 15; „Wurm“, V. 16 und „Knospenzweig“, V. 16) nimmt der Mann als Ausdrucksformen der Macht des Göttlichen wahr, die er „bewundert“ (V. 13). Gott wird in diesem Vers durch den lyrischen Sprecher direkt angesprochen. Die Natur steht für Schönheit, kann in dieser Strophe aber auch als erkenntnisvermittelnde Instanz gesehen werden. Ebenfalls ist die pantheistische Sicht auf die Welt, d. h. die Vorstellung, dass Gott und Natur eine Einheit bilden und somit auch die Schöpfung ein Teil von Gott ist, in dieser Strophe präsent.
- Die nächste Strophe porträtiert ein idyllisches Bild des Lebens auf dem Land („Ruht im wehenden Gras“, V. 17; „strömet den Quell über die Blumen aus“, V. 18). Der Mann erfährt Ruhe und Entspannung in der idealisierten Natur.
- In den beiden darauffolgenden Strophen wird die freundschaftliche und harmonische Verbindung zwischen dem Mann und der Tierwelt dargestellt (Vgl. V. 21-22; V. 25-28). Das Landleben gleicht einem Paradies, in dem Mensch und Tier friedlich zusammenleben („der spielende Trupp schwirret zu ihm herab“, V. 25; „säuselt ihn an“, V. 26; „Picket Krumen und Erbsen / Picket Körner ihm aus der Hand“, V. 27 f.).
- Das prunkvolle und künstliche Stadtleben steht im Gegensatz zum einfachen und ruhigen Leben auf dem Land („süßre Rast / Als dem Städter der Goldsaal / Als der Polster der Städterin.“, V. 22-24).
- Die vorletzte Strophe befasst sich mit dem Tod und der Vergänglichkeit des Lebens (Vgl. V. 29-32). Der Mann macht einen melancholischen und andächtigen Eindruck auf den Leser. Die erste und letzte Strophe des Gedichts weisen eine gewisse Ähnlichkeit zueinander auf, da sie beide mit dem gleichen Vers beginnen und auch inhaltlich als Form eines Lebenskreislaufs gut zueinander passen. Es wird beschrieben, wie der Mann bereits als Kind von den Engeln gesegnet wurde und „Blumen des Himmels“ (V. 35) auf ihn gestreut wurden (Vgl. V. 34-36). Die Segnung mit Blumen beschreibt abermals die besondere und enge Verbindung zur Natur, die offensichtlich bereits seit der Geburt des Mannes besteht.
- Insgesamt fällt auf, dass die Heiligkeit und Schönheit der Natur im Gedicht durchgehend gelobt und verherrlicht werden. Demnach handelt es sich bei Höltys Gedicht um einen Lobpreis.
Fazit
- In dem Gedicht geht es um die Verbundenheit eines aufs Land geflüchteten Mannes mit der Natur, den Tieren und Gott. Es wird beschrieben, welche Vorzüge das einfache und ruhige Leben auf dem Land im Gegensatz zum künstlichen und hektischen Stadtleben hat. Ausschließlich in der Natur findet der Mann sein Glück.
- Außerdem findet eine Romantisierung bzw. Verherrlichung der Natur statt, wozu auch wiederum das Stilmittel der Personifikation passt. Die Natur fungiert als typische Inspirationsquelle für künstlerisches Schaffen. Sie ist der Ausdruck göttlicher Macht, Vollkommenheit und Harmonie und löst im Mann Gefühle wie Bewunderung und Ehrfurcht, aber auch Melancholie aus.
Teilaufgabe 2
Einleitung
- Auch das Gedicht Der Dorfkrug, geschrieben von Björn Kuhligk und 2016 veröffentlicht, thematisiert das Leben auf dem Land.
- Die beiden Gedichte behandeln das Thema Landleben jedoch auf unterschiedliche Weise. Im Folgenden soll sowohl auf inhaltlicher als auch formaler Ebene näher analysiert werden, worin die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden literarischen Werke liegen.
Hauptteil
Gemeinsamkeiten- Beide Gedichte thematisieren das ländliche Leben als möglichen Lebensentwurf und hinterfragen, ob und inwiefern das Landleben einem Sinn und Erfüllung schenken kann.
- Außerdem sind in beiden Gedichten Männer die handelnden Personen. In Höltys Gedicht wird von einem „Wunderselige[n] Mann“ (V. 1), bei Kuhligk von „drei Männer[n]“ (V. 5) gesprochen.
- Auch das Motiv des Todes spielt in beiden Gedichten eine wichtige Rolle, wenn auch in Höltys Gedicht deutlich auffallender.
- In beiden Werken erkennt man stellenweise eine Aneinanderreihung einzelner Satzglieder, die einem parataktischen Satzbau ähnelt (z. B. „Sonnt, und spielet und hüpft, winket ...“, V. 22, Hölty; „ein Feld vertrockneter Sonnenblumen die Linkskurve, der Baum“, V. 2 f.; „die Tankstelle, der Dorfkrug“, V. 4 f.; „der Baumarkt, das Maisfeld“, V. 8 f., Kuhligk). Im ersten Gedicht unterstreicht diese sprachliche Gestaltungsweise die Lebendigkeit der Natur. Bei Kuhligk soll sie genau das Gegenteil, nämlich die Eintönigkeit und das Alltägliche des dörflichen Lebens, betonen. Dieser Eindruck intensiviert sich auch formal durch die durchgehende Aufzählung in seinem Gedicht.
- Beide Autoren arbeiten mit exemplarischen Darstellungen, wenn sie die Natur bzw. das Landleben beschreiben. Hölty unterstreicht damit die Einheit von Gott und der von Gott gemachten Natur mit ihren Bestandteilen und herrlichen Erscheinungen (Vgl. V. 5 ff.). Bei ihm ist die religiöse Symbolik im gesamten Gedicht präsent. Björn Kuhligk hebt die menschengemachte Landschaft hervor und nennt dazu passende Bestandteile (z. B. „Tankstelle, Dorfkrug“, V. 4; „Bahnübergang“, V. 7; „Baumarkt“, V. 8). Sein Werk fügt sich somit gut in die heutige Gegenwartsliteratur ein.
- Auffällig ist zunächst die deutlich distanziert-nüchterne Beschreibung des ländlichen bzw. dörflichen Lebens bei Kuhligk, die in Diskrepanz zur idealisierenden und umfangreichen Beschreibung der Natur bei Hölty steht. Dies kann jedoch auch der Tatsache geschuldet sein, dass das Gedicht Der Dorfkrug deutlich kürzer ist.
- Das Werk von Kuhligk besteht aus einer einstrophigen, reimlosen Zeilenkomposition. Hölty hat sein Gedicht ebenfalls reimlos, jedoch insgesamt formstrenger und in neun Strophen verfasst.
- Außerdem steht bei Hölty die Emotionalität und Leidenschaftlichkeit des Mannes, die zum Teil durch die Natur verstärkt werden, im Vordergrund. In Der Dorfkrug geht es vielmehr um die Funktionalität und Nüchternheit des dörflichen Lebens. Das beschränkte Landleben (Vgl V. 8) bei Kuhligk steht im Gegensatz zu Höltys Stadtfluchtidylle.
- Der Titel von Höltys Gedicht Das Landleben ist allumfassend und bezieht sich nicht wie der Titel Der Dorfkrug auf ein bestimmtes ländliches Gasthaus, sondern lässt die Leserschaft einen allgemeinen Einblick in das ländliche Leben und die Natur erwarten. Dieser Eindruck bestätigt sich auch während des Gedichts.
- Bei Kuhligk steht der Einblick in ein alltägliches und trostloses Leben in einfacher Sprache im Vordergrund, wohingegen bei Hölty in ausschweifend-schwärmerischer Weise von der Natur berichtet wird. Der Autor bedient sich einer Vielzahl rhetorischer Mittel.
- Kuhligks Beschreibung des Alltags auf dem Land fällt eher teilnahmslos, redundant und sachlich aus (Vgl. V. 3 ff.). Die einzigen zwei Adjektive im zweiten Gedicht („dunstigen“, V. 1; „vertrockneter“, V. 2) sind negativ konnotiert. Die beschriebene Landszenerie taucht in Kuhligks Gedicht immer wieder in beinahe unveränderter Form auf. Bei Hölty wird die Natur deutlich umfangreicher abgebildet. Es werden unterschiedliche Tageszeiten und Wetterzustände dargestellt (z. B. „Frühroth“, V. 11; „Kühl“, V. 17).
- Im Gegensatz zu der Naturbeschreibung von Kuhligk (z. B. „Feld vertrockneter Sonnenblumen“, V. 2), fällt die von Hölty deutlich lebendiger und positiver aus. Die Natur im zweiten Gedicht ist außerdem eng mit den Themen Tod und Vergänglichkeit verbunden (z. B. „der Baum, an dem zwei Kreuze genagelt“, V. 2).
- Der Mann im ersten Gedicht interagiert zwar auch indirekt mit der personifizierten Natur, jedoch thematisiert das zweite Gedicht echte menschliche und alltagsnahe Begegnungen (Vgl. V. 5 ff.).
- Die religiöse Sicht auf die Natur und das Deuten aller Naturerscheinungen als Zeichen der Göttlichkeit nimmt im ersten Gedicht eine tragende Rolle ein. Im zweiten Gedicht ist das Thema der Religiosität weniger stark vertreten. Einzig die „Kreuze“ (V. 3) könnten als religiöses Zeichen interpretiert werden und tauchen ebenfalls in Höltys Gedicht auf (Vgl. V. 31).
Schluss
- Obwohl beide Gedichte das ländliche Leben als Thema haben, unterscheiden sie sich deutlich in der Darstellung von Lebensweise und Natur.
- Bei Hölty wird jedes Element der Natur verherrlicht. Generell wird die Natur als heiliger Ort gesehen, der die Begegnung mit Gott ermöglicht. Der Leser wird mit einem feierlich-lobpreisenden und optimistischen Ton konfrontiert. Die Emotionen sowie das jugendliche Lebensgefühl des Mannes stehen deutlich im Vordergrund.
- Hingegen dient das Gasthaus Der Dorfkrug im zweiten Gedicht als Kulisse für das dörfliche und monotone Leben auf dem Land. Kuhligks Werk ist Teil der Gegenwartsliteratur, die zeitgenössische Themen behandelt. Das erste Gedicht gehört zur Epoche des Sturm und Drang, die sich durch typische Charakteristika wie Naturverbundenheit, Emotionalität und Individualität auszeichnet.
- Man könnte jedoch anmerken, dass das zweite Gedicht, gerade aufgrund seiner weniger idealisierenden Beschreibung der Natur, dem Leser ein weitaus realistischeres und moderneres Bild des dörflichen Alltags präsentiert.