Vorgehen
Was ist Erörtern überhaupt?
Erörtern bedeutet, sich schriftlich mit einem Problem oder allgemein mit einem Thema argumentativ auseinanderzusetzen. Meist bezieht sich eine Erörterung dabei inhaltlich auf einen aktuellen Anlass, eine aktuelle Problemstellung oder eine Aussage/Meinung von jemandem über ein bestimmtes Thema. Beim Erörtern kommt es darauf an, strukturiert zu argumentieren und dem Leser das Thema sachlich, umfangreich und differenziert darzustellen. Um seine Gedankengänge klar aufzuzeigen und die Argumente eindeutig an den Leser weiterzugeben, ist es wichtig, die Thesen, die man dabei aufstellt, mit Beispielen zu belegen. Dieses Erörtern eines Themas kann auch auf eine gestalterische Weise geschehen, indem man z.B. eine Rede, einen Leserbrief oder ähnliches schreibt.Welches Ziel hat eine Erörterung?
Ziel einer Erörterung ist, ein Thema differenziert darzustellen. Man kann sagen, sie will den Leser zu einem Thema informieren und dieses in seiner Problematik erklären. Dazu gehört aber nicht nur, das Thema darzustellen, sondern auch, eine Position zu beziehen.Dabei ist es wichtig, dass man seine Argumente gut strukturiert und seine Thesen durch Beispiele veranschaulicht, um den Sachverhalt deutlich herauszuarbeiten. Nur dadurch bekommt man den Leser dazu, die eigenen Gedanken und die Schlüsse, die man zu einem Thema gezogen hat, nachzuvollziehen. Eine gute Erörterung beleuchtet ein Thema von allen Seiten und ist in sich schlüssig; das bedeutet, dass sich die einzelnen Argumente nicht widersprechen dürfen.
Worauf muss ich beim Schreiben achten?
Stoffsammlung
Noch bevor man damit beginnt, die Erörterung auszuformulieren, sollte man sich auf einem Konzeptblatt eine strukturierte Stoffsammlung zum Thema anlegen. Das Konzept kann z. B. eine Tabelle oder eine Mindmap sein. Mehr zu verschiedenen Methoden wie der Mindmap findest du im Skript Kreatives Schreiben. Einführung.
Bei beiden Varianten - Tabelle oder Mindmap - ist es wichtig, zuerst alle Argumente zu sammeln und diese dann in einer sinnvollen Reihenfolge zu ordnen. Es hilft, auf diese Weise so etwas wie einen Fahrplan für die Erörterung aufzustellen, an dem du dich orientieren kannst, wenn du deinen Aufsatz ausformulierst. Dadurch wird die Erörterung gleich von Grund auf strukturiert und die anschließende Ausarbeitung fällt wesentlich leichter. Nicht sinnvoll ist es, den gesamten Aufsatz erst als Konzept und dann noch einmal in die Endfassung zu schreiben, da dafür die Zeit höchstwahrscheinlich nicht reichen dürfte.
Ein richtig ausgeführtes Argument folgt dem Muster These - Begründung - Beispiel. Du stellst also eine Behauptung auf, die du erläuterst und belegst - mit eigenen Erfahrungen, Beispielen aus dem Alltag oder z. B. der Geschichte, Erkenntnissen aus der Wissenschaft usw.
Inhalt
Der inhaltliche Umfang einer Erörterung sollte nicht zu knapp bemessen sein. In jedem Fall führst du deine Argumente aus und fütterst sie mit Beispielen. Auch wird eine Erörterung erst dann wirklich gut, wenn sie das Thema in einen größeren Kontext stellt. Dazu benötigst du ein gutes Allgemeinwissen über das Tagesgeschehen und gesellschaftliche Zusammenhänge.Es kann auch sein, dass sich die Aufgabenstellung eher an die literarische Vorgabe hält und lediglich textgebunden ist. Bei den meisten Abituraufgaben wird aber ein Bezug zur heutigen Zeit gesucht und da muss man das Thema im größeren Kontext sehen.
Vor dem Erstellen der Stoffsammlung solltest du dich in der Aufgabenstellung vergewissern, ob nach einer linearen (pro oder contra) oder einer dialektischen (pro und contra) Erörterung gefragt wird.
Lineare Erörterung
In einer linearen Erörterung sprichst du dich für oder gegen eine Sache aus. Du versuchst, den Leser von deinem Standpunkt zu überzeugen und blendest gleichsam alles andere aus. Gegenargumente werden nicht genannt.
Beim Schreiben beginnst du mit dem schwächsten Argument, fährst fort mit dem etwas stärkeren, um am Schluss mit dem wichtigsten Argument zu kommen. Aus diesem Grund spricht man auch von einer steigernden Erörterung. Diese Strategie ist u. a. deshalb wichtig, weil dem Leser immer das letzte Argument am besten in Erinnerung bleibt.
Die lineare Erörterung behandelt zwar nur einen einzelnen Aspekt, diesen dafür aber sehr detailliert.
Ein mögliches Thema für eine lineare Erörterung lautet:
- Die EU diskutiert darüber, die Wasserversorgung zu privatisieren. Was spricht gegen eine Privatisierung der Wasserversorgung?
- Was spricht dafür, die Trinkwasserversorgung zu privatisieren?
Dialektische Erörterung
Eine dialektische Erörterung versucht, einen abwägenden Blick auf ein Thema zu werfen. Es werden sowohl Pro- als auch Contraargumente aufgeführt. Dabei gibt es zwei mögliche Strategien, seine Argumentation zu strukturieren: Entweder man führt zuerst alle negativen Argumente auf und anschließend alle positiven oder man ordnet die Argumente so, dass sie sich abwechseln. Beide Möglichkeiten sind bei jedem Thema denkbar und können je nach persönlichem Geschmack gewählt werden.
Pro-Argument x und Contra-Argument x gehören jeweils thematisch zusammen und bilden in der dialektischen Erörterung mit wechselnder Argumentation einen Sinnabschnitt. Nach einem Sinnabschnitt folgt ein Absatz, um den Text zu gliedern. Schreibe die Erörterung so, dass das stärkste Argument für deine Position zuletzt kommt.
Hingegen werden in der blockweise angeordneten dialektischen Erörterung zuerst alle Pro- und dann alle Contra-Argumente genannt (vgl. Abb. 2).
Ein Beispiel für eine dialektische Erörterung lautet:
- In Ländern wie England ist die Schuluniform schon lange Alltag. Immer wieder kommt auch in Deutschland die Diskussion auf, ob die Einführung einer Schuluniform sinnvoll sei oder nicht. Sollen auch hierzulande Schuluniformen verpflichtend eingeführt werden?
Sprache und Stil
Eine Erörterung sollte einen sachlichen und glaubwürdigen Sprachstil haben. Am besten macht man sich bewusst, dass man zu einem Leser spricht (in diesem Fall dem Lehrer), der sich zuverlässig informieren will. Unter dieser Voraussetzung wirkt bspw. eine umgangssprachliche Ausdrucksweise abschreckend und unseriös. Eine Erörterung soll eine sachliche und genaue Auseinandersetzung mit einem Thema sein, bei der man seine Formulierungen so wählt, dass sie informiert und glaubwürdig klingen.Deine eigenen Kenntnisse sind jedoch immer gefragt. Ein ausgewogenes Urteil musst du in einer Erörterung daher fällen. Zwar darfst du in einer textgebundenen Erörterung nicht einfach deine eigene Lebenserfahrung einbringen, ein Fazit solltest du ziehen - und das geht bei einer Pro-Contra-Gewichtung nicht ohne - wohl begründete - eigene Meinung.
Sachlich und genau zu schreiben meint nicht, dass du deine Leser langweilen sollst. Deine Sprache darf und soll lebendig sein. So ist etwa ein origineller Einstieg durchaus wünschenswert, der den Bogen von einem Alltagsbeispiel zum Thema spannt: Menschen lassen sich von konkreten Dingen viel mehr fesseln als von abstrakten Kategorien. Verzichten solltest du freilich auf ausschmückende Adjektive oder Polemik, Ironie o. Ä.
Die allgemeine Aufsatzform Einleitung - Hauptteil - Schluss wird auch in der Erörterung beibehalten.
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