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Vorschlag A

Artificial intelligence

As an intern at the Society for Computer Science you have been asked to contribute a blog entry to the society’s website.
Write a blog entry in which you sum up the information on Richard Socher’s career and his assessment
of Europe’s technological competitiveness in the field of artificial intelligence (AI).
(100 BE)

Interview: „Die Uhr tickt“ (2019) von Steffan Heuer

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brand eins: Herr Socher, Sie arbeiten als Chefwissenschaftler für den Unterneh-
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menssoftware-Anbieter Salesforce im Silicon Valley. Ihr Weg von Leipzig und Saarbrücken
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nach Kalifornien ist ein Beispiel für die Abwanderung von Talenten.
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Warum gab es für einen Hoffnungsträger auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz
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(KI) wie Sie keinen Platz in Deutschland?
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Richard Socher: Das liegt an meinen Forschungsinteressen. Ich habe mir die besten Informatik-
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Studiengänge der Welt angesehen und verglichen, wo die meistzitierten Aufsätze zum Thema
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Sprachverarbeitung entstanden sind. Leider waren die klügsten Köpfe mit wenigen Ausnahmen
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in den USA, an den Universitäten Stanford, MIT, Carnegie-Mellon oder Berkeley.
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Ich wollte meinen Doktortitel dort erwerben, wo sich Neues und Großes tut.
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Nach dem Studium kontaktierten mich Risikokapitalgeber, die mir für die Vermarktung
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meiner Arbeit Geld geben wollten. Eine solche Gelegenheit lässt man sich nicht entgehen. [...]
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Mit einem Doktortitel von der Universität Stanford in der Tasche -
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hätten Sie Ihre Firma nicht auch in Europa gründen können?
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Richard Socher: Leider nicht. Ohne einen Business-Plan hätte mir niemand ein paar Millionen Dollar
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gegeben, selbst wenn ich an demselben Thema geforscht hätte.
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Das ist das größte Problem: Doktoranden und Professoren sind in Europa nicht eng
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genug verbunden mit der Start-up-Szene und Geldgebern.
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Kürzlich haben Experten unter Leitung der Universität Stanford
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zum zweiten Mal den "AI Index Report" veröffentlicht, eine jährliche Bilanz zum Thema
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künstliche Intelligenz. Das Fazit: KI-Forschung und ihre Kommerzialisierung
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nehmen weltweit zu. Ist das ein echter Boom oder nur ein Hype?
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Richard Socher: Wir machen in der Tat auf breiter Front Fortschritte. Systeme können
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Beachtliches beim Deep Learning leisten und damit die Handlungen von
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Software-Agenten steuern. Sogar bei der Verarbeitung von Bildern sind sie in den
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vergangenen Monaten sehr viel besser geworden.
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Die KI-Forschung läuft seit mehr als 50 Jahren, aber jetzt haben wir eine
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Schwelle überschritten, weil es nicht mehr nur spannende, aber eigentlich nutzlose
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Forschungsprojekte gibt, sondern immer mehr praktische Anwendung [...].
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Ist noch Zeit, um Europa für diesen Wettbewerb fit zu machen?
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Richard Socher: Die Uhr tickt. Wachstum hängt davon ab, ob ich meine Volkswirtschaft
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effizienter machen kann. Und künstliche Intelligenz wird der entscheidende Faktor dafür sein.
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Ihr wirtschaftliches Potenzial ist noch viel größer als das des Internets oder von Smartphones.
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Die Fertigung ist traditionell eine von Deutschlands Stärken, doch auch da lässt sich mit KI
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viel bewerkstelligen. Insofern ist es ermutigend, dass Deutschland, Frankreich und
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Großbritannien strategische Visionen für künstliche Intelligenz formuliert haben.
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Wie kann man verhindern, dass weiterhin kluge Köpfe in die USA auswandern?
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Richard Socher: Als Professor in Deutschland ist mein Einkommen ziemlich gedeckelt,
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sodass etwa die Ankündigung, 100 neue Lehrstellen für KI zu schaffen, schnell auf die
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Realität des globalen Talent-Wettbewerbs prallt. Wenn ich eine Koryphäe bin, kann ich
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in anderen Ländern ein Wahnsinnsgeld verdienen. Das soll nicht heißen, dass ich in Europa
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oder Deutschland keine gute Forschung betreiben und ein tolles Forschungslabor
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aufbauen kann, aber wenn ich dieselbe Arbeit woanders verrichten und das Zehn-oder
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Fünfzigfache verdienen kann, ist das natürlich sehr verlockend.
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Wie könnte man Gründer, die auf KI setzen, gezielt fördern?
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Man sollte sich einmal die Geschichte des Silicon Valley genauer ansehen. Einiges ist
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organisch gewachsen, und diesen Erfolg kann man schlecht durch Regulierung herbei-
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zaubern. Aber man sollte Gründern das Leben leichter machen - angefangen bei den Vor-
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schriften in Sachen Personal.
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Wenn ich noch in der Phase bin, in der ich mein Geschäftsmodelle entwickel und justiere,
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muss ich in der Lage sein, meine Belegschaft flexibel anzupassen.
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Was man auch nicht vergessen sollte, sind die Standortvorteile, die Deutschland in Sachen
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KI hat. Das Land verfügt über ein sehr gutes Gesundheitswesen. Warum kann man nicht
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eine landesweite, anonymisierte Datenbank anlegen, in die zum Beispiel alle Gehirn-
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Computertomografien eingespeist werden. Das wäre ein enorm wertvoller Datensatz, um
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Systeme für maschinelles Lernen zu trainieren und zu verbessern.
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Damit wären diese Daten eine Art öffentliches Gut, mit deren Hilfe die Bundesrepublik
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zu einem Weltmarktführer für Medizin-KI werden könnte, weil sich anhand dieser
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Datensätze hervorragende Algorithmen entwickeln lassen. Das könnte die Basis
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für ein ganzes Ökosystem von Start-ups werden.
Steffan Heuer, „Die Uhr tickt“, in: brand eins, März 2019,
URL: https://www.brandeins.de/magazine/ brand-eins-wirtschaftsmagazin/2019/digitalisierung/richard-socher-interview-die-uhr-tickt

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