Versailler Vertrag und Ruhrbesetzung

Der Friedensvertrag von Versailles sollte zwar Frieden bringen, war aber für die deutsche Gesellschaft schwer hinzunehmen. Bereits der Ort der Unterzeichnung, der Spiegelsaal von Versailles, wurde ausgewählt, um die deutsche Partei zu demoralisieren. Am selben Ort ließ sich Wilhelm I. 1871, nach einem für das Deutsche Reich erfolgreichen Krieg, zum Kaiser krönen. Unter Protest unterzeichnete die deutsche Delegation am 28. Juni 1919 den Vertrag von Versailles. Warum der Vertrag so unbeliebt war, welche Konsequenzen er für das damalige Deutschland hatte und wie der Vertrag zu einem offenen Konflikt in der Ruhr führte, erklären wir dir in diesem Skript.

Bedingungen des Vertrags

5 der 14 Punkte von Wilson
2. Uneingeschränkte Freiheit der Schifffahrt auf den Meeren
4. Beschränkung der Rüstungen aller Nationen
7. Belgien muss geräumt und wiederhergestellt werden
5. Völlig unparteiischer Ausgleich aller kolonialen Ansprüche
14. Ein Verband der Nationen muss gegründet werden
  • Räumung und Rückzug der besetzten Gebiete in Frankreich, Belgien, Luxemburg und den Ostgebieten
  • Rückzug der deutschen Armee hinter den Rhein und Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch französische Truppen
  • Abrüstung der Hochseeflotte und Übergabe von Kanonen, Flugzeugen, Maschinengewehren, LKWs, Eisenbahnen und Eisenbahnwagen
  • Sofortige Freilassung aller alliierten Kriegsgefangener
Als die oben genannten Voraussetzungen erfüllt wurde, musste das Deutsche Reich weitreichenden Gebietsabtrennungen zustimmen. In Abbildung 1 sind die betroffenen Gebiete verzeichnet.
Neben dem Verbot aller schwerer Waffen, wurde im Versailler Vertrag die Bedingung aufgestellt, dass es im Deutschen Reich höchstens 100.000 Soldaten geben dürfe. Neben der militärischen Schwächungen, wurden Wirtschaftsbeschränkungen beschlossen. Um Kriegsschäden in den angegriffenen Ländern wiedergutzumachen, wurde das Deutsche Reich zu umfassenden Reparationen verpflichtet. Diese bestanden aus finanziellen Zahlungen von 226 Milliarden Reichsmark, Rohstoffen (Kohle) und Sachwerten (Maschinen, Transportmittel, Chemische Stoffe, Landwirtschaftliche Produkte etc.).

Alleinige Kriegsschuld Deutschlands

Mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags musste Deutschland die alleinige Schuld am Ersten Weltkrieg auf sich nehmen. Das gegenseitiges Misstrauen, falsche Einschätzungen, Arroganz, Expansionspläne und nationalistische Bestrebungen in ganz Europa zu einer Situation führten, in der ein Funke genügte, um den Krieg auszulösen, wurde verdrängt. Artikel 231 war psychologisch gesehen für die Deutsche Bevölkerung niederschmetternd. Die ohnehin weitverbreitete Ablehnung der harschen Friedensbedingungen mischte sich nun mit Hass auf die Alliierten Nationen.

Vor allem in nationalistisch, monarchistischen Kreisen wurde die Schuld an der Niederlage und die Friedensbedingungen den Sozialisten zugeschrieben. Dies begründete sich auf der Tatsache, dass in Berlin am 9. November durch sozialistische Politiker die Republik ausgerufen wurde, ohne dass es einen Waffenstillstand gab und ohne die Anwesenheit feindlicher Soldaten im Deutschen Reich. Dieser Mythos wurde als "Dolchstoßlegende" bezeichnet und gab anti-republikanischen Kräften in der Weimarer Republik Auftrieb.

Eskalation an der Ruhr

Abb. 2: Französischer Panzer vor dem Rathaus in Buer während der Besetzung im März 1923.
Inflation
Prozess der Geldentwertung, mit einer Geldeinheit kann ständig weniger gekauft werden.
Die deutsche Bevölkerung war empört über die Besetzung und der Reichskanzler rief die Arbeiter in den betroffenen Gebieten am 13. Januar 1923 zum passiven Widerstand auf. Während des passiven Widerstands wurden die Löhne von circa zwei Millionen Arbeitern vom Staat bezahlt. Das Geld hierfür wurde gedruckt, was zu weiteren wirtschaftlichen Problemen führte und die Inflation steigerte.
Nach Terror und Sabotageakten gegen die Besatzungstruppen sah sich der neue Reichskanzler Gustav Streseman am 26. September 1923 gezwungen den passiven Widerstand zu beenden. Das Ende des Ruhrkampfs ermöglichte eine Währungsreform, die eine Grundlage für eine Neuverhandlung der Reparationsleistungen war. Damit endete eine Inflationsphase, die bereits 1914 begonnen hatte.
Der Versailler Vertrag führte zu einer wirtschaftlichen Belastung der Weimarer Republik, wobei durch die Ruhrbesetzung die wirtschaftliche Lage verschlechtert wurde. Durch die Kriegsschuldklausel und die Besetzung deutscher Gebiete wurde eine negative Stimmung dem Ausland gegenüber erzeugt. In der Zeitphase der Inflation wurde die Bevölkerung für radikale politische Ideen empfänglich, was die politische Handlungsfähigkeit begrenzte. Anti-demokratische Kräfte, die den Versailler Vertrag aussetzen wollten, fanden immer mehr Anhänger in Deutschland. Die Konsequenzen dieser Bewegung sollten noch zerstörerischer werden als der Erste Weltkrieg und der Versailler Vertrag zusammen.
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[1]
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[2]
Public Domain.
[3]
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ commons/d/d6/5_milliarden_mark.jpg - 5 Milliarden Mark (1923), Roger Zenner, CC BY-SA 2.0 de.