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Your school and your partner school in Bristol (United Kingdom) are taking part in an international youth project on urban art in different countries. In a first step, the participants have been asked to pair up and share information on street art.
Write an email to your English partner in which you explain Munich's role for the development of graffiti in Europe and what the situation is like there today.

Als München Zentrum der Graffiti-Kultur war

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Tarzan und Jane im Leo-Look flankiert von zwei Affen. Ein fetter, gelber
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„Boom!"-Schriftzug an der Hauswand. Abstrakte Zeichen und rätselhafte
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Buchstabenkombinationen an Münchens Unterführungen und entlang der U-
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Bahn-Linie. Als Leonhard Rothmoser, Jonas Hirschmann und Roman Häbler,
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Gründer des Münchner Verlags Klick Klack Publishing, die Fotografien dieser
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einfachen gesprühten Bilder sahen, wussten sie sofort: Das ist ein wahrer
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Schatz. Denn sie markieren nichts weniger als den Beginn der Graffiti-
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Bewegung in Deutschland und Europa.
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,,Wir saßen im Wohnzimmer von Münchens erstem Sprüher-Anwalt Konrad
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Kittl, wollten mehr über die Gerichtsverfahren gegen Jugendliche erfahren, die
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er in den 80ern verteidigte", erzählt Roman Häbler. Stattdessen zog der
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pensionierte Strafverteidiger sechs dicke Alben mit Fotos heraus, die er bei
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Spaziergängen im Olympiapark, in Schwabing und in Milbertshofen vor mehr
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als 30 Jahren aufgenommen hatte. [...]
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Das jetzt bei Klick Klack Publishing erschienene Buch „Zar Zip Fly Zoro. Die
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erste Schicht Graffiti in München" beschäftigt sich genau mit diesen (längst
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verschwundenen) Werken aus der absoluten Beginner-Phase zwischen 1983
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bis 1989. Es zeigt die Geburtsstunde des Graffitis, die Ur-Suppe, den
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chaotischen Untergrund, aus dem schnell ein Hype erwuchs, der von
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München nach und nach auch andere Städte eroberte: Hier wurde die erste S-
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Bahn besprüht und ging als „Geltendorf Train“ in die Geschichte ein. Hier gab es
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mit den Dachauer Flohmarkthallen die größte „Hall of Fame" Europas, auf
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der sich jeder legal austoben konnte. Nach München kamen Sprüher aus
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Amsterdam, New York und Paris.
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Warum ausgerechnet das saubere, reiche München den Nährboden für diese
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für diese Subkultur bot? „München ist eine Residenzstadt mit viel Kunst. Dazu haben
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die Olympischen Spiele die Stadt grafisch und visuell geprägt - all das könnte
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den Jugendlichen ästhetischen Input gegeben haben", so Häbler. „Durch die
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US-Soldaten kamen die jungen Leute früh mit der Breakdance-Bewegung in
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Berührung, sie hörten Rap, entdecken Graffiti." Inspiriert von Hip-Hop-Filmen
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wie „Wild Style" und „Beat Street" zogen sie nachts los und probierten sich im
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Style-Writing: „Die Sprayer gaben sich Kunstnamen, entwickelten einen
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eigenen Stil und verbreiteten ihn." Da waren Ray und Zoro, Don M. Zaza,
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Cheech H., Blash, Roy, Roscoe, Zip und Cryptic2, der heute als Loomit
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international bekannt ist. Die sieben erlangten „Fame", als sie besagten S-
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Bahn-Zug auf einem Abstellgleis in Geltendorf in voller Länge besprühten.
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Von den professionellen, makellosen Graffitis unserer Tage waren diese
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ersten Bilder allerdings noch weit entfernt. Gesprüht wurde mit einfachen
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Farblackdosen, die nicht für Wände, sondern für Autos vorgesehen warn.
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"Sie haben getropft, schlecht gedeckt. Man hatte nicht 15 verschiedene
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Sprühaufsätze. Um besser zu werden, musste man üben - den Platz dafür
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gab's." Die Stadt war ein Abenteuerspielplatz. Nicht jeder kleinste
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Quadratmeter verbaut, plakatiert, beleuchtet, videoüberwacht. [...]
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Die Lust am Experiment mit Farbe und Form, die Ehrlichkeit, Energie und
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Impulsivität, die in Bildern rüberkomme, habe ihn [Häbler] und seine Kollegen
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begeistert. „Die Kids sind einfach rausgegangen und haben gesagt: Hier soll
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mein Bild sein und wenn es nach zwei Wochen weggemacht wird oder jemand
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drübersprüht, ist das auch okay." [...]
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Doch wie geht die Stadt heute mit dieser Bewegung um, für die es in der
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Öffentlichkeit meist nur zwei Schlagworte gibt: Kunst oder Vandalismus? „In
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allen Städten, in denen es an Wohnraum mangelt und viel modernisiert wird,
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fehlen Flächen, auf denen Graffitis geduldet werden und die Writer einfach mal
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drauflossprühen können", sagt Häbler. Doch im Vergleich schneide München
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besonders schlecht ab: „Alles, was wild, rebellisch und subversiv angehaucht
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ist, findet nur im reglementierten, eventisierten Rahmen statt – und dient
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irgendwelchen Interessen."
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Wenn Berufs-Sprüher im Auftrag der Stadt in stundenlanger Feinarbeit eine
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schmutzige Unterführung gestalten und sogar die Oma begeistert stehen
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bleibe, werde das als Win-win-Situation vermarktet. Werde eine Hausfassade
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von einem berühmten Graffiti-Künstler dekoriert, sei es große Kunst. „Aber der
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Schriftzug an der Wand, das implizit Politische und im ersten Moment nicht so
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leicht Verständliche, wird als Störelement und Schmiererei abgetan. Alle
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Graubereiche dazwischen, die so spannend sind, werden ausgeblendet."
(628 Wörter)

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