Teil B – Neurobiologie, Immunbiologie, Gentechnik

Wähle eines der nachstehenden Themen aus und bearbeite dieses entsprechend der Aufgabenstellung.

Aufgabe B1

Viren sind als Krankheitserreger bekannt. Sie haben in Jahrmillionen effektive Mechanismen entwickelt, um andere Zellen zu befallen. Dabei programmieren sie Wirtszellen um. Dieser Mechanismus wird zunehmend medizinisch genutzt. In Europa sind bereits einige Arzneimittel zugelassen, die medizinisch wirksame Viren enthalten.
Herpes-simplex-Viren sind häufig Ursache von Infektionen der Haut, Lippen, Augen und Genitalien. Diese Viren können auch zu Entzündungen des Gehirns führen.
Die als Herpes-simplex-Enzephalitis bezeichnete Erkrankung kann zu schweren Schädigungen von Nervenzellen, unter anderem der Myelinscheiden, und daraus resultierenden Lähmungserscheinungen führen.
Die Diagnostik der Infektion mit dem Herpes-Simplex-Virus ist mit Hilfe einer DNA-Sequenzierung möglich.
Material 1: Viren als Krankheitserreger
Bei der onkolytischen Virotherapie werden Viren direkt ins Tumorgewebe gespritzt. Die onkolytischen Viren infizieren gezielt Krebszellen, vermehren sich dort und bringen sie schließlich zum Platzen. Das Immunsystem des Patienten wird aktiviert. Durch dieses Zusammenspiel von Virenbefall und Immunreaktion kann sich das Tumorgewebe auflösen. Da gesunde Zellen verschont bleiben, handelt es sich bei der Virotherapie um einen nebenwirkungsarmen Therapieansatz mit großem Potenzial.
Schwierigkeiten können aber auftreten, wenn die Tumorzellen nur über die Blutbahn erreicht werden.
Material 2: Prinzip der Virotherapie
1
Fertige auf unliniertem Papier eine beschriftete schematische Zeichnung eines markhaltigen Neurons an.
05 BE
2
Erkläre die Erregungsleitung an markhaltigen Neuronen.
Begründe, dass die Schädigung der Myelinscheiden zu Lähmungserscheinungen führen kann.
05 BE
3
Beschreibe den lytischen Vermehrungszyklus von Viren.
05 BE
4
Stelle die nach der Zerstörung von Tumorzellen mittels Virotherapie stimulierte humorale Immunantwort in einem Fließschema dar.
05 BE
5
Erläutere die Schwierigkeiten einer über die Blutbahn durchgeführten Virotherapie.
03 BE
6
Beschreibe den Ablauf einer DNA-Sequenzierungsmethode zum Nachweis des Herpes-simplex-Virus.
05 BE
7
Begründe anhand von zwei Merkmalen die Sonderstellung von Viren im biologischen System.
02 BE

30 BE

Aufgabe B2

Die gestiegene Nachfrage nach Naturfasern erfordert den großflächigen und intensiven Anbau von Baumwolle (Gossypium L.) in landwirtschaftlichen Monokulturen. Ernteverluste durch Schädlinge sind dabei besonders hoch. Einer der wirtschaftlich bedeutendsten Schädlinge ist die Baumwoll-Kapseleule (Helicoverpa armigera), ein Schmetterling aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae). Die Raupen dieses Schmetterlings fressen Blätter und Fruchtstängel der Baumwollpflanze und verhindern somit die Bildung von Baumwollkapseln.
Von den weltweit eingesetzten Schädlingsbekämpfungsmitteln werden ca. 25 % der Insektizide in Baumwollplantagen verwendet. Deshalb investieren Landwirte immer stärker in gentechnisch veränderte schädlingsresistente Sorten, z. B. Bt-Baumwolle. Diese enthält Gensequenzen des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) zur Bildung von Bt-Toxin.
Bereits wenige Jahre nach Beginn des großflächigen Anbaus der Bt-Baumwolle wurden die ersten resistenten Larven der Baumwoll-Kapseleule entdeckt. Als Gegenmaßnahme mischten die Landwirte dem Saatgut der Bt-Baumwolle einen Anteil Samen von nicht gentechnisch veränderter Baumwolle bei. Diese Baumwollpflanzen förderten zunächst das Auftreten nicht resistenter Baumwoll-Kapseleulen. Einige Jahre später nahm jedoch die Zahl resistenter Individuen in der Population wieder zu. Erst im Jahr 2018 entdeckten Wissenschaftler die Ursache dafür. Eine Genmutation, bei der die Resistenz gegen das Bt-Toxin dominant vererbt wird.
Zur Bekämpfung dieser resistenten Schädlinge werden heute z. B. Insektizide mit dem Wirkstoff Flubendiamid eingesetzt. Dieser verhindert bei Insekten das Schließen der Calcium-Ionenkanäle der Muskelzellen und ist für Wirbeltiere unschädlich.
material 3
Material 3: Entwicklung des weltweiten Anbaus von Bt-Pflanzen und registrierte Fälle von resistenten Schädlingen; verändert nach Biologie in unserer Zeit, Wiley-VCH Verlag GmbH&Co.; KGaA, Weinheim 2019
ausschnitt aus einer quergestreiften muskelzelle
Material 4: Ausschnitt aus einer quergestreiften Muskelzelle; schematisch, stark vereinfacht
Das Ti-Plasmid (Tumor induzierendes Plasmid) des Bodenbakteriums Agrobacterium tumefaciens kann genetisches Material auf natürlichem Weg übertragen. Besonders zweikeimblättrige Pflanzen werden dabei mit Tumor auslösenden DNA-Sequenzen infiziert. Dieser natürliche Transformationsmechanismus wird auch von Gentechnikern genutzt, um z. B. gezielt Fremdgene in Baumwollpflanzen zu übertragen.
Nach Isolation der Ti-Plasmide werden mit speziellen Restriktionsenzymen die Tumor auslösenden Sequenzen entfernt. Anschließend werden die aus den Plasmiden von Bacillus thuringiensis isolierten Toxin-Gene eingebaut. Nach Integration dieser transgenen Plasmide in Agrobacterium tumefaciens können die Toxin-Gene in Baumwollpflanzen übertragen werden. Die so entstandenen Bt-Pflanzen sind jetzt in der Lage, kristalline inaktive Bt-Toxinvorstufen in ihren Geweben zu produzieren und zu speichern. Fressen Schädlinge diese Pflanze, so erfolgt in ihrem Verdauungstrakt eine Umwandlung dieser Vorstufen. Das jetzt aktive Gift bindet an ein Rezeptorprotein der Darmepithelzellen und zerstört diese durch Porenbildung.
Bt-Toxin wirkt selektiv und ist unschädlich für Pflanzen und Wirbeltiere. Es ist biologisch abbaubar und darf in der ökologischen Landwirtschaft als Suspension eingesetzt werden.
Material 5: Herstellung von Bt-Baumwolle und Wirkungsprinzip des Bt-Toxins
1
Fertige auf unliniertem Papier eine beschriftete schematische Zeichnung vom Bau eines Bakteriums an.
05 BE
2
Werte Material 3 aus.
05 BE
3
Beschreibe unter Einbeziehung von Material 4 die Erregungsübertragung an einer neuro-muskulären Synapse unter Einwirkung des Wirkstoffs Flubendiamid.
06 BE
4
Erstelle mithilfe von Material 5 ein Fließschema zur gentechnischen Herstellung von Bt-Baumwolle.
06 BE
5
Erkläre je eine Bedeutung des Auftretens resistenter Baumwoll-Kapseleulen aus evolutionärer und ökologischer Sicht.
04 BE
6
Erörtere anhand von jeweils zwei Pro- und Kontra-Argumenten den Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen.
04 BE

30 BE

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