Aufgabenstellung B
Interpretation literarischer Texte
Thema: Friedrich Gottlieb Klopstock (* 1724 - † 1803): Mein Wäldchen (1778)Sylvia von Keyserling (* 1951): Smart City (2019) Aufgabenstellung:
- Interpretiere das Gedicht Mein Wäldchen von Friedrich Gottlieb Klopstock. (ca. 70 %)
- Vergleiche die Gedichte von Friedrich Gottlieb Klopstock und Sylvia von Keyserling in Hinblick auf die Bedeutung der Bäume für den lyrischen Sprecher.
Berücksichtige dabei sowohl inhaltliche als auch sprachliche und formale Aspekte. (ca. 30 %)
1
Eure Beschattung kühlt schon lang, des lieben
2
Wäldchens Eichen, ich habe nicht die Wurzel
3
Dieser hohen Wipfel gesenkt, ihr wuchset
4
Früher als ich, seid
5
Jünglinge gleichwohl noch, erhebet höher
6
Einst die Häupter und streckt, wenn sich der Tag neigt,
7
Längre Schatten. Grünet denn, überlebt; ich
8
Neid euch nicht, Eichen!
9
Will mit Gespielen euch, mit Tränenweiden,
10
Rings umpflanzen, daß einst, wenn nun die Sonne
11
Sinkt, in eurer Kühle, durchhaucht von Abend-
12
Lüften, ihr Laub sich
13
Leise bewege, dann der Liebling sage
14
Zu dem Mädchen: „Sie weint ja nicht, sie säuselt,
15
Lallt Musik; wie fabelte von der schönen
16
Weide der Vorfahr!“
17
Wenn von dem Sturm nicht mehr die Eich hier rauschet,
18
Keine Lispel mehr wehn von dieser Weide:
19
Dann sind Lieder noch, die vom Herzen kamen,
20
Gingen zu Herzen.
Anmerkungen zum Autor:
Aus: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Mein Wäldchen. In: Hahn, Karl-Heinz (Hg.): Klopstocks Werke in einem Band. Berlin und Weimar 1979, S. 80. Material 2 Smart City (2019) Sylvia von Keyserling
1
Wie atmen wenn die Bäume
2
fallen sie sollen fallen sie
3
Antennen säumen die Straßen
4
Keine lichtgrünen Blüten kein
5
Ahorn mehr vor meinem April
6
Fenster kein Ginkgo kein Grün
7
Wie wollen wir leben ohne
8
den Trost der Bäume wie
9
Antennen säumen die Straßen
Anmerkungen zum Autor:
Aus: Keyserling, Sylvia von: Smart City. In: Leitner, Anton G. (Hg.): Die Bienen halten die Uhren auf. Naturgedichte. Stuttgart 2020, S. 65.
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Einleitung
- Friedrich Gottlieb Klopstock, einer der bedeutendsten Dichter des 18. Jahrhunderts, verfasste das Gedicht Mein Wäldchen in dem Jahr 1778.
- Klopstocks Werk ist an den Grafen und die Gräfin Holck gerichtet. Das Gedicht behandelt Themen wie die Beständigkeit der Natur, die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und reflektiert die Beziehung des lyrischen Ichs zur Natur.
Hauptteil
Formale Analyse- Das Gedicht ist chronologisch aufgebaut und in fünf Strophen unterteilt, die jeweils einen bestimmten Aspekt der Reflexion des lyrischen Ich beleuchten.
- Bei den fünf Strophen handelt es sich um sogenannte Odenstrophen mit jeweils drei elfsilbigen Versen und einem fünfsilbigen Abschlussvers. Dies sorgt in Kombination mit daktylischen und trochäischen Abschlussversen für eine elegische Wirkung. Die trochäischen und daktylischen Abschlussverse, kombiniert mit vorherrschend unbetonten Kadenzen, betonen die Feierlichkeit und Erhabenheit des Gedichts.
- Der feierlich-getragene Ton wird außerdem durch Assonanzen (z. B. auf „ü“ in V. 1, 4 f., 7, 11 f.), Alliterationen (V. 10 f., 12 f.) und Inversionen (V. 5 f., 9, 15 f., 17) hervorgehoben.
- Enjambements, die zum Teil sogar über Strophen hinweg gehen (z. B. Vgl. V. 3 und 4, 4 und 5, 10 und 11, 12 und 13), betonen die fließenden gedanklichen Verbindungen, während die syntaktische Abgrenzung am Ende der zweiten und vierten Strophe den Gedankengang klar strukturiert.
- Auch die Personifikation der Eichen als „Jünglinge“ (V. 5) und das Bild des endenden Tages („wenn sich der Tag neigt“, V. 6 „wenn nun die Sonne / Sinkt“, V. 10 f.) verstärken die überzeitliche Dimension der Natur.
- Die Personifikationen im Gedicht (z. B. „Eure Beschattung kühlt schon lang“, V. 1; „ihr wuchset / Früher als ich, seid / Jünglinge “, 4 ff.) verdeutlichen insgesamt die Erhabenheit und Lebendigkeit der Natur. Die Trauerweide wird ebenfalls personifiziert, indem ihr Rascheln als „singen“ oder „säuseln“ beschrieben wird (Vgl. V. 14 f.), was die Weide als tröstende und musikalische Präsenz darstellt.
- Außerdem schafft die direkte Ansprache der Eichen eine unmittelbare Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und der Natur (z. B. „Eure Beschattung kühlt schon lang“, V. 1; „Grünet denn, überlebt; ich / Neid euch nicht, Eichen!“, V. 7 und 8).
- Die zeitliche Dimension der Natur wird durch Adverbien der Zeit und temporale Nebensätze hervorgehoben (z. B. „schon lang“, V. 1; „Früher“, V. 4; „dann“, V. 13 und 19; „wenn sich der Tag neigt“, V. 6; „wenn nun die Sonne / Sinkt“, V. 10 f.).
- Der Tag, der sich neigt (Vgl. Z. 6 und 7), ist eine Metapher für das Ende eines Lebensabschnitts oder das Altern. Die Eichen, die längere Schatten werfen (Vgl. Z. 7), symbolisieren die fortschreitende Zeit.
- Die wörtliche Rede „Sie weint ja nicht, sie säuselt, / Lallt Musik; wie fabelte von der schönen / Weide der Vorfahr!“ (Z. 14, 15 und 16) lässt zukünftige Generationen über die Natur sprechen und vermittelt den Eindruck, dass die Themen des Gedichts auch in der Zukunft von Bedeutung sein werden. Die Natur und Dichtung werden als zeitlos dargestellt.
- Am Ende des Gedichts findet sich ein Chiasmus („Lieder noch, die vom Herzen kamen, / Gingen zu Herzen.“, V. 19 und 20). Diese Überkreuzstellung der Satzstruktur betont den Kreislauf der Gefühle und die Wirkung der Lieder.
- Bereits der Titel des Werks verweist auf eine Sprechsituation im nachfolgenden Gedicht. Das verwendete Possessivpronomen „Mein“ (Titel) baut eine persönliche und intime Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und dem beschriebenen Wäldchen auf.
- Das Gedicht beginnt inhaltlich mit einer direkten Ansprache an die Eichen des Waldes, die bereits lange vor dem lyrischen Ich existierten (Vgl. V. 1 f.). Das lyrische Ich lobt ihre Beschattung, die schon lange Zeit für Kühlung sorgt (Vgl. V. 1) und betrachtet ihre hohen Baumkronen (Vgl. V. 3). Dies vermittelt den Eindruck von Beständigkeit und Dauerhaftigkeit, da die Eichen über einen langen Zeitraum Schatten spenden. Die Eichen werden als Teil eines „lieben Wäldchens“ (V. 1 f.) bezeichnet, was eine emotionale Bindung und Wertschätzung für die Natur verdeutlicht. Das lyrische Ich drückt jedoch auch eine gewisse Demut aus, indem es zugibt, nicht die Wurzel dieser majestätischen Bäume zu haben (Vgl. V. 2 f.). Dies ist ein Hinweis darauf, dass das lyrische Ich sich seiner eigenen Begrenztheit im Vergleich zur Natur bewusst ist und eine Art Respekt und Bewunderung für deren Größe und Stärke empfindet.
- In der zweiten Strophe des Gedichts betont Klopstock die Langlebigkeit der Eichen und spricht ihnen eine Art jugendliche Vitalität zu (Vgl. V. 5), obwohl sie älter sind als er. Er hebt hervor, dass die Eichen weiterhin wachsen und ihre Schatten verlängern werden (Vgl. V. 5 ff.), auch nachdem der Tag zu Ende geht (Vgl. V. 6), was auf den Lauf des Lebens anspielt.
- Die dritte Strophe beschäftigt sich mit den zukünftigen Plänen des lyrischen Ich und seiner Beziehung zur Natur. Der Sprecher äußert den Wunsch, das Wäldchen mit „Gespielen“ (V. 9) und „Tränenweiden“ (V. 9) zu umpflanzen, wodurch er seine Verbundenheit zur Natur und seine Hoffnung auf deren fortwährende Schönheit zum Ausdruck bringt. Die Weiden symbolisieren an dieser Stelle Trauer und Melancholie. Anstatt von Neid bringt das lyrische Ich den Eichen Respekt und Bewunderung entgegen (Vgl. V. 8).
- Die vierte Strophe setzt den Gedanken aus der dritten Strophe fort. Die Blätter der Trauerweiden bewegen sich „leise“ (V. 13) im Wind, was eine sanfte und friedliche Natur widerspiegelt. Der „Liebling“ (V. 13) und das „Mädchen“ (V. 14) repräsentieren eine zukünftige Generation von Liebenden, die im Wäldchen verweilen und die Weiden bewundern. Dies betont die zeitlose und generationenübergreifende Wirkung des Naturerlebnisses. Der Liebling bemerkt, dass die Weiden nicht weinen, sondern Musik säuseln (Vgl. V. 14), was die Verbindung von Natur und Kunst unterstreicht. Der Hinweis auf die Erzählungen der Vorfahren („wie fabelte von der schönen / Weide der Vorfahr“, V. 15 f.) verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart und der Zukunft, indem die kontinuierliche Inspiration durch die Natur betont wird.
- Es fällt auf, dass die Äußerung eines zukünftigen Liebenden in der vierten Strophe in Form der direkten Rede eingebunden wird. Dies bringt eine zusätzliche Perspektive in das Gedicht ein und stellt eine Szene vor, in der die Trauerweiden von zukünftigen Generationen wahrgenommen und kommentiert werden.
- Während die ersten drei Strophen durch eine direkte Ansprache an die Eichen in der 2. Person Plural gekennzeichnet sind, was eine Vertrautheit und Nähe zwischen dem lyrischen Ich und den Eichen schafft, wechselt die Perspektive in der vierten Strophe zu einer Betrachtung der Eichen und Weiden in der 3. Person Singular.
- Am Ende des Gedichts reflektiert Klopstock die Vergänglichkeit der Natur selbst und die Beständigkeit der Kunst. Auch die mächtigen Eichen werden eines Tages dem Sturm erliegen und die Weiden werden nicht mehr im Wind flüstern (Vgl. V. 17 f.). Diese Reflexion über die Vergänglichkeit aller lebenden Dinge, einschließlich der Natur, unterstreicht die Endlichkeit des Lebens und die Unaufhaltsamkeit des Zeitverlaufs. Doch selbst wenn die Eichen und Weiden nicht mehr existieren, „werden Lieder [...], die vom Herzen kamen“ (V. 19), weiterhin bestehen und Menschen berühren (Vgl. V. 20).
- Diese letzte Strophe des Gedichts wechselt zu einer unpersönlicheren, allgemeingültigen Reflexion über die Beständigkeit der Natur und der Dichtung im Gegensatz zur Vergänglichkeit des Lebens. Hier spricht der Dichter nicht mehr direkt zu den Bäumen oder zukünftigen Liebenden, sondern formuliert eine allgemeine Wahrheit.
Fazit
- Friedrich Gottlieb Klopstocks Gedicht Mein Wäldchen ist eine tiefgründige Reflexion über die Erhabenheit der Natur.
- Das Gedicht zeigt, wie die Natur als Spiegel der menschlichen Seele fungiert und wie Kunst und Empfindungen über den Tod hinaus Bestand haben können. Klopstock verwendet die konkrete Naturbeschreibung als Allegorie, um tiefere poetologische Themen zu erkunden.
- Selbst, wenn die Natur vergeht, bleibt die Poesie, die aus ihr inspiriert wurde, erhalten. Im übertragenen Sinne betont das Gedicht somit die zeitlose Kraft der Dichtung.
Teilaufgabe 2
Einleitung
- Die Gedichte Mein Wäldchen von Friedrich Gottlieb Klopstock und Smart City von Sylvia von Keyserling behandeln beide das zentrale Motiv der Bäume und ihre Bedeutung für den lyrischen Sprecher.
- Im Folgenden sollen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Gedichte, sowohl auf formaler als auch inhaltlicher Ebene, näher analysiert werden.
Hauptteil
Gemeinsamkeiten- Eine Gemeinsamkeit ist, dass die Bäume in beiden Gedichten als essenzielle Quelle des Trostes und der Verbundenheit angesehen werden. Sowohl Klopstock als auch von Keyserling zeigen eine emotionale Bindung zu den Bäumen. Bei Klopstock drückt sich dies durch eine nostalgische und poetische Verklärung der Natur aus, während von Keyserling den Trost und die Schönheit der Bäume in einer modernen Umgebung betont.
- Wie für die lyrische Reflexion über das Themenspektrum Gegenwart und Zukunft sowie Vergänglichkeit und Ewigkeit typisch, fungieren die Bäume auch in diesen beiden Werken als zentrales Symbol für die Natur an sich, sowie das Leben und seine verschiedenen Phasen.
- Dazu passt auch, dass Bäume als Topos und Chiffre für die Lyrik fungieren. Bei Klopstock wird das lyrische Ich innerhalb der dichterischen Tradition durch das Bild vom Wäldchen verortet. Die Eichen im Wäldchen stehen für Beständigkeit, Kraft und Langlebigkeit. Indem das lyrische Ich diese Eichen anspricht und über ihre Schönheit und Beständigkeit reflektiert, reflektiert es indirekt auch über das Leben selbst und dessen Vergänglichkeit im Vergleich zur zeitlosen Natur. Bei von Keyserling wird das Motiv der Bäume durch einen intertextuellen Verweis auf Günter Eich verwendet (Vgl. V. 7 f.). Dieser Verweis zeigt die Kontinuität und Vielschichtigkeit dieser Themen über verschiedene literarische Traditionen hinweg.
- Weiterhin drücken beide Gedichte das Thema der Veränderung aus, sei es durch den Verlust von Bäumen in Keyserlings Gedicht oder durch die Vergänglichkeit und den Verlust von Natur in Klopstocks Werk.
- Das erste Gedicht Mein Wäldchen konzentriert sich auf die persönliche Bindung des lyrischen Sprechers zu den Bäumen in der Natur. Die Bäume repräsentieren für den lyrischen Sprecher eine vertraute Umgebung, die ihm Trost spendet und Erinnerungen hervorruft. Sylvia von Keyserlings Gedicht nimmt hingegen eine breitere gesellschaftliche Perspektive ein und thematisiert den Verlust von Bäumen in einer städtischen Umgebung. Die Vermittlung einer allgemeinen Perspektive auf die Problematik wird unter anderem auch durch den verwendeten Pronominalstil im Gedicht erzeugt.
- Außerdem beschreibt Klopstock die Bäume, insbesondere Eichen und Trauerweiden, als Sinnbild für Kontinuität und menschliche Verbundenheit mit der Natur. Der lyrische Sprecher schätzt ihre Schönheit und ihren Trost und plant, sie zu erhalten und um sie herum neue Bäume zu pflanzen. In der städtischen Umgebung bei von Keyserling werden sie jedoch durch technologische Infrastrukturen wie „Antennen“ (V. 3) ersetzt. Im Gegensatz zu Klopstock werden die Bäume in Smart City also vielmehr als Opfer von Diskontinuität und technikzentrierter Naturzerstörung gesehen.
- Damit geht auch der Aspekt einher, dass der Verlust der Bäume bei von Keyserling als Verlust von Lebensqualität und natürlicher Schönheit empfunden wird, was eine kritische Haltung gegenüber der technologischen Entwicklung, Urbanisierung und menschlichen Eingriffen in die Natur im Generellen hervorbringt. Das lyrische Ich in Mein Wäldchen zeigt hingegen eine tiefe, emotionale Bindung zu den Bäumen.
- Klopstock zeigt in seinem Gedicht ein harmonisches Bild von Natur und Leben und macht deutlich, dass der Mensch sich der Natur nahe fühlt und sie als seinen Lebensraum sieht, ohne sie zu zerstören. Von Keyserling thematisiert die selbstverursachte Entfremdung des Menschen von der Natur.
- Weiterhin hat Klopstocks Gedicht eine eher romantische und nostalgische Tonlage, die die emotionale Verbundenheit des lyrischen Sprechers mit der Natur reflektiert, während von Keyserlings Gedicht einen hoffnungslosen, aber auch deutlich kritischeren Ton anschlägt. Der Verlust von Bäumen in einer urbanen Umgebung wird bedauert.
- Klopstock verwendet eine traditionell strenge lyrische Form mit einem weitestgehend regelmäßigen Metrum und Reimschema. Sein Gedicht zeichnet sich durch einen sprachlich-feierlichen Ton und eine klare Chronologie aus. Die Sprache ist poetisch und bildhaft, mit starken Symbolen und Personifikationen, um die Natur lebendig werden zu lassen. Seine Worte sind oft nostalgisch und reflektieren eine romantische Verklärung der Natur. Von Keyserling benutzt hingegen eine moderne, schlichte Sprache, die dem Thema Urbanisierung und Technologie entspricht. Die Form des Gedichts ist eher frei und nicht gebunden an traditionelle lyrische Strukturen. Ihre Sprache ist direkt und drückt eine klare Botschaft aus, ohne poetische Verzierungen, was den realistischen und kritischen Ton des Gedichts unterstreicht.
- Außerdem visualisiert Klopstock die Natur durch konventionelle Mittel wie Personifikationen, von Keyserling stattdessen durch unkonventionelle Bildsprache mit Metaphern („Antennen säumen die Straßen“, V. 3 und 9) und Chiffren („April / Fenster“, V. 5 f.; „Trost der Bäume“, V. 8), einschließlich des Einbezugs eines literarischen Zitats (Vgl. V. 7 f.).
- Zuletzt fällt auf, dass der überwiegend unpersönliche Personalstil mit einer einmaligen, indirekten Bezugnahme auf ein lyrisches „Ich“ (Vgl. V. 5) und ein unbestimmtes „wir“ (Vgl. V. 7) im Gegensatz zu Klopstocks deutlich artikulierten Sprecherinstanz, einem lyrischen Ich steht, das direkt mit den Bäumen und Graf und Gräfin Holck kommuniziert.
Schluss
- Insgesamt fällt auf, dass das Verhältnis zur Natur und die Interpretation der Bäume als Sinnbild stark zwischen den beiden Gedichten variieren und jeweils mit dem zeitgebundenen Natur-, Gesellschafts- und Menschenbild korrelieren. Während Klopstocks Gedicht eine romantische Verklärung der Natur und eine positive Selbstvergewisserung des Menschen präsentiert, warnt von Keyserlings Werk vor den negativen Auswirkungen des menschlichen Handelns auf die Natur und die Umwelt.
- Friedrich Gottlieb Klopstocks Mein Wäldchen reflektiert eine Zeit der Empfindsamkeit, in der die Natur als Quelle der Inspiration und des Trostes gesehen wurde. Die Harmonie zwischen Mensch und Natur wird betont und die Natur wird als Ort der Ruhe und Erneuerung dargestellt. Im Gegensatz dazu spiegelt Smart City von Sylvia Keyserling die postmoderne Perspektive wider, die von Klage und Warnung angesichts der fortschreitenden Natur- und Selbstzerstörung des Menschen geprägt ist. Das Gedicht reflektiert eine Zeit, in der die Urbanisierung und die technologische Entwicklung die Beziehung zwischen Mensch und Natur verändern und das ökologische Gleichgewicht bedrohen.
- Auch in Bezug auf die Sprache fällt auf, dass Klopstock eher traditionelle poetische Mittel und einen persönlichen Ton verwendet. Von Keyserling setzt jedoch auf eine moderne und fragmentarische Darstellung, um die Komplexität der Thematik darzustellen.