Der Umgang mit Diagrammen und Statistiken

Diagramme und Statistiken begegnen uns immer wieder im Geschichtsunterricht. Diese liefern wichtige Informationen, indem sie Zahlen und Werte verbildlichen. Oftmals findest du die Ergebnisse einer Wahl oder die Gefallenenzahlen eines Krieges in einem Diagramm oder einer Statistik. Es ist daher wichtig, dass du diese Diagramme und Statistiken lesen kannst, um den Inhalt richtig zu verstehen und anschließend auch erklären zu können. Der Umgang mit Statistiken und Diagrammen wird dir in diesem Skript in wenigen Schritten erklärt.

Woher kommen Diagramme und Statistiken?

Diagramme und Statistiken sind letztlich nichts anderes als Verbildlichungen von Zahlen oder Werten. Sie dienen also der Veranschaulichung dieser und helfen uns, einen besseren Überblick zu bekommen. Im Geschichtsunterricht begegnen dir also solche Diagramme und Statistken, wenn du dich mit vielen Zahlen konfrontiert siehst. Das ist der Fall, wenn es zum Beispiel um Entwicklungen von Bevölkerungszahlen geht oder die Ergebnisse einer Wahl dargestellt werden sollen.

Die Auswertung von Diagrammen und Statistiken

Damit dich die Auswertung von Diagrammen und Statistiken nicht vor größere Probleme stellt, gibt es ein paar Schritte, die es zu befolgen gilt:

1. Schritt: Formale Beschreibung

  • Thema des Diagramm bzw. Statistik: Gibt es eine Überschrift oder sonstige Beschriftung zum Diagramm oder der Statistik?
  • Quelle: Findest du eine Angabe zum Diagramm oder der Statistik? Woher kommt diese? Findet sich möglicherweise ein Verfasser?
  • Darstellungsform: Handelt es sich um ein Diagramm oder eine Statistik?
  • Welche Bezugsgrößen sind genannt? Geht es beispielsweise um Einwohnerzahlen einer Stadt oder um Prozentzahlen einer Wahl?
  • Zahlenarten: Geht es um normale Zahlen oder um Prozentzahlen?
  • Kannst du die Statistik oder das Diagramm in den Unterricht einordnen? (Kommen dir gewisse Aspekte oder Begriffe bekannt vor?)

2. Schritt: Inhaltliche Auswertung

  • Was sind die wichtigsten Aussagen?
  • Lassen sich zeitliche Entwicklungen erkennen? (Zunahme, Abnahme von Werten oder bleiben diese gleich?)
  • Sind bedeutsame Entwicklungen zu erkennen? (Kannst du diese möglicherweise sogar mit einem historischen Ereignis verbinden?)
  • Wie sind die dargestellten Sachverhalte zu erklären?
  • Welche Zusammenhänge ergeben sich aus dem Diagramm / der Statistik?

3. Schritt: Kritische Bewertung

  • Kannst du bewerten ob das Diagramm oder die Statistik zuverlässig und glaubhaft ist?
  • Welche mögliche Absichten hatte der Verfasser? Was möchte er damit erreichen?

Die Sprache von Diagrammen und Statistiken

Um Diagramme und Statistiken richtig beschreiben zu können, ist es von Vorteil, einige Formulierungen zu Hand zur haben. Hilfreich sind Formulierungen wie:
  • Die Daten stammen von ...
  • Sie wurden von ... im Jahre ... veröffentlicht.
  • Die Statistik zeigt ...
  • Das Diagramm zeigt ...
  • Als Darstellungsform wurde gewählt ...
  • Die Zahl nimmt zu / steigt / fällt langsam, schrittweise, rasant, extrem, hat sich verdoppelt.
  • Im Vergleich zu ...
  • Der Wert besagt, dass... ...
  • Diese Entwicklung lässt sich zurückführen auf ...

Praktisches Beispiel

Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Karlsruhe zwischen 1800-2000

1. Schritt: Formale Beschreibung

Die vorliegende Statistik beschäftigt sich mit der Bevölkerungsentwicklung von Karlsruhe während der letzten 200 Jahre. Über den Autor oder die Quelle lassen sich keine Angaben machen, da diese Informationen nicht verfügbar sind. Auf der x-Achse befindet sich der Zeitraum von 1800 bis 2000. Auf der y-Achse der Statistik finden sich die Einwohnerzahlen. Diese reichen von 0 bis 300.000. In der Statistik sind die Bevölkerungszahlen in Form von absoluten Zahlen erfasst.

2. Schritt: Inhaltliche Auswertung

Anhand der Statistik kann abgelesen werden, wie die Bevölkerung der Stadt Karlsruhe gewachsen ist. Die Karlsruher Bevölkerung stieg von 1800 bis 1940 kontinuierlich an. Besonders die Entwicklung zwischen 1870 und 1925 sticht heraus, da die Bevölkerungzahlen in diesem Abschnitt besonders stark zunahmen. Es ist ein Anstieg von knapp 50.000 auf 150.000 zu verzeichnen, der sich durch die Industrialisierung und der damit verbundenen Urbanisierung erklären lässt. Immer mehr Menschen zogen vom Land in die Stadt. Um 1940 kommt es zu einem starken Bevölkerungsrückgang. Innerhalb von 5 Jahren fällt die Bevölkerungszahl von knapp 180.000 auf 60.000 Menschen. Dieser extreme Rückgang der Bevölkerung gründet auf dem 2. Weltkrieg. Nicht nur junge Männer fielen im Krieg, sondern auch Zivilisten in Karlsruhe fielen den Bombenangriffen durch die allierten Luftangriffe zum Opfer. Nach Beendigung des 2. Weltkriegs kommt es zu einem rasanten Anstieg innerhalb eines kurzen Zeitraums. Zwischen 1950 und 2000 wächst die Bevölkerung von 60.000 auf 300.000 und verfünffacht sich damit in knapp 50 Jahren. Grund dafür sind die stabile wirtschaftliche Lage sowie die Tatsache, dass Deutschland in keine weiteren Kriege verwickelt war, die Bevölkerungsrückgänge zur Folge gehabt hätten.

Schritt 3: Kritische Bewertung

Da Karlsruhe heute eine Bevölkerung von rund 300.000 Menschen hat und dies auch in der Statistik widergespiegelt wird, sind zumindest den von heute verwendenten Zahlen Glauben zu schenken. Der Verfasser dieser Statistik wollte möglicherweise aufzeigen, dass historische Ereignisse, wie beispielsweise die Industrialisierung oder ein Weltkrieg, große Einflüsse auf den Wachstum und die Entwicklung auf eine Stadt haben können. Solche Ereignisse haben eine umgehende Auswirkung auf die Menschen, die in dieser Stadt leben.
Bildnachweise [nach oben]
[1]
Public Domain.