Industrialisierung in Deutschland

Während in England schon die Schlote rauchten und die Spinnmaschinen surrten war es in dem Gebiet des heutigen Deutschlands noch recht ruhig. Das damalige Deutsche Reich war im 18ten Jahrhundert in über 300 einzelne Herrschaftsgebiete aufgeteilt und durchzogen von Grenzen und Zollschranken, die den Warenfluss eindämmten. Erst im frühen 19ten Jahrhundert näherten sich die Staaten einander an. Parallel dazu entstand die sogenannte „fertigende Industrie“.

Gründe für die langsame Industrialisierung

Abb. 1: Der fehlende Nationalstaat behinderte die wirtschaftliche Entwicklung.
In der Abbildung 1 erkennt man, was für ein Flickenteppich an Kleinstaaten in Deutschland zu finden war.

Wege in die Zukunft

Im Deutschen Bund setzte die Industrialisierung nicht flächendeckend ein. Es entstanden vom Staat geförderte Fortschrittskerne. In Gebieten wie dem Saarraum und dem Ruhrgebiet setzte die Industrielle Revolution aufgrund der leicht abbaubaren Rohstoffe verhältnismäßig früh ein. Industrien, die anfangs für besonders viel Wirtschaftswachstum sorgten, waren der Bergbau, die Maschinenherstellung und die Eisenbahn. Da diese Industrien ab den 1840er-Jahren soviel Eigendynamik entwickelten, gelten sie als Schlüsselindustrien für die Industrialisierung. Der Bau von Eisenbahnen steigerte so zum Beispiel die Wirtschaftsleistung in der jeweiligen Region. Denn verbesserte Transportbedingungen und die Vergrößerung des Absatzmarktes erhöhten die Produktivität. Daher war die Fertigstellung der ersten Bahnstrecke in Deutschland ein Ereignis, das für den wirtschaftlichen Fortschritt stand. In Abbildung 2 seht ihr deren Eröffnung im Dezember 1835.
Abb. 2: Der "Adler" genannte Zug verkehrte täglich zwischen Fürth und Nürnberg.
Die wirtschaftliche Förderung der deutschen Teilstaaten beruhte teilweise auch auf militärischem Interesse. Denn wirtschaftliche Stärke ließ sich in Form von Kanonen und Gewehren in politische Stärke ummünzen.
Grundlegend für das gelingen der Industriellen Revolution war die zahlreiche Verfügbarkeit an Arbeitern. Fast alle neuen Industriearbeiter waren ehemalige Bauern, die durch die Bauernbefreiung mobil wurden. In Preußen wurde bereits 1807 die Leibeigenschaft abgeschafft und 1810 wurde mit der Gewerbefreiheit neue Berufsfelder geöffnet.
Obwohl die Industrialisierung in Deutschland im Vergleich zu England später einsetzte, konnte sie aufgrund des großen Binnenmarktes und der bereits zur Verfügung stehenden Technik rasches Wachstum aufweisen. Wichtig für diese Entwicklung waren die Bauernbefreiung und die staatliche Förderung der Wirtschaft. Nun rauschte auch durch deutsche Landen die Eisenbahn und das Klappern der Mühlen wurde vom Klappern der Hämmer in den Fabriken ersetzt.
Bildnachweise [nach oben]
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https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ commons /d/d2/ZollvereinBIG_1834.png - Der Deutsche Zollverein 1834-1919, Pischdi , CC BY-SA 3.0, bearbeitet von SchulLV 2016.
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Public Domain.